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Anweisung zur Seeschlacht.

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Schiffe des Königs zu folgen" (Itin. Reg. Ric. II, 27). Eine auf dem Hintercastell aufgehängte Laterne ist dargestellt auf dem Siegel des John Holland von 1417, ein eiserner Feuerkorb steht auf dem Vordercastell des Schiffes, welches Herzog Richard von Glocester 1467 führt (beide abgeb. bei Jal, a. a. O. II, 159).

Eine Convoyflotte schickt die leichten Fahrzeuge voran. Im October 1190 war eine Flotte von 15 Schiffen aus Alexandrien ausgelaufen, um Akka Hülfe zu bringen. Die Schiffe segelten in mässigen Intervallen (modicum singulis separatis ab invicem), voran die leichten Galeen; denen folgen dann drei schwere Dromonen (Itin. Reg. Ric. I, 60). Ueber die strenge Disciplin, die an Bord der Kriegsschiffe herrschte, habe ich schon im vorigen Capitel (S. 224) gesprochen.

Was die Seeschlachten anbelangt, so wird es erspriesslich sein, zuerst die theoretischen Auseinandersetzungen des Aegidius Colonna (De regimine principum, lib. III, pars III, cap. XXIII) zu hören und dann zuzusehen, wie diese in der Praxis befolgt worden sind. „Es erübrigt, sagt er, zu betrachten, wie auf einem gut gebauten Schiffe die Schlacht zu liefern ist. Denn die Seeschlacht hat im Allgemeinen Aehnlichkeit mit der Feldschlacht; aber wie bei der Feldschlacht die Kämpfer gut bewaffnet sein und gut wissen müssen, sich gegen Verfolgungen zu decken, den Feinden Wunden beizubringen, so ist dies bei der Seeschlacht gleichfalls erforderlich, ja zu dieser Schlacht müssen sie noch besser bewaffnet sein wie auf dem Lande, denn die Kämpfer zur See stehen gewissermassen still im Schiffe, bewegen sich nur wenig und können deshalb ein grösseres Gewicht der Waffen besser ertragen, und deshalb muss ihre Ausrüstung schwerer sein. Wir können aber für jetzt wenigstens zehn Weisen aufzählen, wie die Seekämpfer die Feinde angreifen sollen.

„I. Das Zündfeuer (ignis incendiarius). Es ist nämlich gut, viele Gefässe voll Pech, Schwefel, Harz und Oel zu haben; sie alle sind in Werg einzuhüllen. Wenn die Gefässe gefüllt sind, zündet man sie an und wirft sie auf das feindliche Schiff. Bei dem Wurfe zerbricht das Gefäss, der Brandsatz entzündet sich und setzt das Schiff in Flammen. Man muss aber viele auf ein Schiff werfen, damit es an vielen Stellen in Brand geräth, und wenn man sie wirft, dann muss man gegen die Schiffsbesatzung einen harten Kampf unterhalten, dass sie nicht zum Löschen laufen können.

,,II. Bei Seeschlachten fördern sehr die Hinterhalte. Denn wie man am Lande Hinterhalte mit Soldaten arrangirt, die unvermuthet die Feinde angreifen, sie erschrecken und leichtlich besiegen, so legt

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V. Anweisung zur Seeschlacht.

man auf dem Meere Hinterhalte auf Hinterhalte, dass die Seekämpfer unversehens gegen die Feinde vorbrechen und sie um so leichter besiegen.

,,III. Man muss beim Seekriege Acht haben, dass immer die Kämpfenden ihr Schiff im tiefen Wasser halten, das feindliche Schiff ans Gestade drängen; denn ihr Angriff erlahmt, sobald sie ans Land gedrückt werden.

„IV. Am Schiffsmast ist ein langes Holzstück aufzuhängen, das, an beiden Enden mit Eisen beschlagen, geeignet ist das Schiff wie die Schiffer zu treffen, ähnlich wie ein Widder, mit dem die Mauern der belagerten Stadt durchbrochen werden. Dies Holz muss aber so angebracht werden, dass das Band, welches es festhält, gesenkt und gehoben werden kann, denn dadurch kann man mit grösserer Bequemlichkeit das Schiff wie dessen Besatzung treffen.

