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War Philippus Arabs Christ?

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stehen.1 Aber hier meint er solche Leute, die den christlichen Lehren nicht unzugänglich sind und doch an den Übertritt nicht denken. Auch aus der diplomatischen Art, mit der Origenes die von Celsus aufgestellte Möglichkeit eines christlichen Kaisers erörtert oder vielmehr nicht erörtert 2, ist verschiedener Deutungen fähig und hat etwas anderes als Christenfreundlichkeit des regierenden Kaisers nicht nothwendig zur Voraussetzung. Indessen scheint Eusebius uns doch die Möglichkeit einer bestimmten Entscheidung an die Hand zu geben. Die Briefe des Origenes an Philippus und Severa haben doch ohne Zweifel religiöse Dinge berührt; Origenes selber kannte den Glauben des Kaisers und der Kaiserin, und seine Briefe liessen denselben gewiss erkennen. Also auch Eusebius hat darum Bescheid gewusst, und wenn er das Christenthum des Philippus nicht mit diesen Briefen bewiesen hat, so ist Philippus nicht Christ gewesen3, weder getaufter noch Katechumene. Der Ausschluss des Kaisers aus der antiochenischen Kirche kann nicht mit Bestimmtheit geleugnet werden; aber wenn er überhaupt erfolgt ist, so geschah er nicht in der Form und aus dem Grunde, den Eusebius und Leontius anführen. Eusebius besass nicht die Entschlossenheit, um aus den Briefen, die ihn dazu befähigten, die Unhaltbarkeit jener Erzählung darzulegen; aber er bringt es doch auch nicht über

1 Origen. c. Cels. VIII 75 p. 225 πάντων πεφροντικότες, τῶν μὲν ἔνδον τῶν δὲ δοκούντων ἔξω. 2 Origen. c. Cels. VIII 71 p. 216 sq.

3 Der Versuch, das Christenthum des Kaisers durch den Hinweis auf sein Verbot der Knabenverkuppelung (hist. Aug. Alex. Sev. 24, 4; Victor Caes. 28, 6), dessen „allein eine christliche Hand" (ALLARD a. a. O. p. 228) fähig gewesen sei, zu begründen, kann auf eine Erwähnung im Texte keinen Anspruch machen. Giebt übrigens Victor das Datum des Verbotes richtig an, so ist begreiflich, dass es bei Origen. c. Cels. IV 63 p. 98 noch nicht berücksichtigt ist. Auf einem ganz anderen Blatte als der eben zurückgewiesene Versuch steht natürlich das Bemühen DE ROSSIS (Annali dell' inst. de corr. arch. 30, 1858, p. 71 sqq.; Bullettino di arch. crist. 7, 1869 p. 14 sqq.), das Verstummen der Protokolle der arvalischen Brüderschaft, die nicht über das Jahr 241 hinausgehen, mit dem Christenthum des Philippus in Zusammenhang zu bringen. Wäre das Christenthum des Kaisers eine Thatsache, so wäre diese Combination sehr wohl möglich. Doch,,das plötzliche Aufhören unserer Urkunden in der Mitte des dritten Jahrhunderts wird vermuthlich mit den damaligen Finanzbedrängnissen des Staates zusammenhängen; man wird unserer Brüderschaft kein Unrecht thun, wenn man ihr bei dem Versiegen der öffentlichen Schmausgelder die Einstellung ihrer gottseligen Arbeiten beimisst." MOмMSEN, Ueber die römischen Ackerbrüder, Grenzboten I, 1870, S. 175. Dem christlichen Kaiser gesellen die Akten des Calocerus und Parthenius auch einen christlichen Consul zu, den Consul des Jahres 249, Aemilianus. Vgl. AS 19 Mai IV 302. Diese Angabe wird bei der Behandlung der decischen Verfolgung gewürdigt werden.

sich, sie als Thatsache zu erzählen, und so nimmt er sie einfach ad referendum.

