Obrazy na stronie
PDF
ePub

ehe so erweiterte, wie er es tat, und gewissermaßen einen Glaubensartikel über die kirchlichen Rechte der Fürsten einschieben konnte, aber man findet nicht, daß man damals Melanchthons Verfahren gemißbilligt oder auch nur daran Anstoß genommen hätte.

"

Die später nach Luthers Tode darüber entstandenen Streitigkeiten gehören nicht hierher. Es genügt, von neuem zu konstatieren, daß die vielfach behauptete Verurteilung der „Variata“ vonseiten Luthers, wie sie in der Zeit des Kampfes von den Gnesiolutheranern kolportiert wurde, in Luthers Briefen und sonstigen gut beglaubigten Auslassungen desselben keine Bestätigung findet 1). Obwohl er sie gekannt haben muß und die Veränderung vielleicht, und sogar wahrscheinlich, ungern gesehen hat, hat er sie doch wie manches andere geschehen lassen. Ferner kann nicht geleugnet werden, daß man die ‚Variata“ anstandslos in den Schulen gebrauchte, wie man eben einer neuen Ausgabe den Vorzug vor der älteren gibt, ja selbst so entschiedene Lutheraner wie Joh. Brenz sprachen Melanchthon ihren Beifall darüber aus 2). Auch der Umstand, daß Joh. Eck auf dem Wormser Religionsgespräch 1541 auf die Veränderungen hinwies 3), machte auf die Zeitgenossen und auf Melanchthon so wenig Eindruck, daß er in einer 1542 notwendig gewordenen neuen lateinischen Ausgabe unangefochten weitere Änderungen vornehmen konnte. Und in einem nicht kleinen Teil der kirchlichen Lehrbücher, die unter dem Namen der Corpora doctrinae seit 1559/60 in verschiedenen Landeskirchen sich einbürgerten 4), wurde die Augustana variata, d. h. die Ausgabe von 1542, als lokupletierter Paralleltext in der Weise aufgenommen, daß immer die spätere Rezension voransteht, aber eine selbständige kirchenrechtliche Bedeutung in dem Sinne, daß bei Anerkennung der Verschiedenheit, die man vielmehr lange übersah, etwa die spätere Fassung als die richtigere anzusehen wäre, hat sie nirgends gehabt. Es dürfte daher der allgemeinen Auffassung entsprochen haben, wenn die evangelischen Stände auf dem Naumburger Fürstentag von 1561 zwar die Augustana von 1530 bzw. 1531 in erster Linie anerkannten und unterschrieben, aber zu gleicher Zeit unter Hervorhebung ihrer großen Vorzüge, namentlich der schärferen Zurückweisung der menschlichen Traditionen und des entschiedeneren Betonens des alleinigen Verdienstes Christi, und weil sie „ißund den mehreren teil bei unsern Kirchen vnnd Schulen in gebrauch“, erklärten, damit die Ausgabe von 1540 und

1) Der Tatbestand wird nach allen Seiten ausführlich und unbefangen gewürdigt bei Köllner, Symbolik I, 237 ff. Vgl. auch Th. Kolde, M. Luther II, 461.

Corp. Ref. IV, 737.

3) Ebenda IV, 37 ff. Hortleder, Von den Ursachen des deutschen Krieges I, 177. 4) Vgl. den Artikel Corpora doctrinae von G. Kawerau in der „Protest. Realencyklopädie“, 3. Aufl., Bd. IV, S. 2939.

1542 nicht verwerfen zu wollen 1). Hierdurch wurde die Variata als Nebenform des Originals anerkannt, und im Interesse des Friedens die eigentlich strittige Frage, wie es in Anbetracht der nicht abzuleugnenden Verschiedenheiten zu halten sei, umgangen.

