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hausen. nach einiger zeit verabreden sich die jungen helden, getrennt auf abenteuer auszuziehen und nach zwölf monaten auf demselben schlosse wider zusammenzutreffen. ihre fahrten werden nun der reihe nach geschildert. der name des ersten und unbedeutendsten unter den gefährten des Hector findet sich nicht im Akkv., dagegen erscheinen die übrigen fünf vereint in strophe 6 des gedichtes (Florencius, Fenacius, Alanus, Trancival, Aprival). hiernach ist die vermutung Cederschiölds, dass mit dem in strophe 1 erwähnten Ektor der held unserer saga gemeint sei, wahrscheinlich genug. ein einziger nur von diesen sieben rittern kehrt am verabredeten tage nicht zum schlosse Hectors zurück, Aprival, der in die gefangenschaft des königs Troilus geraten ist. dessen sohn Aeneas bietet mit seinen sechs heergesellen das gegenbild zu Hector und seiner umgebung. zur befreiung Aprivals zieht Hector mit seinen freunden an der spitze eines gewaltigen heeres gegen Troilus und schliefst diesen in seiner feste ein. es entbrennt eine furchtbare schlacht, der könig muss mit den seinen in die stadt zurückflüchten. Aprival vermittelt eine versöhnung, Hector erhält die hand Trobils, der schönen tochter des königs Troilus und reitet in freuden heim. einer der helden des Aeneas, und zwar der gewaltigste, ist der im Akkv. 6, 7 erwähnte Belus.

Die aufzählung dieser namen im Akkv. ist ein beweis für die beliebtheit, der sich die Saga frá Hektor oc koppum hans erfreute; dafür spricht denn auch die verhältnismäfsig grofse anzahl der uns erhaltenen handschriften (JThorkelsson Om digtn. på Island i det 15 og 16 årh. s. 301). ob die saga in Island selbst erfunden oder nach einer fremdländischen vorlage bearbeitet ist, möge vorläufig dahingestellt bleiben; bisher ist es mir noch nicht gelungen, eine französische quelle, an die man zunächst zu denken hätte, aufzufinden. indem ich mir vorbehalte, auf diese frage zurückzukommen, begnüge ich mich hier damit, auf einige romanische erweiterungen und fortsetzungen der Trojasage hinzuweisen, mit denen die isländische Hectorsage am ersten verglichen werden kann. Hector wurde dadurch, dass sich die mittelalterliche tradition an Dares anschloss, weit über Achilles erhoben; an seine person knüpfte denn auch die neu schaffende phantasie mit vorliebe an. das altfranzösische lied von Hector und Hercules schildert ein ereignis, das vor dem grofsen krieg

angesetzt wird: Hector besiegt im einzelkampfe den Hercules und rächt so den tod Laomedons (Bartoli I codici francesi della biblioteca Marciana di Venezia 16 ff; WMeyer Zs. f. rom. phil. 10, 363; im Troj. kriege des pseudo-Wolfram von Eschenbach, von dem Greif Die mittelalt. bearb. d. trojanersage 125 ff einen kurzen auszug gibt, kommt auch ein kampf zwischen Hector und Hercules vor, der aber hier irrtümlich den kämpfen vor Troja eingereiht ist). breiter angelegt als dieses gedicht aus der vorgeschichte des grofsen kampfes zwischen Trojanern und Griechen sind die fortsetzungen. dass man schon früh darauf bedacht war, das heldengeschlecht des Hector nicht aussterben zu lassen, zeigt eine stelle im Roman de Troie des Benoit in recht bezeichnender weise: Andromache hat von Hector

deus biax enfanz,

li ainz nez n'avoit que V anz.
Landomata ot non li uns....

li altre ot non, ço dit l'escriz,
Astarnantes. (v. 15193 ff)

Astarnantes (Astyanax) stirbt, aber Landomata, dessen name nach Laomedon gebildet wurde, ist offenbar eingeführt, um den fall Trojas zu überleben und dem geschlechte des Hector neuen, königlichen glanz zu geben. der roman, welcher auf diese weise die Trojasage kyklisch erweitert, ist in prosafassung erhalten, vgl. PParis Les mss. franç. de la bibliothèque du roi vi 348; über eine italienische bearbeitung s. Gorra Testi inediti di storia trojana 244. den rachezug der nachkommen des Priamus, die von helden der tafelrunde unterstützt werden, schildert eine abenteuerliche prosaische erzählung, von der Gorra aao. 248 nachricht gibt (ebenso bildet die Vengeance d'Alexandre die fortsetzung der Alexandersage); in diesem italienischen romane tritt, wie in der isländischen saga, ein Hector unter den nachkommen des trojanischen königshauses auf. diese beispiele mögen zur andeutung genügen, welcher gruppe der mittelalterlichen dichtungen die nordische Hectorsage angehört. vielleicht geben meine zeilen veranlassung zu weiteren mitteilungen: es scheint noch nicht ausgeschlossen, dass auch die Hectorsage wie andere lygisogur sich als bearbeitung eines fremden originals erweist.

