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gern bei ihnen bin, das ist der schaden; und noch einmal: ich bin nun einmal gerne da, darum muss ich die schlechte behandlung ertragen. aber doch wären nur die wert, die tonangebenden ersten zu sein, die an der bildung festhielten also auch mir gegenüber, das lässt er nur raten, so gedrückt ist jenen zuhtlôsen gegenüber sein mut: er muss in der unwürdigen lage bleiben, weil er keinen andern ort für sich weifs, wo er doch noch so gerne sein könnte. der gedanke, dass auch die gesellschaft ihn nicht missen könnte, tritt auch in einem andern liede auf, in dem er sich mit der welt auseinandersetzt, schon in ziemlich gespannter stimmung,

und ist vil unnáhen,

daz ich dir noch sül versmahen. 60, 4.

am schärfsten aber klingt in dieser richtung ein wort in einem der lieder von der welt', von denen gleich mehr die rede sein wird:

Welt, ich hán dinen lôn ersehen...

ich han lip und sele (des was gar ze vil)
gewäget tüsentstunt durch dich:

nú bin ich alt und hast mit mir din gampelspil.

ist mir daz zorn, sô lachest dû.

67,

12 ff.

die jungen, die neuen trieben ihren spott mit ihm und seiner alten lehre von minne und hofzucht (gampelspil sonst eigentlich noch schlimmeres, ein tätliches narrenspiel) und lachten ihn aus, wenn er darob zürnte, auch in liedern. man fragt sich aufs neue, was daran wol übertreibung des reizbaren dichters sein mochte: aber auf alle fälle blieb genug übrig, um auch uns nachträglich schärfsten zorn empfinden zu lassen über die unwürdige lage, in die der edle sänger, unserer edelsten einer, eben durch treues walten seines dichteramtes geraten war. aber ein tief greifender unterschied von heute er durfte solche anklage den davon betroffenen offen ins gesicht singen, während ein heutiger dichter sich in sicherer deckung auf seinem sofa beim ofen schreibend auslassen würde.

4. Das bilde 67, 32.

Lachmann bringt am ende seines zweiten buches ein büschel lieder von besonders hoher kunst und besonders tiefem gehalt. es ist wesentlich eine endliche auseinandersetzung des betagten

sängers mit der welt', von der öfters die rede ist, aber nicht wider so entschieden als hier. für welt, wie er das wort braucht, auch anderwärts, ist zu bemerken, dass ihm darin der kirchliche begriff und der höfische sich kreuzen oder in eins verrinnen, also die welt im gegensatz zur ewigkeit und die welt als die höfische gesellschaft, dieses wie ähnlich noch französisch 'le monde'.

Die form ist wie gesagt eine besonders kunstvolle, die beiden stollen nehmen den abgesang und damit die krönung des kleinen kunstganzen aufsergewöhnlich in die mitte, und dieser ist in sich besonders kunstvoll, ja künstlich gestaltet durch pausenreime. schade, dass wir von der melodie nicht einen schein haben! es lässt sich übrigens bemerken, dass bei Walther die form dann gern am künstlichsten ist, wenn er selbst vom inhalt am meisten erregt ist der sicherste beweis vom künstler höchster art, der seine aufregung durch kunstarbeit bändigt und gerade da das schönste erzeugt.

Für den inhalt und seinen vortrag aber ist zu bemerken, dass ihn der dichter in der form eines rätsels bringt, das ist an der ganzen kunstarbeit die hauptsache; man weifs ja, wie beliebt und geübt diese form seit jahrhunderten war, im kreise. der fahrenden besonders ausgebildet und auch im kunstgesang gern verwendet. Walthern aber dient hier die rätselform zu seinem höchsten zwecke, geht über geistreiches spiel hinaus in vollsten schwersten ernst über.

