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Anlaß aus, der schon im frühesten Ulterthum zu entdecken ist, und Einfluß auf alles das mit ausübt, was als ältester Religionsglaube, als Lehre über das Entstehen der Erde, und als Darstellung der ersten Verhältnisse des Menschengeschlechts entgegen

tritt.

Es haben sich aber, wenn von diesen Dingen die Rede ist, Bezeichnungen und Ausdrücke gebildet, deren eigentlicher Sinn so verdunkelt worden, daß wir den so nöthigen scharfen Umriß mit fester Bestimmtheit in den Angaben des Inhalts sehr oft vermifsen. Gilt dieß schon von gewissen einfachen Worten, als theogo-= nisch, kosmogonisch u. s. w.; so ist es noch mehr in Absicht mancher zusammengeseßten der Fall, als theokosmisch, theophysisch, theomorphisch, anthropomorphisch, physiomythisch u. s. w. der Fall. Selbst wenn von Polytheismus und Pantheismus die Rede ist, tritt nicht selten jene Unbestimmtheit ein. Läßt dieses lehtere Wort dann nicht ungewiß, ob es, die Verehrung dessen, was das All im Ganzen, dessen, was das Eine und das All überall ist, oder ob es die Verehrung jeder einzelnen Erscheinung, ja desjenigen, was uns als todter Niederschlag erscheinen muß, als göttliches Wesen bezeichnen will? Das erstere wird nicht behauptet, und das lehtere hat, streng genommen, nie Statt gefunden. Die früher erwähnten Adjektiven aber sehen verschiedenartige Eigenschaften zusammen, und vermischen sie, ohne das Verhältniß, worin sie sich zu einander befinden, anzugeben, was höchst unphiloso= phisch ist.

Wenn sich daher jede Untersuchung Irrthümern und Mißverständnissen bloß gibt, welche jener Worte sich bedient, und doch die Verhältnisse zu berühren sind, die damit bezeichnet werden sollen, so wird es nothwendig, sich in einem andern Wege darüber auszusprechen und verständlich zu machen. Vielleicht muß der frühere durchaus verlassen, und ein anderer gewählt werden, welcher bestimmte Anschauungen aufstellt oder nachweist, die in Bey= spielen das wirklich enthalten, worauf es ankommt, wenn andere Ausdrücke es nur bezeichnend andeuten. Dieser Versuch parabolisch das auszudrücken, worauf am Ende alles ankommt, und was durch jede andere Expression nur unbestimmter, dunkler und unwahrer wird, soll daher versucht werden, durch wirkliche Auf= stellung eines beyspielsweisen Verhältnisses.

Man denke sich einen Jüngling in der einfachen Relation zu seinem Vater, zu den Geschwistern, zum väterlichen Habe und Hause, und zur ganzen übrigen Welt, die mit dem, was vom Vater herrührt, keine Beziehung behauptet. Das erste Geset dieses Jünglings sey, kindliche Liebe zu seinem Vater, als dem, von welchem er ist und alles hat. Weiter hinauf, und nament

