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eine der besten des wortreichen und unbesonnenen Ovid zu seyn. Bey ihm ist der Ech o die Stimme gelähmt durch den Zorn der Juno, bey Cald. mit großer Absichtlichkeit durch Zauberkünfte der Liriope. Ein einflußreicher Druckfehler muß in dem mythologischen Handbuch, dessen fich Cald. bediente, Statt gefunden haben. Bey Ovid nämlich heißt es III, 341:

Prima fide vocisque ratae tentamina sumsit

Caerula Liriope: quam quondam flumine curvo
Implicuit, clausaeque suis Cephis us in undis
Vim tulit.

In dem spanischen Compendium hat nun ein r statt des s gestanden, und so hat unser Dichter aus dem Stromgott Cephifus (Zefiso) den flüchtigen Sohn des Windgottes Zephyrus (Zefiro) gemacht.

Gozzi hat auch diese Oper für die italienische Bühne bearbeitet, ohne in der Vorrede sein Vorbild zu nennen. (Opere di Carlo Gozzi. Venezia 1772. T. V, 389, Eco e Narciso.) Gang der Fabel, Hauptund Neben Personen sind aus Cald. Aber den zauberischen Duft des arkadischen Schäferlebens, die innige Liebesglut der Echo, die beklagens: werthe Verblendung des Narciffus, welche von oben her scheint eingepflanzt zu seyn, wird man vergeblich im Italiener suchen. Dafür hat er auch seine Oper nicht mit dem Tode der Helden schließen wollen, »allen tragischen Märchen in der Welt zum Troß.«

Porga ad Eco la destra

Il figlio mio di sposo,

E le tragiche fole

Sien narrate di lor, come si vuole.

Gegen derley Gewaltstreiche des Dichters kann freylich die arme Fabel sich nicht wehren.

79) Amado y Aborrecido. Zuerst gedruckt 1657 in Comedias nuevas, Octava Parte. Es ist ein Streit der Venus und der Diana, der Liebe und des Hasses, welches von Beyden mehr innere Kraft habe. Der Haß, als das Negative und Hemmende, muß weichen. Dante liebt die, die ihn haßt, und haßt die, die ihn liebt. Die Göttinnen verfuchen ihn drey Mal, um zu sehn, welches Gefühl das stärkere sey. Zwey Mal schwankt die Wage, die Gewichte sind gleich; das dritte Mal weicht der Haß aus der Brust; er befreyt die, die ihn liebt, und opfert die, welche er nicht liebt. Ein tiefsinniger Plan, den Cald. aus eigener Erfindung an die alte Mythologie geknüpft hat.

Am Schluß wird, als Fortsetzung des Festspiels angekündigt: El Pastor fido. Dieser ist auch im Bande 8 der Comedias nuevas ge druckt von drey verschiedenen Verfassern. Akt ist von Antonio Solis; Akt 2 von Ant. Coello; Akt 3 von unserm Calderon. Der Inhalt ist entlehnt aus Guarinis bekanntem Schäferdrama : Il Pastor fido.

I, 199, 2. una Comedia

el Eneas de su Dama,

Komische Anspielung auf Moretos El Eneas de Dios.

80) El Golfo de las Sirenas. Der ernsthafte Kern in der Mitte ist eine Art Fortsetzung des Mayor encanto Amor. Der Zorn der Circe und der Venus verfolgt den Ulysses. Die Verführung der Vernunft durch den Sinnenreiz ist allegorisirt in Scylla und Charybdis. Die Schönheit der Scylla verführt durch die Augen; die füßen Lieder der Charybdis verführen durch die Ohren. Beyde bezaubern den

Menschen, Ulysses, eine Zeitlang, und lieben ihn, um ihn zu verderben. Endlich binden ihn seine Gefährten an das Schiff, verschleyern ihm die Augen; nur so kann er dem Sinnenreiz und gewissem Tode entgehn.

Die Poffen zu Anfang und Ende sind großartig komisch. Besonders der Gracioso, Alfer, welchen Juan Nana spielte. S. IV, 292, 1:

Aunque só un Juan Rana

Miren que no sé nadar,

Pellicer Tr. sobre la Com. en esp. nennt ihn II, 28 aquel Davo de su edad; und II, 68 El Comediante mas gracioso, que conocio España. Floreciò en tiempo de Felipe III y IV, en cuya Corte gozo de extraños aplausos.

295, 2. Marina Taras e a.