,,V. Beim Seekriege muss man eine Menge grosser Pfeile haben, mit denen man die Segel der Feinde zerreisst. Denn wenn ihre Segel durchbohrt sind und den Wind nicht mehr zu halten vermögen, so können die Feinde nicht nur nicht mehr angreifen, sondern auch nicht aus der Schlacht entkommen.

„VI. Die Seeleute pflegen ein gut schneidendes, wie eine Sichel geformtes Eisen zu haben, mit denen sie nach Belieben die Taue zerschneiden, welche die Segel halten. Wenn die Segel so durchschnitten sind und vom Maste fallen, so wird den Feinden die Möglichkeit weiter zu kämpfen genommen, denn durch die Zerschneidung der Segel wird das Schiff träger und zum Kampfe untauglicher.

„VII. Die Seeleute pflegen starke eiserne (Enter-)Haken zu haben, damit sie, sobald sie sich den Feinden gegenüber in der Uebermacht sehen, deren Schiffe fassen und nicht fortlassen 1).

,,VIII. Bei einer Seeschlacht ist die Vorsicht zu beachten, dass man viele Gefässe voll weissen gepulverten Kalkes hat, die von oben herab auf die feindlichen Schiffe geworfen werden. Wenn diese mit Gewalt geschleudert werden, zerbrechen sie, der Staub erhebt sich, wie wir das beim Landkriege geschildert haben, kommt den Feinden in die Augen und belästigt sie so, dass sie wie blind nichts sehen können, und das ist bei einer Seeschlacht sehr gefährlich, weil bei solchem Kampfe die Krieger von allen Seiten den Tod drohen sehen; wenn also in einer solchen Seeschlacht die Augen der Krieger durch

1) Heinrici Chron. Livon. lib. III, c. VIII, 4: (1204) Alteram pyraticam unco ferreo rapientes ad se trahere conantur.

Anweisung zur Seeschlacht. Griechisches Feuer.

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den Kalkstaub so belästigt werden, dass sie nicht zu sehen im Stande sind, so können sie leicht von den Feinden getödtet oder ertränkt werden.

,,IX. Eine Vorsichtsmassregel besteht darin, Töpfe, mit weicher Seife gefüllt, vorräthig zu haben. Die schleudert man auf die Schiffe der Feinde und zwar an solche Stellen, wo dieselben ihren Platz genommen, um die Schiffe zu vertheidigen. Denn wenn jene Töpfe an solchen Stellen zerbrechen, so werden diese Stellen durch die flüssige Seife so schlüpfrig, dass die Feinde, sobald sie auf sie treten, sofort ausgleiten und ins Wasser fallen.

,,X. Die folgende Massregel ist verderblicher als alle anderen. Man findet nämlich manche Seeleute, die lange unter dem Wasser auszuhalten im Stande sind. Die Schiffer müssen also sich spät (am Abend) zum Angriff gegen das Schiff der Feinde anschicken, und heimlich, hinter ihrem Rücken müssen sie einen aussenden, der lange unter dem Wasser aushalten kann, und dieser muss einen Bohrer (penetrale) nehmen, unter dem Wasser an das feindliche Schiff heranschwimmen und dasselbe in der Tiefe anbohren, indem er da eine Menge Löcher macht, die von den Feinden nicht aufgefunden werden können. Durch diese Löcher wird Wasser die Menge eindringen und diese wachsende Wassermasse wird die Feinde und das Schiff in Gefahr bringen.

„Auch Anderes ist bei einem Seekampfe zu beachten, dass man nämlich eine Menge Steine und auch scharfer Eisenstücke zur Hand hat; diese wirft man wie die Steine und belästigt damit die Feinde in hohem Grade."

