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hari die vertreter des königlichen hauses im märchen waren. indem Orwanti als eidam dem stammbaum eingefügt ward, gab er seinen namen auf, doch nicht ohne spuren einer verschmelzung, die in der mittelsilbe von Ôsantrix und in dem jungen ô von Oserich (statt Uosrich) sich zeigen falls dies nicht auf entlehnung aus Niederdeutschland führt. eine koseform Ôsant für Orwantil (oben s. 123) ist dann nicht nötig anzunehmen; sie würde sich freilich zum namen des Asprian (Sphinx п 358 f) ähnlich verhalten, wie abant1 zu dem seines bruders Abendrot, und älter als 'abend und morgen' könnte es eine formel 'abant enti ôsant' gegeben haben. dass an dem hofe, wo der verkappte held des märchens und ihm nach der der Walthersage das wachstum des gartens zu pflegen hat, die namen von 'incrementum' sprechen, sieht nicht nach zufall aus, besonders wenn wir noch Groa hinzunehmen.

Gieng die nordische sage bei der wahl des vaternamens (Gervendillus) von der zweiten hälfte in Aurvandill aus, so hielt sich das deutsche gedicht an die erste. ob in Ougel ursprünglich Aur- anzunehmen sei (Sphinx 11 360), oder spielerisch das auge mit dem ohr zusammengebracht ward, lässt sich nicht sagen; sicher ist nur, dass Ougel und Orendel allitterieren und dass jenes von der koseform Aogo (Förstem. 181) und dem namen des zwergkönigs Öugel nicht zu trennen ist. von personennamen werden auch Ouwo usw. (Förstem. 189) und weiterhin die mit Aun- und Aud- gebildeten (Förstem. 181. 161; Zs. 3, 144. 151) beizuziehen sein, die zu der wurzel év, av (in ěvyýs, aveo, s. Fick 357. 170) zu gehören scheinen, und dann wäre Ougel, Öugel wol der 'riche kunic'. dass der einsam stehende name Ôrendel lautlichen anklängen folgte, dafür gibt es beispiele. an zwei puncten des nach dem flüsschen Orana benannten Oringouwe (Bacmeister Alem. wanderungen s. 108) hat sich ein sagenhafter hl. Orendulus eingenistet: für sein grabmal gilt der zwischen Ohrn und Langem gewende liegende Orendelstein, für seine siedelei das angeblich mit dem grab (in würklichkeit einer brunnenstube, s.

1 das wort steht wol im ablaut mit gr. ¿ïì und oлiεv und gehört samt diesen zu oлága 'spätjahr', ové 'spät, abends'. ähnlich sind skt. á und abhi in ápítva, abhipitva ‘abend' (Fick 14 248) verwendet. altn. aptann könnte den nämlichen vocal wie dye enthalten, also hierin dem griechischen wort näher stehn als dem deutschen mit seinem alten é.

Keller Vicus Aurelii s. 38) durch einen unterirdischen gang verbundene Orendelsall, eine im Ohrngau oder Ohrnwald (ebd. s. 14) gelegene besitzung des klosters Mainhard (im 'grofsen walde', Maginhard); hatten doch schon die Römer sich durch den flussnamen verführen lassen, die grenzfestung an der Ôrana, das spätere Oringouwe oder Öhringen, auf den namen eines Aurelius (Caracalla?) zu taufen (Buck Flurnamenbuch s. 198) spukt etwa dieser heidnische namenspatron der Römerstadt in dem frommen kuttenträger mit dem etymologisch nahestehnden namen fort? und die von Heinzel s. 14 erwähnten grafen im gau ad Isina werden ihren namen Orentil infolge davon haben, dass dieser durch den an Iso erinnernden gaunamen angezogen ward.