S. über dieß theatralische Ungeheuer Pellicer I, 257.

Dies Fischer-Jdy (Egloga piscatoria) ist aufgeführt, wie es scheint im Freyen, vor Maria Anna, IV, 275, 1:

el nombre de Mary Ana,

und vor Maria Therese, also vor 1660; denn 1659 ging diefe Prinzessin nach Frankreich als Gemahlin Ludwigs XIV. Erwähnt wird aber schon der Infantin Margaretha.

si yà cierta Margarita.

Margarethe Therese, nachmals vermählt mit Kaiser Leopold I., ward geboren 12. July 1651. S. Ludolffs Schaubühne III, 76. Unser Stück fällt also zwischen 1652 und 1659. Und da in diesem Zusammenhang der Infant Philipp Prospero nicht hätte ausgelassen werden können, wenn er schon gelebt hätte, so ist es auch vor Nov. 1657 aufgeführt, wo der Philipp Prospero geboren ward. S. Ludollff III, 448.

81) La Fiera, el Rayo y la Piedra. Ist auf Befehl der Ma› ria Therese zu einem hohen Geburtstage als Festspiel geschrieben. VI, 527, 2:

Los años que mandasteis
Que aplauda nuestro afecto.

Erwähnt werden daselbst dieselben Personen, wie im Golfo de las Sirenas. Also ist auch unser Drama zwischen 1652 und 1657 zu sehen. Die Ausführung können wir nur mittelmäßig nennen, nicht so gut als in El mayor encanto Amor, und nicht so schlecht, als in mehreren der späteren. Es ist viel Theaterpracht; wir sehen die Grotte der Par zen, die Schmiede des Vulkan, Venus hoch auf ihrem Sterne thro nend, und unter ihr Eros und Anteros auf Wolkensißen und ähnlicheş. Aber der Entwurf ist überaus tiefsinnig. Die drey Namen, La Fiera, die Waldfrau, el Rayo, der Strahl, la Piedra, der Stein, bezeichnen drey Wirkungen der selbstsüchtigen Liebe, des Cupido. Vortrefflich in Verbindung gebracht sind dabey die zwey Mythen aus Ovid von Anaṛla rete (Metamorph. XIV, 698), welche, ein den Iphis entzündender Blißstrahl, aus Lieblosigkeit zu Stein wird, wie der Donnerkeil das Produkt des Strahls ist, und von Pygmalion (Metam. X, 243), der durch Liebe die Stein Bildsäule zu einer Jungfrau beseelt. Die Waldfrau ist auch durch Selbstsucht Andrer um ihren angebornen menschlichen Adel gekommen, gewinnt ihn aber durch ächte Liebe wieder.

Am Schluß ist ein Nachspiel mit Tanz und Gesang, worin and Fortuna auftritt. Dieß erinnert an den Fortunatus des Decker.

82) La Purpura de la Rosa. Aufgeführt zur Feyer des pyre: näischen Friedens und der Vermählung der Infantin Maria Therese mit Ludwig XIV. Der Heiratskontrakt ward ratificirt zu Madrid den 10. Dec. 1659 (Ludolff III, 1074). In diesen Tagen noch, im Beyseyn der Königsbraut ist die Loa und die Fiesta de Jarzuela selbst aufgeführt. Viel Mühe hat dies Werk dem Dichter gekostet, wie er selbst sagt VII, 258, 2:

Ay, Vulgo,

con que facilidad piensas
que una fiesta se dispone!

Es ist dieß das erste Drama in Spanien, worin alles gefungen worden, wie ausdrücklich bemerkt wird 259, 2. In dem Vorspiel (Loa) haben wir eine dichterische Beschreibung des Friedensschlusses 255, 2, und eine dergleichen der Brautbewerbung, 256, woben sehr dringend, aber wohl vergeblich, eingeschärft wird, wie beyde Dinge ganz unabhängig von einander betrieben worden wären. Freude und Trauer, als allegorische Personen, streiten mit einander über die verschiedenen Gefühle Spaniens bey der nahen Trennung der Infantin. Das Stück selbst be handelt den Mythus von Adonis nach Ovid Met. X, 503. Es sind darin zum Theil feine, allegorische Züge, aber die Sprache ist überzart, weichlich und ihre Kraft wie gebrochen.

83) Fortunas de Andromeda y Perseo ist zuerst gedruckt 1663 in Parte veinte y una de Comedias nuevas. Unter den verlorenen Dramen des Sophokles und Euripides findet sich nach den Ver= zeichnissen eine Andromeda. Unmittelbar Vorgänger des Calderon ist Lope de Vega, dessen Fabula de Perseo im Theil 16 seiner dram. Werke, Madrid 1622, sich befindet.

