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das packende rätselmotiv hat unser dichter fallen lassen aber auch Ortnit begehrt eine prinzessin, die von ihrem vater, einem syrischen könig, verbrecherisch geliebt wird, auch er wagt sich werbend in dessen nähe auf die gefahr hin, dass sein kopf zu den bereits von den zinnen herabblickenden häuptern seiner unglücklichen vorgänger gesteckt werde, und muss dann, freilich mit glücklicherem erfolg, vor dem rachsüchtigen könige fliehen wie Apollonius. die züge des alten syrischen königs Antiochus sind von ihm aus dem Apollonius auf den syrischen sultan Malekal-Adel übertragen worden, und es stellt sich nun das merkwürdige ergebnis heraus, dass der spielmännische dichter des Orendel am ende des 12 jhs. diesen bruder Saladins zum sündenbock für die vergehen der unschuldsbedränger, die im 3 teil des Apollonius auftreten, und derjenige des Ortnit ihn ein menschenalter später sogar zum sündenbock für die blutschande des königs Antiochus macht, der im 1 teil des Apollonius eine hauptperson ist. dies ergebnis macht wahrscheinlich, dass die altgermanische sage kaum mehr als den namen des haupthelden und einiger genossen, sowie das gewöhnliche motiv einer gefahrvollen brautfahrt beigesteuert hat, während die geschichte des kreuzzugs von 1217, die daraus entsprungene einflechtung des hier mehr fremden als heimischen zwerges Alberich und der erste teil des Apolloniusromans dem kümmerlichen alten sagenstoff das eigenartige gepräge verliehen. doch ist mit dem bisherigen quellennachweis

2. die weitere ausschmückung der fabel, die doch so viele auffällige züge darbietet, noch nicht erklärt. auch diese verdanken wir zum teil historischen anspielungen auf eine dem kreuzzug von 1217 folgende wie vorangehnde zeit.

Schon Müllenhoff meinte, die vermutung liege doch zu nahe, dass des kaisers Friedrich n vermählung mit der jungen königin Isabella (Jolantha) von Jerusalem am 9 nov. 1225 für den dichter der anlass gewesen sei, die erneuerung der alten fabel von könig Ortnits brautfahrt zu versuchen. weil nun im frühjahr 1226, wo Friedrichs ohnmacht in Oberitalien den lombardischen städten gegenüber offenbar wurde, am wenigsten ein Tiroler gesungen haben könnte, dass alle vom gebirge bis zum meer den könig fürchteten und ihm zins brächten (str. 4), so falle das gedicht etwa in die scheide der jahre 1225/26. jene hochzeit halte auch ich für eine wichtige anregung des dichters, aber ich füge mehrere

ereignisse der nächsten fünf jahre des fridericianischen regiments hinzu, die der dichter gleichfalls in seinem Ortnit angedeutet hat. auch die kreuzzugsunternehmungen der jahre 1227 und 1228/29 schweben ihm vor. er entwirft nicht so sehr ein ideales bild von einem einheitlichen königreich Italien, wie es Friedrich I nach seiner rückkehr aus Deutschland in den zwanziger jahren des 13 jhs. herzustellen suchte und in gewisser weise auch nach damaligen begriffen bis 1226 zu stande brachte', als vielmehr eine knabenhafte, höchst verschwommene und bunt zusammengeflickte skizze dieses königreichs aus der zweiten hälfte der zwanziger jahre, als es namentlich durch die langen vorbereitungen und die endliche ausführung des kreuzzugs 1228/29 immer tiefer in schwere innere streitigkeiten hineingerissen wurde. erst bei dieser annahme verstehn wir, warum Ortnit ganz abweichend von den kreuzfahrern des j. 1217 nicht über land, sondern zu wasser von Italien nach dem heiligen land zieht, zuvor allerlei schwierigkeiten daheim zu überwinden hat und seine fahrt wegen eines bösen segelwindes auf ein jahr verschieben muss. freilich nimmt sich die zustutzung der fabel des gedichts fast wie eine parodie der furchtbar ernsten geschichte dieser zeit aus.

