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21. SPERVOGEL.

(V. d. Hagen, Minnefinger II, 371 ff.)

Wir unterscheiden, trotz Hoffmann's Widerspruch (Fundgruben I, 268), zwei Spervogel, wie fchon die Heidelberger Sammlung von Minneliedern thut, und fetzen den älteren noch vor Veldeke. Ihm wagen wir nur die in von der Hagens Minnefingern Nro. 137 unter II und VI aufgeführten Lieder und Sprüche zuzufchreiben, die fich von den übrigen Spervogel'schen Gedichten, durch kunstlofere Form und zum Theil mangelhaften Reim unterfcheiden. Sie bezeichnen gut den Übergang von den noch einfacheren Formen Dietmar's von Eift und des Kürenbergers zu den kunftreichen Heinrichs von Veldeke und feiner Nachfolger. Ein Weihnachtlied und ein Ofterlied des alten Spervogel find die ältesten geiftlichen Lieder, deren Verfaßer wir kennen, wie wir denn überhaupt aus dem zwölften Jahrhundert außer einigen Lobgefängeu auf die Jungfrau Maria (vgl. Nr. 27.) die übrigens keine Lieder im engeren Sinne find, faft Nichts diefer Gattung haben. Der jüngere Spervogel hat eine Reihe gnomischer Gedichte hinterlaßen, die öfters an Freidank erinnern. Vgl. v. d. Hagens Minnfinger IV, 685 ff. W. Grimm, Vrîdankes Befcheidenheit S. XCIII. Koberftein S. 68. 72. 113, 114. 115. Hoffmann's Gefchichte des Kirchenlieds S. 20 ff.

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1) Vgl. unfer: das ist mir eine schöne Gefchichte; das ift dir ein trefflicher Mann.

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Das Marienleben Wernhers von Tegern fee ift eines der schönsten Gedichte des zwölften Jahrhunderts, überhaupt eine der schönsten gereimten Legenden, die wir dem Mittelalter verdanken: voll Gefühl und lieblicher Naivetät, wenn auch etwas zu breit ausgefponnen, um das Intereffe des Lefers durchweg mit gleicher Stärke feffeln zu können. Das gegen 6000 Verse zählende Gedicht ist ursprünglich lateinisch gefchrieben und wurde im Jahre 1173 von Wernher, der Diaconus im Klofter Tegernfee war, ins Deutfche überfetzt. Wir haben aber die Arbeit Wernhers (einige Bruchstücke abgerechnet) nicht mehr in ihrer ursprünglichen Gestalt, fondern nur in einer, wahrscheinlich aus dem Ende des zwölften Jahrhundert stammenden, Umgestaltung. Auch die unten mitgetheilte Stelle gehört dieser Überarbeitung an. Dagegen ist die beigefügte Strophe einem (lateinischen) Originalbriefe Wernhers entnommen. Vgl. Gervinus I, 200. Koberstein §. 90.

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1) Daß ihr Licht zu ihm dränge, ihn erfreuen könnte. 2) Joachim war, weil feine Ehe 20 Jahre kinderlos geblieben, von einem feiner Mitpriefter fchwer beleidigt und als ein von Gott verfluchter aus dem Tempel gewiefen worden. Da verließ er in tiefem Schmerze heimlich fein Weib und zog fich in eine Einöde zurück.

unt fo verre hin was geuarn.
fie entrùwot niht bewarn
ir hiwifh dâ heime.

dar umbe faz fi mit leide
unde weinet herzecliche,
daz fie got fo chumberrîche
hete gefcaffen unde gefat
an der unfæligen stat,
daz fie bi fô reinem man
nie herzeliep mit kinde gewan
unt dâ zu bi im lebentigen
daz fie witewe folt geligen :
daz wâren forgen ungefuge,
die nechein lip famfte truge.
dô mufe erbleichen danne

diu fchône unde diu gute froue Anne:

ir liebtiu uarwe uerdarp,

al ir froude erstarp,

ir hende hub fie hinz im genôte

der uns daz, leben gebôt;

fi fprach uil chlageliche:

,,owi, got der gnådige und der rîche, dû ruche mih arme bedenchen. iane mag ich niht gewenchen, ihen muze liden fwaz dû wil. iâ hân ich angeste uil. wå mæht ich refte uinden? dô dû mir an den kinden verzige liebis befchoude, daz dû mir dô die einen froude, die ich hete, benomen hâft. dîn gnâde, hêrre, fuaz dû begåft, rehte unde gnâde fint bêdiu dîn, daz lâze an mir werden fchin. fwaz dû wil daz muz ergên: die tôten heizest dû ûf stên,

di armen macheftû riche, in felben ungelîche,

-die rîchen hôheftû ze ualle : des muzen fie dir alle

uon rehte der meifterfcefte iehen. fwar din ouge ruochet hin gefehen, dâ ift få der fælden mê denne griezes in dem fê, mêre der gute unde der bärme dîn denne zwier zewalde mege fin.

gezalt hâftú al die fterne. fi mugen dir dienen gerne die dû wil beruchen.

