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auch der satz mit dem 2 halbvers zu ende gieng. setzt im 2 halbvers ein neuer gedanke ein, so erhält sich dem sprachlichen ton gegenüber diese eigenheit des verses wol nicht. in dem falle mag auch die reduction des verses beeinträchtigt worden sein. aber das 'verse brechen' müssen wir wol ebenso als secundär ansehen, wie das 'reime brechen'. es entwickelt sich, nachdem die versart zu längeren stichischen erzeugnissen benutzt wird, durch verallgemeinerung eines zufällig vorhandenen momentes. die reduction trifft wol den rhythmus im ganzen, das verhältnis seiner glieder, seine wucht und sein tempo. im av. ist sie dadurch unterstützt, dass der zweite gipfel nicht mit allitteriert, auch die katalexe von versen darf man sich nicht so vorstellen, als ob ein teil des verses weggeschnitten würde, etwa im 3 hebigen gegenüber dem 4 hebigen der letzte fufs. es wird vielmehr der ganze rhythmus anders verteilt, und man könnte die entwicklung ebenso wenig wie bei andern versentwicklungen einfach graphisch darstellen. wenn wir neben gen der hochzit, ein alter bischof 4 hebige formen stellen: gen der hochzite, gen der hochzit gemeit, ein alter bischof getán, so sind die gleichen teile durchaus nicht rhythmisch gleich. man beobachte nur seine halsmuskeln, und man wird sofort sehen, dass die stimme bei bischof im 4 hebigen verse weniger gehoben ist. es kann sogar fraglich sein, ob ursprünglich in solchen versen die pause stets ans versende fiel, ob nicht auch der ganze rhythmische gang verlangsamt werden konnte, sodass nicht die letzte hebungsfähige silbe immer klappend auf die 3 hebung traf. von manchen seiten nimmt man ja eine allmähliche entwicklung des versschlusses ≤× × über

x und × zuan (vgl. Möller aao. s. 116). man braucht an dem reducierten character der geraden allitterationsverse nicht irre zu werden über einem einwurf, wie ihn Sievers § 3, 4 macht. bei dem tempo, welches ich annehme, ist die pause gar nicht so grofs, und aufserdem verstöfst es auch nicht gegen den charakter der sprache, satzglieder stark von einander zu trennen. man kann bei rednern beobachten, dass sie ihre worte in feste rhythmische abschnitte gliedern und auch zwischen die einzelnen satzteile recht grofse pausen legen, ohne einen schlechten eindruck zu wege zu bringen. § 197, 4 erklärt auch Sievers die pause zwischen vorderund nachsatz für beliebt. für reduction spricht auch der typus wyrd oft nered (Sievers Beitr. 10, 230). nach wýrd oft würde

ein des gleichgewichts halber einen stärkeren nebenton erhalten, als im typus hŷran scolde, und der vers in das mafs von 4 hebungen hineinwachsen. im ersten halbvers ist das erlaubt, im zweiten denn 21. wäre unrhythmisch nur als zweiter tact zulässig. von diesem fall abgesehen werden im zweiten halbvers die rhythmen mit nebentönen in den senkungen gemieden. wegen des gleichgewichts in den gliedern würden sie zu wuchtig für die reduction. ihre wucht zeigen sie auch in der gewöhnlichen doppelallitteration.

Die meisten typen des zweiten halbverses liefsen sich leicht aus den brachykatalektischen versen, wie sie zb. in MFr. und im NL. vorliegen, herleiten. nur die typen D und C1 machen schwierigkeit, indem sie mit einer unbetonten silbe oder noch weiter (to gifrémmane) über die dritte hebung hinauswachsen; auch fehlen directe vorbilder im reimvers. sie vertreten wol eine ältere art der reduction, die in jenen reimstrophen aufgegeben ist. in einzelnen resten wird sie vielleicht auch hier weitergeführt; ich denke an verse wie vil wol singen, sich ûz huoben, al rót guldin. natürlich hatte der av. seine eigene entwicklung. typen, die ihm gemäfs waren, konnten sich über deren gebrauch im vorbild hinaus verallgemeinern, die unbetonten silben konnten gemehrt werden usw. aber wenn wir den älteren westgerm. av. betrachten, so wäre die entwicklung dem angenommenen ursprung gegenüber noch keine starke.

