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dass es auch im reimvers, wo die hebungen viel weniger wuchtig sind, zu den ausnahmen gehört, wenn die beiden letzten hebungen in ungefähr gleicher stärke so unvermittelt nebeneinander stehn, während dort versschlüsse wie müez ich geleben niet, daz ist ein edel man recht beliebt sind (im 3 hebigen vers, s. unten s. 245 ff. weniger beliebt ist ein entsprechender schluss im 4 hebigen, zb. sach man vallen trahen dan, gegenüber dem schluss ×× oder 1 × 4). X wenn diese letztere form im av. sehr selten ist, so ist vielleicht die vermutung gestattet, dass xxx und als rhythmisch entsprechende teile zu ungleichartig erschienen sein würden. vor allem aber kommt für beide typen in betracht, was unten bei der besprechung des typus A gesagt ist: die formen halten. den rhythmus nicht genügend. dass aber xx.× ein beliebter typus wurde, dürfte sich aus principiellen physiologischen gründen erklären: nach der durch den starken ictus und die erwartung eines nach der pause folgenden etwa gleichen ictus erregten muskelspannung ist eine muskelbewegung, die der aussprache entspricht, die befriedigendste lösung. man spreche sich nur solche verse mit den starken icten, wie ich sie annehme, und der pause zwischen den beiden vor, oder noch besser: man ahme den rhythmus mit unterdrückter stimme nach und beobachte die muskelbewegung, so wird man ein x als das der letzten hebung am meisten entsprechende herausfühlen.

Das weitere vorgehn erleichtern wir uns sehr, wenn wir jetzt gleich nach dem ursprung des av. fragen. Wilmanns (Beiträge z. gesch. d. älteren deutschen litt. m 141) will ihn auf die kola der gewöhnlichen rede zurückführen. aber, selbst eine übermäfsige anwendung der allitteration in prosaischer rede vorausgesetzt, kann ich mir die ausbildung eines verhältnisses, wie die bindung zwischen stollen und hauptstab in der prosa nicht denken; diese setzt notwendig das vorhandensein eines rhythmischen gebildes von zwei zusammengehörigen teilen voraus. tatsächlich finden wir auch in der prosa, soweit wir das controlieren können, die typen und ihre eigentümlichkeiten nicht wider. wenn man zb. die stellen poetischen inhaltes in den afries. gesetzen vergleicht, so wird man sich vor allem überzeugen, dass gebilde, welche einigermassen mit den absteigenden typen des av. ähnlichkeit haben, durchweg auftacte, sogar längere aufweisen. auch wenn wir etwa vermuten wollten, der av. sei aus den allitterierenden

formeln der sprache erwachsen, so finden wir an den tatsachen keinen genügenden anhalt.

Die annahme ist doch auch die natürlichste, dass die allitteration auf einen vorhandenen rhythmus, sagen wir es geradezu: auf einen vorhandenen vers angewant worden, und aus dieser anwendung die eigentümlichkeiten des av. zu erklären seien.

Wenn unsere voraussetzungen richtig sind, so berechtigen uns alle empirischen tatsachen dazu, von dem viermal gehobenen vers auszugehn, der als idg. wahrscheinlich gemacht ist und in der germ. volkspoesie fortlebt, umsomehr, als wir bei diesem vers, zumal nach dem eintritt der germ. betonung, das überwiegen einzelner hebungen über die andern voraussetzen dürfen (vgl. die angezogene recension). wir haben also an ihm einen meistens zweigipfligen vers, und als geläufige typen dürfen wir (vgl. Sievers $149 und Otfrids vers) die folgenden annehmen, nebst den entsprechenden auf synkope der senkungen beruhenden nebenformen: 1. (×) × × × × × × × 2. (x) xxxxxxx 3. (x)××××××× 4. (x) xxxxxxx. daraus lassen sich unter berücksichtigung des besonderen charakters der allitteration nach den rhythmischen grundgesetzen auch die geläufigen typen des av. herleiten. selbstverständlich ist nicht gesagt, dass jeder einzelne av. immer nur aus dem typus hätte erwachsen können, mit dem wir seinen typus vergleichen, wie überhaupt die typen sich nicht immer scharf von einander scheiden.

X

x

Wir betrachten zunächst den 1 halbvers.

