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sonans a disfiguring excrescence on linguistic science" (p. 317; cf. p. 92). It is also not irrelevant at this point to notice that Dr. Jespersen advocates the manufacture and use of an artificial, international language, and pronounces a favorable judgment on the product Ido (pp. 9, 99; on p. 22 an obligation to Leibnitz is acknowledged).

No scholar can profitably ignore the history of his science. That is true in a very special sense when that history is chiefly in the present-perfect tense, when so much of what is significant in it relates to the present as the basis for further progress. There is not much in the history of the science of language as understood to-day that the scholar may safely pronounce negligible; it is for the most part too recent and plainly suggestive of the next steps to be taken. A sketch of that history is accordingly supplied in Dr. Jespersen's first book' (pp. 19-99),-a difficult task well performed.

The first division of this sketch, "Before 1800," supplies suggestive glances at "antiquity," the "Middle Ages and Renaissance," and "Eighteenth-century Speculation" with specific evaluation of Herder as linguistic philosopher and a recall to deserved notice of Jenisch. The latter's analysis of the essentials of language, which results in a formula for comparing and ranking languages is noteworthy. It is declared deeper and more comprehensive than Grimm's "attempt at estimating language" (p. 60). and was the begetter, one may assume, of Dr. Jespersen's contribution to Scientia, 1914, "Energetik der Sprache" and of his persistent maintenance of the "energetic views of language" (p. 9).

The science of language being in so specific a sense an attainment of the nineteenth century, a linguistic survey of that period constitutes the chief portion of this book' (pp. 32-99). It is brought down from Rask and Grimm to the year 1880, the date of the first edition of Delbrück's Einleitung and of Paul's Principien, and closed with a brief indication of subsequent "general tendencies." This history, as is well known and here duly acknowledged, has been composed by other scholars. (Attention may be directed to the recent sketch forming the Introduction to Paul's Deutsche Grammatik). To these the student will turn with a freshly aroused interest after observing the significantly eclectic chapters in which Dr. Jespersen has so admirably executed his intention to throw into relief the great lines of development rather than to give many details." His primary purpose in this has been, he declares, to supply "an introduction to the problems dealt with in the rest of the book," in which is therefore demonstrated the vital continuity in the history of linguistic investigation and theory.

J. W. B.

MODERN LANGUAGE NOTES

VOLUME XXXVII NOVEMBER, 1922

NUMBER 7

GERMANISCHES RECKENTUM: frz. garçon

1. In dem Charakterbild, das die Germania des Tacitus von unsern Altvordern mit der Wahrheitsliebe eines wohlwollenden Ethnographen entworfen hat, leuchtet die Schilderung der germanischen Gefolgschaft hell und klar als Kennzeichen des Germanentums, wie es Caesar als Geschichtschreiber seiner gallischen Kriege von den Galliern nicht berichten konnte. Das Ideal der Treue imponiert dem Römer und ebenso die traditionelle Erziehung zum Heldentum. Der freie Germane muss sich die Anerkennung seines Kriegsruhmes ausserhalb des Heimatstammes holen. Erst dann gilt sein Ansehen als fest begründet, wenn darüber Nachbarstämme die objektive Anerkennung ausgesprochen haben. Solcher Ruhm allein gehört in den Beginn einer Heldenlaufbahn, die dann erst in den Dienst des eigenen Stammes tritt. So hatte Arminius im römischen Heer gedient, ehe er der Retter seiner Heimat wurde. So tritt Siegfried am burgundischen Hofe Gunthers als stammesfremder Held auf, und nur der frühe Tod konnte seine Heldenlaufbahn beschliessen, die später seiner Heimat hätte dienen müssen. Der grosse Theodorich lebte an Attilas Hofe, ehe er nach Italien als dem erbhaften Ziel seines Strebens gelangte. Im angelsächsischen Heldenlied beginnt Beowulf, der nach dem schwedischen Südwesten gehört, am dänischen Hof auf Seeland sein taten- und ruhmreiches Leben, das er später als König seiner Heimat beschliesst. Walter von Aquitanien kämpft und siegt im Hunnenland, aber gelangt schliesslich zu seinem ererbten Königreich.