lich bis zu Gott, darf und kann das Beyspiel nicht geführt wer den, weil, wie sich bald zeigen wird, eben auf diesen erst die Anwendung davon gemacht werden soll. Die Bedingung aller Tugend, aller Gemüths- und Herzensglückseligkeit des Jünglings sey die höchte Liebe zum Vater, die eine unbedingte Ergebung und An: hänglichkeit begründet. Stammt diese davon her, daß der Sohn eben vom Vater ist, so hat die Liebe zu den Geschwistern, sofern sie sich von der übrigen Nächstenliebe unterscheidet, den nämlichen Grund. Wie gleichgültig dieß scheinen mag, so wichtig ist es doch. Das, wodurch die Geschwisterliebe heilig wird, besteht darin, daß in den Geschwistern der Vater geliebt wird. Dadurch, daß in jedem derselben der Vater ist, liebt jedes im andern den Bater wieder; und ähnliches ist der Fall mit dem väterlichen Erbe. Dieses an sich sey von allem Reiz entblößt, durchaus Schöpfung des Vaters, und was daran fesselt, rühre weder von Gewohnheit noch von Dankbarkeit so wird nämlich der Fall ge= seht - sondern davon her, daß es gleichfalls des Vaters, daß es dessen Schöpfung ist. Jenseit derselben fange eine andere Welt höheren Reizes und höherer Schönheit an, die jedoch entblößt ist von allen den Beziehungen, die bey jener ersten zur Sprache ka= men. Nun ist doch gewiß ein Unterschied zwischen beyden vorhanden, und worin besteht er, wenn beyde ihren Werth haben, wenn beyde geliebt werden, anders, als darin: daß in der einen die kindliche Liebe zugegen, in der andern sie abwesend ist? — In der einen Region wird alles um des Vaters willen geliebt, und zwar mit dem stets regen, man möchte sagen productiven Gefühl, nicht reflectiven Bewußtseyn, daß es um den Vater geschieht. In der andern Region wird dieß überhaupt, oder wenigstens jenes produktive Gefühl nicht mit verlangt, zu dessen vorzüglichsten Eigenthümlichkeiten Dankbarkeit und Hingebung gehört. Wie nun, wenn das Wesen der Religion eben verlangte, dieß leztere stets rege zu erhalten, nämlich gegen den Vater, und durch ihn gegen Gott ganz so wie gegen den persönlichen Vater? Wie nun, wenn alle wahre Religion sich dogmatisch erwiese, und dogmatisch zu feyn gezwungen wäre, in so fern sie mit Individuen und Massen zu thun hätte, die jenen Hauptpunkt, auf den es ankommt, võllig verlassen, und die Sache in etwas ganz Underes gesezt hatten? Wie, wenn sie denen, welchen das wahre Organ der Religion, wo nicht abgestorben, doch abgestumpft ist, nichts anderes entgegen sehen könnte, als ein unabänderlich feststehendes Dogma, auf dessen Sicherstellung gegen Angriffe, die blendend gewaffnet sind, es ankäme? Für ihre Kinder käme es nur darauf an, sie zu bewahren, daß sie die Liebe zu Gott unmittelbar als zum Vater, nicht mit der zu den Nächsten oder Mitmenschen, in denen Gott

allerdings auch gegenwärtig ist, noch auch mit der zu seiner übri gen Schöpfung, in die er gleichfalls einwirkt, durch die er sich gleichfalls offenbart, endlich noch weniger mit der zu gewissem Menschenwerk, es mag noch so kunstvoll und trefflich seyn, verwechseln. So hätte jede Priesterschaft dann wohl vollkommen Recht, wenn sie zu den Ihrigen sagte: daß ihr viel wisset und richtig wisset, ist zwar recht gut, aber nicht die Hauptsache. Ja ihr braucht nichts zu wissen, aber jenen Unterschied in euerm Leben und eurer Andacht nur stets mit der gehörigen Wahrheit euch zu erhalten, und ihr habt alles, dessen es bedarf, in vollestem Besih.

Verhält sich die Sache wirklich so, dann bietet das gebrauchte Beyspiel einige Punkte dar, an welche anzuknüpfen ist, um zu weiterer Einsicht zu gelangen.

Man nehme an, jene Region, in welcher das produktive Gefühl der Liebe zum Vater als Schöpfer aufhört zu walten, und woselbst eine Liebe anderer Art zu herrschen beginnet, sey reich an Vorzügen mancher Art, welche der entgegengeseßten fehlen. Man treffe z. B. dort eine Mannigfaltigkeit an, welche den Verstand bereichert und beschäftiget, während im religiösen Gebiet alles aufgehe in ein einziges Gefühl, und man ziehe den Bewohner des lestern hinüber in dessen Anerkennung und Begründung. Was kann daraus nicht entstehen? Ein unbewußtes Vergessen des religiösen Grundes und Bodens über die regsame Mannigfaltigkeit in der Erscheinungssphäre. Oder auch ein Gemüthszwiespalt, der, mancherley Gradationen behauptend, sich äußern kann, als Entsagen und Verlassen, ja als scheinbare Erhebung über die beschränkte Einseitigkeit der religiösen Liebe, und sogar wohl als Bekämpfen des in ihr sich begründen wollenden Lebens.