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X X

Die form 1 zerfällt in zwei hälften (×) × × × × × × ×. der vers könnte ohne weitere veränderung, nur mit der nötigen verstärkung der icten, als av. gesprochen werden; aber bei dem character, den ich für den vers voraussetze, würden die hebungen etwas unangenehm spitzes erhalten. es ist vielmehr naturgemäfs, dass mit der gröfseren wucht derselben sich auch eine längere dauer paart, also die glieder sich in der regel verkürzen, insoweit sie nicht schon im urmetrum verkürzt waren. für das erste glied ergeben sich dann die gestalten: a) x x b) 4× c) d) ×, für das zweite a) b) . die combinationen ergeben die von Sievers A und E genannten typen, vielleicht auch einige D. nicht alle combinationen kommen vor: im westgerm. sind 44, X÷ und ausgeschlossen, oder selten. von anderem abgesehen gilt für diese alle, dass eine sprache, die nicht in starke manier und

dunkelheit verfallen mochte, nicht leicht die möglichkeit hatte, ein satzglied von zwei ungefähr gleich betonten wörtern dieser form zu gestalten, zumal noch der betonung wegen wol doppelallitteration geboten gewesen wäre. das wichtigste ist aber die gefahr, bei solchen rhythmizomena in einen andern rhythmus zu verfallen. mit andern worten: wenn ein tact einsilbig ist, muss der andere, um den rhythmus für den ganzen vers zu halten, möglichst voll' sein. das nähert sich ja Heuslers formulierungen, bei denen aber kein versuch gemacht ist, das wesen der erscheinungen zu fassen. ein typus × 2.-×, also mit auftact, wäre übrigens denkbar, indem durch den scharfen gegenzug der beiden teile die pause gefestigt wird. solche verse wären unter dem sogenannten typus C zu suchen.

Der entwickelte tact ist wol bei einfachen wörtern als zu fassen. dieser schwächste nebenton scheint nicht genügend gewesen zu sein, um den rhythmus zu halten; denn ein tact wie folce to [frófre] scheint bei einsilbigem zweiten tact nicht zu reichen, während er bei sprachlichem stärkeren nebenton, s@bat gesæt, wol genügt. der unterschied vom reimvers, in dem solche rhythmischen nebentöne hebungen tragen, erklärt sich ohne weiteres durch das gröfsere übergewicht der hebungen bei beschleunigtem tempo. ein wort wie @resta kann mithin sowol bei einsilbigem wie zweisilbigem 2 tact gebraucht werden. dass resta söhte im 2 halbvers nicht vorkommt, könnte man schliefslich schon daraus begreifen, dass der typus zu denen gehört, die zur doppelallitteration in wahlverwantschaft stehn. weiter unten ergibt. sich noch ein andrer grund.

Das urbild des von Sievers als A3 bezeichneten typus sind die verse, in welchen das höchstbetonte wort die 3 und 4 hebung einnimmt, wie bei Otfrid tho scóltun siu mit willen, im NL. ir enkunde in dirre werlte, ich sag iu von dem degne, daz er eine danne wurbe, wenne sol iuwer hochzit, und wie sie überall zahlreich sind. wäre der av. nicht an einem vorhandenen metrum erwachsen, so ist nicht wol einzusehen, wie dieser typus hätte aufkommen können. in demselben kann die allitteration, da sie nachfolgt, nicht den gleichen einfluss auf den nicht allitterierenden tact ausüben, wie sonst. der erste tact wäre also ungefähr in der gestalt der 1 dipodie eines altgerm. 4 hebigen verses zu erwarten. in der tat stellt er sich so dar.

Form 2. bei Otfrid stehn solche verse mit unter der nahverwanten folgenden form. aber es ist erlaubt, zb. thie hóhun áltfatera zu betonen; vgl. aus dem NL. die guoten videlære, dem degne leiden began, in triuwen rate ich in daz. häufig ist diese betonung im reimvers nicht. es wäre indessen zu begreifen, wenn der av. den typus seinerseits verallgemeinert oder der reimvers ihn zurückgedrängt hätte. der av. muss teilen in ⁄×|-××××, und der rhythmus erfordert gleichheit der teile. der erste tact ergibt die formen und 2, der zweite ××, mit dem stärkeren nebenton auf dem 1 oder 2 X. ich glaube nun, dass die betonung des gliedes xx, wie sie für den reimvers gilt, also 1, im av. nicht bewahrt, sondern zu ×× mit überschüssiger' letzter silbe wird, also identisch mit der betonung desselben rhythmizomenons als 1 tact; x als betonungseinheit ist ebensogut möglich wie x2. dreihebigkeit des zweiten tactes würde wol

1 mit unrecht nennt man sie absteigend. wenn man seine muskeln beobachtet, wird man gewahren, dass die spannung bei der letzten silbe gröfser ist, als bei der vorletzten, dh. die letzte silbe erhält einen höheren ton, als die vorletzte. die rhythmische bewegung in den zwei gliedern eines Otfridschen verses ×××× ist gleichmässig steigend. ich bezeichne im folgenden die höheren töne durch höher gesetzten accent.