Glänzender können Behauptungen aus feindlichen Lagern nicht bestätigt werden, als des Römers Bericht durch innere alte Heldensage. Und dass die Treue der Angelpunkt des Lebens im Kriege

wie im Frieden war, das strahlt umso heller, wenn ein Kenner bezeugt, dass im Mittelpunkt der altirischen Heldensage immer der Raub von Viehherden steht.

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Für den Typus des jugendlichen Kriegers, der bei einem fremden Stamm erfolgreiche Kriegstaten ausübt, besitzt unsere Vergangenheit das Schlagwort des Reckentums. Von seinen Gewährsmännern hätte Tacitus das Schlagwort wracio ermitteln können, wenn er wirkliches Interesse für unsere Barbarensprache gehabt hätte. Aber in den älteren Literaturdenkmälern gehört der Begriff der Heimatferne in den ursprünglichen Wortinhalt, wenn z. B. in der altsächsischen Stabreimdichtung von Christi Erdenwallen sogar die drei Könige aus dem Morgenland wreckion d. h. Recken' genannt werden. Wir stellen das uralte Wort zu got. wraka oder wrakja für Verfolgung' und übersetzen es mit 'Verfolger.' Ich gebe zu, dass diese mutmassliche Grundbedeutung mir im Verhältnis zum tatsächlichen Wortinhalt 'junger Krieger in fremdem Dienst' nicht durchsichtig ist. Aber der Wortinhalt selbst steht völlig fest, und die Geschichte des Wortes weist in allerlei Bedeutungsvarianten darauf zurück. So kann sich die Bedeutung 'verbannter Krieger' ergeben und in schweizerischen Mundarten tritt, besonders oft in polizeilichen Steckbriefen, eine letzte Entwicklung als Landfahrer, Landstreicher' auf. Auf der andern Seite kann. der Begriff der Heimatferne auch die Bedeutung Unglücklicher' ergeben, wie unser Elend ursprünglich bekanntlich auch nichts anderes ist als 'Heimatferne': hier erklärt sich engl. wretch "Unglücklicher,' das mit unserm Recke völlig eins ist.

Aber unser Wort, das für die deutsche Urzeit einen so charakteristischen Inhalt hat, zeigt einen weitreichenden Einfluss über die germanische Sprachfamilie hinaus-auf die Welt der romanischen Sprachen. Oder müssten wir es als charakteristisches Wort nicht bei den Romanen erwarten, die gerade aus dem kriegerischen Bereich manches Wort den Germanen der Völkerwanderungszeit abgeborgt haben? Wenn Worte wie Spiess, Helm und Schwertscheide im 7./8. Jahrhundert latinisiert (speutum, helmus, fodrum) und dann auch romanisiert wurden (afrz. espiet, heaume, fuerre), dürfen wir unser wraccio (wracionem) auch im Romanischen suchen, und wir finden es tatsächlich wieder in frz. garçon und seinen romanischen Entsprechungen. Denn frz. garçon weist nach sicheren Analogien mit gesetzlichem Vokaleinschub zurück

auf ein mlat. gwaracionem, wie es bekannt ist, dass der Romane die germ. Anlautsgruppe wr- auch durch war- und gwar- ersetzt (frz. garance Färberröte' weist durch mlat. garantia für *gwarantia auf ein germ. Wort mit wr- Anlaut). Nun fehlen zwar in der Karolingerzeit Belege für ein mlat. *gwaracionem. Aber seine jüngere Lautform tritt im 11. Jahrhundert mit der Bedeutung "Trossknecht, Schildknappe' auf, und so hat garçon auch im 11./ 12. Jahrhundert die gleiche Bedeutung. Was aber vollends zum Beweisse dient, ist die Tatsache, dass die romanische Wortfamilie von frz. garçon die merkwürdigsten Bedeutungsparallelen zu der germ. Wortfamilie aufweist. "Die üblichste Bedeutung von frz. garçon," sagt Diez im Etymologischen Wörterbuch der Roman. Sprachen S. 157, "war im Altfranzösischen nicht Knabe,' es hiess 'Diener, Handlanger, Trossknecht,' zumal aber in moralischer Beudeutung 'Lotterbube.""