Die Christenfreundlichkeit des Kaisers aber wird, wie wir gesehen, nicht allein von Origenes, sondern auch von einem anderen Zeitgenossen, dem Bischof Dionysius von Alexandrien gerühmt. Und in Rom bewegte Papst Fabian sich in voller Freiheit und wirkte kräftig in seiner Gemeinde. Wahrscheinlich unter Philippus Arabs hat er die Regionen der Stadt den einzelnen Diakonen zugewiesen und so eine Art von kirchlicher Verwaltung Roms geschaffen. Auch in den römischen Coemeterien ist unter Fabianus viel gebaut worden. Die Stimmung des heidnischen Volkes aber entsprach nicht überall und vielleicht nirgends dem grossen Wohlwollen der Regierung. Man sah die Ursache von Unglücksfällen in der grossen Zahl der Christen und in dem Nachlassen des staatlichen Kampfes gegen dieselben.3 Und auch das religiöse Gefühl der Heiden muss eben während der Regierung des Philippus eine nachhaltige Steigerung erfahren haben. Im Jahre 248 konnte der tausendjährige Bestand des römischen Reiches gefeiert werden. Was konnte besser als diese Dauer der ewigen Roma die Huld der Götter und ihre Kraft und Stärke offenbaren? Dass diese Götter wirklich lebten, bezweifelten die Christen selbst nicht, die sie als böse Geister mieden. Aber jetzt ward offenbar, wie diese Götter denen Schirm und Schutz verliehen, die ihnen in Frömmigkeit und Treue dienten. Eben darum war das Reich so gross geworden, weil der Staat gewissenhaft die Rechte der Götter achtete, auch in den überwundenen Staaten. „Durch alle Reiche, Provinzen und Städte", sagt der Vertheidiger des Heidenthums bei Minucius Felix,,,sehen wir die Einzelnen die Kulte ihres Volkes pflegen und die heimischen Götter ehren: die Eleusinier die Ceres, die Phrygier die Göttermutter, die Epidaurier den Aesculap, die Chaldaeer den Bel, die Astarte die Syrer, die Diana die Taurier, die Gallier den Mercur, die Römer aber alle Götter.

1 Dionys. bei Euseb. h. e. VI 41, 9 τῆς βασιλείας ἐκείνης τῆς εὐμενεστέρας ἡμῖν. 2 Hic (nämlich Fabian, römischer Bischof 236—250 n. Chr.) regiones divisit diaconibus et multas fabricas per cimiteria fieri iussit. Catalogus Liberianus S. 635 MOMMSEN, p. 4 DUCHESNE. Fabricae sind Bauten; vgl. USENER, Anecdoton Holderi S. 34. Welche Bedeutung der Vertheilung der hauptstädtischen Regionen unter die Diakonen zukommt, wird im ersten Kapitel des zweiten Buches in der Uebersicht über die Entwickelung der Kirchenverfassung während der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts erörtert werden.

3 Origen. c. Cels. III 15 p. 269.

4 Roma aeterna auf Münzen, z. B. bei COHEN a. a. O. V p. 111 nr. 164 sqq.; p. 169 nr. 69; p. 182 nr. 7.

Das tausendjährige Reich.

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So hat ihre Macht und hat ihr Ansehn den ganzen Umkreis der Welt erobert, so hat ihre Herrschaft die Bahn der Sonne und die Grenzen des Oceans überschritten. Unter den Waffen übten sie eine gottesfürchtige Tapferkeit und schützten die Stadt durch heilige Bräuche." 1

