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liche Eyrland erklärt wird. wir haben es mit einer irrtümlichen auffassung zu tun, die einem flüchtigen abschreiber um so leichter passieren konnte, wenn in der vorlage ir elende stand und zwar blofs durch ein geringes spatium getrennt, sodass er beide worte zu irelende verband und mit irlande identificierte oder bei oberflächlicher aufnahme des wortbildes gleich irlande las.

96, 4 hat bereits Ziemann nách ir willen ergänzt, was trefflich passt, sofern man nur dem sinn rechnung trägt, aber gleichwol anzufechten ist, indem nämlich der ausfall nicht begründet werden kann. dass ein copist die phrase absichtlich ausgelassen habe, ist höchst unwahrscheinlich; wenn es aber aus flüchtigkeit geschah, so ist anzunehmen, dass die fehlenden worte nicht mit den folgenden, sondern mit den vorausgehnden graphische ähnlichkeit besafsen, und darum ziehe ich vor dne sorge, was in einer hs. aus der zweiten hälfte des 13 jhs. an dem oder anme, ame berge, wie vielleicht die vorlage aufwies, sehr ähnlich ist. man beachte aufserdem den anfang der folgenden strophe dó in der grozen sorgen von im gar gebrast. das fragezeichen wäre dann nach waz mohte in dó gewerren zu setzen.

110, 1. Daz schif het einen herren ûz Salmé. Martin (Zs. f. d. ph. 15, 207) glaubt, es könne mit Salme der Solway frith bei Carlisle nicht fern von Cardigan gemeint sein. nach meiner überzeugung beruht Salme auf einem lesefehler und steckt Garade oder eine variante hiervon dahinter. S und G gleichen sich in handschriften des spätern 13 jhs. häufig so, dass selbst schreiber jener zeit irre giengen und ihnen unbekannte ortsnamen fehlerhaft widergaben. die bemerkung in der vorausgehnden NibeJungenstrophe 108 ez kam von Garade kann meine annahme nur unterstützen.

Czernowitz im jänner 1894.

OSWALD V, ZINGERLE.

11.

Dass in 8, 2 (lère :) der begunde er volgen sere ein caesurreim eingeschwärzt sei, hat schon Ettmüller erkannt, aber schwerlich ist es richtig, das sere einfach zu streichen, wie mit E. alle späteren herausgeber (Vollmer, Bartsch, Martin, Symons) tun. ein schlichtes volgen zu dem abscheulichen, noch nhd. unerlaubten volgen sere zu erweitern, lag zumal für einen redactor so frühen datums, wie es der caesurreimer nach Symons ist keineswegs

nahe. leichter schon konnte sere als ersatz eines andern adverbiums eindringen. die stelle hat wol ursprünglich so gelautet: Siner muoter lére diu behagete im wol.

:

der begunde er volgen gerne, als man friunden sol. lère: gerne erschien dem betr. schreiber als ein unreiner reim (wie etwa Rol. 13, 22 f êre: gerne), den er mechanisch ausglich zu lère sére. für jenes ursprüngliche gerne spricht noch zweierlei: 1) die verbindung gerne volgen ist eine sehr geläufige: sie begegnet gleich wider str. 35, 2, vgl. ferner Rol. 13, 23. Nib. 274, 1. 391, 4. aH. 828 und besonders Kchr. 12632 já volge ich gerne diner lere, 12960 vil gerne volge ich diner lere; 2) gerne stellt sich in der Kudrun ungemein leicht in der caesur ein, so allein in der einleitung noch 9 mal: 9, 4. 10, 3. 28, 2. 78, 4. 91, 3. 123, 4. 133, 4. 141, 4. 185, 4.

Am ausführlichsten hat über das eindringen der caesurreime Symons Beitr. 9, 24-51 gehandelt. seine gesichtspuncte sind verständig und seine resultate annehmbar bis auf die vorstellung, als seien sämtliche caesurreime, soweit sie nicht das werk des zufalls sind, auf einer stufe der textgeschichte aufgekommen, rührten von einem und demselben bearbeiter her. die grofse masse ganz gewis: aber nachdem jener hauptschuldige einmal sein. reimgeglitzer über das ganze, hier dichter dort spärlicher, ausgestreut und bei lesern und schreibern eine völlige unsicherheit über ausdehnung und berechtigung dieses 'schmuckes' hervorgerufen hatte, haben sich gewis auch spätere copisten an der vermehrung der binnenreime beteiligt vielleicht bis herunter auf HRied, der hier und da halb unwillkürlich und wol auch misverständlich einen neuen reim in den text gebracht haben mag. ein solcher reim von jüngerer und mehr zufälliger entstehung dürfte zb. vorliegen

