Obrazy na stronie
PDF
ePub

186

IV. Buchete. Artillerie.

endlich dient zum Schneiden, kann aber, wenn es spitz zugeschliffen ist, allenfalls auch zum Stechen verwendet werden 1). Die Buchete 2) dürfte vielleicht ein wuchtiges Hiebmesser sein, nach Art der spanischen Machete, ursprünglich zum Abhauen von jungem Gehölz (buche) bestimmt.

Die Waffen gehörten entweder den Kriegern selbst oder wurden ihnen von dem Fürsten geliefert. In einem Falle, den ich schon früher erwähnte (I, S. 278), wird einem Juden von Narbonne die Ausrüstung der Truppen übertragen, gewöhnlich aber hatten die Fürsten selbst ihre Rüstkammern. Der Name Arsenal (ital. darsena, von dem arab. dar essana) kommt erst im vierzehnten Jahrhundert vor, im dreizehnten Jahrhundert heisst diese Rüstkammer Artillerie 3), der Vorsteher derselben Artilliers 4) oder Maître Artilliers; ja selbst die Waffenwagen 5), die in den Schlachten zur Hand waren, damit die verschossene Munition (Pfeile, Bolzen, Blei etc.), die zerbrochenen Lanzen, Schwerter und Schilde schnell ersetzt werden konnten, hiessen Artillerie. Littré leitet das Wort von ars, artillum ab, und wohl mit Recht. Das sonst nicht vorkommende Artillum würde also eine Waffe bedeuten, wie Ingenium (engin) eine Kriegsmaschine bezeichnet.

Was die Rüstung der gemeinen Soldaten anbelangt, so sind wir über dieselbe recht schlecht unterrichtet. So beredt die Dichter den Anzug der Ritter, ihre Waffen u. s. w. schildern, so wortkarg sind sie, sobald es sich um die Ausrüstung der nicht ritterlichen Krieger handelt. War es daher schon schwierig, über die Bewaffnung derselben Einiges zu ermitteln, so sind wir, wenn wir ihre Rüstung kennen lernen wollen, auf einige wenige Notizen angewiesen.

1) Guiart II, 2621: Aus fauchons, aus coutiaus à pointes.

2) Guiart I, 2100: Tant i a lances et espées, Coutiaus, buchetes esmoulues. 3) (Der Sultan erzieht sich aus fremden Sklavenkindern eine Leibgarde, Halca) Joinv. 281: La chose estoit si ordenée que les enfans jusques à tant que la barbe lour venoit, li soudans les nourrissoit en sa maison; en tel maniere que selonc ce que il estoient, li soudans lour faisoit faire ars à lour point; et si tost comme il enforçoient, il getoient lour foibles ars en l'artillerie au soudanc, et li maistre artilliers lour bailloit ars si fors comme ils les pooient teser. Godefr. de Bouillon 26545: Bien furent pourvéu et très-bien crestelé Et de l'artillerie avoient à plenté.

4) Joinv. 446: Jehans li Ermins, qui estoit artilliers le roy, ala lors à Damas pour acheter cornes et glu pour faire arbalestes.

5) Guiart II, 11292: Pluseurs vont à l'artillerie Qui fu, sanz ce que trufle lise, Près des tentes du roi assise. Artillerie est le charroi Qui par conte ou par roi Ou par aucun seigneur de terre Est charchié de quarriaus en guerre, D'arbalestes, de dars, de lances Et de targes d'unes semblances.

[blocks in formation]

Im Roman de Rou werden 11626 ff. die Schützen beschrieben: „Die Schützen sind zuerst ausgestiegen und zuerst ans Land gekommen. Dann hat jeder seinen Bogen gespannt, Köcher und Pfeile (? archaiz) an der Seite aufgehängt tragend. Alle waren rasirt und alle geschoren, und mit kurzen Röcken 1) bekleidet." An einer anderen Stelle (12806 ff.) giebt uns derselbe Dichter folgende Beschreibung: „Die Fusstruppe war gut gerüstet, Jeder trug einen Bogen und ein Schwert; auf den Häuptern hatten sie Hüte, die Füsse waren mit grober Leinwand umwickelt (à lor piez liez lor panels). Einige hatten gute Lederrüstungen (coiriés), die sie an ihren Leib banden. Mehrere

explicata (K. u. Univ.-Bibl. zu Breslau).

hatten Wämser (gambais) Fig. 84. Gefecht, Miniatur in Alexandri Minoritae Apocalypsis angelegt; Köcher und

