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vgl. Wilmanns s. 102 § 79. dadurch wird es wider wahrscheinlicher, dass auch im av. solche verse vorhanden waren, bezw. dass verse wie craft fan Criste Hel. 12, tuhin thurh treuwa Hel. 131 4 hebig gewesen sind, obgleich es sich, wie ich auseinandergesetzt habe, in vielen fallen nicht sicher ermitteln lässt, wann solche verse vier- und wann sie dreihebig zu lesen sind.

Bei Otfrid bekommen in der überwiegenden mehrzahl der fälle die erste und dritte hebung den accent. doch gibt es ausnahmen, und hierin scheinen allitterations- und reimvers auseinanderzugehn. im av. galt ursprünglich eine regel, die im ags. noch treu bewahrt ist, die im Heliand jedoch anfängt durchbrochen zu werden: wenn nur éin wort in versen dieser form allitteriert, muss die allitteration auf der dritten hebung stehn. es sind dies die von Sievers sogenannten A3-verse, deren vierhebigkeit ich sicher nachgewiesen zu haben glaube, vgl. Untersuch. s. 98 ff, Germ. 36, 175 f.

Im Heliand können schon 4 hebige verse mit alleiniger allitteration auf der ersten hebung auftreten. Otfrid scheint auf dieser bahn weitergegangen zu sein, da ein schema mit dem accent nur auf der dritten hebung, entsprechend den A3-versen des av., nicht gebräuchlich zu sein scheint, vgl. Sievers Beitr. 13, 152, hingegen besonders im zweiten halbvers der accent auf der dritten hebung öfter absichtlich zu fehlen scheint. mir ist es fraglich, ob sich Otfrid hierin auf sein rhythmisches gefühl stüzte, oder ob er nicht vielmehr zu seinem vorgehen durch die rein äufserliche tatsache veranlasst wurde, dass der av. im zweiten halbverse immer nur einen stab aufwies, selbst da, wo sicher 4 hebige verse vorlagen.

B) Schema 1 2 3 4 × × × 1; Wilmanns s. 24 ff. § 15 ff, Sievers a. a. o. 152 f. im av. ist dieses schema mit sicherheit nicht gerade häufig zu belegen: aus gründen, die ich verschiedentlich auseinandergesetzt habe. der normale vers zeigt die allitteration auf der zweiten hebung, thô wurdun san after thiu Hel. 4545; thô gèngun im sản after thiu 4970. der zweite reim steht auf der vierten hebung: endi ok waldandes werk 3587; quad that im neriandas ginist 520, oder auch auf der ersten: afhobun tho helagna sang 414.

Dieses schema gewinnt bei Otfrid bedeutend an umfang, aber auch das ist sehr leicht erklärlich, vgl. Germ. aao. 167. not

wendig ist der accent auf der zweiten hebung, er fehlt in dem von Sievers behandelten material gewis zufällig nur einmal übereinstimmend in VP 1 1, 65b auf io. dagegen lässt der dichter den accent auf der vierten hebung häufiger aus, vgl. die angaben von Sievers aao.

Also auch in diesem falle finden wir wider vollständige übereinstimmung der beiden verse, wenn man die tatsachen recht betrachtet. Otfrid folgte auch hier nicht sklavisch dem beispiele der allitterationspoesie, sondern modelt die verhältnisse nach seinem dafürhalten um. zwei accente auf zweiter und vierter hebung setzt er, gewis veranlasst durch die verse der ersten art. die vermehrung dieser art ist durch die andersartige senkungsbildung verursacht, die wir bei Otfrid finden.

C) Schema 1234. mit synkope der senkung nach dem zweiten fufse. Sievers typus C: x(x)(x) (Beitr. 13, 153 f) und typus (A) xx(x). von diesen typen hat nach Sievers. nur der erste sein vorbild im av., während er bei dem zweiten schwankt, ob er aus A oder C abgeleitet ist. jetzt setzt er ihn indessen gleichfalls für den Heliand an.