Wird von diesen Andeutungen Gebrauch gemacht werden in Beziehung auf das, was die ersten Völkertrennungen veranlaßt hat so dürfte eine andere Anknüpfung auf das Verständniß der Mysterien unmittelbarer führen.

Man lasse nämlich jenen Irrthum in der Liebe und Verehrung Gottes, welcher die unmittelbare Liebe zu Gott als Vater und Schöpfer, und die zu dem Nächsten und zu dem Geschaffe nen überhaupt als sein Werk vermischt, sich fortseßen, und lasse, da die Uebergänge so leicht und so unmerklich sind, sich die Wahrheit, daß nur die Liebe, welche der zum Vater gleich kommt, die wahre sey, allmählich immer mehr in eine Liebe zu seinen Geschōs pfen, zu dem was aus ihm ist, zurückziehen, und sich dahinter mannigfach verbergen; so ist der Anfang zu einer Verschiedenheit der Religionen da, die im Irrthum und in der Wahrheit zugleich befangen seyn können. In so fern sie die Liebe, und in so fern

fie die Liebe zum Schöpfer wollen, sind sie im Rechten, in so fern sie aber solche in Beziehungen stellen, welche ihren Charakter als echte und produktive Liebe zum Vater trüben, und sie wohl gar reflectiven Wahrheiten zuwenden, sind sie im Irrthum. Dieß auszusprechen ist auch nicht selten gefährlich. Denn wie oft, wenn der Liebe ihr Gegenstand genommen und verändert wird, verschwindet sie selbst. Eben weil sie nicht reflectiv, sondern productiv ist, weil sie wachsen und werden muß, läßt sie sich nicht jedesmal auf das übertragen, was das Richtigere, ja was das Echtere seyn mag. Es ist in der Regel ein Enthusiasmus, der auf dieses übergetragen wird, und der Mensch tauscht sich, wenn er ihn für Liebe nimmt. Daher darf, wenn die eigentliche Quelle der Liebe verlassen ist, vielleicht nur so wieder dahin zurückgeführt werden, daß die wahre Liebe daben nicht untergeht; dazu konnte es nöthig scheinen, den Menschen den eigenthümlichen Gegenstand ihrer Anbetung zu lassen, aber durch Auserwählte es vorzubereiten, daß er wieder in seiner wahren Beziehung zum Echten und Ursprünglichen aufgefaßt werde. Eine solche Institution scheinen namentlich die eleusinischen Mysterien gewesen zu seyn. Es hat ten sich durch Vermittelungen, die hier nicht anzugeben sind, in Griechenland mannigfache Verehrungen gebildet, und der Vorwurf der Impietät kann ihnen wenigstens im Allgemeinen gewiß nicht gemacht werden. Sie beruhten auf Andacht, und wurden einzelnen göttlichen Wirksamkeiten und Offenbarungen dargebracht, durch die allmählich die Andacht zum höchsten Wesen in der angedeuteten, allein Religion zu nennenden Beziehung unterzugehen drohte, aber sie isolirten sich in dem Maße, daß jene heiligende Beziehung abzusterben anfing. Es war nöthig, wieder daran zu erinnern, daß wahre Gottesverehrung nur die sey, welche unmittelbare Liebe zum Schöpfer als zum eigenen Vater mit allen ihren Eigenthümlichkeiten aussprach. Diese Erinnerung nicht erlöschen zu lassen, und doch auch die einzelnen Gottesverehrungen, die nicht bloß einzelnen göttlichen Kräften gehörig, sondern auch oft Stammen und einzelnen Einwanderungen eigenthümlich, ja mit ihrem Wesen zusammengewachsen waren, nicht zu zertrümmern, um eine Verehrung ohne Liebe und Andacht hervorzurufen, war wohl der eigentliche, ja der unterscheidende Zweck der eleusinischen Geheimnisse.