Pfeile (? archaiz) hatten sie umgürtet." Die Colmarer Chronik erzählt zum Jahre 1298: „Darauf zog der römische König Adolf mit einer grossen Schaar bewaffneter Leute gegen den Herzog von Oesterreich, der auch mit einer zahlreichen Schaar ihm entgegen trat. Von denen wurden für gewaffnet angesehen die, welche eiserne Helme auf den Köpfen hatten und welche Wämser (wambasia) trugen, das heisst einen dicken Rock aus Leinwand, Werg und altem Tuche zusammengenäht, und darüber ein Eisenhemd, das heisst ein aus Eisenringen geflochtenes Kleid, durch welches kein Bogenpfeil den Mann verwunden konnte." Besser gerüstet sind die Soldaten von Orléans, die Guiart (II, 8575 ff.) uns schildert: „Vierhundert und zehn Soldaten, an ihrem Leibe gerüstet mit Röcken und guten Ringhalsbergen; mit starken Handschuhen, mit dichten Kappen, mit Halskragen2).“ Panzer zur Bedeckung des Unterleibes kennt schon Herbort von Fritzlar 3).

1) Guiart I, 2354: Richart, qui de guerre n'a lois, Refait apres venir Galois À grand haste et à fières flottes, Affublez d'une courtes cotes.

2) Soudoiers quatre cens et dix, Armez de cotes à leurs tailles Et de bons hauberjons à mailles, De forz ganz, de coifes serrées, De gorgeretes et d'espées. 3) HTroj. 1593: Sie heten ouch ir sarwat Panzir helm halsberg.

188

IV. Rüstungen der Bauern und Soldaten.

Der Bauern-Rüstungen habe ich schon früher (Bd. I, S. 244) gedacht. Sie suchen es den Rittern gleichzuthun und legen Wämser an, in die

HOROBOH

Fig. 85. Soldaten (bei Hewitt nach Harleian
Roll, Y. 6)

Eisen eingenäht sind, oder ziehen sich einen Kettenrock, die Ketentroie1) an. Auch haben sie schon Panzerbleche vor Brust und Unterleib gebunden 2). Die Dichter spotten. über sie und nennen ihre Schwerter scherzend kipfelklingen) oder kipfelisen).

Für gewöhnlich wird es beim Fusssoldaten immer mehr darauf angekommen sein, den Kopf und den Oberkörper zu bewahren; für die Beine brauchte schon deshalb nicht so ängstlich gesorgt zu werden weil dieselben bei weitem nicht so exponirt waren, wie bei den Rittern. Doch sehen wir häufig auf den Miniaturen auch Soldaten dargestellt, die vom Kopf bis auf die Füsse gewappnet sind (Fig. 84). Es ist aber immer nicht sicher zu unterscheiden, ob diese schwergepanzerten Krieger nicht gar nur Ritter sind, welche zu Fusse weiter kämpfen. Ich habe schon im ersten Capitel (S. 67) darauf hingewiesen, dass die Ritter gewappnet zu Fusse keine grössere Strecke zurücklegen konnten, und in Wirklichkeit kamen sie ja auch nur höchst selten, also bei Schlachten, wenn sie

1) HMS. III, 199 und 260. - Chron. Holtzatiae, cap. 26: Troyam siue diploydem. 2) Nith. CXVII, 12 (HMS. III, 276): Buosem plech; CXVIII, 6 (ibid. 279): Nabel bleche.

3) Nith. XVII, 4 (HMS. III, 203).

4) Nith. CI, 11; CXVII, 5 (HMS. III, 267. 275). Vgl. auch Nith. CVIII, 4 (ibid. 271): Sin langez swert alsam ein hanef swinge Treit er al umbe, dem ist sin gehilze hol, Da sint löcher in gemachet z'einer zinzel wæhe. Oben in dem knopfe lit ein spiegel glas.

[blocks in formation]

ihr Ross verloren hatten, in die Lage als Infanteristen zu kämpfen und erforderlichen Falls auch mit zu retiriren; die Bogenschützen und die anderen Fusssoldaten dagegen mussten weite Märsche zurücklegen können und auch in der Schlacht schnell vorgehen und Bewegungen ausführen. Für sie wäre also eine gar so schwere Rüstung nur lästig gewesen.