Am häufigsten sind auch hier die verse mit synkope nach der zweiten hebung, zb. ward thiu quán ôcan 193 usw., vgl. Germ. 36, 164, und ohne synkope der senkung up te them hohon himile Hel. 656, an ena starca strátun 2399; àn en gebirgi uppan 2895, that he sia só hélaglico 333, vgl. aao. 165, also bald mit einfacher, bald mit doppelallitteration, oder nach O.s manier bald mit einem, bald mit zwei accenten, und zwar ist auch hier, genau wie bei Otfrid, der doppelte stab bei den nicht synkopierten versen entschieden häufiger, als bei den synkopierten, aber auch bei diesen begegnet die doppelsetzung der accente, zb. ist sédal sínaz 1 5, 47a, in uns iúgund mánaga 1 5, 53o, thaz siu zi huge hábeta 1 7, 1o. ja, auch die accentuierung der ersten und zweiten hebung kommt vor, tház si uns béran scolti 13, 38; thie er uns ist lihenti 1 10, 18b entsprechend allitterationsversen: than wopiat thar wanscefti Hel. 1352; giwardod so warlico Hel. 300 usw., vgl. verf. aao. 166.

D) Eine andre rhythmische form, die bei Otfrid erscheint und die wir 1.2 nennen können, leitet Sievers aus seinem typus D ab: (x) x. auch in diesem falle kann nicht der einfache, 3 hebige typus, sondern nur der erweiterte 4 hebige herangezogen

werden, dessen vierhebigkeit sich von selbst ergibt, sobald wir nur auf den klingenden ausgang zwei hebungen legen. ich habe ferner darauf aufmerksam gemacht, dass wir auch in diesem falle die zweite hebung als die haupthebung zu betrachten haben, und dass die allitteration auf der ersten, die häufig, aber nicht immer auftritt, nur als ein nebensächliches moment aufgefasst werden kann. durch Otfrids setzung der accente wird dies auf das beste bestätigt. denn O. versieht meistens nur die zweite hebung mit einem accent. alle andern erklärungsversuche, wie die von Sievers, Kauffmann, Heusler, können mich nicht befriedigen. nehmen wir die abneigung Otfrids, zwei nachbarhebungen zu accentuieren, dazu, so unterliegt sein vorgehn keinen schwierigkeiten und keiner unverständlichkeit mehr. betrachten wir die von Sievers angeführten beispiele thie hohun altfatera 1 3, 25a, kristes lób sungi 11, 116, so ist zunächst klar, dass alt und nicht fatera den accent bekommen muss, und ebenso lob gegenüber sungi, und aus Otfrids princip folgt, dass der accent auf hohun und kristes fortbleibt. doch finden sich immerhin einige fälle, in denen auch die erste hebung accentuiert ist, zb. thera sprácha mórnenti 1 4, 83*, thiu zúht was wahsenti 1 9, 40, thie otmúatige 1 7, 16.

E) Schliesslich erscheint bei Otfrid noch eine form 1.4, die im av. keinen boden hatte und die wir als eine neuerung Otfrids anzusehen haben, zb. lás ih iu in alawar 1 1, 87. diese form aus dem typus E abzuleiten, geht m. e. nicht an, sie wird vielmehr durch die neue technik des reimes hervorgerufen sein; im übrigen ist die zahl solcher fälle noch gering, denn es finden sich nur 7 unter der grofsen zahl der von Sievers behandelten. dies ist also die einzige art der versbildung und daher ist sie immer beachtenswert, die im av. noch nicht vorgebildet war; wir haben hier würklich eine neuerung Otfrids vor uns.

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Sievers führt noch einen typus A* an: × × ×, zb. was imo iz harto úngimah 18,2; gihúgit thaz er hér iz liaz 1 10, 12, vgl. Beitr. 13, 156 f. doch ist auch diese art im altsächsischen av. deutlich vorhanden: man vergleiche damit verse wie man an iro módsebon Hel. 1359; mildi òbar middilgard Hel. 629; gumon ùmbi thana godes sunu Hel. 1282, vgl. Germ. 36, 177.

Doch der av. bestand ja nicht nur aus 4 hebigen versen, sondern zum gröfseren teil aus solchen von 3 hebungen. diese versart hat sich, wie ich nachher auszuführen gedenke, recht lange

erhalten; natürlich lagen die 3 hebigen verse auch Otfrid im obre. am anfang wandelte er sie nur mühsam und rein mechanisch zu 4 hebigen um. daher hat denn Sievers ganz recht: Otfrid bildet am anfange schlechte reimverse, aber gute typenverse, dh. 3 hebige, zb. in 15: thỏ quan boto fona gote 3; flong er súnnun pád 5; zi édiles froúùn 7; so màn zi froúun scàl 13"; fon thir sáligun 19 usw. vor allem machte der typus B schwierigkeiten, weil hier die vorbilder des av. am schwächsten waren. dass sich Otfrid in seiner fortschreitenden dichterischen tätigkeit entwickelte, dass er neue formen, gewanter und gefälliger, ausprägte, ist nur natürlich und von meiner auffassung aus auf das beste erklärlich.