Eine Behauptung, wie diese, zu begründen, hat große Schwierigkeiten. Das einzige Mittel scheint in Verfolgung des geschicht lichen Ganges zu bestehen. Denn mag auch weniges über diesen kund seyn: so läßt sich doch zu einer großen Wahrscheinlichkeit er: heben, daß Eleusis der Punkt war, woselbst eine in Griechenlands Bevölkerungsgeschichte verwebte Dogmenverschie

denheit, die sich zum Theil in den thrazischen und gnostischen Mysterien ausdrückte, durch eine Vereinigung zu einem neuen heili gen Bunde ausgeglichen wurde, dessen Inhalt in jener Institution scheint niedergelegt worden zu seyn. In so fern war derselbe etwas, das Griechenland ganz eigenthümlich angehörte. Auf seinem Grund und Boden hatte es sich gebildet; die Bestandtheile jedoch, aus welchen es zu Stande gekommen, hatte es zweyen früheren Einwanderungen von verschiedenem Charakter zu ver

danken.

Dieser Ansicht eine gewisse Annehmbarkeit zu gewinnen, darauf kommt es jest an; jene Annehmbarkeit aber kann wohl allein in einer Uebereinstimmung der angekündigten Meinung mit dem Wichtigsten und Entscheidendsten bestehen, was uns in Beziehung auf die eleusinischen Mysterien aus dem Alterthume aufbehalten worden. Dazu denn gehört de: homerische Hymnus an die Ceres, zu dem nun übergegangen, und an den alles angeknüpft werden soll.

Aus der Zuschrift an Creuzer verdient folgende Stelle ausgezeichnet zu werden:

»Nicht mythische Chronologie, nicht allgemeine, auf Beschränktheit alter Angaben beruhende Unnahmen können noch als Nichtpfeiler aufgestellt werden, wenn irgendwo in dem Dunkel der Vorwelt ein Licht gesucht werden soll. Es ist ja die Natur der Erde vielmehr selbst, die in ihren Gebirgszügen die richtigste Völkerleiter der Vorwelt war; es ist der Völker Sprache, die in ihren Elementen theils mehrere, theils wenigere Analogien zeigt, welche beyde uns in den Hauptsachen am sichersten leiten.«<

Je mehr diesen beyden leitenden Kräften, in Verbindung mit einigen andern, vielleicht noch zu wenig für die Alterthumswissenschaft benußten Hülfsmitteln, gefolgt werden soll; um so mehr möchte Herrn Sicklers Behauptung von der Hieroglyphik, und sein Verwerfen einer allgemeinen Ursprache nähere Bedingung erfordern, für die es hier nicht der Ort ist. Nicht minder müssen die Ansichten über Zweck und Gehalt des homerischen Hymnus, aus eilf Paragraphen bestehend, hier nur ganz summarisch erwähnt werden. Diese sollen den Sah ausführen, daß, dem Hauptzweck zufolge, der Hymnus ein sogenanntes Naturge= dicht auf die beyden, dem Gewächsleben nothwendigen Kräfte sey; nämlich eine der Erde eigene Lichtkraft als ursprüngliche, und eine untergeordnete oder Samenkraft, welche leßtere zur Bildung, Entwickelung und Auflösung des Samens oder der Frucht verdeckt wirkt.

In wie ferne diese sogenannte Naturansicht Hauptzweck des Gedichts seyn könne oder nicht, darüber wird, nach dem

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