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und nach in Eins verschmolzen. Das Wunderbare war es, worin beide zusammentrafen, nur dass die heidnische Sage mit ihren Riesen, Zwergen, Kobolden, Nixen, Drachen, mehr das natürliche Element, die christliche Legende dagegen das sittliche zubrachte.

S. 21. Dichtkunst und Dichter.

Hienach war alles dazu geeignet, das poetische Talent zu wecken und zu fördern. Die hohenstaufischen Kaiser gingen darin voran, dass sie Sänger um sich versammelten, und ihnen thaten es da und dort die Herren vom Adel gleich. Die Dichter selbst waren grösstentheils von Adel, wenn auch von einem niedrigeren, und neben ihnen fanden noch die Sänger und Spielleute aus dem Volke an den Höfen der Ritter meist eine freundliche Aufnahme. Bei ihren Zusammenkünften steigerte Einer den Andern, so dass es zn förmlichen Dichterturnieren kam, wie unter Anderem die berühmte Sage von dem Kriege auf der Wartburg beweist, die sich jedenfalls auf einen historischen Grund stützt. Auch in der Form kam man jetzt schnell weiter; an die Stelle der Alliteration, Assonanz und eines schlechten Reimes trat der reine Reim.

S. 22. Epische Poesie.

Der Stoff der episch nationalen Poesie schliest sich an Das an, was schon in der vorigen Periode in kleineren Liedern hin und wieder aufgetaucht war. Aber der Stoff ist jetzt zu grösseren Epen gereift, indem er sich um Vieles vermehrt hat. Der erste Unterschied, der hier zu machen ist, ist der zwischen ausländischen und inländischen Stoffen.

S. 23. Die Sagen des Auslands.

Die Sagen der alten Griechen und Römer tauchten in deutscher Sprache und Gestalt auf in der Aeneide Heinrichs von Veldeck, in Alexander dem Grossen von Lamprecht und von Rudolf von Ems und in dem trojanischen Kriege von Konrad von Würzburg. Auf ächt mittelalterlichem aber ebenfalls ausländischem Boden wurzeln die Sagen von König Artus und seiner Tafelrunde1)

1) Artus, nach dem ursprünglichen bretonischen Mythus ein Göttersohn, den man später in der Sage mit einem Könige dieses Namens, einem Beherrscher der

und vom heiligen Gral 1) und seinen Wächtern: Titurel, Parcival und Lohengrin, welch letztere einen trefflichen Bearbeiter an Wolfram von Eschenbach gefunden hat. Die Karolingischen oder Kerlingischen Sagen verpflanzten der Pfaffe Konrad und der Stricker in ihrem Roland und Wolfram in seinem angefangenen Wilhelm von Oranse nach Deutschland. Die Sagen von Iwein, Erek und Enite gaben Hartmann von der Aue, die von Eraclius dem Meister Otte, die von Tristan und Isolde dem Meister Gottfried von Strassburg Stoff zu Gedichten. Wie für diese, waren auch für die Legenden die Quellen grösstentheils ausländisch. Das Marienleben Wernhers von Tegernsee, Pilatus, Barlaam und Josaphat, der heilige Gregor und Georg, die heilige Martina u. s. w. gehören hieher,

S. 24. Die inländischen Sagen.

Der inländische Stoff theilt sich hauptsächlich in zwei Theile, von denen der eine die Nibelungen, der andere die Amelungen betrifft. Jene sollen zur Zeit der grossen Hunnenherrschaft unter Attila ein Volk im Norden, diese im Süden Germaniens gewesen sein. Beide Kreise, deren Haupthelden Siegfried von den Niederlanden und Dieterich von Bern sind, treffen zusammen in dem grössten mittelalterlichen Epos, dem Nibelungenlied mit der Klage. Andere epische Gedichte aus diesen Kreisen entstanden aus den Sagen von Gudrun, Ortnit, Hug-Dieterich und Wolf-Dieterich, dem kleinen und grossen Rosengarten, Hildebrand u. a. Die Sage vom König Rother steht ziemlich ausser Berührung mit jenen Sagenkreisen; noch mehr die poetischen Erzählungen vom armen Heinrich, vom Meier Helmbrecht und Otte mit dem Barte, in welchen die Dichter sich ganz auf dem Boden ihrer Gegenwart bewegen. Endlich war auch ein

Siluren, zusammenbrachte, der mit den Angelsachsen kämpfte. Er stiftete die runde Tafel zu Carlisle, dass sich daran die ausgezeichnetsten Ritter versammelten. Die Tafel war rund, um keinen Rangunterschied zuzulassen.