Göttingen, 22 april 1894.

RUD. MEISSNER.

OTFRIDSTUDIEN.

II

Zur vorläufigen verständigung über die nachlese von quellen für Otfrids evangelienbuch, die ich im folgenden vorlege, bemerke ich, dass sie zunächst gewonnen ist aus der stärkeren ausnutzung der evangelien, sowie derjenigen schriften, die hauptsächlich von Kelle, dann aber auch von Piper, Erdmann, Loeck (Die homiliensammlung des Paulus Diaconus die unmittelbare vorlage des Otfridischen evangelienbuches, Kiel 1890) und anderen nachgewiesen worden sind. auch übereinstimmung zwischen einzelnen worten und wendungen habe ich hervorgehoben. ferner sind von mir eine anzahl bisher unberücksichtigter schriften herangezogen worden, worunter insbesondere der Matthäuscommentar des Paschasius Radbertus zu erwähnen ist, welcher der zeit nach sehr wol von Olfrid benutzt worden sein kann. ich bin keineswegs der ansicht, dass alle von mir beigebrachten stellen würklich von Otfrid gelesen und in seinem werke verwertet wurden; es genügt mir in manchen fällen, einen gedanken Otfrids bei den schriftstellern seiner zeit aufzuzeigen, und wenn da nicht, sogar überhaupt in der kirchlichen tradition des mittelalters. ich citiere noch Haymo von Halberstadt als autor, obzwar mir bekannt ist, was von Hauck und neuestens vornehmlich von Valentin Rose in seinem unübertrefflichen katalog der Berliner Meermannhandschriften dawider eingewendet worden ist. auch ich glaube nicht mehr an Haymo, muss aber in ermangelung eines anderen sicheren namens einstweilen die bisher ihm zugeschriebenen werke unter dem seinen anführen. ebenso nenne ich noch Beda als verfasser des vielgebrauchten Matthäuscommentars und der ihm beigelegten redaction von Alcuins Johannescommentar. die fragen nach der urheberschaft dieser und anderer noch ungedruckter alter evangeliencommentare, sowie nach ihrem gegenseitigen verhältnis, behandle ich in dem nächsten abschnitte meiner arbeit.

Bei meinen anführungen setze ich stets Erdmanns grofse Otfridausgabe voraus, habe jedoch allerorts, wo es mir nötig schien, auf die mitteilungen von Kelle und Piper in ihren ausgaben zurückgegriffen. die dedicationen und das erste capitel von Otfrids werk bleiben hier fürs nächste unerörtert, weil sie zusammen für sich im vierten teile untersucht werden. eine knappe tabelle zur

übersicht des bis jetzt vorgebrachten quellenmateriales zu Otfrid beschliefst diesen zweiten abschnitt. die lateinischen citate, soweit sie nicht aus der bibel stammen, beziehen sich auf Mignes Patrologia Latina in 221 bänden (2174), Paris 1843-1887; in den wenigen fällen, wo andere ausgaben benutzt werden musten, ist das ausdrücklich angegeben.

ERSTES BUCH.