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Von einem tausendjährigen Reich der Endzeit, dem irdischen Messiasreiche, hatten die Christen seit Alters geträumt. Jetzt war es Wirklichkeit geworden, das tausendjährige römische Reich, aber es war ein Reich der Welt und nicht des Glaubens. Es mochte den Christen schwer ankommen, diese Wirklichkeit des Lebens mit dem Gebilde ihrer Hoffnung zu vergleichen. Es mochte mancher Glaube wanken und danach fragen, ob die Erwartung der letzten Dinge nicht jetzt ihre richtige Deutung finde; es war ein Augenblick der Gefahr, in dem es galt, den Schwankenden Festigkeit zu geben. Eben damals hat Origenes sich entschlossen, die Einwürfe zu widerlegen, die in längst vergangener Zeit das wahre Wort des Celsus dem Christenthum vorgehalten hatte. Siebzig Jahre waren. seitdem dahin gegangen und unter den Christen hatte niemand es für nothwendig gehalten, seinem Angriffe zu begegnen. Kein neuer Angriff von Seiten der Bildung oder des Staates war jetzt erfolgt. Was konnte den Origenes gerade jetzt dazu bestimmen, das alte Buch ans Licht zu beschwören, wenn keine Veranlassung dazu vorlag, sich der Berechtigung des Glaubens gegenüber den Bedenken im eigenen Lager zu vergewissern und dem gesteigerten Selbstgefühl des religiös erregten heidnischen Volkes entgegenzutreten? In Rom erkannte Minucius Felix das gleiche Bedürfniss: sein Octavius verfolgt die gleichen Zwecke, wie die Bücher des Origenes gegen Celsus. Er lässt es nicht gelten, dass das römische Reich seine Kraft und Grösse der Frömmigkeit der Römer zu danken habe. Der römische Staat ist aus einem Asyle für Verbrecher hervorgegangen. Was die Römer erworben haben, das haben sie ihrer

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1 Min. Fel. 6, 1. 2 p. 9, 14.

2 Den Nachweis, dass die Bücher des Origenes gegen Celsus im Jahre 248 geschrieben sind, liefert das zweite Stück der kritischen Ausführungen.

3 MASSEBIEAU hat es unerklärt gelassen, dass Minucius Felix in einer Zeit des vollsten Friedens eine Apologie geschrieben hat; s. oben S. 241 f. A. 1. Auch eine Frage nach der Veranlassung der Bücher des Origenes gegen Celsus finde ich nirgends aufgeworfen. Aber die Chronologie dieser Bücher lässt den Anlass deutlich erkennen; und damit ist zugleich die Antwort für den Octavius gegeben. Hat Minucius Felix nach der maximinischen Verfolgung und vor Decius geschrieben, so wird man nunmehr auf das Jahr 248 oder wenigstens auf die Zeit unmittelbar vorher hingewiesen, in der die Jubelfeier des tausendjährigen Reiches bereits geplant war.

4 Min. Fel. 25 p. 35, 13 sqq.

5 Min. Fel. 25, 2 p. 35, 16.

Keckheit zu verdanken.1 Sie sind nicht darum so hoch gestiegen, weil sie gottesfürchtig waren, sondern weil sie ungestraft sich am Heiligen vergreifen durften.2

So trat die Auffassung der Christen in einen schroffen Gegensatz zu der festlichen Stimmung des Tages. Sie nahmen an Opfern ohnehin nicht theil und gewiss nicht an dieser Feier. Wie sollten die Römer aber nicht den Göttern danken und denen zürnen, die ihnen die schuldige Ehrfurcht weigerten? Die sich fern hielten von der allgemeinen Freude und den Festen? Von der Begeisterung für den alten Glauben, von der Steigerung religiösen Empfindens, wie sie sich damals aller Orten vollziehen mochte, war es nur ein kurzer Schritt zur Bedrängung der Christen. Das fanatische Volk Ägyptens hat diesen Schritt zuerst gethan, und nur wenige Monate nach der Feier des neu begonnenen Saeculums ist Christenblut in Alexandrien geflossen.3

Ein Seher hatte hier die Massen für die Götter des Landes neu entflammt und ihre Erregung gegen die Christen gewendet; es kam zu einer Christenhetze. Der Pöbel stürzte sich zunächst auf einzelne Christen, den alten Metras und die Quinta; vergebens verlangte man von ihnen die Verleugnung ihres Glaubens und die Anbetung der Götter. Man schlug und stach den Metras und steinigte ihn in der Vorstadt; man schleppte die Quinta in das Sapareum, und als sie sich weigerte, den Sarapis anzubeten, schleifte man sie durch die ganze Stadt und steinigte sie schliesslich ebenfalls in der Vorstadt. Dann stürzte man sich auf die Häuser der Christen, plünderte und raubte; was man von dem Raube nicht behalten wollte, warf man auf die Strasse und steckte es dort an; die Stadt bot das Bild einer Eroberung. Die Christen liessen ihre Habe im Stich und suchten ihre Person in Sicherheit zu bringen; indessen scheint während dieses ersten Sturmes

1 Min. Fel. 25, 5 p. 36,
2 Min. Fel. 25, 6 p. 36,

quod impune sacrilegi.

