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Als den liebten tag sterne,

Dev haizzet Pentesyleye,

Dev sůzze valsches vreie,

Die wahter die da friuset,

Swenn die sol mein auge sehen, Niement sei ze frevnt verliuset,
So chan mir lieber niht geschehen, Ahey waz si frauden phligt,
Wer hat ev van der schönen magt, Ir schon für alle schöne wigt,
Lieber herre mein nu sagt, Die weibes pilde ie getruch,
Ir schöne der geleichet niht, Ich waen des lobes sei genůch,
Swie vil man sei pei frawen siht, Ich darf sei niht loben mer,
Die doch vil wol geschônet sint, Si hat vil lop vnd er.
So dunchet gar ir schône plint, Wizze Kvnich Tachalaz,
Man sihet sei als gerne,
Ich gehort nie weip geloben paz,
2-26).

sp. 2 (Pal. bl. 243b, sp. 2,
Da wirt ev van erst erchant,
Waz ist angestleicher streit,
Nie chain man pei seiner zeit,
Herter streit nie gestrait,
Dann der Kŷnich Befamarait,
Er waltet grozzer sterche,
Ez get seins landes gemerche,
Reht piz her an den phlvm,
Er hat gemachet manigen rům,
Swa er in gedrenge was,
Kain munt van Ritter nie gelas,
Der waere paz gepreyset,
Sein hertz in dar an weiset,

Daz er genaden gert an weip,
Ich waiz chains Ritters leip,
Der enphangen hab so hohen lon,
Der Kvnich von Satragon,
Ab garen minne erwarp,
Der leip nach seiner minn erstarp 2,
Daz er so churtz pei ir belaip,
Daz schaiden si van dem leben traip,
Chain weip chan nv so werben,
Daz si van laid iht sterben,
In sint dev hertz erstainet,
Swie vil der leip gewainet,
So wil daz hertze doch genesen,

QUELLENSTUDIEN ZUR MITTELHOCHDEUTSCHEN SPIELMANNSDICHTUNG.

I ZUM ORTNIT.

Die oberdeutsche sage von Ortnit liegt uns in drei fassungen vor: im mhd. Ortnit und Wolfdietrich, in Dietrichs flucht von 2109-22943 und in einer der drei Hertnidsagen der Thidrekssaga c. 417 ff. die erste fassung fällt nach Müllenhoff in die jj. 1225/26, die zweite wird um 1300, die nordische erzählung 1 diese zeile fehlt in der Heidelb. hs.

2 diese und die folgende zeile sind in der Heidelb. hs. umgestellt. 3 DHB III s. 3 ff. I s. 89 ff.

Z. F. D. A. XXXVIII. N. F. XXVI.

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in die mitte des 13 jhs. gesetzt. den geeignetsten ausgangspunct zur weiteren untersuchung ihres inhalts gewährt die älteste und am reichsten entfaltete überlieferung, aus der ich zunächst den kern der fabel, die brautfahrt k. Ortnits, heraushebe, um darnach ihre ausschmückung ins auge zu fassen.

1. Der kern der fabel: der dichter des Ortnit beginnt mit der versicherung, in der stadt Suders (dh. Tyrus 1) sei ein von den heiden aus bosheit vergrabenes buch aufgefunden, das vom königreich Lamparten singe. in Lamparten wuchs der gewaltige könig Ortnit heran, bis ihm seine edlen rieten, eine frau zu nehmen, und zwar die tochter des mohrenkönigs Machorel, der, in Muntabur geboren, die krone in Jerusalem trage und dessen hauptstadt Suders in Syrien sei. freilich jeder werber habe bis dahin sein leben verloren, schon seien 72 häupter zu Muntabur auf die zinnen gesteckt. denn der vater hoffe auf den baldigen tot seiner gemahlin, um dann selbst seine tochter zum weibe zu nehmen. nachdem Ortnit dies gehört, trifft er umfassende rüstungen zur heerfahrt und gewinnt auch den beistand des von ihm bezwungenen zauberkundigen zwerges Alberich, der sich als seinen vater zu erkennen gibt. diesem ist der könig von Muntabur samt der umgegend der burg schon bekannt (str. 123. 266). unter dem vorgeben, sie seien kaufleute, fahren die christen in den hafen von Suders und erobern die stadt, während Alberich nach Muntabur eilt, um bei Machorel seine werbung anzubringen. Machorel ist aufs tiefste empört, aber da der zwerg sich unsichtbar zu machen weifs, kann er ihm nichts anhaben, so dreist er auch aus nächster nähe von ihm verhöhnt wird. Alberich kehrt zu seinem herrn zurück, um ihn nun zum sturm auf die burg Muntabur aufzufordern, der aber scheitert. denn die aus dem tore mutig den christen entgegenrückenden heiden werden zwar zurückgedrängt, lassen aber ihre feinde, die schwere verluste erleiden, nicht in die burg hinein. doch gelingt es dem listigen zwerg, die jungfrau zu bewegen, durch ihn dem könig Ortnit ihren ring als zeichen des eheversprechens zu übermitteln. nun bläst Ortnit zum rückzug, Alberich lockt die jungfrau aus der burg, sein herr entführt sie trotz der verfolgung der heiden