2. Solche anrufungen gottes am beginne eines werkes finden sich bei schriftstellern aus der zeit Otfrids nicht selten, zb. bei Walafrid Strabo, Angelomus usw. übrigens wurde der 69 Ps., der mit den worten anhebt: Deus, in adjutorium meum intende; Domine, ad adjuvandum me festina, von den Benedictinern täglich gebetet und legte also eine solche einleitung dem dichter nahe. 3 ff die Ps.-stelle 50, 17 ist auch von Beda im Marcuscommentar zu der erzählung von der heilung des blindgeborenen angezogen 92, 204 D. sie ist übrigens der regelmässige eingang des breviergebetes. 20 Ps. 50, 11 steht: dele omnes iniquitates meas, also braucht der plural des textes nicht vom schreiber, er kann auch vom dichter herrühren. vielleicht sind die nächstfolgenden gedanken durch Ps. 50, 12 angeregt: cor mundum crea in me, Deus, et spiritum rectum innova in visceribus meis. der 50 Ps. gehört überhaupt zu den täglichen gebeten der Benedictiner. vielleicht lässt sich annehmen, dass manche der in diesem abschnitt ausgesprochenen gedanken durch die Benedictinerregel selbst angeregt wurden, insbesondere durch den prolog, dessen sätze ja den ordensgliedern aufs innigste vertraut waren. so heifst es dort im ersten absatz (66, 216 D): imprimis, ut quidquid agendum inchoas bonum, ab eo perfici instantissima oratione deposcas. zu v. 15 ff vgl. das citat Ps. 33, 14: prohibe linguam tuam a malo et labia tua, ne loquantur dolum, das der prolog 217 B enthält. zu v. 17f. 25 f vgl. prolog 218A: qui timentes Dominum de bona observantia sua non se reddunt elatos; sed ipsa in se bona non a se posse, sed a Domino fieri existimantes, operantem in se Dominum magnificant, illud cum propheta dicentes: 'non nobis, Domine, non nobis, sed nomini tuo da gloriam' (Ps. 113, 1). - zu 23 vgl. (aufser Sap. 1, 6: quoniam Deus cordis illius scrutator est verus et linguae ejus auditor) Ben. R. cap. 7 (66, 371 D): demonstrat nobis hoc propheta, cum in cogitationibus nostris ita Deum semper praesentem ostendit,

Z. F. D. A. XXXVIII. N. F. XXVI.

22

dicens: 'scrutans corda et renes Deus' (Ps. 7, 10). et iterum: 'Dominus novit cogitationes hominum, quoniam vanae sunt' (Ps. 93, 11) usw. zu 37 ff. 43-46, dann dem schluss des abschnittes überhaupt vgl. den zweiten teil des prologes der Ben. R. 218 A-D.

3. 1 ff die hervorhebung der namen aus dem alten testamente fällt in der sache mit der sonderung der weltalter zusammen, Otfrid bringt also hier dasselbe wie der verfasser des Heliand im eingange seines werkes. vgl. Sedulius Scotus Expositio in argumentum evang. Matthaei, 103, 275 f. Abraham und David hebt schon Matthaeus selbst heraus v. 1: filii David, filii Abraham. in derselben weise wie Otfrid beurteilt Christian von Stablo in seiner Expositio in Matthaeum (die auch von Walafrid Strabo bei seiner Glossa ordinaria, zb. eben zu der stelle 114, 65, stark benutzt wurde) die hervorgehobenen, 106, 1267 AB. 23 ff diese dreiteilung ist keineswegs, wie Erdmann zu vermuten scheint, Otfrids eigentum; sie findet sich bei Beda im Matthäuscommentar (92, 11 A): iste vero numerus quaterdenarius ter positus triplicem Israelitici populi historice demonstrat distinctionem, quarum prima sub patriarchis et sacerdotibus et judicibus fuit ante reges; secunda sub regibus et prophetis et sacerdotibus; tertia sub ducibus et prophetis et sacerdotibus post reges (= Rabanus Maurus Matth.-comm. 107, 745 A. vgl. Walafr. Strabo Glossa Ord. 114, 68 D und ganz ebenso die dem Rabanus Maurus zugeschriebene [s. darüber Kunstmann s. 153 anm.] homilie über den Liber generationis Migne 110, 465 A). man sieht, dass Otfrid aus jeder dieser drei gruppen nur die zuerst genannten gewählt hat, vgl. Schade Altd. wb. 1307 unter zwahta. - 27 ff die angeführte Isaiasstelle bringt Ambrosius im Lucascomm. bei 15, 1675 A (vgl. Cassiodor Expos. in ps. 79, 70, 582). er sagt auch 1642 A: radix enim est familia Judaeorum, virga Maria. so nennt Gregor ebenfalls die patriarchen bäume, deren frucht Christus ist, Moral. xxIII 1. 76, 251 A f. der grund, den Erdmann aus Beda anführt, weshalb hier Maria, nicht Joseph, genannt wird, steht schon im Matth.-comm. des Hieronymus 26, 24 B.

29 ff wie alles vorangehnde auf Maria abzielte, zeigt Rabanus Maurus im Matth.-comm. 107, 732.31 knüpft sich wol daran, dass 'Maria' syrisch 'domina' heifst, wie die commentatoren alle seit Hieronymus erwähnen, vgl. Beda zu Lucas 92, 316 D: syriace vero Domina vocatur, et merito, quia et totius mundi Dominum

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