1216, 3.4 dô bidemet von dem froste

si waren in swacher koste.

daz arme ingesinde. ja waten die kalten merzischen winde.

in swacher koste - mit geringem aufwand gekleidet', umschreibt Martin. aber koste ist hier schwerlich das rechte wort. als die hochzeit der armen Gotelint ein jähes ende gefunden hat, heifst es Helmbr. 1631 ff:

Gotelint vlós ir brûtgewant.

bi einem zûne man si vant

in vil swacher küste.

si het ir beide brüste

mit handen verdecket.

'kläglich anzusehen', 'in dürftiger ausstattung, kleidung'. der reim auf brüste sichert das ü: beide hss. aber

und die eine ist unsere Ambraser! - haben hier koste, und dasselbe wort hat HRied oder seine vorlage auch in der Kudrunstelle für ursprüngliches küste eingesetzt. und noch ein drittes mal begegnet der gleiche fehler bei ihm: Biterolf 837 in koste harte riche. der gegensatz zu in (ze) swacher küste ist in (ze) richer küste 'reich ausgestattet'; so zb. Kindh. Jesu 858 f (brüste :) die vant si ze richer küste mit milche beraten harte wol, wo die hs. C dem altertümlichen ausdruck aus dem wege geht. so werden wir auch Bit. 837 lesen er fuor, als im wol gezam,

müssen:

in küste harte riche.

koste (wie hier wider die Ambraser hs. bietet) ist in allen diesen fällen nur eine späte umdeutung des alten subst. kust, gen. küste 'species', das schon um 1300 unverständlich zu werden beginnt.

Zs. 33, 101 f habe ich dem anonymus Spervogel ein schlecht bezeugtes adjectivum kunde, künde abgestritten und unter hinweis auf eine reihe von stellen aus gedichten des 12 jhs. für MFr. 30, 29 f die fassung vorgeschlagen unt elliu abgrunde diu sint dir, herre, (in) kunde 1. für dies in künde (unkünde) wesen (werden, tuon) gibt es noch einen spätern beleg, in der Kudrun:

329,3 dannoch was er Hagenen... in unkünde hs. in unkunden. und wahrscheinlich muss das positive in künde an vier weitern stellen der Kudrun hergestellt werden, wo es, wie in der Milstäter hs. der Exodus und in gewissen hss. der Kchr.2, durch einfaches kunt, kunde verdrängt worden ist. ich lese:

135, 4 diu craft sines libes wart den pilgerinen harte in künde* 225, 2 ist (dir) daz mære in künde**, dû solt mich wizzen lán 867,4 herter frouwen dienest wart då (dem küenen) Herwige in künde*

1033,1 Nú ist in wol in künde* ** (daz ist mir leit genuoc).

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ich glaube also, dass wir aus der Kudrun den ja-stamm künde'

eliminieren dürfen: der vers wird nirgends verschlechtert, wenn

1 vgl. auch gGerh. 367 f und hast in dîner künde
2 Zs. 33, 102.

algründe.

die tiefe der

wir in künde dafür einsetzen, und jenes 329, 3 überlieferte was ... in unkünde scheint uns ein recht dazu zu geben.

Nur ein bedenken bleibt: auch im Nibelungenliede steht ein paarmal künde, 4 mal in A, 5 mal in B: 83, 2 (B 82, 2). 378, 2 (B 390, 2). 461, 4 (B 492, 4). 2182, 4 (B 2245, 4) und B 1075, 2 [A 1015], und hier bietet die umfangreiche überlieferung nirgends einen anhalt für in künde1, dessen einsetzung gegen die hss. obendrein ein paarmal den vers verschlechtern würde. die adjectivform künde ist also nicht aus der welt zu schaffen. sie erscheint im Nib. ausschliefslich in der caesur, wo wir auch sonst eine leicht begreifliche neigung zur bevorzugung vollerer formen bemerken können (-heite, arbeite neben den reimformen -heit, arbeit usw.). man besafs in gewissen gebieten des bair.-öst. dialects die aus der vermischung der i- und ja-stämme 2 herrührenden zwillingsformen wie hart herte, suoz süeze, und nach deren analogie mag man auch zu kunt ein künde gebildet haben, das sich dann für den caesurausgang besonders bequem erwies. Marburg. EDWARD SCHRÖDER.