Für Bride scheint neben Ospirin kein platz im ältern Orendel. deutsch übrigens ist der name vgl. ahd. Pridker (Förstem. 282), nebst Breiding (ebd. 279). mhd. briden 'flechten, weben' weist nach analogie von dringen 'flechten, weben' auf die allgemeinere vorstellung 'dringen' zurück, die in ahd. breit amplus, opimus' (Ahd. gl. I 219, 15. 21) die besondere färbung von 'gliscere' zeigt; mhd. bridel 'halfter' ist vom dringen, schnüren benannt (in dem breidel twink ire kinbacken), vgl. bhreis in mhd. brisen 'schnüren', bris, brisem. es kann neben breit ein brid 'gliscens, amplus, opimus' bestanden haben, und so käme Bride (ähnlich wie Gróa) im sinn ohngefähr mit Oas- überein; vgl. dazu mhd. breite muoter 'mater ampla' für 'muttergottes', ein ausdruck, den Mannhardt (Myth. zs. 2, 317 anm. 1) noch aus Trierschen hexenacten des 16 jhs. nachweist: frau Breitte, Breyde, Praitte; ich muste sagen Christo und der Preitten. der verfasser des legendarischen Orendelgedichts gab der übrigens robust genug geschilderten unirdischen braut einen namen von legendarischem anstrich. das unerweiterte bhrei erscheint in lat. frivolus, das mit TeQuoσós synonym, aber auf die üble bedeutung 'supervacuus' eingeschrumpft ist und die edlere 'abundans, amplus' eingebüfst hat; friare 'zerdrücken' weudet die grundbedeutung 'dringen' in einer weise, die den zusammenhang von bhrei mit bher in lat. ferire, mhd. bern, nhd. bär 'rammklotz' erkennen lässt (Fick 1490). dazu die intensiva borzen, bärzen 'drängen' (Stalder 1 205; Schmeller 1 284. 285); mhd. bor tempor' (sc. dringend, strebend) und in sog. ironischem gebrauch gar wenig' (dem lat. frivolus nahestehend); gr. goguós flechtwerk', pãoos ‘zeug' (mit ag aus agg; vgl. briden

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“flechten”); φέρδην – πλέγδην in μεσοφέρδην; φρέω “dringen lassen, drängen'; qo'v 'praecordia, zwerchfell' (neben gogivn 'cutis, membrana'; eig. 'geflecht, netzhaut', wie mhd. slieme sowol 'praecordium' als 'membrana' ist); lat. frē-num 'bridel'. Wenn, wie Heinzel s. 16 andeutet, ein zusammenhang des namens der königin Bride mit dem des königs Prides im Seghelijn stattfindet (wozu sich Zs. 30, 389 Bonifait und Bonafeide halten liefse), so würde der zeitliche vorrang der Bride gebühren. über den Seghelijn selbst nur wenige bemerkungen. zwei anklänge an sicilische märchen unsrer gruppe seien verzeichnet: der traum im eingang gemahnt an Gonzenb. nr 26, und den sieben schönen heidinnen (Heinzel s. 53. 58) vergleichen sich die sieben feen bei Gonzenb. 1 67 nr 67. das einfangen der pferde begegnet nicht blofs im Orendel wider (Heinzel s. 53. 34. 40), sondern auch bei jung Sigurd, auf den schon widerholt anlass war hinzuweisen (Rassm. 11 27; oben s. 119. 121). ist es zufall, dass die namen Sigurd und Seghelijn übereintreffen?

Bei der unterschätzung, der noch immer die ungeschriebene dichtung begegnet, lässt sich der einwand erwarten, an der hand der dargelegten verwantschaften sei ein ganz andrer entwicklungsgang zu entwerfen, etwa nach dem beispiel Heinzels, der (s. 88) in Beuves lediglich einen ableger des Apollonius sieht. aber den Apollonius an die spitze zu stellen 2, verbieten schon die indischen parallelen. auf diese bei Cosquin mitgeteilten orientalischen versionen, die für freunde einer mechanischen entlehnungstheorie nach einseitig litterargeschichtlichen voraussetzungen genügen werden, unsern Orendel und Aurvandil aus Indien herzuleiten, müssen wir verzichten einzugehn; klarheit könnte nur eine mythengeschichtliche betrachtung verschaffen, die jedoch einem andern orte vorbehalten bleibt. hier kam es blofs auf den nachweis an, in Heinzels aufstellungen, deren hoher wert im übrigen unangetastet bleibt, sei ein factor übersehen, der bei einem gedicht wie Orendel nicht aufser acht bleiben darf, der volkstümliche. Stuttgart, im oct. 1893.

LUDWIG LAISTNER.

' über den 'traum des prinzen' vgl. oben s. 131.

2 [wie das in dem aufsatz von EHMeyer Zs. 37, 325 ff nun würklich geschehen ist.]

MSD3

UBERMUOT DIU ALTE'.

312 f findet sich der in der 2 aufl. hier aufgenom

mene spruch aus dem 12 jh. abgedruckt:

Ubermuot diu alte

diu ritet mit gewalte:

untrewe leitet ir den vanen,

girischeit diu scehet dane

ze scaden den armen weisen.

diu lant diu stant wol alliche envreise.

