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Seeschlacht bei Neapel am 23. Juni 1283.

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Hand des R. Galiardus erreichen konnte, stürzte auf einen Stoss ins Meer; sein Schwert traf immer einen jeden so, dass er gegen den Verwundeten den Hieb nicht zu wiederholen brauchte; der einzige Hieb eines Einzigen genügte zu Eines Tode. Da indessen das Hintercastell der Galee des Prinzen, auf das sich mit ihm so viele erlesene Genossen zurückgezogen hatten, von den Catalanen nicht im Sturme erobert werden konnte, weil auf ihm mehrere tapfere, durch Kraft und Muth so gewaltige Franzosen waren, dass jeder von ihnen, wenn er nur ans Meer gewöhnt gewesen wäre und die Erfahrung gehabt hätte, hinreichen konnte und musste, nach Art der Seeleute die Leute einer Galee allein sammt und sonders und den ganzen sonstigen Haufen zu bezwingen und zu unterwerfen, so sprangen zwei von den Catalanen, die gelernt hatten wie die Fische den Athem lange unter dem Wasser anzuhalten, nach Art der Taucher in das Meer und suchten die Galee des Prinzen unter dem Wasser anzubohren, andere aber stiegen durch. die Thür in den Kielraum der Galee und bemühten sich mit vielen Beilhieben die Zwischenbretter herauszureissen. Als nun die Planken abgerissen waren, der Bauch des Schiffes durchbohrt, die Menge des Wassers, mit der sich des Prinzen Galee sofort füllte, die Galee selbst auf den Grund zog und als die verständigen französischen Ritter sahen, dass Vorder- und Hintercastell sich immer mehr senkte und sich dem Wasserspiegel näherte, da rief R. Galiardus den Prinzen an: „Herr, siehe wir sterben ohne Vertheidigung; Euer Muth und Eure Kraft nützen uns im übrigen wenig, denn wir werden in die Tiefe des Meeres hinabgezogen. Erträglicher ist es deshalb, dass uns die Schaar der Feinde gefangen nimmt, die uns vielleicht am Leben lassen, als dass Ihr vom Meere verschlungen werdet. Lasst uns also im Angesicht des unvermeidlichen Todes, dem keiner entrinnen kann, um Gnade bitten. Diese haben deshalb uns ertränken wollen, weil wir mannhaft. uns vertheidigten; wenn wir also im Kampfe unterliegen und keinen Widerstand leisten, so werden sie uns Gnade gewähren und uns vor dem entsetzlichen Tode bewahren." Den Feinden dagegen ruft er zu: „Erbarmt euch; was ihr gesucht, hier habt ihr es, hier ist der Prinz, hier die Blüthe der französischen Ritterschaft. Glücklich habt ihr den Zweck des ganzen Krieges, die Franzosen zu besiegen und den König in eure Gewalt zu bekommen, erreicht" 1). Die Catalanen also be

1) Nach Bartolommeo di Neocastro (c. 77) ruft der Prinz selbst: 'Ist unter Euch ein Ritter?' Der Admiral (Rogerus de Lauria) antwortet: 'Ja, ich' und sogleich sprach jener: 'Admiral, nehmt uns und unsere Genossen gefangen und in Acht, da es das Schicksal so will; ich bin der Prinz'.

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V. Verluste bei Seeschlachten. Admiral. Taucher.

sänftigen sich, schenken den Bittenden das Leben, nehmen den Prinzen, den sie haben wollten, gefangen und fesseln die erlesenen französischen Ritter, die ihre Waffen übergeben. Nach dem Ende der Schlacht bleiben die von den Feinden erbeuteten Galeen mit sammt der Person des Prinzen und seinen Erlesenen auf dem Meere zurück; die Uebrigen fliehen und die Eingeborenen dienen ihnen als Führer."