Fassen wir noch einmal die resultate zusammen, so ergibt sich folgendes: 1) Otfrid übernahm von der allitterationspoesie den metrischen bau der verse, vor allem das princip, eine hebung über einen ganzen fufs auszudehnen und nur stumpfen ausgang zu gebrauchen; die freie setzung des auftactes ist ebenfalls im altsächsischen av. schon vorhanden. dagegen führte er die einsilbigkeit der senkung im anschluss an den hymnenvers durch; 2) ebenso ist der rhythmische bau seiner verse derselbe, wie in den 4 hebigen allitterationsversen; 3) zur setzung der accente ist er gleichfalls durch das beispiel des av. veranlasst, ohne dass wir an eine sklavische nachbildung zu glauben haben, da sich die stellung der accente aus allgemeinen gesetzen der rhythmik erklärt.

11. DIE KURZVERSE DER ÜBERGANGSZEIT.

Ich wende mich nunmehr zu meiner zweiten gattung von versen, jener, die neuerdings AHeusler in seinem buche Zur geschichte der altdeutschen verskunst, vor allem s. 58 ff, ausführlich behandelt hat. Heusler sagt dort sehr treffend: 'die denkmäler unsers zeitraums enthalten verse in grofser zahl, die der aufnahme von vier hebungen kaum gewachsen sind. sehr häufig muss jede silbe des verses einen ictus tragen, sodass eine metrische gewichtsabstufung überhaupt nicht mehr vorhanden ist. sehr oft müssen einsilbige artikelformen, schwachtonige pronomina und partikeln den ganzen tact füllen. dass dadurch fast unleidliche verse entstehn, wird von allen, die sich darüber geäufsert haben, stark empfunden. aber noch mehr. es kommen verse vor, bei welchen die anbringung von vier icten schlechterdings unmöglich

ist. gewis hat man recht getan, wenn man sich hier nicht in emendationen ergieng. der verdacht verderbter überlieferung wäre an manchen stellen unberechtigt.

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'Dass man hier überall a priori die vier hebungen forderte und sich infolge davon jenen hölzernen versmessungen, wenn auch ungern, unterwarf, die kürzesten verse aber als zu kurz', als 'nachlässigkeiten des dichters' registrierte dies war dadurch verschuldet, dass man den mafsstab der Otfridschen technik anlegte an verse, die nach anderm mafse gemessen sein wollen. Otfrids vers galt der älteren metrik zu sehr als der deutsche vers schlechthin. nach rückwärts, nach der seite des stabreimverses ist man von diesem irrtum längst abgekommen. nach vorwärts aber, in der beurteilung des mhd. nationalverses blieb man durch das vorbild des Otfridschen metrums gebunden'.

Heusler schlägt nun vor zu lesen Wiener Gen. (Fdgr. u) 13, 8 daz ér darinne néme) (ál des in gezéme usw. er will aber am schluss noch eine pause annehmen, um die 4 hebungen auszufüllen, er hält demnach diese verse für brachykatalektische viertacter. das ist nun allerdings möglich, aber ein beweis gegen die annahme, dass 3 tactige und 4 tactige reihen nicht gemischt vorkommen können, ist noch nirgends erbracht. ich ziehe vor, mich zunächst an die tatsachen zu halten. wir haben in diesen versen dreitactige reihen, stumpf, vor uns, und es ist die frage: können wir dieselben irgendwo anknüpfen, können wir erkennen, von wo sie ibren ursprung genommen haben? m. e. gleichen diese verse, abgesehen von gewissen veränderungen, die die entwicklung der sprache und die einführung des reimes mit sich gebracht haben, den 3 hebigen stumpfen versen des av. bei Otfrid fanden sie keine aufnahme, hier aber treten sie zum ersten male wider an das tageslicht. wenden wir auf diese verse rhythmische principien an, dh. teilen wir sie darnach ein, an welcher stelle das höchstbetonte wort steht, A, B, C, und das können wir ja nach den betonungsgesetzen, die Rieger aus dem av. abgeleitet hat, mit völliger sicherheit, so erhalten wir verse, die genau solchen des av. entsprechen. WGen. 13, 39 daz er stinchen muge würde nach Sievers sein xxxx, also typus B, zweisilbige eingangssenkung, auflösung der letzten hebung; ebenso 14, 10 beidu máz joch tranch; oder Gen. 14, 31 gélesuht noch fich typus E; 21, 16 éttelichen mán, E dh. xx 4. auch Paul sieht Grdr. 1 922 f.

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