2.

igitur Romani non ideo tanti, quod religiosi, sed

3 Ein volles Jahr vor dem Edicte des Decius, also ganz zu Ende des Jahres 248, oder 249 gleich zu Anfang. Vgl. hierfür und für das Folgende den Brief des Dionys von Alexandrien an Fabian von Antiochien bei Euseb. VI 41, 1–9.

Dionys nennt den Namen des Tempels und des Gottes nicht, aber er meint das Sapareum, weil er VI 41, 4 den Artikel zu ɛldwiɛčov hinzufügt und VI 41, 1 von der лiógios deσidaiovia redet. Das Sarapeum lag im Südwesten und die Vorstadt kann nur im Osten gesucht werden, weil sich im Westen die Nekropolis anschliesst. Quinta wurde also in der That durch die ganze Stadt geschleift, wenn man sie vom Sarapeum nach der Vorstadt schleppte.

Christenhetze zu Alexandria.

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kaum ein einziger seinen Glauben verleugnet zu haben. Aber das Unwetter ging nicht vorüber, sondern hielt geraume Zeit an. Auf keiner Strasse und Gasse durfte ein Christ sich blicken lassen, weder bei Tage noch bei Nacht; man verlangte von ihm, er solle sei es den Sarapis, sei es andere Götter preisen, und das Volk schrie überall, wer das nicht thue, den solle man greifen und verbrennen. In dieser Zeit müssen manche Christen dem Drängen des Pöbels nachgegeben haben1; aber andere scheuten für ihren Glauben auch den Tod nicht. Die alte Jungfrau Apollonia verbrannte man lebendig vor der Stadt; und den Sarapion, der dem Volke vielleicht schon durch seinen Namen den Gott zu lästern schien, griff man in seinem eigenen Hause und stürzte ihn kopfüber vom Söller auf die Strasse. Vier Christen sind also in jener Zeit des Aufruhrs der Wuth des Pöbels zum Opfer gefallen. Kein Process war gegen sie angestrengt, kein Urteil über sie gefällt worden; die Behörde, die Regierung hat den Tod dieser Christen nicht veranlasst, aber sie hatte ihnen auch keinen Schutz oder doch keinen wirksamen Schutz geboten. Aufathmen konnten die Christen erst wieder, als Aufruhr und Bürgerkrieg den alexandrinischen Pöbel spaltete und seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge lenkte. Wir wissen nicht sicher, was das für ein Aufstand, was für ein Bürgerkrieg es gewesen ist, den Dionys in seinem Briefe an Fabian von Antiochien als demselben bekannt voraussetzt.2 Auf keinen Fall kann er damit ein etwa auf Befehl von Rom hin erfolgtes Einschreiten der Truppen gegen die Ruhestörer meinen3, denn ein solches hätte er sicher nicht als Aufruhr und als Bürgerkrieg bezeichnet. Man kann lediglich an die Erhebung eines Theiles der Alexandriner gegen Philippus Arabs denken, mag dieselbe nun im Zusammenhang mit dem Unternehmen des syrischen Prätendenten Iotapianus oder für sich allein gestanden haben. Auf jeden Fall gelang es der Regierung des Philippus, den alexandrinischen Aufstand niederzuschlagen, und bis zum Sturze dieses Kaisers erfreuten sich die alexandrinischen Christen noch einmal eine Spanne Zeit der Ruhe unter dem Schutze eines

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1 Das geht mit Sicherheit daraus hervor, dass Dionys seine Bemerkung, bis dahin habe kaum ein einziger Christ den Herrn verleugnet, zwischen seine Erzählung von dem Ausbruch der Hetze und den Bericht über ihren weiteren Verlauf stellt.

2 Euseb. h. e. VI 41, 9 ἡ στάσις καὶ ὁ πόλεμος ὁ ἐμφύλιος.

3 Wie ALLARD a. a. O. p. 252 glaubt.

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Vgl. unten das zweite Stück der kritischen Ausführungen. Iotapianus muss sich nach Vict. Caes. 29, 2 bis in die Anfänge des Decius hinein gehalten haben.

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