In der grossen Seeschlacht am 6. August 1284, in der die Genuesen die Macht der Pisaner für immer brachen, hatte der Genueser Admiral Oberto Doria im Vordertreffen 63 Galeen und 8 Pamphilen, in der Reserve noch 30 Galeen. 29 Galeen der Pisaner wurden erobert, 7 in den Grund gebohrt; die Pisaner verloren an Todten 5000, an Gefangenen 9272 Mann (Jac. Aurie Ann.). In der Schlacht bei Neapel am 23. Juni 1287 besiegten die Aragonier die Neapolitaner, nahmen ihnen 42 Galeen, versenkten 5 (nur vier entkamen) und machten 8000 Gefangene. Der Verlust an Todten betrug auf beiden Seiten mehr als 6000 (Ann. Parm. maj.).

Der Admiral stand während der Schlacht hoch auf dem Hintercastell seines Schiffes in glänzender Waffenrüstung; bald befahl er mit donnernder Stimme, Verstärkungen vorzuschicken, bald rief er mit Namen die Kämpfenden an und ermunterte sie (Bart. di Neocastro c. 111); vor der Schlacht fährt er selbst auf einem kleinen Boote aus und recognoscirt die Zahl und die Stellung der feindlichen Schiffe (das. c. 96).

Die hier wörtlich mitgetheilten Schlachtberichte zeigen, dass die theoretischen Anweisungen des Aegidius der Praxis entnommen waren. Besonders die Anwendung der Taucher) scheint sehr beliebt gewesen zu sein. Nach Matthaeus Paris ist der viel besprochene grosse Dromon nicht durch die Schnäbel von Richards Galeen, sondern durch Taucher in den Grund gebohrt worden 2). Dass Taucher (merguli) die Ankertaue der feindlichen Schiffe abschneiden, berichten die Annales Egmundani (1153). Bei der Belagerung von Ancona 1172 ereignete sich, wie wir in Magistri Boncampagni Liber de obsidione Anconae (c. IV)

1) Essenwein veröffentlicht im Anzeiger f. Kunde deutscher Vorzeit 1871, N. 9, Abbildungen von Taucherkleidern etc. nach den Zeichnungen im Kriegsbuche des Ludwig von Eyb (1500; Ms. der Erlanger Universitätsbibl.). Andere Taucherapparate finden sich in Konrad Kieser's Kriegsbuche von 1405 (Göttinger Univ.Bibl.-Cod. ms. phil. 63) und in einer Münchener Handschrift, Cod. Germ. 739 (vgl. Essenwein a. a. O. Sp. 257 ff.).

2) 1191: Tandem a quibusdam Regis Ricardi mersoribus ipsam subtus aquam invadentibus locis quam plurimis terebratur.

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lesen, folgende Geschichte. „Ein Priester, Namens Johannes, Domherr zu Ancona, gedachte, als er eines Tages am Meere sass, in seinem Sinne, ob er nicht etwas zu Ehren der Stadt und zum Schaden der Feinde unternehmen könnte, denn er war ein kräftiger, muthiger und tapferer Mann. Er ging also zum Hafen, zog das Hemd aus und blieb in blossen Hosen. Da wunderten sich sowohl die Bürger als auch die Venetianer (die den Hafen blokirten), denn es war nicht die Jahreszeit zum Baden, zumal im Hafen ein heftiger Sturm wehte. Er aber sprang plötzlich ins Meer, schwamm, eine zweischneidige Axt (es ist wohl statt des sinnlosen bipede bipenne zu lesen) in der Hand, und begann das grosse Tau, das mit dem einen Ende an den Schnabel vom Schiffe des Romanus Maranus, mit dem anderen an den Anker, den sie in den Hafen hatten fallen lassen, befestigt war, zu zerschneiden. Die aber, welche in dem Schiffe waren, bemerkten, was der Priester that, und begannen mit Bogen und Armbrüsten auf ihn zu schiessen; Andere schrieen ihn an und warfen mit ungeheuren Steinen nach ihm. Er aber tauchte sofort unter, wie eine Taucherente, die mit angezogenen Flügeln in die Tiefe des Meeres sich hinabstürzt, und kam dann wie ein Delphin wieder zum Vorschein, schnitt mit wiederholten Hieben das Seil durch, so dass das ganze Tauwerk in Unordnung kam, und brachte alle Seeleute in Lebensgefahr, denn der Sturm war so stark, dass er auch am Lande Mehrere verletzte" u. s. w.