1) Der Gral (dem Namen nach wahrscheinlich so viel als: Blut des Königs, Blut Christi) war nach der Sage die Schüssel, die Jesus und seine Jünger beim ersten Abendmahle benützten; Joseph von Arimathia soll in eben dieser Schüssel das Blut Jesu am Kreuze aufgefasst haben; später haben Engel den Gral dem Titurel, einem französisehen Prinzen, gebracht, dieser habe ihm einen Tempel auf dem Berge Montsalvatsch gestiftet, und von da aus erprobe nun der Gral seine wunderbare, weissagende Kraft an seinen Hütern.

bedeutender epischer Stoff des Inlands die altgermanische Thiersage, die zuerst lateinisch, jetzt auch deutsch bearbeitet wurde. Der Reinecke Fuchs ist ihr Mittelpunkt. Die ersten Fabeln tauchen nun auch unter dem Namen von Beispielen auf. Wir finden sie besonders bei dem Stricker.

S. 25. Lyrische Poesie. Minnesänger.

Schon die Stoffe der epischen Poesie hatten zu einem grossen Theile die Reise nach Deutschland von Frankreich her gemacht. Noch augenscheinlicher ist es aber bei der lyrischen Poesie dieser Periode, wie sehr man ihren Ursprung namentlich im südlichen Frankreich zu suchen hat. Sänger der Minne, d. h. der Liebe, konnte man jetzt an vielen Höfen in Deutschland finden; doch war die Liebe keineswegs der einzige Gegenstand, den sie behandelten, vielmehr finden wir auch viele andere weltliche Lieder und lyrische Gedichte religiösen Inhalts. Die Zahl der Minnesänger ist sehr gross. Wir führen nur die bekanntesten auf, die zum Theil auch als epische Dichter schon genannt wurden. Ins zwölfte Jahrhundert gehören noch Dietmar von Aist, Heinrich von Veldeck und ein gekröntes Haupt: Heinrich VI. Dann folgen die Heroen des Minnegesangs im dreizehnten Jahrhundert: Hartmann von der Aue, Wolfram von Eschenbach, Walther von der Vogelweide, Gottfried von Strassburg, Reimar der Alte, Heinrich von Morungen, Neidhart, Gottfried von Neifen, Ulrich von Lichtenstein und Konrad von Würzburg. Der Letztere steht schon am Anfang des Verfalls des Minnegesangs.

S. 26. Didaktische Poesie.

Auch die didaktisch - religiöse und moralische Poesie gedieh in dieser Periode zu grosser Reife; man nahm Sprüche aus dem Volke auf und bearbeitete sie zu grösseren Ganzen, wie wir in Freidanks Bescheidenheit und im Renner des Hugo von Trimberg sehen. Grössere Lehrgedichte sind ausser diesen der welsche Gast von Thomassin von Zercläre, so wie der Winsbecke und die Winsbeck in. Einzelne Sprüche, d. h. einstrophige Lieder didaktischen Inhalts, haben Reinmar von Zweter und der Marner hinterlassen.

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S. 27. Geschichte. Religiöse Prosa.

Die Geschichte muss zwar den Vorrang noch immer der epischen Poesie lassen, doch fängt sie auch schon an, Hand in Hand mit ihr zu gehen, und wir begegnen gereimten Chroniken. Schon das Annolied stammt aus einer Weltchronik und nun finden wir am Ende des zwölften Jahrhunderts eine, freilich vollkommen mythische Kaiserchronik, später eine Weltchronik von Enenkel und Rudolf von Ems und die österreichische Chronik von Ottokar von Horneck An die Geschichte lehnt sich das Recht an, dessen erste Fundgruben uns nun auch in dem Sachsen- und Schwabenspiegel begegDie erbaulich-religiöse Prosa fand in den Franciskanern David von Augsburg und seinem Schüler Berchthold ihre Meister. Predigten von geringerer Bedeutung findet man durch die ganze Periode hindurch. Die Gelehrten, fast ausschliesslich Theologen, schrieben bis zur Reformation in lateinischer Sprache.

nen.