Tyrus, das im mhd. Surs oder Suders hiefs, wie DHB III s. xxx nachgewiesen ist, wird schon in den Schlettstädter glossen (Zs. 5, 368) Súris genannt. Sur ist die arabische bezeichnung.

glücklich nach Suders. nach ihrer taufe macht er sie auf der heimfahrt zu seinem weibe. der schluss der fabel wird weiter unten betrachtet werden.

Ortnits meerfahrt gegen Muntabur spiegelt einige der wichtigsten begebenheiten des kreuzzugs königs Andreas von Ungarn im j. 1217 wider, an dem viele Österreicher, Baiern und auch die landsleute des Ortnitdichters, die Tiroler, teilnahmen. sie berannten das von Malek-al-Adel (Machorel), dem sultan von Syrien und Aegypten, 1212 gebaute und 1218 schon wider geschleifte schloss auf dem berge Tabor vergeblich, bei der kräftigen gegenwehr der aus dem tor hervordringenden Saracenen. diese und einige andere übereinstimmungen der geschichte mit der dichtung haben Müllenhoff und Amelung eingehend dargelegt. erinnert man sich meiner Orendeluntersuchung (Zs. 37, 348), so ergibt sich, dass jener bruder Saladins, Malek-al-Adel, ein vierteljahrhundert früher auf die ältere spielmannsdichtung einwürkte in ähnlicher weise wie darnach auf die jüngere des Ortnit; aber noch ein anderes bisher übersehenes historisches datum müssen wir erwähnen, weil aus ihm der einfall der einmischung des zwerges Alberich entsprungen zu sein scheint. von den abend

ländischen darstellern dieses kreuzzugs schildert nämlich Oliverius scholasticus, ein kölnischer domherr, der einer der eifrigsten kreuzprediger in Westfalen und Friesland war und im j. 1218 selber mit nach Damiette fuhr 2, die belagerung des berges Tabor am genauesten, und zwar so, dass deren grundzüge mit der im Ortnit dargestellten im wesentlichen übereinstimmen: nur rücken die belagerer nicht von Tyrus, sondern von Ptolemais (Accon) heran. nach Oliverius 3 taucht nun bei dieser belagerung ein durch seinen kleinen wuchs auffälliger Saracene, 'parvus Sarracenus', auf, der zu den christen überläuft und dieselbe rolle übernimmt, wie der zwerg Alberich. ortskundig wie dieser verrät auch er den christen, dass die festung trotz der steilheit des berges nicht uneinnehmbar sei. aber auch hier mislingt der sturm. dies fremde männchen, das auf den gang des kreuzzugs vom

1 DHB III s. XXVIII ff.

2 Wilken Gesch. d. kreuzzüge vi 98 ff. 178; Wattenbach Deutschlands geschichtsquellen 115 407.

3 Oliver. scholast. Hist. Damiatina c. 2; vgl. Wilken Gesch. d. kreuzzüge vi 149.

j. 1217 einen nicht ganz unbedeutenden einfluss gewann, bewog, wie es scheint, den Ortnitdichter dazu, es mit frischem humor in den sagenhaften zwerg Alberich zu verwandeln, der ja auch in seinem gedicht für einen alten bekannten des sultans gilt. im übrigen bildete er ihn zum grösten teil dem französischen Aubron, dh. dem romanisierten Alberich, wie er im Huon von Bordeaux dargestellt ist, und nur zum kleineren teil dem altdeutschen Alberich nach, der denn auch im Ortnit, zum unterschiede von Aubron, kostbare waffen zu schmieden versteht und der vater des haupthelden ist1. die scene, wo der zwerg Alberich, bevor er den helden nach Muntabur führt, den eine jungfrau behütenden heiden trifft, wie er vor der gruft sich kühlt, erinnert an die bemerkung des liedes vom Hürnen Seyfried str. 137 (Golther), mit der es das erscheinen des vom zwerge Euglein (= Alberich) unterstützten helden vor dem drachenstein begleitet: der eine jungfrau behütende drache kühlt sich vor dem loch. so erklärt sich die ansprechendste figur des ganzen gedichts.