Auf dem stattlichen congress zu Ferentino im j. 1223, der vom kaiser und papst, vielen deutschen, italienischen und morgenländischen grofsen und römischen cardinälen besucht war, gelobte kaiser Friedrich I eine kreuzfahrt für das j. 1225 und genehmigte auch den vorschlag dieser herren, unter denen namentlich Hermann von Salza als des kaisers vertrautester ratgeber hervorgehoben wird, Isabella, das einzige kind Johanns von Brienne, die jugendliche erbin Jerusalems, zu heiraten. Friedrich war damals nahe daran, den letzten rest von widerstand in seinem königreiche Sicilien niederzuwerfen, und mit dem papst und den lombardischen städten hatte er damals noch nicht gebrochen 2. herscht Ortnit über alle länder 'ze Walhen' vom gebirge bis ans meer, in Lamparten, Brissen (Brescia), Berne (Verona), Garte (Garda), Rome und Lateran str. 3-6, Tuscan 36, Troye (Troja in Apulien) 39, Cecilje 41, Nutschir (Luceria) und Bonavente 48. ihm raten seine edelen, allen voran der nach Ortnit 'teuerste' mann,

1 DHB II s. XXV.

SO

2 Jahrbücher der deutschen geschichte: Winkelmann Kaiser Friedrich II 1 140-206, besonders 197.

Yljas von Riuzen, ein weib zu nehmen, die tochter des königs von Jerusalem str. 7. 11 ff. dessen hauptstadt ist Suders (Tyrus) str. 14.

Im j. 1225 schickte Friedrich eine flotte nach Accon, um Isabella abzuholen. diese wird hier dem kaiser angetraut, indem ihr dessen vertreter den ring an den finger steckt, und in Tyrus als königin von Jerusalem gekrönt. die würkliche hochzeit findet im november desselben jahres in Brindisi statt 1. Ortnit entführt die tochter des königs von Jerusalem nach Suders str. 480, unterwegs wird sie getauft str. 481. Ortnit het ouch mit der frouwen ûf Garte hochzit str. 483.

Aber der dichter wirrt nicht nur den kreuzzug von 1217 und die heimholung der Isabella 1225 durcheinander, sondern er mischt nun auch noch die ereignisse des kreuzzugsunternehmens Friedrichs n ein, das bekanntlich aus zwei hauptacten bestand. Friedrich schwur 1225 zu San Germano in gegenwart mehrerer deutscher fürsten und sicilischer grofsen und liefs Rainald von Spoleto in seine seele schwören, dass er im august 1227 mit 1000 rittern, 100 transportschiffen und 50 galeeren eine zweijährige heerfahrt nach dem heiligen lande unternehmen, auch schiffe für andere ritter und ihre leute stellen und 100000 unzen gold beisteuern würde. Rainald von Spoleto, der schon 1224 zum kaiserlichen legaten in Tuscien ernannt worden war, wurde vom kaiser beim beginn des kreuzzugs 1228 als reichsverweser, der auch für die kaiserliche familie zu sorgen hatte, eingesetzt 2. Ortnit verspricht 30000 helden über die see zu führen; ja wenn er 100000 findet, so will er ihnen sold geben str. 44. 50. mit speise- und weinbeladenen schiffen versorgt ihn Sicilien str. 41. er befiehlt dem markgrafen Helmnot von Tuscan leute und land, insbesondere auch seine mutter str. 36 ff.

Aber ehe der kaiser seine fahrt antrat, erneuerte sich im j. 1226 die liga der lombardischen städte, die von einer beihilfe zum kreuzzug nichts wissen wollten, endlich 400 ritter zusagten, um auch nicht einmal dies versprechen zu halten, und sogar im j. 1228 die durch ihr gebiet ziehenden deutschen kreuzfahrer plünderten3. so wollen auch die oberitalienischen grofsen Ornits, der burggraf Engelwan von Garte und sein bruder Helmnot von

1 Winkelmann aao. I 242 ff.

2 aao. 1 254 vgl. 303. 307. Wilken Gesch. d. kreuzzüge vi 450.

3 Winkelmann aao. 267 ff. 312. 321. 337. Wilken aao. 453.

Ortnits unternehmen anfangs nichts hören, bis sie sich doch zur beihilfe verstehn str. 30 ff.

Der eifrigste helfer Friedrichs war der deutschordensmeister Hermann von Salza, der inzwischen 1226 die schenkung des Kulmer landes und die bestätigung alles dessen erhalten hatte, was der orden in Preufsen erobern werde. er gewann den landgrafen Ludwig von Thüringen für den kreuzzug, nahm für Friedrich. 700 ritter in sold und, gelockt durch des kaisers verheifsung freier überfahrt, strömten gewaltige scharen im j. 1227 über die Alpen. Friedrich traf am 3 aug. zu kurzer rast mit den Deutschen Ludwigs von Thüringen in Troja, wo er öfter verweilte, zusammen1. — der eifrigste helfer Ortnits ist Yljas von Riuzen, der ihm helfen will, so gut wie möglich. dafür will Friedrich mit ihm silber und gold teilen und ihm sein königreich mehren str. 23. 24. 29. jener führt ihm 5000 ritter zu str. 28. 46 und wird zum väterlichen ratgeber von Ortnit erhoben str. 54. 55. um gut und gabe sah man da viele herankommen, um ihr leben zu wagen str. 50. 51. auch der herzog Gerwart von Troye stellt sich und 5000 helden zur verfügung, ihm wird aber geboten, daheim des 'hergebirges' 2 zu pflegen.