Die bisher immer noch rätselhaften sogenannten schwellverse finden bei dieser auffassung gleichfalls eine genügende erklärung. es ist wider von vornherein unwahrscheinlich, dass man in der art und weise, wie diese verse im allitterationssystem erscheinen, manchmal ganz vereinzelt, manchmal in kleineren oder gröfseren gruppen, aber stets die eine versart in die andere übergehend, einen fremden vers eingemischt habe. also müste der schwellvers denselben grundvers in einer anderen entwicklung, die sich aus den vorliegenden tatsachen begreifen liefse, darstellen. und das tut er in der tat; er ist, wie es gar nicht anders zu erwarten ist, derselbe vers in einer andern vortragsweise. soweit die schwellverse charakteristisch gebraucht erscheinen, ist man darin einig, etwas feierliches in ihnen zu finden. man stelle sich nun vor, dass sie eine getragene recitation desselben verses vorstellen, aus dem der av. entstanden ist; teilweise vielleicht auch eine an sich

schon getragenere art dieses verses, in der etwa die 4 hebungen noch mehr gleichwertig waren. die allitteration hat nicht dieselbe wucht, wie im gewöhnlichen av., und darum können alle hebungen eher in ihrer geltung verharren, während die verstärkung der icten doch schon weit genug geht, um den senkungen und etwaigen sprachlichen nebentönen eine gröfsere freiheit zu gewähren. einigermassen auffallend ist es, dass der vers weniger empfindlich für sprachliche nebentöne in wörtern der form Xx zu sein scheint, als der fortgeschrittenere av. vielleicht ist es kein zufall, dass in den 80 schwellversen des Heliand, die in gröfseren gruppen zusammenstehn (Sievers s. 162), nur dreimal vocalische allitteration sich findet; die vocalische allitteration bedarf des stärksten nachdrucks, um ins ohr zu fallen. die 3 fälle finden sich in einer und derselben gruppe, 3494. 3502. 3505. sonst begegnet dieselbe zb. in den 80 ersten versen des Hel. 9 mal, in den 80 folgenden 12 mal, in 80 irgendwo herausgegriffenen 7 mal. daraus, dass in den schwellversen 'durch prosatonfall, bedeutungsfülle und -gliederung in der überwiegenden mehrzahl der fälle eine dreifache gliederung scharf ausgeprägt ist', kann man nur schliefsen, dass sie inhaltlich vollwichtiger sind. so gebaute verse sind ja auch in sicher 4 hebigen versen nicht selten, und in inhaltlich entsprechenden stellen werden sie auch in entsprechender zahl auftreten. Sievers muss neben den dreitactigen doch auch noch viertactige annehmen; ich betrachte sie alle als (ursprünglich) viertactig. nach Sievers s. 143 ist der weitaus überwiegende typus fürs ags. in beiden halbversen der, den er AA nennt; darau schliefst sich BA, in weitem abstand folgen AB, AC, dann etwa noch AD, AE; was sonst in betracht kommt, ist nicht nennenswert. es herscht mithin durchaus der ausgang auch X, gegen tritt der auftact, besonders im ersten halbvers, sehr zurück. die tatsachen scheinen darauf hinzuweisen, dass vor allem der vers

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X

xxx zu grunde liegt; er wird derjenige gewesen sein, der am meisten einem getragenen inhalt entsprach. wir müssen nun allerdings wol eine besondere entwicklung des verses oder seines vortrags anerkennen. haben wir die verse rede and reade lege, oder so harmo mid héton trahnin, so können wir sie in der alten weise lesen, dh. mit légė, tráhnin am schluss. in dem falle sind rede and reade und légé rhythmisch gleichwertige glieder, vorausgesetzt, dass auch diese verse zur rhythmischen zweiteiligkeit

