in diesen versen typenverse, aber nach der Sieversschen auffassung der typen mit nur 2 hebungen, sodass als durchgehendes princip nur zweihebigkeit wie für die allitterierende kurzzeile anerkannt werden kann'. in diesem falle sieht man besonders deutlich das unzureichende der typen. denn es steht doch unbedingt fest, dass die mehrzahl der verse 4 hebig gebaut sind. ohne diese annahme ist die technik dieser zeit nicht zu erklären. warum will man bei diesen kürzeren versen gleich zur zweihebigkeit übergehn, da doch bei ihnen noch etwas mehr als 2 hebungen vorhanden ist? nur eine nebenhebung, wird man sagen. aber unterscheiden wir nicht auch bei Otfrid haupt- und nebenhebungen, ohne dass es darum jemandem einfällt, nur von zwei hebungen zu reden? anderseits finden sich auch zahlreiche fälle einer andern technik mit nicht genauer regelung der quantitäten. hier hat die technik der 4 hebigen verse eingewürkt, die ja auch schon im Heliand anders gebaut werden als die 3 hebigen. Auf diesen punct, den mir Heusler völlig erledigt zu haben scheint, will ich jetzt nicht weiter eingehn, sondern mich zu den offenbar 2 hebigen versen mit klingendem ausgang wenden, bei denen Heusler in eigentümliche inconsequenzen und schwierigkeiten gerät. Heusler sagt s. 64: 'diese verse mit nur drei gesprochenen hebungen, wie ich sie glaube annehmen zu müssen, sind sämtlich stumpf im sinne des altgermanischen verses, dh. die letzte hebung ruht auf einer sprachlich starktonigen silbe. sollten wir dreihebige verse in weiterm umfange ansetzen? sollte zb. eine messung jóch zwei ougen zulässig sein?' Heusler verneint diese frage, er entscheidet sich vielmehr dafür, dass derartige verse mit 4 hebungen zu lesen sind, weil sie vollständig aus dem rahmen des vierhebungsverses heraustreten würden. er gesteht zu, dass er sich eigentlich einer inconsequenz schuldig macht, einer inconsequenz, die ihn schliefslich zur dehnung einer silbe über zwei füfse, bezw. zur annahme von pausen in der mitte des verses führt und eine auffassung der Kürenberger- und Nibelungenverse zur geltung zu bringen sucht, in der ich ihm durchaus nicht folgen kann. aus der Wiener Genesis führt Heusler die verse an: 22, 21 wesen ne můsen; 26, 26 Seth genanten; 28, 24 uiur erleskent; 29, 30 vernemen ne mahte; 30, 28 noch ne dorften sament zewerfen; 36, 16 bern ne wolta; 51, 34 dienotest; 55, 13 und 57, 43 si sprachen; 70, 5 nu ilet. im ganzen sind das 11 fälle gegen 45 mit stum pfem ausgang, die wir nach den bisher geltenden regeln nicht anders als 3 hebig lesen können. von dem auswege, den Heusler s. 79 einschlägt, sehe ich vorläufig ab. als unmöglich lässt sich an dieser stelle die annahme von überdehnungen bezw. pausen natürlich nicht erweisen. berücksichtigen wir weiter nicht, dass diese verse aus dem rahmen des vierhebungsverses herausfallen, so ergibt sich sofort, dass sie dem Sieversschen typus A im av. genau entsprechen. ich brauche ja nur verse anzuführen wie aus dem Heliand manega waron 1', forht ni wari 115, metod gimarcod 128, lik gidrusinot 154b, erl afôdit 198, um jedem klar zu zeigen, dass die parallele vollständig ist. Derartige verse sind nun aber in den angeführten gedichten nicht vereinzelt, sondern ziemlich zahlreich, da ja Heusler nur diejenigen verse zählt, die unbedingt 3 hebig gelesen werden müssen, oder besser nur 3 hebungsfähige silben haben. aber wenn man erst einmal das princip anerkannt hat, wird man hier, genau wie bei den stumpfen versen entschieden weiter gehn. ich lese also in der WGenesis den séhsten fürsten 11, 7; er nánt in lihtvaz 11, 13; hie in himile 11, 21; úf dem himilè 11, 26; diu wázzer gnótė 12, 19; nach uns gebietè 13, 6; si so pittèr 13, 19; ein pilede máchèt 13, 26; daz bilede máchòn 13, 32; den gébel ze scirme 13, 35; sin wib máhilen 14, 14; swelchen pfaffen 14, 16 usw. Natürlich ist eine absolut sichere gewähr, ob die verse so, nicht in einigen fällen doch 4 hebig aufzufassen sind, nicht vorhanden. das tut aber dem princip