In demselben Maße jedoch, als man anfing, auf die Variata sich gegen die Invariata zu berufen, und Oberländer wie ausgesprochene Calvinisten die Variata für sich in Anspruch nahmen, mußte sie den entschiedeneren Lutheranern verdächtig werden, und als das strengere Luthertum in Kursachsen den Sieg davon getragen hatte 2), verstand es sich bei der Zusammenstellung der symbolischen Bücher im Konkordienbuche von selbst, daß man die Variata verwarf. In der Meinung, damit den genuinen Text zu haben, wurde in das Konkordienbuch der lateinische Text der ed. princeps und eine Mainzer Abschrift 3), die lange als das deutsche Original galt, als deutscher Text aufgenommen, dessen Inauthentizität man erst später erkannte.

1) R. Calinich, Der Naumburger Fürstentag 1561 (Gotha 1870), S. 167 ff. 2) R. Calinich, Kampf und Untergang des Melanchthonismus in Kursachsen (Leipzig 1866).

3) Vgl. hierüber und überhaupt über die Textgeschichte vor allem Weber, Kritische Geschichte der Augsburgischen Konfeffion (Frankfurt a. M. 1783/84). Köllner a. a. D., 6. 279 ff. 285 ff.

Die Augsburgische Konfession.

1530.

Pf. 119, 46:

Ich rede von deinen Zeugnissen vor Königen und schäme mich nicht.

Praefatio') ad Caesarem Carolum V.

Invictissime Imperator, Caesar Auguste, Domine clementissime. Cum V. C. M. indixerit conventum imperii Augustae, ut deliberetur de auxiliis contra Turcam atrocissimum haereditarium, atque veterem christiani nominis ac religionis hostem, quomodo illius scilicet furori et conatibus, durabili et perpetuo belli apparatu resisti possit; deinde et de dissensionibus in causa nostrae sanctae religionis et christianae fidei, et ut in hac causa religionis, partium opiniones, ac sententiae inter sese, in caritate, lenitate, et mansuetudine mutua audiantur coram, intelligantur et ponderentur, ut illis quae utrinque, in scripturis secus tractata aut intellecta sunt, sepositis et correctis, res illae ad unam simplicem veritatem et christianam concordiam componantur et reducantur, ut de cetero a nobis una, sincera et vera religio colatur, et servetur, ut

1) Melanchthons Vorrede Ad lectores in der ed. princeps: Haec confessio prorsus ignorantibus principibus, qui eam Caesari exhibuerunt, ab avaro aliquo typographo ante duos menses publicata est. Et ita excusa est, ut multis in locis appareat de industria depravatam esse. Cum autem principes, nec si velint, queant eam nunc e manibus hominum extorquere et tamen periculum sit, ne mendae illae primae editionis pariant novas calumnias, necesse fuit recognitam et emendatam denuo edere quia non solum ad existimationem principum, sed etiam ad religionem pertinet, praestare, ne ipsorum titulis spargantur in vulgus huius generis mendosa scripta. Quare nunc emittimus probe et diligenter descriptam confessionem ex exemplari bonae fidei. Addidimus et Apologiam, quae etiam Caes. Maiestati oblata est. Verebamur enim futurum, ut alibi ederetur non foelicius, quam edita est confessio. Quamquam autem adversarii placari nolint, tamen speramus omnes bonos ac prudentes viros ubique gentium his libellis lectis, intellecturos esse quod nullum dogma contra autoritatem scripturae sanctae et Catholicae Ecclesiae profiteamur, Sed quod nostri optimo iure quosdam abusus reprehenderint, et praecipuis locis doctrinae Christianae, qui ad id tempus perniciosissimis opinionibus obruti fuerant, lumen attulerint. De iustitia fidei omnia templa, monasteria, scholae, denique libri omnes theologorum recentium antea muti erant. In doctrina poenitentiae nusquam

de dissensionibus... auch wie der Zwiespalten halben] Das Nächste wörtlich nach dem kaiserlichen Ausschreiben vom 21. Jan. 1530 bei

« PoprzedniaDalej »