Nun wurde das versammelte kreuzfahrerheer in Brindisi durch eine 'corruptela aëris', wie die gleichzeitigen geschichtsquellen es bezeichnen, heimgesucht, ein grofses sterben folgte, der kaiser selber wurde von der seuche erfasst und verschob deshalb auf den rat Hermanns von Salza und einiger hoher geistlicher seine abfahrt auf den mai des nächsten jahres 1228. Hermann von Salza aber segelte ab, während daheim Rainald von Spoleto den kaiser gegen Gregor Ix, der diesen in den bann tat, verteidigte 3. als

1 Winkelmann aao. I 205. 225. 237. 242 ff. 325. 327. 486. Röhricht Beitr. z. gesch. d. kreuzzüge 1 12.

2 dies wort, wofür A Heugeburges, e marcke, ac guten vesten hat, dient vielleicht dazu, die Winkelmann aao. 1 537 unerklärliche nachricht der Annal. Marbac. p. 174 aufzuklären, nach der sicilianische Saracenen in den zwanziger jahren des 13 jhs. vom kaiser nach einem bisher unbewohnbaren orte, namens Houberch, übergesiedelt seien. gewöhnlich wird Luceria genannt, dessen castell das wegen eines aufstands entfestigste Troja ersetzte (Ryccard. de S. Germano a. 1233); vgl. Winkelmann aao. 1 209. ['Heuberg' (Howeberc, Höuberc) ist, wie wir aus Rudolfs Weltchronik und der Kaiserchronik v. 17136 wissen, der deutsche name des Monte Gargano. E. SCH.] 3 aao. 1 329 ff. 337.

Ortnits heer sich in Unteritalien versammelt hat, rät Yljas von Riuzen dem könig von der fahrt wegen des 'bösen segelwindes' ab, und sie wird in der tat auf den mai des nächsten jahres verschoben str. 56. 57. diese überraschende übereinstimmung wird durch die verwandlung der bösen luft in einen bösen segelwind und auch dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt, dass Hermann von Salza seinem herrn voranfährt, während Yljas von Riuzen bei ihm daheim bleibt.

Trotz dem widerwillen der Lombarden sticht Friedrich mit seiner flotte im nächsten jahre von Brindisi und Otranto in see und landet in Tyrus. er zeichnet sich während des krieges durch seine milde gegen die Saracenen aus. sein stärkster bundesgenosse ist auch hier wider der treffliche deutschmeister Hermann von Salza, der auch das mit dem sultan vereinbarte friedenswerk eifrig unterstützt, nach der selbstkrönung Friedrichs in der kirche des heiligen grabes das verfahren des gebannten kaisers rechtfertigt und zur befestigung Jerusalems auffordert. dann kehrt er mit ihm im mai 1229 nach Italien zurück 1. nachdem Ortnit einen kampf mit einem lombardischen burggrafen bestanden hat str. 201 ff, fährt er im nächsten jahr von Messina nach Tyrus str. 214 ff. er erbarmt sich der heidenfrauen, die Yljas von Riuzen tötet 329 ff. dieser aber ist im übrigen auch hier widerum sein tapferster und tätigster genosse, der nach der gewinnung der königstochter von Jerusalem mit ihm nach Italien heimkehrt.

Nachdem Friedrich das beilager mit Isabella vollzogen und tags darauf ihren vater, Johann von Brienne, aufgefordert hatte, auf das königreich Jerusalem zu verzichten, geriet dieser aufser sich und war seitdem seines schwiegersohns schlimmster feind. während dessen abwesenheit im heiligen lande rächte er sich durch einfälle ins königreich Sicilien in den jj. 1228/29, und schon wurde der kaiser tot gesagt, um die verwirrung zu steigern. nach seiner siegreichen rückkehr aber erneuerten die Lombarden im j. 1231, also 6 jahre nach seiner vermählung, ihren bund, 'schlangen und muränen gleich' entzogen sie sich seinen griffen, und ganz Oberitalien wurde viele jahre lang durch kriege verheert 2. Ortnits schwiegervater, der könig von Jerusalem, rast, als er hört, Wilken aao. vI 450. 486 ff. 497. 505. Schirrmacher K. Friedrich II

I 171. 175, vgl. 210. 212.

2 Schirrmacher aao. II 92. 149. 210 ff. 272.

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