Das von Aegidius (I) genannte Brandfeuer ist dieselbe Mischung, die gewöhnlich als griechisches Feuer') bezeichnet wird. Eingehende Untersuchungen über die Mischung desselben haben Reinaud und Favé in einer Abhandlung „du feu grégeois" (Journal asiatique, IV. Série, Tom. XIV, p. 257), dann Favé im dritten Bande von (Napoléons) Etudes sur le passé et l'avenir de l'artillerie (Paris 1862), ferner Max Jähns (Grenzboten 1879, 38. Jhgg. 2. Quart. 340) veröffentlicht. Im 34. Capitel des ersten Buches vom Itinerarium Regis Ricardi heisst es: dies Feuer verbreitet verderblichen Gestank, und brennt mit bleichen Flammen und verzehrt Kieselstein und Eisen; mit Wasser

1) Alex. 4244: Wâren criechisches füris vol. - Ludw. Kreuzf. 2966: Kriechisch fûr doch warfen Die in der stat wâren. Parz. 205, 28: Ouch kom in heidensch wilde fiur Mit der spîse in daz lant. Gr. Wolfdietr. 922: Mit dem wilden füre schussen sie gegen den man. Vgl. Wigal. p. 179, 9: Er sach si einen haven tragen, Der was grôz êrîn. Mit listen was ein viur dar în Gemachet, sô daz bran, Swar ez wart geworfen an, Bein, îsen unde stein, Daz selbe viur mohte. dehein Wazzer niht erleschen sô Ezn brunne dar inne als ein strô.

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V. Griechisches Feuer. Brandraketen.

kann es nicht gelöscht werden; mit Sand bestreut, wird es gedämpft: mit Essig übergossen, erstickt." Das stimmt mit der Aeusserung des Dichters des Fierabras 1), der auch erzählt, nur durch eine Mischung von Essig und Kameelmilch sei das griechische Feuer zu unterdrücken. Die Brandmischung hatte man in Flaschen (ampullae) und es scheint, dass das Zerbrechen der Gefässe hinreichte sie zu entzünden, wenigstens berichtet das Itinerar (I, 54), dass ein Emir, der eine Flasche griechisches Feuer bei sich trug, vom Pferde gestürzt wurde, dass dabei die Flasche zerbrach, der Inhalt in Brand gerieth und dem Emir den ganzen Unterleib entsetzlich verbrannte. Im folgenden Capitel derselben Geschichte wird erzählt, dass ein Türke gefangen wurde, der in ein Otterfell (pelle lutrina) verpacktes griechisches Feuer schwimmend seinen belagerten Landsleuten bringen wollte. An anderen Stellen heisst es, dass der Zündsatz, in ehernen Kasten bewahrt, auf die Feinde geschleudert wurde 2).

Uebrigens verstanden zumal die Sarazenen sich auch recht wohl auf den Gebrauch der Brandraketen3). Favé theilt aus des Marchus Graechus Liber ignium ad comburendos hostes einige Anweisungen zur Anfertigung solcher Raketen mit 4).

1) p. 114: Puis a fait l'engignieres fu grigois aporter, Devant la tour le fait et esprendre et jeter; La piere art et bruist si que le fist flanber, De la plus maistre estage esprendent li piler . . . Du lait de la camoille lor courut aporter Et avoec de l'aisil s'a fait tout destremper Par devant nos Francois l'a fait ou fu jeter; Erranment fu estains, il ne puet plus durer.

2) Chans. d'Antioche VIII, 30: Li plus de sa maisnie portent le fu gregeois En cofiniaus d'airain qu'il jetent sor François.

3) Joinv. 206: La maniere dou feu gregois estoit teix que il venoit bien devant aussi gros comme uns tonniaus de verjus (Weinfässchen) et la queue dou feu qui partoit de li, estoit bien aussi grans comme uns grans glaives. Il faisoit tel noise au venir, que il sembloit que ce fust la foudre dou ciel; il sembloit un dragon qui volast par l'air. Tant getoit grant clartei que l'on véoit aussi clair parmi l'ost, comme se il fust jours, pour la grant foison dou feu qui getoit la grant clartei. Trois foiz nous geterent le feu gregois celi soir et le nous lancierent quatre foiz à arbalestre à tour.