Auch die quelle einiger anderer poetischer hauptmotive, die jene historischen grundzüge durchsetzen, ist bisher noch nicht erkannt worden, obwol gleich die erste strophe, nach der k. Ortnits geschichte in einem von den heiden zu Tyrus vergrabenen buche gefunden worden sein soll, auf die spur führt. denn Tyrus war nicht nur der hauptschauplatz (Zs. 37,321), sondern auch der aufbewahrungsort der hellenistischen romane. nicht nur Dictys Cretensis sollte nach dem prolog mit seinem wol dem 1 jh. n. Chr. anhörigen 'Bellum trojanum' hier begraben worden sein, das dann zu Neros zeit bei einem erdbeben wider zum vorschein gekommen sei, sondern auch der roman des Antonios Diogenes von Dinias und Derkyllis war dem helden desselben zu Tyrus mit ins grab gelegt und nach der einnahme der stadt durch Alexander wider entdeckt worden. Apollonius von Tyrus aber liefs ein exemplar seiner berühmten historia im Dianentempel zu Ephesus, ein anderes in seiner bibliothek, also widerum zu Tyrus, aufbewahren2. solche schwindelei ahmten nun die dichter des ma.s gern nach. widerholt

1 DHB III s. xx1; Lindner Die beziehungen des Ortnit zu Huon de Bordeaux. Rostock. inaug.-diss. 1872. dass der Huon auch den h. Ernst beeinflusste, vermutete richtig schon JGrimm Zs. 7, 298

2 DHB IV S. 239; Rhode Griech. roman s. 258. 271. 282; Hist. Apoll. regis Tyri rec. Riese c. 51.

berufen sich die französischen epiker auf geschichten, die im münster von Mont Laon oder von Saint Denis liegen sollten, und so will nun auch unser dichter seine geschichte vom könig Ortnit aus einem zu Suders dh. Tyrus von heiden vergrabenen und wider gefundenen buche genommen haben str. 1. 2.

Aber in diesem falle hat doch die wunderliche berufung einen tieferen sinn, als in den meisten andern. denn in der tat hat er die in Tyrus angeblich aufbewahrte Historia Apollonii regis Tyri dazu benutzt, um durch sie wie durch die kreuzzugsgeschichte die alte Ortnitsage umzugestalten. wenn aber der Orendel den ersten teil des Apolloniusromans, der von blutschande zwischen vater und tochter handelt, gleich dem Jourdain und dem griechischen märchen hinter eine anders motivierte vorgeschichte zurückdrängt, dagegen den zweiten und dritten teil desselben zur grundlage macht (Zs. 37, 339), so scheut der Ortnit nicht vor jenem furchtbaren motiv des ersten teils zurück, das schon früher das rheinische gedicht vom hl. Albanus (Lachmann Kl. schr. 1 523 (f) in legendarischer form mit grausamem ernst behandelt hatte.

In der vorgeschichte nämlich tut der verwitwete könig Antiochus von Antiochien seiner eignen schönen tochter gewalt an und, um sich ihren besitz zu sichern und die werbung ihrer freier zu vereiteln, gibt er ihnen rätsel auf, deren lösung ihnen die hand seiner tochter verschafft, deren nichtlösung aber ihnen den hals kostet. obgleich die zinnen des schlosstores bereits mit den häuptern der unglücklichen werber besteckt sind, versucht der reiche und kluge Tyrier Apollonius 2 dennoch sein glück und deutet kühn in seiner lösung dem könige an, dass er den furchtbaren sinn des rätsels, das die blutschande des vaters verhüllt, wol durchschaut habe. der rachsucht des königs entrinnt er nach Tyrus, aber auch hier stellt dieser ihm nach dem leben. so flüchtet er nach Tarsus und, da er sich auch hier bedroht fühlt, nach der cyrenäischen Pentapolis, an deren küste er schiffbruch leidet. damit beginnt die eigentliche, im Orendel aufgenommene fabel. —

Amis et Amiles hg. von KHofmann s. LXII.

2 Hofmann aao. s. 418 verweist auf Wilhelms von Tyrus Hist. XIII c. 1, der als die berühmtesten Tyrier hintereinander aufzählt Hiram, den miterbauer des Salomonischen tempels, den durch seine geschichte bekannten Apollonius und Abdaimons sohn Abdimus, der die von Salomon an Hiram geschickten rätsel zuerst gelöst habe, vgl. Fl. Joseph. Antiq. vIII c. 5.

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