2 diese rhythmisierung von 1× (bei einheitlichem wort oder syntaktischer verbindung), die dem gebrauche des reimverses widerspricht, wird auch sowol von Sievers wie von Heusler angenommen (s. Heusler s. 112). S. sagt: 'der ausgang ist nur gestattet, wenn er einem dreisilbigen wort von der form x angehört. der grund hierfür liegt offenbar darin, dass in diesem falle die dauer der mittelsilbe als quantitativ indifferent der sprachlichen kürze gleich behandelt werden konnte'. H. polemisiert gegen diese auffassung und meint, es könne im ernste nicht discutiert werden, dass zb. in ok allar olrūnar, wenn ok allar ol- =|PP|| sei, von der silbe ol, nachdem sie einen vollen tact gedauert hat, noch die würkung ausgehe, die folgende sprachliche länge 'herabzudrücken', sodass -rūnar nicht mehr als gemessen werden könnte, sondern nur noch als, wie etwa stafi in dem verse lof ok līkstafi, man könnte H. recht geben, wenn man gezwungen wäre, sich jenen tact als adagio vorzustellen. m. e. ist aber gerade das gegenteil anzunehmen. nach H.s eigner ansicht ist die fragliche rhythmisierung erlaubt, weil solche wörter oder verbindungen wie girūnar den tact | (x)××❘ darstellen. dass es am tactgeschlecht allein nicht liegen kann, beweisen die reimverse, die jenes rhythmizomenon im versschluss nicht so verwenden können, wenn auch noch so ausgeprägt ein dipodisches verhältnis herscht. es kommt zugleich auf das tempo und das stärkeverhältnis zwischen den guten und schlechten tactteilen an. im reimvers ist die betonung nicht möglich, weil der vortrag dafür zu getragen war. man kann

das gleichgewicht stören und der 2 hebung ein übergewicht über die 1 verleihen. ich wage aber nun auch geltend zu machen, es sich auf folgende weise klar machen. man spreche eine dreisilbige verbindung, etwa lalala (noch deutlicher wirds mit dideldum) im daktylischen rhythmus (als × × ×) öfter hintereinander, ich kann die reihe hinter lá ohne weiteres abbrechen, hinter lala ist das unmöglich, wenn ich die gruppe im selben tempo ausspreche, wie in der reihe; sie wird dann von selbst zu lálȧ. wol aber kann ich abbrechen, wenn ich lala unter einem exspirationshub spreche (auch wenn ich das tempo für die ganze reihe entsprechend nehme). im av. ist diese aussprache natürlich bei möglich und dann bei - ×, wenn es untergeordnet unmittelbar hinter einem starken exspirationshub folgt, was man sich physiologisch ja leicht klar machen kann. nach einer senkung lässt der av. im allgemeinen x in dieser verwendung nicht zu, wenn es nicht überhaupt ohne rhythmischen accent (in der 'senkung') steht. den schweren rhythmischen character von × werden wir im text verschiedentlich bemerken, auch Sievers ist er des öfteren aufgestofsen, und ich teile die ansicht, die er in bezug darauf § 194 entwickelt, nur dass ich den grund nicht in einer eigenheit der metrischen entwicklungsgeschichte, sondern einfach im charakter der sprache suche (vgl. Wilmanns D. gramm. I § 367); die sprachliche betonung der wurzelsilbe von - X war zu nachhaltig, um die folgende silbe demselben exspirationshub zu unterwerfen. für Heusler handelt es sich bei dieser erörterung um den ausgang der vollzeile im ljóðahátt, für den er die 'regel' aufstellt: er ist entweder voll ((x) x) oder stumpf (oder ×), nicht klingend (2×). mit rücksicht darauf, dass nur als gebraucht gewesen sein könnte, der ausgang also wolx, aber nicht lauten kann, scheint mir die regel aus dem metrum selbst nicht erklärlich zu sein. die erklärung müste also in der geschichte dieses metrums liegen, und da muss man sich doch unwillkürlich erinnern, dass auch die NL-strophe nur auf oder ausgeht, nicht auf. das wird doch wol nur heifsen, sie muss auf X X schliefsen, eine senkung zwischen den beiden letzten hebungen haben. oben im text sehen wir, dass der zeilenschluss eine gewisse gedämpftheit liebt; dazu tritt beim strophenschluss das erfordernis einer gewissen gegliedertheit. also der ausschluss von vom ende der vollzeile im ljóðahátt wäre historisch zu erklären; in den speciellen eigentümlichkeiten (× und dem überwiegen von über 4) spricht sich vielleicht von neuem das streben nach einer gegliederten gestalt aus. hübsch ist der hinweis auf entsprechende melodienschlüsse in nord. und engl. volksliedern bei Sievers § 195; aber eine erklärung ist damit natürlich nicht gegeben. diese erwägungen sprechen nicht dafür, dass die frage, welche H. s. 67 ff dankenswerter weise aufwirft, ob nämlich das altgerm. metrum -x im versschlusse als einhebig verwenden konnte, zu bejahen sei; auch sonst scheint mir weder in der allitterationspoesie noch in der ältern reimpoesie etwas dafür zu sprechen. nur eine beobachtung, die wir unten s. 240 am schwellvers machen, könnte in bejahendem sinne angeführt werden, sie scheint mir jedoch keine genügende stütze für die hypothese. nichtsdestoweniger möchte ich H. recht geben,

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