DRITTE PERIODE.

Verfall der romantischen Literatur. Meistersänger.

Von der Mitte des vierzehnten bis zum Anfang des sechszehnten Jahrhunderts. $. 28. Die äussern Verhältnisse und ihr Einfluss auf die

Literatur.

Der letzte Hohenstaufe war gefallen, die Kreuzzüge hatten ausgetobt, die Kirche lag im Argen, das Ritterthum verlor mehr und mehr seinen Glanz und überall war eine Erschlaffung bemerklich. Man musste nach so grossen Anstrengungen erst wieder Kraft schöpfen zu einer neuen That. Die Vorbereitungen dazu finden wir auch schon im fünfzehnten Jahrhundert. Das Pulver wurde erfunden und an die Stelle der Lanze trat die Flinte, an die Stelle des Ritterstandes der Soldatenstand. Die Buchdruckerkunst trat ans Tageslicht, und an die Stelle der abschreibenden Mönche traten die Schriftsetzer und Drucker. Nach dem Muster auswärtiger Universitäten wurden jetzt auch in Deutschland da und dort solche angelegt. Constantinopel fiel in die Hände der Türken, und der Rest der classischen Bildung und Literatur, der im griechischen Reiche noch verborgen gewesen war, wurde nach Italien und Deutschland vorgedrängt. Die Kir

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chenversammlungen zu Constanz und Basel setzten sich über den Papst, und die Hussitenkriege waren ein unzweideutiges Vorspiel grösserer Religionskriege. Doch der Hauptschlag war noch nicht geschehen. Darum ist auch der Einfluss dieser Weltereignisse auf die Literatur, insbesondere auf die Poesie, noch längere Zeit nicht bemerklich. Die Dichtkunst musste fliehen aus den Burgen, die anfingen über ihr zusammenzustürzen, und es gab keinen Zufluchtsort für sie, als die Städte, die Wohnplätze des aufkeimenden Bürgerstandes. So wird die Poesie und zum Theil selbst die Wissenschaft spiessbürgerlich, handwerksmässig.

S. 29. Form der Dichtkunst. Meistergesang.

Wie sich sonst die Handwerker zu Zünften verbanden, so entstanden jetzt auch da und dort in den deutschen Städten, in Strassburg, Mainz, Ulm, Nürnberg, Augsburg und andern eigene Sängerinnungen. Den Lehrlingen und Gesellen entsprachen die Schüler; der Schüler rückte vor zum Meister; alle zusammen bildeten eine Singschule. Der Leisten der Meisters änger, über den sie nicht hinausdurften, war die sogenannte Tabulatur, d. h. ein Inbegriff von Gesetzen für die Form der Lieder. Damit diese Gesetze nicht überschritten wurden, waren Richter unter dem Namen Merker aufgestellt, die bei den Zusammenkünften Denen, welche die Regeln nicht beobachteten, Strafen auferlegten, die Sieger aber belohnten. Die verschiedenen Versarten nannte man Töne, um so passender, weil man die Lieder singend vortrug; und auf die Erfindung neuer Töne wurde ein grosser Werth gelegt. Dies war mehr nur für kleinere Lieder berechnet, und so sehen wir jetzt wieder beinahe Alles in die lyrische Form zurückgedrängt. Auch der epische Stoff wird wieder in der Form des Liedes behandelt. Wo aber grössere Werke epischen und didaktischen Inhalts auftreten, da treffen wir überall eine unausstehliche Breite.

S. 30. Lyrische Poesie,

Die Lyrik tritt demnach in der Periode des Meistergesangs am meisten hervor, und mit ihr verbindet sich gerne eine langweilig belehrende Richtung, die sich an Stoffe aus der biblischen Geschichte und aus der Kirchenlehre anlehnt. Aber noch manches Andere haben die Meistersänger in ihren unendlich vielen Liedern besungen. Bege

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