Was oder wer ist das bilde, von dem er in so rätselhaften wechselnden bildern erzählt, wie es ihn anzog und abstiefs und er ihm doch nicht entrinnen kann, ohne bis zum schluss das rätsel gelöst zu geben? die herausgeber haben sich in mancherlei richtung versucht, wobei doch mehr eine leidliche auskunft aus der verlegenheit herauskam. auch die hörer von damals musten und sollten raten, werden aber, wie sie den sänger und seine stimmung und denkart kannten, bald gemerkt haben, wen er meinte sie selbst, die hörer selbst, als vertreter der höfischen gesellschaft, der welt, seiner welt. darauf führt ja schon die stellung des liedes am schluss und als abschluss der andern strophen in gleicher kunstform von der welt und Walthers verhältnis zu ihr1. er erzählt von dem lebenswege, den er gegangen, und dem ziele, dem er nachgegangen war:

1 dabei muss ich doch erwähnen, dass schon Pfeiffer in seiner 2 ausg.

Ich hate ein schanez bilde erkorn,
und owe daz ichz ie gesach

ald ie so vil zuoz ime gesprach!

ez hat schone unde rede verlorn.

dd wonte ein wunder inne, daz fuor ine weiz war,

dd von gesweic daz bilde iesa.

sin liljerôsevarwe wart so karkelvar,

daz ez verlos smac unde schin.
min bilde, ob ich bekerkelt bin
in dir, sô la mich úz alsó,
daz wir einander vinden vrô:

wan ich muoz aber wider in.

Es wird einem schwer, dem meisterhaften gebilde, das sich durchaus in reiner kunsthöhe bewegt, schleppende bemerkungen in prosa anzuhängen; aber es muss doch sein. das alte bilde galt allgemein auch von lebenden wesen, sogar mit erhöhtem sinn (jetzt noch frauenbild' uä.), hier von der welt, als hohe erscheinung gedacht, deren dienste sich der dichter gewidmet hatte, um ihre gunst zu werben. auf einmal hat er das bitter zu bereuen, das bild ist unheimlich verwandelt; wenn ihm ein in ihm wohnendes wunderbares etwas schönheit und rede gegeben hatte, so ist das wunder nun verschwunden und das bild stumm und hässlich geworden: der dichter sieht die welt auf einmal mit ganz anderen augen an. statt der lilien- und rosenfarbe, wie sie schöne frauen als farbe haben, hat sie nun eine kerkerfarbe, dass der blumen duft und glanz verschwunden sind und nun mit plötzlicher anrede traulich und treulich (es steht ja vor ihm): 'mein bild, wenn ich (oder gleich: da ich nun einmal) in dir gefangen bin im kerker, so lass mich doch aus, nicht um ganz von dir zu gehn, sondern so, dass wir uns (auf eine zeit einmal wider) froh finden, denn hinein muss ich ja doch wider'.

Es ist im grunde dieselbe stimmung, dasselbe verhältnis (1866) s. 148 meine auffassung vortrug; er hatte mich nämlich für diese um meine bemerkungen zur ersten ausgabe gebeten, ich schrieb ihm zu obigem liede: 'die welt ist es, die von Walther so oft erwähnte, genauer sein höfischer lebenskreis, das hofleben, das ihm eben seine welt war', was dann Pfeiffer gelten liefs und aufnahm.

1 só vil meint nicht würklich viel, sondern auch nur so viel', wie wir sagen, dh. so wenig, wie man es durch eine handbewegung andeutet, lat. vel tantillum.

verstehn.