Ein Taucherboot wird in dem Gedichte Salomon und Morolff beschrieben (905): „Morolff eme bereiden liesz Eyn schiffelin von leder, das er uff das mere stiesz. Das was mit beche wol berant. Czwey glasefinster gaben im lieht. Also mei(n)stert esz syn hant; (1821) An ir aller angesicht Senckt er sich nyder uff den grunt. Eyn rore yn das schiffelin ging, Damit Morolff den adem fing; Daz hat er gewircket daran Mit eym starcken leder, Morolff der listige man; Eyn snuore lag oben dran. Das wasser dem dugenthafften man Das rore nit liesz brechen abe. Er verbarg sich zuo dem grunde Volleclichen ffierczehen dage." Der Taucherapparat, dessen sich Alexander der Grosse bedient, um das unterseeische Treiben kennen zu lernen, wird im Roman d'Alixandre p. 261 u. 262 beschrieben. Er besteht aus einem Behältniss (tonniel) von weissem Glase, das mit Bleiungen verbunden wird; Lampen erhellen es im Innern; an einer Seite hat es einen Ring, an dem die goldne Kette befestigt ist, vermittelst welcher man den Apparat versenkt oder heraushebt. In einem Kahn wird dieser ganze Wunderbau aufs offne Meer hinausgefahren, dann hinabgelassen und auf ein Zeichen des Königs wieder aus dem Wasser hinaufgezogen.

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Als die Siegesbeute, auf die man. am stolzesten war, galt die feindliche Hauptstandarte oder Flagge). Jacobus de Auria erzählt (1284): „Aber die Galee, auf der die Standarte der Pisaner Gemeinde war, kam in Kampf mit der Galee S. Matthaeus, auf welcher die de Auria sich befanden. . . und nach langer und gefährlicher Schlacht wurde die Standarte der Pisaner genommen. Obschon der Zindal von den Unsern ganz zerrissen war, konnte doch die Stange desselben nicht zu Boden geworfen, auch nicht umgehauen werden, weil sie mit hartem und dickem Eisen umgeben war. Als aber doch besagte Stange umgehauen war von den Unsrigen, wendeten sich die Pisaner, sobald sie dies bemerkten, zur Flucht. Die Standarte jedoch der Gemeinde von Pisa, welche die Galee der de Auria erobert hatte, wurde von ihnen nach der Kirche des heil. Matthaeus getragen und hängt in besagter Kirche" 2).

Auffallend ist es, dass Aegidius Colonna gar nicht der Brander gedenkt, die doch in den damaligen Seekriegen eine so grosse Rolle. spielen 3). Man füllt ein oder mehrere Schiffe mit Stroh, Holz, Fett,

1) Jac. de Auria Ann. 1284: Nam acceperunt ligones et sapas, quas secum habebant, et pupim unius galee Pisanorum frangere ceperunt et ignem imponentes in ea ac pupim ascendentes vexilla deposuerunt de ea.

2) Die Kirche S. Matteo ist eine Stiftung der Doria. Dicht neben ihr liegt der Palast, den Genua dem Andrea Doria schenkte.