neigen, und lege erhält dann einen schweren ictus auf der wurzelsilbe. aber nicht immer wird dieser rhythmus in der wortbetonung eine stütze finden, dann nämlich nicht, wenn das letzte wort einen logisch deutlich untergeordneten ton hat. der rhythmus wird dann wol die neigung haben, sich anders zu verteilen, nämlich die beiden ersten wörter als die rhythmisch höchsten werte einander entgegenzusetzen. dann ergibt sich zwischen den beiden. eine pause, das dritte wort ordnet sich im tone dem zweiten unter, und seine letzte silbe wird überschüssig. also etwa rede · and redde lege; die allitterierenden wörter stehn jetzt auf der ersten und dritten hebung. diese gliederung kann gestützt werden durch schwerere wortglieder hinter der ersten hebung, zb. wisfæst | willan mines, oder so hármò mid. jetzt bilden also wisfæst und willan mines die rhythmischen entsprechungen. ich verhehle mir nicht die schwierigkeit, welche darin liegt, dass hier hinter eine verwendung von zugelassen wird, die wir beim gewöhnlichen av. nur hinter finden (s. o. s. 232 anm. 2) 1. weiter muss zugestanden werden, dass secundär das erste glied stärker gefüllt werden konnte, als wir es für den ursprünglichen vers annehmen, zb. fró min, ef ik thi frågen githòrsta. jene beiden betonungstypen müste man nebeneinander annehmen. oft war es wol freigestellt, nach dem einen oder andern zu lesen, auch wol in fällen, wie Hel. 599 gibóran báld | éndi stráng (eigentlich giboran báld | endi stráng) oder gibóran | báld endi I stráng. steht in der senkung hinter der dritten hebung eine betonte silbe, so erhält naturgemäfs die wurzelsilbe des folgenden wortes einen stärkeren ictus, hinter dem eine nebensilbe nicht wol rhythmisch überschiefsen kann; es kann dann mithin nur oder folgen, nicht ×; daher zb. módige | meárcland trédan; nouán_that_iro | frithubarn gódes Hel. 5932 b. schliefst also eine solche reihe doch mit, so ergibt sich, dass die schwere senkung hinter der zweiten hebung steht; es wäre also zu scandieren blide sceal beáloleas | heórte; vgl. Sievers s. 141. übrigens sind diese fälle selten. im allgemeinen herscht eine ziemlich einheitliche bauart, so zb. in den genannten 80 Heliandlang

·

1 die ganze rhythmische bewegung verschiebt sich im verhältnis der beiden betonungen (man beobachte die spannung der halsmuskeln). vielleicht liegt in der zweiten art der rhythmisierung etwas, was dem beschleunigteren tempo des gewöhnlichen av. widerstreitet.

X

versen, abgesehen von der freiheit der senkungen und dem wechsel zwischen den beiden oben entwickelten schemata. nur an 1318b stofst man sich sofort. hier ist aber auch falsch abgeteilt; ginemnide gehört, wegen des enjambements selbstverständlich mit allitteration, zum folgenden vers, gerade wie zu 1310 gifullit. so erhält 1319 auch die notwendige doppelallitteration, mit einfacher würde es allein stehn; die überfülle der silben zwischen der 1 und 3 hebung ist kein hindernis, vgl. 1317. 1685. 3497. 59171. da die 3 oder auch 4 hebungen im schwellvers untereinander gleichwertiger sind, als im gewöhnlichen av., geniefst auch die stelle der allitteration gröfsere freiheit. doch steht sie ganz überwiegend im 1 halbvers auf der 1 und 2 (beim schema xxx) oder auf der 1 und 3 (beim schema (x). | ≤ x 1 (x)), im 2 halbvers auf der 2 oder (beim schluss ×) auf der 3, indem der erste teil des 2 halbverses meistens untergeordnet scheint. wir hätten also im schwellvers gewissermafsen den rest einer älteren stufe der entwicklung. die allitteration hat sich dem gewöhnlichen verse gesellt, ihn auch schon etwas beeinflusst, aber nicht so stark wie später. es scheint mir eine natürliche entwicklung, wenn diesem stadium ein anderes folgte, in dem der zufällige schmuck ein mehr selbständiges leben gewann und stark umgestaltend auf das organ würkte, dem er sich gesellt hatte. in dem neuen stadium erhielt der vers etwas leidenschaftliches und gewaltsames; für gewisse stimmungen bewahrte sich noch die ältere, getragenere art daneben. aber das gefühl für die gleichartigkeit beider war noch nicht abgestorben; man konnte aus der einen art zwanglos in die andere übergehn und diesen übergang, wenn man es für wünschenswert hielt, auch wol würklich unmerklich gestalten. so kann ich mir die erscheinung der schwellverse erklären; als eine versart von ganz anderem ursprung vermag ich das nicht.

Was den auftact betrifft, so müssen wir wol die in den absteigenden typen der 1 hebung vorangehnden versteile würklich als solchen ansehen und rhythmisch so behandeln. die tatsachen weisen darauf hin, dass die zu grunde liegenden formen des älteren verses, auch wol von 'C', den auftact durchweg nicht

1 mit einfacher allitteration im 1 halbvers führt Sievers s. 163 noch an 1308, wo aber der Mon. keinen schwellvers hat, und 1553, an einer metrisch auch sonst auffälligen stelle.

Z. F. D. A. XXXVIII. N. F. XXVI.

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