Obrazy na stronie
PDF
ePub

siedler sich daselbst niederliefsen? dachten die Belgae des Caesar sich ihre lichtgötter zeitweise begleitet von schwänen?

Es lässt sich wahrscheinlich machen.

Apollonius der Rhodier, aus der letzten hälfte des 3 jhs. v. Chr., spricht, während seine beschreibung an der Pomündung verweilt, von einer keltischen sage 1, nach welcher der bernstein nicht aus den thränen der Heliaden, sondern aus denen des Apollo der Hyperboreer entstanden war. nun ist dies m. w. die einzige stelle, wo von einem keltischen Apollo der Hyperboreer die rede ist. ist des Apollonius bemerkung richtig, so müssen wir annehmen, dass, da den Kelten wie den Griechen die lichte jahreszeit des frühlings und des sommers eine offenbarung und rückkehr des lichtgottes war, die bezeichnung 'Apollo der Hyperboreer' als keltische anschauung und sage bei Apollonius darauf beruhe, dass der keltische lichtgott wie der delisch - delphische von schwänen begleitet zurückkehrte, denn immer gehörten zu diesem (dh. dem griechischen Apollo der Hyperboreer) die schwäne, die man auf dem Okeanos heimisch dachte, weil das land der Hyperboreer mit seinem Eridanosstrome an den Okeanos grenzte' 2. da der Eridanos eine unbestimmte vorstellung war für den nördlichsten fluss im westen, so bedeutet die nachricht, dass im norden des keltischen gebietes, wo der bernstein eingehandelt ward, die schwäne das zeichen des widerkehrenden gottes abgaben 3.

Hat Apollonius seine nachricht geschöpft aus Massilia, was sehr wahrscheinlich, so ist an ihrer richtigkeit nicht zu zweifeln. denn in Massilia mündeten die wege von und nach Gallien. der graecisierende einfluss Massilias auf die umgebenden völker ist, was Gallien anbetrifft, kaum über Lyon hinausgegangen, und so werden auch keine religiösen vorstellungen über Apollo von Massilia aus zu den Belgae gelangt sein, von denen sich übrigens mehrere stämme schroff gegen jeglichen cultureinfluss von aufsen abschlossen. gerade weil in Massilia der delphische Apoll mit seiner schwester die höchste verehrung hatte, muste den händlern auffallen, dass sie bei den rohen keltischen völkern des nordens

1 Apoll. Rh. 4, 611.

2 Preller Gr. myth. 12 190.

3 hier sei für das einhandeln des bernsteins aufmerksam gemacht auf die vermutliche landestelle der Phönicier auf Walcheren, vgl. Kauffmann Beitr. 16, 222 ff.

4 Strabo IV 1, 4-6.

von einem lichtgott vernahmen, der bei seiner rückkehr von schwänen begleitet war, gerade wie ihr Apollo.

Vier jahrhunderte nach Apollonius leitete Lucian von Samosata, der selbst einige jahre in Gallien gelebt hatte, seine erneute rednertätigkeit ein mit einem vortrag über den bernstein und die schwäne des Eridanos 1. er erzählte, wie er an den Po gekommen sei und nun die schiffer nach den weinenden pappeln, einst den schwestern des Phaethon, und nach den musikalischen schwänen gefragt habe, die sich zu beiden seiten des flusses in zwei chören aufstellen sollten, um ihn mit ihrem so berühmten gesange zu ergötzen. die schiffsleute verlachten den frager. diese anekdote bestätigt, was sich aus Apollonius ergibt: in der griechischen sage hängen bernstein und schwäne mit dem wesen des lichtes im westen zusammen; die würklichkeit jedoch war diese: der bernstein ward anfangs da eingekauft, wo schwäne die rückkehr des lichtgottes ankündigten, in der sage am grenzfluss Eridanos, in der würklichkeit da, wo der Rhein in den Ocean fliefst.