Das Haupt schützten sie mit dem Hersenier, auf das sie die Haube oder den Helm mit dem Nasenbande direct auf

setzten (Fig. 85). Den geschlossenen Helm scheinen sie nicht benutzt zu haben, auch wäre er für sie kaum praktisch gewesen. Die in den Miniaturen dargestellten Krieger, die den Topfhelm aufgesetzt haben, möchte ich deshalb immer für Ritter halten, die veranlasst sind zu Fuss zu streiten. Gegen Ende des dreizehnten Jahrhunderts verbesserte man den Infanteriehelm dadurch, dass man ihn mit einem breiten Eisenschirm versah. Dadurch wurde das Gesicht gegen von oben kommende Hiebe geschützt, andrerseits konnte der Soldat frei athmen und war nicht so leicht dem Hitzschlage ausgesetzt. Das sind die von den französischen Dichtern erwähnten Bacinets1) (Fig. 77). Zuweilen hatten die Soldaten noch einen Schild. Derselbe konnte jedoch nur von den Truppen geführt werden, welche mit der blanken Waffe den Feind anzugreifen

Fig. 86. Soldat aus der Zeit Philipps des Schönen (P. Lacroix, nach einer (!) Bilderhdschr. d. National-Bibl. zu Paris).

1) Godefr. de Bouillon 23505: Effondrent bacinés, dérompent haubregons. Guiart I, 6882: Hyaumes et bacinez reluire; II, 11533: Bacinez bruniz à visières. Ottokar v. Steier CCCL: Daz gewappent fuessz volkch. Die heten sich geflisszen, Daz ir pekchel-hauben gelisszen.

[blocks in formation]

bestimmt waren, also von den Lanzenträgern, den Hellebardieren u. s. w. Den Schleuderern, Bogen- und Armbrustschützen konnte der Schild nur hinderlich sein. Im zwölften Jahrhundert haben sie den grossen, sehr langen Schild (buckelære) 1), der im dreizehnten Jahrhundert grade wie der Ritterschild immer kleiner wird, so dass er fast die Form eines gleichseitigen Dreiecks annimmt. Gewöhnlich führen sie jedoch einen kleinen runden Schild, mit dem sie leicht Hiebe und Stiche pariren (Fig. 86). Das sind die Tartschen 2).

Nach den Miniaturen zu urtheilen, legen auch die gemeinen Soldaten gegen Ende des dreizehnten Jahrhunderts über die Rüstung noch den Wâpenroc an, und vielleicht war dieser von gleicher Farbe bei den gesammten Truppen oder bei den einzelnen Corps einer Armee. Aber sonst ist von einer Uniform gar nicht die Rede. Dass ein Fürst die Ritter seines Haushaltes kleidete, habe ich schon (I, S. 236) hervorgehoben, und so mögen dieselben denn auch im Kriege in gleichen Wapenröcken erschienen sein3); jedoch dürfen wir uns deshalb nicht vorstellen, dass die gesammten Truppen eine gleichartige Ausrüstung gehabt haben. Vielleicht, dass die Waffen der Soldaten, welche aus den Arsenalen geliefert wurden, wenigstens einigermassen gleich gestaltet, dass die Schilde alle mit den Wappenzeichen des Kriegsherren bemalt waren; im Uebrigen aber herrschte eine bunte Mannigfaltigkeit. Die Soldaten trugen Helme und Rüstungen der verschiedensten Form, die Ritter gar kleideten sich wie es ihnen beliebte, und nur eben jene, welche zum militärischen Hofstaat, zur Massenîe (afr. maisnie, ml. mansionada) 4) des Fürsten gehörten, waren mit dem Wappen desselben ausgezeichnet 5). Wie erkannten sich nun die Krieger, die zu einem Heere gehörten? Das ist eine sehr schwer zu

1) S. Mhd. Wtb. I, 275. Wigal. p. 267, 38: Und fünf tûsent sarjant, Die truogen lanzen in der hant, Buckeler, swert unde bogen. Troj. 5016: Si buten vür die buggeler; Dâ hinder stuonden si gebogen Und hetten ûz diu swert gezogen.

2) Ludw. Kreuzfahrt 5713: Ûf zwein tarschen hiez er die tragen hin. Cléomadès 2932: Et bracheus et bouclers roons Et une targe navaroise.

3) Lanzelet lässt seine tausend Ritter kommen: (8860) Algelich was ir gewant. Matthaeus Paris erzählt 1250, dass Richard Graf von Glocester bei seiner Reise nach dem päpstlichen Hofe von vierzig gleichgekleideten Rittern begleitet war.

4) Vgl. Mhd. Wtb. II1, 86. Mahinande ibid. II, 20.

5) Lanc. I, 46026: 'Ende dander was gewont ter stede Ende hadde oec Arturs teken an; Ende ic kenne wel', seide di verman, 'Die ridders, die getekent sijn Met Arturs tekene'.

« PoprzedniaDalej »