keinen abbruch. im allgemeinen glaube ich, gerade im gegensatz zu Heusler, dass das gesetz, das als eines der wichtigsten in der mhd. verslehre gilt: ein einsilbig gebildeter tact muss stärkeren accent tragen als der nächstfolgende gute tactteil, auch von der früheren dichtung anerkannt wird. denn dieses gesetz scheint mir wichtiger zu sein, als die durch nichts zu begründende annahme der neueren, dass 3- und 4 tactige reihen nicht vereinigt werden dürften. III. DIE KÜRENBERGERSTROPHE. Genau dieselben beiden versarten, 3 hebig stumpf und 2 hebig klingend, treffen wir weiter im strophenbau der ältesten minnelieder, die unter dem namen des Kürenbergers überliefert sind. die strophenform der mehrzahl dieser gedichte hat man mit der Nibelungenstrophe verglichen. sicher zeigt sie eine grosse ähnlichkeit mit ihr. aber ohne eine anzahl von conjecturen kommt man nicht aus. Heusler behandelt diese stücke in seinem 5 capitel. er wirft die frage auf: 'ist es denkbar, dass die entsprechenden glieder verschiedener strophen nicht durchweg gleiche hebungszahl hatten? dass also die form dieser strophe nicht bis ins einzelne genau fixiert war?' s. 95. er bejaht die erste frage: die strophe besteht aus 4 langversen von je 4 hebungen, die aber nicht sämtlich verwürklicht sind; die stellen, an denen die pause in der reihe eintreten kann, sind nicht genau fixiert gewesen. ohne auf Heuslers ausführungen im allgemeinen einzugehn, ohne seine auffassung der dipodien anzugreifen, die ich nicht teilen kann, wende ich mich vielmehr direct zu den zweiten halbversen, und stelle das tatsächliche material aus MFr. hierher. Wir finden zunächst an dieser stelle 3 hebig stumpfe verse: wie 7, 24. 8, 14; ferner vil dicke we getán 8, 26; des ich nicht mohte han 8, 28; dáz ist schedelich 8, 30; mére danne ein jar 8, 34; ferner 8, 36; 9, 2. 18. 22. 24. 26. 32. 34; 10, 2. 4. 6. 10. 12. 14. 18. 20. 22; also 23 tadellose fälle, die auch Heusler nicht anficht. es bleiben als ausnahmen: als der rôse an dem dorne tuot 8, 22, wo in MFr. das dem gestrichen ist. ob mit recht, wage ich zu bezweifeln. jedesfalls wird aber der vers, auch wenn wir die hsl. la. beibehalten, nicht 4 hebig, sondern man hat ihn mit 2 silbigem auftact und mit 2 silbiger senkung zu lesen. Diesem schema gegenüber treten nun als entsprechungen verse auf, die 2 hebig klingend gebildet sind; vil liep wünne 7, 20; gewan ich künde 7, 22; an einer zinne 8, 2; vil wol singen 8, 4; vor dinem bette 8, 10; niwet wecken 8, 12; in minem hemede 8, 18; ritter edele 8, 20; schône vliegen 9, 6; sidîne riemen 9, 8; alrôt guldin 9, 10; daz ich geweine 9, 14; müezen uns scheiden 9, 16. Heusler sagt zu diesen versen (s. 99): 'haben wir es mit dipodien zu tun, so sind die klingend ausgehnden zweiten halbverse natürlich vierhebig zu lesen: vil liep wünnè, gewán ich kündè usf. die messung gewán ich künde udgl. wäre mit dem 4/4 tact unverträglich. und er begründet dies mit folgendem satze: 'dass die leichten tactfüllungen, wie sie bei dieser scansion entstehn, der dichter nicht fremd sind, verbürgen uns die verse der túnkèl stérné, der birget sich, wip vil schoene, bei welchen die messung nicht zweifelhaft sein kann'. abgesehen davon, dass mir die mes sung doch zweifelhaft zu sein scheint, dass auch die lesung der túnkel, dér birget, zu erwägen ist, abgesehen davon ist diese frage nicht durch einen hinweis zu erledigen, dass derartige gebilde würklich vorkommen, sondern diese verse müssen zuerst und vor allen dingen im zusammenhang mit den übrigen versen des systems betrachtet werden. und da zeigt sich, dass daneben in der mehrzahl ganz deutlich 4 hebige verse stehn, teils mit, teils ohne synkope nach dem ersten fufse, und dass diese wenigen verse sich als extreme, die infolgedessen auch verdächtig sind, ausweisen. man vergleiche nur leit machet sorge 7, 19; daz mir den benómen hản 7, 23; des móhte mir min hérzẻ 7, 25; und demnach ist auch zu lesen eines hübschen ritters 7, 21 usw. Im zweiten halbvers