zwischen dem dichter und dem hofe, wie sie sich in dem spruch oben Owe daz mir sô maniger missebieten sol aussprachen, aber hier weitergeführt und in anderer fassung, dort nur der gedanke in trotziger drohung hingeworfen, dass er ja fortgehn könne, hier weichmütig die bitte, ihn auf zeit einmal an die luft zu lassen, daz wir einander (einmal) vro vinden, denn: wenn wir immer beisammen sind, ärgert ihr mich und ich euch (mit liedern) - denn entbehren kann ich euch doch nicht, wozu als ergänzung aus dem andern liede sich ergibt: ihr mich doch auch nicht. Es ist unmöglich, von einem kunstgebilde, wie dieses, den inhalt so prosaisch auseinander zu zupfen, nur wer in die tiefe des vorgetragenen empfindungsganges vordringt, kann es wahrhaft man denke sich aber, wie den hörern, da ihnen das aus des sängers munde (gewis auch mit bedeutsamem geberdenspiel) unmittelbar ins gesicht erklang, zu mute sein muste: ich bewundere hier, wie anderwärts, die einzige kunst des dichters, mit den gedanken und empfindungen der hörer gleichsam fangball zu spielen1, während er sich selbst zugleich ihnen treulich kindlich preisgibt. in dem liede Owe daz mir usw. ist von dem verhältnis zwischen ihm und der welt' wie nüchtern tatsächlich geredet, in dem andern aber ist das ganze in eine reine kunsthöhe gehoben, auf der nichts von dem schlimmen beschönigt wird, aber doch wie in ein inneres traumhaftes schauen hinaufgehoben, in dem man sich an dem stoff, der im grunde mehr traurig als tragisch ist, doch weidet wie an echtem schönen ich gestehe, dass sich meine bewunderung des liedes, so oft ich es seit jahren näher vorgenommen habe, immer mehr vertieft hat, als könne man hier zugleich besser als sonst lernen, was eigentlich rechte kunst ist.

Eben zur kunstarbeit ist noch zu erinnern, wie der dichter ein paarmal mit seinen bildern gleichsam spielt, indem er sie plötzlich ernst nimmt, sie verschieben sich ihm unter der hand gleichsam, wie es nur mit traumbildern geschieht. so das liljerôsevar der hohen frauengestalt, wozu dann auf einmal die blumen mit ihrem duft und glanz ernst genommen werden. und

1 ein deutliches beispiel gibt das lied Die mir in dem winter vröude hant benomen 73, 23, wo er auch mit der höfischen gesellschaft wegen ihres verhaltens gegen ihn scharf ins gericht geht, das aber so witzig in scherz zu kleiden weifs, dass der bittere ernst nur einmal scharf aufleuchtet.

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das karkelvar eigentlich von einem, der durch lange kerkerhaft (und wie waren damals die kerker beschaffen) wie zum gespenst abgemagert und entfärbt ist aber der dichter nimmt die vorstellung des kerkers auf einmal ernst, womit dann das ganze in überraschender wendung zum abschluss eilen kann: die welt selbst der kerker, in dem der dichter schmachtet, dass er einmal an die luft muss - und dann ganz unerwartet die schlusswendung, in welcher, da sie in der zeit beliebt war, Walther überhaupt meister ist, aber nirgends so merkwürdig durchschlagend, wie hier: wand ich muoz aber wider in damit wird über das ganze ein wehmütig mildes licht der ergebung gegossen, aus dem doch erhebend die kraft des dichters herausleuchtet, herr seiner selbst zu sein.

Leipzig im sommer 1893.

RUDOLF HILDEBRAND.

SEGEN AUS LONDONER HSS.

ms. Sloane 962

1) Wundsegen von den drei brüdern. in quart, xv jhs., 261 bll., pergament und papier, medicinische tractate in prosa und versen enthaltend, bl. 63a:

A charme for a woude.

Tres boni fratres ibant et per vnam viam ambulabant et obuiavit eis dominus noster ihesus christus et dixit eis. o boni fratres quo itis? domine et magister nos imus ad montem oliueti ad colligendas herbas et doloris et plagationis. et dixit eis uenite post me et iurate in signis maximis et per uulnera christi vt non abscondite dicatis neque mercedem inde capiatis set (sic) ite ad montem oliueti et accipite oleum oliue et lanam ouis et ponite super plagam et dicite sicut longinus hebreus percussit latus domini nostri ihesus christi et plaga illa non diu sanguinauit nec putruit nec doluit nec guttam fecit nec tempestatem habuit ardoris sic fiat ista plaga. in nomine patris et filii + et spiritus sancti + amen. vt non sanguinet nec putriat nec doleat nec guttam faciat nec senteat nec tumeat. In nomine patris et filii et spiritus sancti amen.

Derselbe segen deutsch in der papierhs. Add. 28170 in quart, Xv jhs., bl. 113":

Iz giengen drei vil güte prvder einen wech do pechom in vnser herre ihesu christ. Er sprach wa welt ir hin drei vil

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