Den Inhalt im Allgemeinen hat Cald. entlehnt aus Ovid Metam. IV, 609V, 250. Die Grotte des Morpheus aber aus Metam. XI, 592; und den Tartarus mit seinen Schauern VIII, 27, und folg. aus Ovid Met. IV, 432.

Diese Oper zeigt, bis zu welcher Vollkommenheit das Maschinenwesen damals auf der spanischen Bühne gediehen seyn mußte. Selbst jest, wo auf vielen Theatern das Aeußere das Hauptaugenmerk ist, möchten sich schwerlich die Helden zu so halsbrechenden Wagnissen verstehn, als die sind, welchen sich der Perseus des Calderon unterzieht. Der innere Werth entspricht dem Reichthum und der Pracht des äußeren Glanzes in unserm Drama. Vielleicht enthält es in seinem Perseus eine Anspielung auf Philipp des Vierten natürlichen Sohn Don Juan, so daß der König Jupiter selbst wäre. Doch hat diese Erklärung Schwierigkeiten, wegen des gehäßigen Charakters der Juno. Vielleicht ward es geschrieben, als der König Witwer war, zwischen 1644 1649.

84) Zelos aun del ayre matan. Zuerst gedruckt 1662 in Parte diez y nueve de Com. nuevas. Eine merkwürdige Bearbeitung der Fabel von Cephalus und Prokris aus Ovid Met. VII, 794, mit welcher Herostratus, der den Tempel der Diana anzündete, als Liebhaber der Aura verbunden ist. Er begeht die That aus Rache, weil ihm Diana die Geliebte in Luft verflüchtigt hat.

Hin und wieder gegen das Ende ist die Sprache manierirt, aber im ganzen Drama ist vortrefflich Aura angebracht, als Liebeshauch und Liebesflüstern, und im Einzelnen ist sehr zu loben zu Anfang von Akt 3 Diana mit den drey Furien. Megåra straft den Herostra

tus mit Wuth und Verzweiflung; Alekto die Prokris mit Eifer: sucht, X, 426, welches die genialste Scene scheint; Tifiphone endlich reißt den Cephalus in Frrwahn.

85) La Estatua de Prometeo. Feststück für den Geburtstag der Königin Mutter (à los años de la Reyna Madre) bestimmt, also nach 17. Sept. 1665, wahrscheinlich während der Minderjährigkeit Karls II. Der Grundgedanke dieses Werkes scheint zu seyn jene drey Zustände nach einander in einer Zeitfolge zu symbolisiren, welche wir be zeichnen 1) als bewußtlose Güte und Reinheit; 2) Zustand der Sünde und Knechtschaft; 3) Zustand der Gnade oder Freyheit. Merkwürdig ist das Verhältniß der Minerva zu Pandora, jene die ewige Ver nunft, diese ihr irdisches Abbild, von Prometheus nach jenem Urbild geformt, und durch den von Minerva geschenkten Sonnenstrahl beseelt. Aber die endlich gewordene Vernunft gibt nicht allein Licht, sie gibt Feuer, das, wie es erwärmt, so auch zerstört, und aus ihrer Zwietracht erzeugenden Urne entsteigt ein betäubender und verfinsternder Rauch. Angst und Zwist werden herrschend; die Brüder Prometheus und Epimetheus befeinden sich; die Liebe trifft auf Abneigung statt auf Gegenliebe, u. dgl. mehr. Endlich erbarmt sich Apollo. Der Rauch wird wieder zu Lichtstrahlen verklärt, Versöhnung und Liebe stellen sich aufs neue ein, und Pandora wird jeßt geeignet, den Prometheus als Gattin zu beglücken.

Noch manches Wichtige wird man bey genauer Prüfung in diesem fast schon ganz symbolischen Drama finden, das eine ausführliche Zusammenstellung mit dem Prometheus des Aeschylus und der Pandora des v. Göthe verdient.

86) Apolo y Climene. Ueber das frühere Verhältniß des Apollo zur Clymene schweigt die gewöhnliche Mythologie. (S. D. Ausleger zu Ovid Metam. I, 750.) Bey Calderon ist Clymene Tochter des Admet, und wird aus Furcht vor einem Drakelspruch, wie in das Leben ein Traum, fern von dem Umgang mit Mánnern erzogen. In diese Klausur wird Apollo von Jupiter hinabgeschleudert *). Dann hat Cald. damit in Verbindung gebracht. Die Liebe der Clytie zu Apollo aus Ovid Met. IV, 256, und den heimlichen Umgang des Zephyrus mit Flora aus Ovid Fasti V. 195. Die Charaktere der Männer oder Götter sind nicht sonderlich gezeichnet, die Weiber etwas besser. Die Sprache ist durch spisfindige Conceptos hinaufgeschraubt, und Tanz und Singfang suchen vergeblich uns zu entschädigen. Aber die Verwirrungen und Verwechslungen zwi schen Clymene, Clytie und Flora in der Nachtscene im Garten, Akt 2, sind in ihrer Art so trefflich, wie in den besten Intriguenstücken.