Müllenhoff meint, dieser wunderschöne' spruch habe eine bestimmtere historische beziehung und wird daher besser einmal unter den namenlosen liedern des MSF eine stelle finden'. das kann sich höchstens auf die schlusszeile beziehen. KRaab hat in seiner ersten und einzigen schrift 'Über vier allegorische motive in der lateinischen und deutschen litteratur des mittelalters' (1885) s. 31 anm. 63 den spruch an einen anonymen lateinischen tractat des cgm. 660 geknüpft, wo Superbia als erste der apparitores Saul, qui raperent David (1 Reg. 19, 14) auf einem dromedar geritten kommt. das ist mir sehr unwahrscheinlich, weil da gerade das bezeichnende des spruches fehlt: Superbia als heerführerin auf dem kriegszuge. dass zunächst Ubermuot (die weibliche bildung scheint die ältere, Graff 11 688) diu alte genannt wird, entstammt sicher der biblischen lehre: Eccli. 10, 14 f: initium superbiae hominis apostatare a Deo, - quoniam initium omnis peccati est superbia; Tob. 4, 14: in ipsa (superbia) enim initium sumpsit omnis perditio; Sap. 14,6: ab initio cum perirent superbi gigantes - usw. in der kirchlichen litteratur ist darnach die zahl der stellen unübersehbar, an denen Superbia als urheberin aller sündhaftigkeit geschildert wird. sie nimmt darum auch in allen beschreibungen des 'conflictus vitiorum et virtutum' den vordersten platz ein. so reitet sie an der spitze einer heerschaar in den prachtvollen versen der Psychomachie des Prudentius 178 ff: forte per effusas inflata Superbia turmas effreni volitabat equo — etc., und in den vielen davon abhängigen schriften, über die man einstweilen Raab aao. s. 26 ff. vergleichen möge. besonders beschäftigt sich Gregor d. Gr. häufig mit diesem bilde, am wichtigsten darunter ist die stelle Moralia lib. 31, cap. 44 (Migne 76, 620 D): tentantia quippe vitia, quae invisibili contra nos praelio regnanti super se superbiae militant, alia more ducum praeeunt, alia more exercitus subsequuntur. neque enim culpae omnes pari

accessu cor occupant. sed dum maiores et paucae neglectam mentem praeveniunt, minores et innumerae ad illam se catervatim fundunt. ipsa namque vitiorum regina superbia, cum devictum plene cor ceperit, mox illud septem principalibus vitiis, quasi quibusdam suis ducibus devastandum tradit. quos videlicet duces exercitus sequitur, quia ex eis procul dubio importunae vitiorum multitudines oriuntur. quod melius ostendimus, si ipsos duces atque exercitum specialiter, ut possumus, enumerando proferamus. darauf folgt die sehr eingehnde aufzählung, in der proditio, fallacia, fraus (bier v. 2 untrewe, bei Prudentius sehr hervorragend neben Superbia) periuria genannt werden, und zwar geführt von Avaritia (hier v. 4 girischeit). avaritia kommt zu diesem platze durch ihre verwantschaft oder identität mit cupiditas, die schon biblisch (1 Tim. 6, 10 radix enim omnium malorum est cupiditas) dazu berechtigt ist. es wird also mit gewalte v. 2 übersetzt werden müssen durch: mit heerschaar, mit kriegsvolk (vgl. Lexer 1 972). vgl. übrigens noch Hildebertus Cenomanensis in den briefen lib. 1 nr 10 (Migne 171, 165f).

Daraus ergibt sich meines erachtens, dass dieser spruch, sofern überhaupt als volkstümlich, doch kaum als historisch anzusprechen ist und dem gesichtskreise kirchlicher bildung zugewiesen werden muss. dazu stimmt die beschaffenheit der überlieferung. nach FKeinz Sitzber. der Münchner akademie, philos.histor. cl., 1869 s. 319 'gehörte das quartblatt, das die verse enthält, zu einer lateinischen handschrift theologischen inhaltes, mit welchem auch die eine seite bedeckt ist. von der andern seite nimmt den gröfseren raum ein symbolischer baum mit lateinischen inschriften ein'. ich vermute, dass dieser baum nichts anderes ist als eine 'arbor virtutum et vitiorum', wie sie (ähnlich den arbores consanguinitatis') ungezählte male in mittelalterlichen hss. sich findet. auch die erwähnte stelle Gregors weist in den nächsten sätzen schon auf dieses verbreitetste bild hin. darf man demnach diese strophe von sechs versen auch nicht, wie Keinz aao. meinte, für das bruchstück eines 'allegorischen gedichtes' halten, sondern für den gelegentlichen versuch eines theologischen lesers der handschrift, so wird man sie doch schwerlich der namenlosen volkspoesie des 12 jhs. zurechnen können. ANTON E. SCHÖNBACH.

Graz.

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