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wie Kant treffend unterschieden hat. La Nature confond les Pyrrhoniens et la Raison confond les Dogmatistes! Pascal versteht hier unter Natur Empfindung und Gefühl, unter Vernunft den überlegenden Verstand.

Vernunft dagegen, als Wahrnehmung und Vorausseßung Gottes, weiß im Menschen das Höchste. Will er darüber hinaus, so geråth er in den logischen Emanatismus, das ist, zu einem Alles zu Nichts machenden Nichts. Die älteren heydnischen Lehren von einem Hervorgehen der Götter aus der Welt oder der Welt aus Gott durch Emanation und die philosophische Emanationlehre der Juden stimmen hiemit überein, nur das Chris ftenthum lehrt Anders.

Solches ward mir klar, und daß darum Spinozismus Atheismus sey. Ungeachtet des Haffes mancher zur Klasse der Philosophen gezählten Leute gegen dieses Wort, welches

sie aus der Sprache zu verbannen wünschen, und wogegen sie unter Andern erinnern: ein Atheist sey am ersten derjenige, welcher an Atheismus glaube kann es seine Bedeus tung nicht verlieren. Geseßt auch, man åndert den Namen, und spricht von Cosmotheismus, so bleibt dennoch die Sache was sie ges wesen *).

Meine Briefe über die Lehre des Spinoza wurden deßhalb nicht geschrieben um Ein System durch das Andre zu verdrången, sondern um die Unüberwindlichkeit des Spinos zismus von Seiten des logischen Verstandesgebrauches darzuthun, und wie man ganz folgerecht verfahre, wenn man bey dem Ziele dieser Wissenschaft, daß kein Gott sey, anlange. Sie war aus sich selber nicht zu widers legen. Hatte ich demungeachtet eine andre philosophische Ueberzeugung, so war dieses

*) Siche die Anmerkung S. 217 fs. dieses Bandes.

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einer Thatsache gleich, welche von mir erzählt wurde, nämlich wie Lessing ein Spinozist gewesen, und wie ich selber keiner sey. Hierüber begann der Streit. Man wollte mir meine Art und Weise Nicht-Spinozist zu seyn nicht gelten lassen, und behauptete von dieser Art und Weise, sie sey offenbar blinder Köhlerglaube, keine Philosophie, also fey meine Philosophie entweder Spinozismus, oder ich hätte gar keine, und dürfe deßwegen von dieser erhabensten aller Wissenschaften nicht mitsprechen. Mir wollte dieses nicht einleuchten bey meiner innigen Ueberzeugung, daß jenes unmittelbare Geistes- und Gottesbewußtseyn, worauf meine Philosophie sich gründete, jeder Philosophie, welche etwas mehr als bloße Natur- und Verstandeswissenschaft, mehr als bloße Physik und Logik seyn wollte, zum Grund- und Eckstein dienen müsse. Späterhin ward in allen meinen philosophic schen Schriften dargethan, daß der Philosoph,

welcher unter seinen Forschungen den geahndes ten Gott verliert, nothwendig das Nichts findet, welches eigentlich niemand sucht und suchen kann, auch niemand, wenn es sich ihm am Ende als reine Wahrheit darstellt, über Alles zu lieben vermag. Ich vertraute, wenn es nur gelänge, meine Ueberzeugung vollständig zu entwickeln, daß ich bey unbefangenen Dens kern Beyfall finden würde, zumal da andre Philosophen, wie Kant und Malebranche *), ganz ein Aehnliches behauptet hatten.

Allerdings muß dabey ausgegangen werden von Gefühl und Anschauung, es giebt durchaus keinen bloß speculativen Weg zum Innewerden Gottes, die Speculation mag bloß hinzutreten und durch ihre eigne Beschaf fenheit erhärten, daß sie für sich leer ist ohne jene Offenbarungen, und sie nur bestätigen, nicht sie begründen kann. Weil sie aus

*) Tennemann Gesch. d. Philos. Bd. X. S. 557.

sich selbst nur zu einer geistlosen Nothwendigkeit, einer Substanz, gelangt, so ist nur über sie vers mittelst eines Sprunges, den ich Salto mortale genannt habe, hinwegzukommen; es ist aber die geistlose Nothwendigkeit und Substanz die Schwungfeder, welche mich hebt, vermöge eines festen und kräftigen Auftretens auf dieselbe. Der Geist widerspricht allmächtig dem Urtheil, daß die geistlose Substanz Alles und daß außer ihr Nichts sey. Wird aber dieses Urtheil nicht entschieden gefällt, so bleiben Stoffe übrig zu allerhand Mischungen, woraus Hirngespinnste ohne Ende hervorgehen. Sogar Spinoza hat sich getäuscht, indem er seinem höchsten Wesen außer der Ausdehnung noch unendliche andre Realitäten, Vollkommenheiten, zuschrieb.

Auf die Unvermeidlichkeit eines solchen Uebersehens aus dem Verstandesgleise für eine Phi losophie, die Gott nicht verlieren will, habe ich wiederholt hingewiesen. Weil im Menschen Vernunft erst später hervortritt, so scheint es

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