Dass Lugus einst am Niederrhein eine hohe verehrung genoss, darf zunächst gefolgert werden aus der zweifellosen einheit der druidischen götterlehre in bezug auf die hauptgötter, und geht sodann unwiderleglich hervor aus dem ortsnamen Lugdunum, dem nachherigen Lugdunum Batavorum. die lage dieses ortes, mitten in dem für schwäne günstigsten terrain, die nachrichten des Apollonius und Lucian, an welche sich jetzt die irische sage schliefst, weisen auf die bedeutung der schwäne bei der epiphanie des gottes. von keiner bedeutung ist, dass Apollonius von Apollo spricht, wir dafür Lugus, dh. Hermes, einsetzen, und nicht Grannus, den keltischen Apoll. der licht gott Apoll kann nur dem licht gott Lugus entsprechen: der heil gott Apoll findet seine ähnlichkeit in Grannus; abgesehen davon, dass im 3 jh. v. Chr. der keltische Olymp in der antiken welt gewis unbekannter war, als heutzutage, obgleich auch jetzt noch nebel genug über ihm lagert.

Als die ersten Germanen sich am Rhein ansiedelten, verehrten die Belgae den gott des lichts, den Lugus, der mit den mächten der finsternis den entscheidenden kampf führt 2; die er

Lucian ed. Jacobitz II 132f; Wielands übersetzung (1788) bd m 431 ff. 2 d'Arbois de Jub. aao. 381 f uö.

scheinung einer grofsen zahl von schwänen hatte für sie die bedeutung, dass der gott des lichtes in irgend welcher weise herannahe.

Die combination der schwäne als wandervögel und als ankündiger des keltischen lichtgottes erlaubt folgenden schluss:

Durch die eigentümliche topographische beschaffenheit des Niederrheins waren im frühling und im spätherbst die schwäne daselbst eine besondere offenbarung des lichtgottes oder der lichtgötter der Kelten, die sich alljährlich mit mathematischer genauigkeit widerholte.

6.

Die gottheit, welche sich hinter dem Schwanritter verbirgt, kann aber keine keltische sein. die sage bricht gleichsam jäh ab an der grenze, bis wohin germanische sprache lange ihr dasein fristete. und nur Germanen leiteten ihren ursprung auf den gott des lichtes zurück.

Germanen, die sich zuerst am Rheine niederliefsen, inmitten des keltischen gebiets, müssen keltische anschauungen auf ihren himmelsgott übertragen haben, teils unter dem einfluss der zweimal im jahre sich widerholenden erscheinung der sing- und zwergschwäne, teils in nachahmung von dem, was sie von der ehemaligen bevölkerung sahen und erfuhren über deren lichtgott. diese Germanen können sein entweder die herminonischen Bataver mit ihren verwanten, den Canninefates, oder die istväonischen stämme, die nachher unter dem gesamtnamen 'Franken' auftreten. von den Franken aber scheinen wir absehen zu müssen, und zwar aus zwiefachem grunde: 1) sie, die nachherigen Wodanverehrer, haben den himmelsgott Tius als bringer des lichts in anderer gestalt in ihrer sage festgehalten, als den weitgefeierten Siegfried, dessen heimat gleichfalls an den Niederrhein verlegt ward; 2) die sage findet sich nur im Rheindelta und in Belgien. als die Franken seit dem 3 jh. dieses gebiet occupierten, war die zeit zur bildung eines mythus im anschluss an Tius, und zwar im sinne des Schwanritters, schon längst vorüber.

Das festhalten des Niederrheins und seines deltas ist nur begreiflich, wenn wir ausgehn von einem stamme, der durch jahrhundertelange tradition mit diesem gebiete verwachsen war, und nun bei den folgenden verschiebungen durch andere stämme die erinnerung an den rettenden gott festhielt; einem stamme, dessen religion aber zu der zeit, da er sich am Niederrhein niederliefs, zu

einem bedeutenden teil naturanschauung war, sodass die örtliche beschaffenheit der neuen heimat befruchtend auf ihn einwürken konnte.

Demnach entscheiden wir uns für die Bataver. ums jahr 100 v. Chr. lassen sie sich in dem wie es heifst infolge der ungeheuren überflutungen von den Kelten verlassenen gebiete nieder. ihre religiösen anschauungen befinden sich in jenem stadium, wo sich neues an altes ansetzt, der blick mehr als sonst gerichtet ist auf die zeichen des gottes inmitten der unsicherheit der neuen umgebung. als verwante der Chatten bringen sie die herminonische verehrung des Tius mit sich. ist der himmelsgott für sie in erster linie der erhabene herscher', zu dem sie nur gebunden heranzutreten wagen, so müssen sie ihn sich doch aufserdem als den 'gekommenen' und den 'leuchtenden' gedacht haben, da andere hieratische verbände sich nach diesen hauptzügen benannten. er war für sie der himmelsgott, der herscher in physikalischem sinne, der die gesamtheit der woltätigen naturkräfte der wärme und des lichtes und der damit verbundenen erneuten fruchtbarkeit mit sich führte, analog dem Frey des nordens.

