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gene, besondere, individuelle Wirklichkeit; hätte sie Persönlichkeit und Leben: so wåre Einsicht auch an ihr der beste Theil. Leffing. Gut. Aber nach was für Vorstellungen nehmen Sie denn Ihre persönliche extras mundane Gottheit an? Etwa nach den Vorstellungen des Leibnit? Ich fürchte, der war selbst im Herzen ein Spinozist. Ich. Reden Sie im Ernste? Lessing. Zweifeln Sie daran im Ernste? Leibnizens Begriffe von der Wahrheit waren so beschaffen, daß er es nicht ertragen konnte, wenn man ihr zu enge Schranken sezte. Aus dieser Denkungsart sind viele seiner Behauptungen gefloffen; und es ist, bey dem größten Scharfsinne, oft sehr schwer, seine eigentliche Meynung zu entdecken. Eben darum halt' ich ihn so werth; ich meyne: wegen dieser großen Art zu denken, und nicht, wegen dieser oder jener Meynung, die er nur zu haben schien, oder auch wirklich haben mochte. Ich. Ganz recht. Leibnit mochte gern aus jedem Kiesel Feuer schlagen *)." Sie aber sagten von einer gewissen Meynung, dem Spinozismus, daß Leibniß derselben im Herzen zugethan gewesen sey.

*) Lessings Beyträge, I. S. 216,

Leffing. Erinnern Sie sich einer Stelle des Leibnik, wo von Gott gesagt ist: derselbe befånde sich in einer immerwährenden Expansion und Contraction: dieses wäre die Schöpfung und das Bestehen der Welt? Ich. Von seinen Fulgurationen weiß ich; aber diese Stelle ist mir unbekannt. Lessing. Ich will sie aufsuchen, und Sie sollen mir dann sagen, was ein Mann, wie Leibnit, dabey denken konnte, oder mußte *). Ich. Zeigen Sie mir die Stelle. Aber ich muß Ihnen zum voraus sagen, daß mir bey der Erinnerung so vieler andern Stellen eben dieses Leibniz, so vieler feiner Briefe, Abhandlungen, seiner Theodicee und nouveaux Essais, seiner philosophischen Laufbahn überhaupt -vor der Hypothese schwindelt, daß dieser Mann keine Supramundane, sondern nur eine Ing tramundane Ursache der Welt angenommen haben sollte. Leffing. Von dieser Seite muß ich Ihnen nachgeben. Sie wird auch das Uebergewicht behalten; und ich gestehe, daß ich etwas zu viel gesagt habe. Indessen bleibt die Stelle die ich meyne- - und noch

*) Den Aufschluß dieses Räthsels findet der Leser in der Beylage VII.

manches andre- immer sonderbar. — Aber nicht zu vergessen! Nach welchen Vorstellungen glauben Sie denn nun das Gegentheil des Spinozismus? Finden Sie, daß Leibnizens Principia ihm ein Ende machen? Ich. Wie könnte ich, bey der festen Ueberzeugung, daß der bündige Determinist vom Fatalisten sich nicht unterscheidet? . Die Monaden, sammt ihren Vinculis, laffen mir Ausdehnung und Denken, überhaupt Realität, so unbegreiflich als sie mir schon was ren; und ich weiß da weder rechts noch links... Uebrigens kenne ich kein Lehrgebäude, das so sehr, als das Leibnißische, mit dem Spinozismus übereinkåme; und es ist schwer zu sagen, welcher von ihren Urhebern uns und sich selbst am mehrsten zum besten hatte: wiewohl in allen Ehren! Mendelssohn hat öffentlich gezeigt, daß die Harmonia praestabilita im Spinoza steht. Daraus allein ergiebt sich schon, daß Spinoza von Leibnitzens Grundlehren noch viel mehr enthalten muß, oder Leibniß und Spinoza (dem schwerlich Wol. fens Unterricht angeschlagen håtte *) wåren die bundi

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") S. Mendelssohns Philosoph. Schriften, das zte Gefpråch, am Ende.

IV. 1.

I.

E

gen Köpfe nicht gewesen, die sie doch unstreitig waren. Ich getraue mir aus dem Spinoza Leibnizens ganze Seelenlehre darzulegen... Im Grunde haben beyde von der Freyheit auch dieselbe Lehre, und nur ein Blendwerk unterscheidet ihre Theorie. Wenn Spinoza (Epist; LXII. Opp. Posth. p. 584. et 585.) unser Gefühl von Freyheit durch das Beyspiel eines Steins erläutert, welcher dächte und wüßte, daß er sich bestrebt, so viel er kann, seine Bewegung fortzusehen: so erläutert Leibnitz dasselbe (Theod. §. 5o.) mit dem Beyspiele einer Magnetnadel, welche Luft hätte sich gegen Norden zu bewegen, und in der Meynung stånde, sie drehte fich unabhängig von einer andern Ursache, indem sie der unmerklichen Bewegung der magnetischen Materie nicht inne würde *). Die Endursachen erklårt

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*) Atque haec humana illa libertas est, quam omnes habere jactant, et quae in hoc solo consistit, quod homines sui appetitus sunt conscii; et causarum, à quibus determinantur. ignari sagt Spinoza, in demselbigen 63ten Briefe.

Von jener Wendung, womit die Deterministen dem Fata lismus auszuweichen glauben, mangelte Spinoza keiness weges der Begriff. Sie schien ihm aber so wenig acht philosophischer Art zu seyn, daß ihm das Arbitrium indifferentiae, oder die Voluntas aequilibrii sogar noch lieber war. Man

Leibnit durch einen Appetitum, einen Conatum immanentem (conscientia sui praeditum). Eben so Spinoza, der, in diesem Sinne, fie vollkommen gelten lassen konnte; und bey welchem Vorstellung des Aeusserlichen und Begierde, wie bey Leibniß, das Wesen der Seele ausmachen. Kurz, wenn man in das Innerste der Sache dringt, so findet sich, daß bey Leibnik, eben so wie bey Spinoza, eine jede End. ursache eine wirkende voraussetzt. . Das Denken ist nicht die Quelle der Substanz; sondern die Substanz ist die Quelle des Denkens. Also muß vor dem Denken etwas Nichtdenkendes als das Erste angenommen werden; etwas, das, wenn schon nicht durchaus in der Wirklichkeit, doch der Vorstellung, dem Wesen; der inneren Natur nach, als das Vorderste gedacht werden muß. Ehrlich genug hat deßwegen Leibnitz die Seelen, des automates spirituels genannt *).

jehe, unter andern im I. Ch. der Ethil, das 2té Schol. der 33ten Prop. am Schlusse. Ferner im III. Theile das Sch. der 9ten Prop. und vornehmlich die Verrebe zum IV. Theile.

(2. b. e. U.)

*) Dieselbige Benennung findet sich auch beym Spinoza, wiewohl nicht in seiner Ethik; sondern in dem Bruchstücke: Do

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