4) p. 16: Nota quod ignis volatilis in aere duplex est compositio. Quarum prima est. Rec. Partem unam colofoniae et tantum sulfuris vivi, partes vero salis petrosi et in oleo lini vel lauri, quod melius est, dissolvantur bene pulverizata et oleo liquefacta. Post in canna vel ligno concavo reponatur et accendatur. Evolat enim subito, ad quemcumque locum volueris, et omnia incendio concremabit. Secundus modus ignis volatilis hoc modo conficitur. Rec. Acc. j. sulfuris vivi,

ij. carbonum tilliae vel salicis, vj. salis petrosi, quae tria subtilissime terantur in lapide marmoreo. Postea pulverem ad libitum in tunica (Hülse) reponatis volatili vel tonitruum faciente(m). Nota: Tunica ad volandum debet esse gracilis et longa et cum predicto pulvere optime conculcato repleta. Tunica vero toni

Seeschlacht bei Akka im März 1190.

305 Hören wir einige Berichte, die uns über Seeschlachten überliefert sind.

Im März 1190 lieferte Konrad Markgraf von Montferrat den Türken eine Seeschlacht bei Akka (Itin. I, 34). „Immer zwei und zwei Galeen führen sie (die Türken) heraus, und im Vorrücken schöne Ordnung haltend, rudern sie aufs hohe Meer, um mit den Ankommenden zu kämpfen. Die Unsrigen dagegen besteigen die Kriegsflotte, gehen in schräger Biegung nach links und ziehen sich etwas weiter zurück, um den Feinden den freien Zugang nicht zu verlegen. Unsre Leute bereiten. sich vor, diese zu empfangen; da kein Ausweg übrig bleibt, so schicken sie sich um so muthiger an, den Angreifenden entgegenzutreten. . . Als aber dieselben, um die Seeschlacht zu liefern, hierhin und dorthin vorgegangen waren, bilden sie nicht eine grade, sondern eine gekrümmte Schlachtordnung, damit, wenn der Feind anzugreifen versucht, er umfasst und erdrückt wird. Nachdem die Flügel nach Art eines Halbmondes vorgerückt waren, stellen sie in die Front die stärkeren Schiffe, mit denen ein kräftiger Angriff gemacht und der Feinde Ansturm abgewiesen werden kann. Auf den oberen Decken werden die Schilde im Kreise dicht an einander gerückt, in dem unteren Decke sitzen die Ruderer, damit die, welche oben zur Schlacht bereit stehen, freieren Spielraum zum Kämpfen haben. Das Meer ist ganz still und ruhig, es besänftigt sich, als bestrebe es sich, dem Kampfe, der entbrennen soll, förderlich zu sein, so dass kein Wellenschlag den beabsichtigten Anprall, den Schlag des Ruderers stört. Als sie näher kommen, ertönen auf beiden Seiten die Trompeten; es erhebt sich ein erschrecklicher Lärm; zuerst kämpfen sie mit Wurfgeschossen. Und die Unsrigen rufen die Hülfe Gottes an, legen sich kräftig aufs Rudern und stossen mit ihren Sporen gegen die feindlichen Schiffe. Bald entspinnt sich die Schlacht, die Ruder treffen zusammen; im Handgemenge wird gekämpft. Mit Enterhaken packen einander die Schiffe, mit Brandöl, das man gewöhnlich griechisches Feuer nennt, zünden sie die Decke an... Was giebt es Wilderes, Grausigeres als eine Seeschlacht, wo die Kämpfenden so verschiedenes Verhängniss bedroht. Von den Flammen werden. die Einen gequält, von den Fluthen die Schiffbrüchigen verschlungen, von den Waffen verwundet unterliegen sie. Es war eine Galee, die, während die Unsrigen zufällig zurückgehalten wurden, dem Feinde die

truum faciens debet esse brevis et grossa et praedicto pulvere semiplena et ab utraque parte fortissime filo ferreo bene ligata. Nota, quod in qualibet tunica parvum foramen faciendum est, ut tenta (der Zünder) imposita accendatur, quae tenta in extremitatibus fit gracilis, in medio vero lata et praedicto pulvere repleta. Schultz, höf. Leben. If.

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