Schwäne als verhüllungen von verstorbenen, verzauberten und von göttlichen wesen oder als weissagende vögel sind germanische vorstellung1, demnach batavische. bei den Belgae waren sie aufserdem boten des lichtgottes. und hier, in der religiösen scheu der beiden völker vor dem geheimnisvollen vogel liegt der berührungspunct, wo keltische anschauung befruchtend in die batavische fliefsen konnte. überall wo der Bataver sich niederlässt, wo er neuen besitz ergreift, hatten einst Kelten gesessen, safsen vielleicht zum teile noch da, nicht alle vertrieben von den ungeheuren fluten mit der daran sich schliefsenden not. noch mögen Kelten in dem Lugdunum oder sonstwo am Rhein am 1 aug. zusammengetreten sein zur gemeinschaftlichen feier des gottes Lugus, wie noch in augusteischer zeit in dem Lugdunum an der Rhone 2. wie richtig muste dem germ. ansiedler die keltische vorstellung erscheinen, wenn er im rauhen frübjahr die rückkehr dieser boten gewahrte, da die weithin überlaufene insel und umgebung noch im eise starrte und nun nach ihrer ankunft mildes tauwetter eintrat: sie, ein untrügliches prophetisches zei1 Grimm Myth.3 398; Mogk in Pauls Grdr. 1 1026.

2 d'Arbois de Jub. aao. 139. 304.

chen also des herannahenden gottes der wärme und des lichts. dann folgte der siegreiche kampf des gottes, und indessen schwanden die schwäne. darauf sein mildes walten während mehrerer monate, bis im spätherbst die richtigkeit der keltischen beobachtung sich wider zeigte, der göttliche vogel wider erschien, jetzt aber als unzweifelhafter zeuge des scheidenden gottes, und mit diesem davonzog, die gegend den winterlichen mächten überlassend.

In einem puncte aber wich der Bataver bei seiner mythenbildung von den Kelten ab: dieser liebte die masse. aus der keltischen vielheit, aus der menge der schwäne in der natur, machte der Bataver, germanischer gewohnheit gemäfs, eine einfachere zahl, von den gebräuchlichen zahlen 7, 3, 2, 1 wählte er die einheit. éin schwan brachte und holte seinen gott.

7.

Man gestatte mir noch eine kurze bemerkung über Höni und seine schwäne. ich möchte dem vorwurf begegnen, als hätte ich aufser betracht gelassen, wie er durch vermittlung von schwänen seine hilfe verleiht 1.

Einer der zunamen des gottes ist 'aurkonungr'. dies aur muss 'glanz' 2 bedeuten: es findet sich nämlich ein ags. eárendel, womit lat jubar' glossiert wird, und womit man an einer anderen stelle 'Christus' bezeichnet 3. welcher glanz gemeint wird, lehrt die stammverwantschaft mit gr. c, lat. aurora, urindog. *ausōs= =morgenröte, welche im anschluss an die bedeutung des germ. *aus-t-rō. wie sie erschlossen wird aus ahd. ôstarmânoth und ags. eastermônath, für aurkonungr den sinn könig des frühlingsglanzes' gibt; dh. man bezeichnete mit demselben Höni als ein wesen, das den ersten übergang vom winter zur sommerlichen jahreszeit angab 4. daher konnte man ihn sich denken zwar als einen schönen jungen mann, aber trotzdem unbedeutend, ohne begleitung anderer mächte zu nichts gutem im stande, auch wenn er den menschen hilfe verleihen soll. wenn es heifst, dass er bei dem friedensschluss zwischen Asen und Wanen ausgewechselt wird, er und Mimi gegen Frey und Njörd, so dürfte nicht alles als ein

1 das fărōische volkslied ist übersetzt von Simrock Handb. d. d. myth.3 103 ff. 2 anders Müllenhoff DA. I 34. 3 Müllenhoff aao.

4 Weinhold fand in Höni ein 'sonnenwesen' Zs. 7, 24 f. 50. Mogk fragt, ob er nicht gewissermassen die mittelsperson zwischen nacht und tag sei? (Pauls Grdr. 1 1086). beide gehn von dem wort 'Höni' aus.

« PoprzedniaDalej »