SÜSSKIND VON TRIMBERG.

Zwei minnesänger teilen das schicksal, dass die kritik ihnen die sociale stellung absprechen möchte, welche die überschriften der mittelalterlichen sammler ihnen zuerteilen: kaiser Heinrich- und Süfskind von Trimberg. zwar ist die lage sonst nicht ganz die gleiche: während bei dem grofsen fürsten eine wolbekannte individualität zu dem ton der lieder nicht zu stimmen schien, erregt bei dem unbekannten fränkischen spielmann die allgemeine stellung der juden im mittelalter zweifel. so hat zb. Burdach (Reinmar u. Walther s. 135, z. 10 v. u.) zu der bezeichnung Süfskinds als eines juden ein fragezeichen gesetzt. einer eingehnden begründung des zweifels entsinne ich mich nicht; er beruht wol aber jedesfalls auf jener erwägung und auf der meinung, man habe aus dem vers 'ich wil in alter juden leben mich hinnan für wert ziehen' (MSH 260°, Bartsch Ld. nr LXXIV 20) die standesangabe mit ebenso geringer berechtigung herausgelesen, wie nach Haupts ansicht (MFr. s. 228) aus dem vers: ‘è ich mich ir verzige, ich verzige mich è der krône' (MFr. 1 wenn sich auch einzelne hss., besonders A, gegen die form sträuben und trotz der einen klingenden ausgang fordernden caesur lieber kunt schreiben. 2 und alten unebenheiten des paradigmas.

5,36). indes, wie Scherer (DSt. 1 10) Haupts verdacht beseitigt hat, so lässt sich vielleicht auch bei Süfskind die angabe unserer vorläufer in mhd. litteraturgeschichte rechtfertigen. dass der jude von Trimberg nicht so ganz vereinzelt dastünde, erwies Creizenach (vgl. Germ. 14, 127). und vdHagen suchte aus den gedichten selbst des dichters jüdischen ursprung zu erweisen: die gleichnisse aus der arzneikunst und dem geldgeschäft sollten dahin deuten (MSH IV 538). die sind freilich auch anderweit nicht selten, bilder mit zins und darlehn zb. bei Hartmann von Aue ungemein beliebt. auch sonst würde ich es kaum wagen, aus den wenig characteristischen liedern biographische anhaltspuncte zu holen. Süfskind bewegt sich durchaus im fahrwasser der spielmännischen didaktik: dass wahrer adel nicht auf der geburt beruhe (MSH п 258, 1), haben auch Freidank und der Wälsche gast gelehrt (Wilmanns Leben Walthers 420. 451), dass gedanken frei sind (MSH п 258, 4), ist ein lieblingssatz der minnesänger (Wilmanns aao. 403, 339; ESchmidt QF 4, 109 anm. 46, WGrimm Freidank1 xc). wenn dem vor der thür des festgefügten domes mittelalterlicher rangordnung stehnden juden auch beide gedanken besonders nahe liegen mochten, muss man doch der versuchung widerstehn, ihn deshalb zum ahnherrn liberaler journalisten zu machen. eher noch könnte man in dem preis des tugendhaften eheweibes (MSH 11 259, 6) einen anklang an stellen des alten testaments wie Prov. 31, 10f. Eccli. 26, 1 f sehen wollen; aber auch solche sätze waren durch die kanzel gemeingut geworden und niemand wird Walther 32, 21-24 aus Prov. 31, 30 herleiten.

Ist es also bisher nicht gelungen, Süfskinds eigenartige stellung positiv zu erhärten, so doch noch viel weniger, sie als unmöglich zu erweisen. der name ist in der gleichen gegend, in Würzburg, 1218 für einen juden belegt (MSH iv 537) und war daher wahrscheinlich um diese zeit schon ausschliesslich für juden in gebrauch. dass dieser name nun mit jener stelle ganz zufällig zusammenträfe, in der der dichter erklärt, die brotlose kunst aufgeben und fortan in hut und mantel der juden umherschleichen zu wollen, das wäre doch seltsam. und wenn ein jüdischer minnesänger undenkbar gewesen wäre, hätten rubricator und maler trotz jenem verse den Süfskind nicht dafür nehmen können.

Merkwürdig genug bleibt immer die erscheinung, und so scheint sie denn auch nicht spurlos vergangen zu sein.

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