fehlt es dagegen gänzlich an einem verse, der sicher 4 hebig wäre, und den man mit denen des ersten halbverses auf eine linie stellen könnte. denn sidine riemen, alrot guldin sind nicht beweiskräftig. der einzige, den die ältere auffassung hierher setzen könnte, wäre müezen uns scheiden, und hier wird wol die zweisilbige senkung, die ich annehme, auch Heusler nicht unerträglich sein. bei solcher durchgreifenden verschiedenheit müssen eben ursachen gewürkt haben, und so lange diese nicht nachgewiesen sind, halte ich an der althergebrachten ansicht fest. Ich glaube also, man kann mit sicherheit behaupten, dass diese 2 hebig klingenden verse die entsprechungen der 3 hebig stumpfen sind, dass sie selbst 3 hebig mit einer hebung auf der letzten silbe zu lesen sind. damit fällt natürlich auch die annahme von dipodien, denn die messung gewan ich künde ist nach Heuslers eigenem zugeständnis mit dem 4/4 tact unverträglich. dass ich mit dieser annahme nicht etwas wolbegründetes verwerfe, sondern nur eine künstliche hypothese mehr zurückweise, darauf sei noch in kürze hingewiesen. Dem dipodischen bau widerspricht sicher daz machent lugenarė 9, 17; aller wibe wünne 10, 9; vgl. allaro cuningo crafti gostan Hel.1599a— al überlässt dem folgenden substantiv die allitteration; als tuo du, frouwe schoene 10,3 frouwe müste allitterieren; eines hübschen ritters 7,21 schliefst sich diesen versen correct an, die den Otfridschen typus A° darstellen, vgl. Sievers Beitr. 13, 157 er mùoz mir diu lánt rúmen 8, 7, typus C. demgegenüber vermag ich nicht auf die wortstellung in 9, 12 die geliebe wellen gerne sîn solch bedeutendes gewicht zu legen, da doch die hsl. überlieferung in der einen hs. C keineswegs über allen zweifel erhaben ist. Diese beiden versarten, 3 hebig stumpf und 2 hebig klingend, gehn zunächst auf die verse in den oben erwähnten gedichten zurück, dann aber auf den av., im besonderen auf die einfachen typen desselben. verse wie viel liep wünne, gewan ich künde, ritter edele, in minem hemede sind deutlich A- resp. C1-verse, wie anon muotin Hild. 2. Aber auch der typus B xxx kommt vor: vil dicke we getán 8, 26; daz ich ir hólt si 9, 34; der birget sich 10, 2; số du séhest mich 10, 4; an einen andern man 10, 6, natürlich schon etwas modificiert; die setzung der quantitäten ist nicht mehr genau, wie denn ein vers so du sehest mich 10, 4 im av. unmöglich wär. man müste an stelle des x im vorletzten fufs eine länge erwarten. ferner erscheint typus D und E, die ja nur durch den wechsel des hauptstabes, der bald an zweiter stelle |× - steht (D), bald an letzter ≤1× |≤ (E), unterschieden sind. zu E rechne ich gót den dinen lip 8, 14, hier also schon erweitert, was indessen bereits im Heliand vorkommt. als der rose an dem dórne tùot 8, 22; min rós, min isengewant sind D-verse. ich denke, ich brauche die vergleichung nicht durchzuführen, und kann die schlussfolgerung ziehen. diese behandelten verse haben an und für sich mit den typen nichts zu schaffen, sie nach typen zu lesen, wäre zunächst absurd, da wir ja wissen, dass die verse 3 hebig sind. aber mit der dreihebigkeit, mit der metrischen messung haben die typen gar nichts zu tun. sie sind vielmehr beobachtungen, die sich auf den rhythmischen bau der verse, auf die abstufung der einzelnen hebungen beziehen, wie ich das Germ. 36, 145 ausgeführt habe. die typen können neben der tactmessung sehr wol bestehn, ja müssen daneben bestehn bleiben. dass es aber mit den typen allein nicht getan ist, dafür geben uns gerade die Kürenbergerverse das beste beispiel. Heusler hatte die klingenden verse des ersten und zweiten halbverses identificiert, dh. beide 4 hebig gemessen. mit unrecht, wie ich glaube. wollen wir sie aber nach typen messen, so finden wir absolut keinen unterschied. verse wie: er huop sich úf vil hohe 9, 3; er fuorte an sinem fuoze 9, 7; nu brinc mir her vil balde 9, 29 würde Sievers genau so zu typus A rechnen, wie schone fliegen 9, 6; ritter édele 8, 20, und |