So auffällig ein Zusammenhang von frz. garçon mit unserm Recke auf den ersten Blick erscheinen mag, so sicher berühren sich die beiden Sprachfamilien mit der Grundform wrakion in der Bedeutung heimatferner Krieger,' die für die Jahrhunderte nach der Völkerwanderung und schon früher geherrscht hat. Hier liegt ein seltsames Beispiel vor, mit welch verschlungenen Fäden Germanisch und Romanisch zusammenhängen; aber noch wunderbarer ist es, wie im Hintergrund das Ideal des germanischen Heldentums steht.

Soweit der Wortlaut eines Aufsatzes, den ich während des Weltkrieges in einem Feuilleton der Frankfurter Zeitung vom 21. Juni 1916 veröffentlicht habe. Er wurzelt in der hochgehenden Stimmung unserer deutschen Hoffnungen der ersten Kriegsjahre, aber nicht in irgendwelchem Chauvinismus, den exakte Wissenschaft nicht verträgt. Aber seine Anschauung hat sich nicht jeder Fachmann zu eigen machen können, und es bleibt nur zu wünschen, dass diejenigen, die meine Anschauungen alsbald ablehnten, auch nicht von unwissenschaftlichen Gesichtspunkten geleitet worden sind. Ich hätte auf den Verdacht unsachlicher Gründe auch bei Gegnern nicht verfallen können, wenn das Feuilleton der Frankfurter Zeitung resp. meine neue Etymologie für frz. garçon nicht 1917 zum Gegenstand einer Abwehr geworden wäre. Es entspricht nicht der Gepflogenheit unserer wissenschaftlichen Literaturblätter, die Etymologie einer Tageszeitung zum Gegenstand der Erörterung

zu machen. Bestand doch die Hoffnung, dass ich auf das wichtige Problem meinerseits in einer Fachzeitschrift zurückkommen konnte, wie ich es tatsächlich auch getan habe. Es ist vielleicht das einzige Mal gewessen, dass das Literaturblatt f. germ. und roman. Philologie hrsg. von Behaghel und Neumann eine Rezension über ein Feuilleton gebracht hat, als Prof. Leo Spitzer das Wort darüber ergriff (1917 Sp. 302). Aber nachdem ich nunmehr in einem neuen Artikel der Zeitschrift f. rom. Phil. 41,684 meine Etymologie fachlich begründet habe, warte ich noch immer vergebens darauf, dass das gleiche Fachblatt auch über meine wissenschaftliche Begründung der neuen Etymologie berichten würde. Und weil auch Meyer-Lübkes Rom. et Wb. meine Deutung nicht einmal der Erwähnung wert achtet, darf ich auf das wichtige Problem hier wohl zurückkommen, um zu verhindern, dass meine neue Etymologie weiter unbeachtet bleibt.

Mein Frankfurter Zeitungsartikel beruhte auf blosser Kombination und Konstruktion von mlat. waracio und gestand selber ein, dass ich über Belege nicht verfügte. Später habe ich das Wort in einer mlat. Quelle gefunden, die wohl nie ein Romanist durchgenommen oder gar durchgeareitet hat und durcharbeiten wird: das ist das Verbrüderungsbuch (Liber Confraternitatum) von St. Gallen, Reichenau und Pfeffers, das Prof. Piper im Jahre 1884 in den Monumenta Germaniae Historica herausgegeben hat. Da fand ich zu meiner grossen Überraschung unter Tausenden von Eigennamen auch den Männernamen Waracio, wie im gleichen Dokument auch den deutschen Personennamen Reckjo als Männernamen. Selten ist eine Grundform mit grösserer Sicherheit konstruiert worden wie in diesem Fall. Und es stellte sich für mich dann bald die Tatsache ein, dass Förstemanns Namenbuch das gleiche Wort Waracio auch im Corveyer Urkundenbuch hrsg. von Wigand (Traditiones Corbeienses) als latinisierten Namen zeigt. Diese veränderte Sachlage hätte Spitzer wohl veranlassen dürfen, meine Etymologie abermals zu prüfen und den Lesern des Literaturblatts die veränderte Situation vorzuführen. Es kann mir nicht gleichgültig sein, dass Meyer-Lübke's Rom. et. Wb. no. 9510 frz. garçon auf ahd. warza Warze' zurückführt; denn ein altfrz. Lehnwort, das auf ahd. warza zurückweist, müsste im Urfränkischen doch sicher *warta lauten, und das kann nicht als romanisches Substrat für frz. garçon gelten. Ganz abgesehen davon,

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