IV, 243, ya es

el secreto à vozes este.

Anspielung auf das also frühere laute Geheimniß.

Am Schluß wird als Fortseßung angekündigt:

87) El hijo del Sol, Faeton. Nicht allein um die alte Mytho logie kümmert sich Cald. hier wenig, sondern auch um seine eigene früs here Zusammenstellung. Im ersten Theil Apolo y Clymene war Cly mene Tochter des Admetus, hier ist sie Tochter des Eridanus.

*) Die Stellen der Alten hierüber sind gesammelt von Natalis Comes Mythol. I, p. 347. Ausz. Hanau 1619.

Epaphus hingegen, nach der Mythologie Sohn des Jupiter und „der Jo (Ovid Met. I, 748), ist bey Calderon Sohn des Admet, und derselbe mit Peleus. Phaeton und Peleus lieben beyde die Thetis, und Phaeton irrt zuleßt nur ab von der Sonnenbahn, weil er sieht, wie Peleus die Thetis mit Gewalt entführt. Zu Ende befpöttelt der Dichter selbst den ganzen Mythus, und meint, die Narren werden es glauben, die Klugen aber die Gefahr des Hochmuths darin erkennen. Die mythologischen Halbgottheiten und allegorisirten Naturkräfte sind sehr lieblich, und der Charakter des Phaeton ist mit einer in dieser Klasse ungewöhnlichen Sorgfalt behandelt. Sein stolzer Sinn wird auf das Höchste gereizt und verwundet dadurch, daß seine wirklichen Verdienste und Thaten überall zufällig dem E p a phus zugeschrieben werden. Phaeton ist nur ein halber Gott und nur ein halber Mensch, ein Kind des Ueberflusses und der Armuth, und eben dieß bereitet ihm und der Erde Verderben. Epaphus dagegen ist ganz Mensch, milde und gut, nur mit menschlichen Schwächen. So verschafft er sich mit Gewalt den Besit der widerstrebenden Göttin Thetis, und der Halbgott Phaeton, welcher sie liebt, findet statt ihrer den Tod.

Auch hier wünschten wir die Sprache weniger vom damaligen Modestyl inficirt.

Die Pracht bey der Aufführung muß wahrhaft königlich und bezaubernd gewesen seyn. Bey der Schilderung des Sonnentempels ist vieles entlehnt aus Ovid Metam. II. 1 und folg.

88) Fineza contra fineza. Wie in Amado y Aborrecido die Streitfrage, ob Venus oder Diana mächtiger sey. Hier aber hat Diana schon von vorn herein verloren, weil ihre Begünstigung des Endymion bekannt geworden (II, 453, 2). Sonst ist, wie dort, alles sehr lose an die griechische Mythe geknüpft. Der dritte Akt erinnert an Taffo's (Ger. lib. II) Olind und Sofronia. Vergl. Beyträge zur Gesch. der romant. Poesie, S. 108.

Fineza contra fineza ist das lehte Stück im vierten Theil, der noch bey Lebzeit des Dichters in seinem hohen Alter erschien. Und welch ein Unterschied zwischen diesem welken Drama und der herrlichen Bearbei tung von Amor und Psyche, womit der dritte Theil schließt!

89) El Laurel de Apolo. Calderon selbst nennt es eine kleine Fabel, in welcher, wie bey den Italienern, gesungen und gesprochen wird. VI, 382, 2:

No es Comedia, sino solo
una Fabula pequeña,
en que, á imitacion de Italia,
se canta y se representa,

Die Loa und der erste Akt wurde aufgeführt zur Feyer der Geburt des Prinzen Philipp Prospero (geb. 18. Nov. 1657, starb 1. Nov. 1661), und so gedruckt 1664 im dritten Theil der Comedias des Dich: ters. Den Auftrag dazu gab Maria Theresa, nachmalige Königin von Frankreich, 382, 1:

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baste ser su Comissaria

la hermosa Maria Teresa.

In der Loa, welche 383, 2 unmittelbar mit dem Drama ver schmolzen ist, wünschen die vier Erdtheile Glück, repräsentirt durch Sän ger und Tänzer in der Volkstracht.

Nach dem 6. Nov. 1675, wo Karl II. die Regierung übernahm, überarbeitete Cald. Loa und Akt 1, fügte Akt 2 hinzu, und brachte das

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