3) Alix. p. 211, 20: Une galie longe ont fait aparillier, Et de secces estampes à l'un cief bien cargier, Et de secces esprises qui ardent de légier; Et l'autre cief cargièrent d'airain et de levier, Desor l'araine sisent cil qui durent nagier Por le fais sostenir et garder et ploncier. Et nagent erraument, ne l' laisent por lancier, Tant que le cief devant ajostent à l' plancier, Celui à tout l'estoupe por le mius esploitier. Fu Grigois en fiole portent li marinier; Ès estoupes les metent sans plus de detrier; Por lor vie garir, salent è l' plain gravier. Li cies qui fu pesans fait l'autre à mont drecier. Li galie s'esprent de mult près à l' plancier, Tout esprent maintenant, n'i a nul recouvrer De l' fu Grijois est ars, qui ne se vot noier. Ann. Egmund. 1153: Hostes visis in portu navibus illas confringere vel igni tradere alto consilio cotidie moliebantur et navim unam sarmentis, stuppa, oleo et talibus ignis alimentis implentes, succensam ventis commiserunt et ad naves christianorum comburendas impulerunt. Sed lanceis longissimis a singulis Villerepulsa unam tantum combussit et ipsa combusta per se ipsam interiit. hardouin 217: (Li Grieu) pristrent dix sept nés granz, ses emplirent totes de granz merrieuz et d'esprises et d'estopes et de poiz et de toniaus, et attendirent tant que li vent venta de vers aus mult durement; Ann. Herbip. 1204. Barthol. Scribae Ann. 1241: Et plura ligna impleta fuerunt bruschis et catrono, ut nostras galeas illas destruerunt et cremarent. Braunschw. Reimchr. 8262 (Belagerung von Kiel 1261): Vil winvat unde tunnen, Sva se dhe sine wunnen, Mit smere her se vullen leyz, Mit specke und mit svephle veyz. Dhe leyte men an eyn schiph groz, Dhes dhe stetere gar verdroz; Dhe umbrante men zolesten, Went

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Schwefel und anderen brennbaren Materien und lässt diese entweder von Matrosen bis an die feindliche Flotte heranrudern; die Leute zünden dann im rechten Moment das Schiff an und retten sich durch Schwimmen; oder man wartet, bis der Wind auf die feindlichen Schiffe zuweht, und überlässt es ihm, die angesteckten Brander an die rechte Stelle zu treiben. Natürlich wehren sich die Angegriffenen und suchen mit langen Stangen den gefährlichen Nachbar sich vom Leibe zu halten.

Kam eine Flotte, die ein Heer zu transportiren hatte, endlich am Bestimmungsorte an, so herrschte auf den Schiffen grosse Freude. Sobald der Capitän das Land erblickte, verkündete er jubelnd den Passagieren dies frohe Ereigniss1). Wenn man dann den Hafen erreichte, so wurde die Raa sammt dem Segel hinabgelassen2), der Anker ausgeworfen 3), und jetzt konnten die Soldaten endlich ausgeschifft werden. Indessen war die Landung oft nicht ohne Gefahr. Vor Damiette suchten 6000 Türken die Landung zu hindern. Joinville lässt seine Leute auf Schaluppen ans Land setzen und verschanzt sich einstweilen am Gestade, bis das Gros der Armee ausgeschifft ist. Die Schilde werden mit den Spitzen in den Sand gesteckt und von den Lanzen eine Art spanischer Reiter hergestellt; diese improvisirte Festung hielt die Türken zurück (Joiny. 156). Gewöhnlich gehen zuerst die Schützen ans Land und decken die Ausschiffung der übrigen Truppen 4).

War die Landung geglückt, so begann nun der Krieg, wie er im vorigen Capitel geschildert wurde. Die Hauptsache aber war, wie schon bemerkt, dass die festen Plätze des Feindes erobert wurden. Und so hat man denn während des ganzen Mittelalters die Belagerungskunst mit besonderer Vorliebe gepflegt; sie ist es, die schliesslich in den meisten Fällen die Entscheidung des Kriegszuges herbeiführt.

dhe wint stunt uf dhe vesten Und leyzen iz ghen planken zo. Guiart II, 9569: (1304) Flamens font emplir deus nacèles De poiz, de saïn et de busche. Leur gent huile et feu i embusche. Cf. Heinrici Chron Livon. lib. III, cap. XIX, 5.

1) Titur 2540: Der noklir daz erkande; er begunde mit freuden schrien 'alaterre'; cf. 5562. Cf. h. Georg 568.

2) Herz. Ernst D 2057: Do die wigande Quamen tzu dem lande Und sie tzu borte stissen, Yr segel si nyderlissen.

3) Herz. Ernst 2209: Unde sigelten in ein habe, Ir anker sie dô wurfen abe: Guoten grunt sie funden. Herz. Ernst 4545: Zcu dem stade sie stissen; Die ancker sie uszliessen. H. Georg 610.

4) Rom de Rou 11626: Li archiers sunt primiers iessuz El terrain sunt primiers venuz. Itin. Reg. Ric. II, 32.

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