nû ledige mih uon dem fluoche der mich hat erderret unde mine wambe befperret: die fcholt dû, hêrre, entfliezen, daz ich diner milte genieze." Annâ begunde uenigen

mit zaheren alfo manigen, daz fi got erhörte unde ir angeft zestôrte. do fie nider genicte unde wider ûf geblicte in einem bougarten, fie began umbe warten unde fah an einem afte die fperchen schrien uafte: fi gâhten ze einem nefte uf eines boumes uefte, diu froue nam des goume ûf einem lôrboume, wie vrôliche fi flugen, dâ fie ir iungide zugen unde brâhten in ir fpîfe. do fprah fi alfô life: ,,owi, owi, got herre, bêdiu nâhen unde uerre ift din trôft geleitet, din gnâde ûz gebreitet fur allerflahte chundir. du ftifteft groziu wundir durh daz dû in allen obe lift. dîner crêatûre dû gîft misliche gnâde unde wnne. uon regen ioh uon funne macheftû die erde berhaft. den uogellinen gîftû die chraft, daz fie ir kint meinent,

fwie fie in den luften fweiment. dû gebiuteft dem wilde, daz ez nâh muterlichem bilde allez finiu kint ziehen chan unde hât ouch fin froude dar an. uon dir die vifche nâmen

bêdiu wuchir unde fâmen,

die in dem wazzer fliezent,
dîner gute fi geniezent.
Allez, daz der ie und ie wart,
hât dinen fegen wol bewart,
daz ez sih ie iteniwet,
fwaz chrefet oder fliuget

uf der erde unde in dem wåge.

nû fage ich dir gnâde, daz dû mich alterseine fo uerre hâft gefcheiden uon allem dem dinge, daz uz dem urspringe dînes gewaltes ift bechomen, dar ûz hâftú mich genomen, gefundert joh gefcheiden: des muoz ih min funde weinen." Bedaz fie die rede uol sprah, einen engel fi gefah

uor ir antlutze ftên.

diu uorhte begunde fie durh gên, fie wider faz irz harte ;

do fie in began anwarten,
ir fin fur enwedele

fam uor dem winde diu uedere
und ouh daz loub gerne tut.
der engil fwang ir den muot
ûz den forgen alfo fwæren
mit femftlichen gebæren,
er gruzte die frouen fchône
mit der botfcaft frône,
mit minnelichen worten:

,,dû folt mich niht erfurhten.

in des gwalte diu werlte ftât
und elliu dinch gefcaffen hat
im ze dieneft unt ze lobe,
wand er richfent dar obe,
der wil in dînen fachen
gnâdechliche wachen
uber dîn reinez gebet,
als er kunich ie tet
uber alle, die ir gemuote
kêrent an fine gute.
Dô din karle Joachim,
als ih dir chundent bin,
uon dir nû ze iungefte fchiet,
diu gotes gnâde iuh beriet,
daz dû fwanger wrde
einer chunklicher burde.
dû treift bî dînen bruften,
des dih wol mak geluften,
eine tohter hêre:

iane wirt ouh niemer mêre
dehein ir glich geborn,

wan fie ift ze frouen erchorn uber allez himiliske her. uon ir fol chomen der, der aller werlte uater ift, daz ift der heilige Chrift. din tohter ift der engeln froude, wan fie in gotes befchoude gewîhet ift unde gefegent, daz uon ir gnâde begegent allem mennifklichem chunne : fi wirt der werlte wnne."

2) STROPHE,

(Lachmann und Benecke Iwein, zweite Ausgabe 1843. S. 329. Schmeller bayr. Wörter

Du bift min, ih bin din:

des folt dû gewis fin.

dû bift beflozzen

buch 3, 506.).

in minem herzen;

uerlorn ift daz fluzzelin:

dû muoft immer dar inne fin.

23. HEINRICH, VON DES TODES GEHUGEDE.

(Mafsmann, deutfche Gedichte des zwölften Jahrhundert in: Bibliothek der deutschen NationalLiteratur. Bd. IlI, S. 343 ff.).

Aus der Zeit der beginnenden Blüthe deutscher Poesie im Mittelalter besitzen wir mehrere afketische Gedichte, unter welchen Hartmann's Rede vom Glauben (eine Reihe dogmatisch-moralischer Betrachtungen über das nicänische Symbolum) das umfangreichfte ift. Kleiner, aber für die Charakteristik der Zeit wichtiger, ift das von einem Laien, Heinrich, verfaßte Gedicht: Vom Andenken des Todes, oder, wie es wegen des Inhalts feiner erften Hälfte auch genannt wird, vom gemeinen Leben (verfaßt noch vor 1163). Wir geben daraus Z. 157-220 und Z. 285-336.

Unfer geloube daz bivangen hât:
fwenne der briefter ob dem alter ftât,
under dem geriune då
entfliezent fich diu himel fâ,
daz feiniu wort dar durch varn;
im fendet ûz allen englischen scharn
unfer hêrre feine dienftman.
Daz opher wirdet lobefam :
ez vertilget alle diu miffetât,
die diu chriftenhæit bigât,

die des mit wârem gelouben gedingent.
Die daz ampt fur bringent,
fprechet, welher ræinichæit er bedurfe?
dar umbe heb wir uns ze ruffe
und fprechen: ez ful got miffezemen,
daz wir der misse vernemen,
die wir fô nicht fehen leben,
noch den fegen fo rechte geben,

als fi von rechte folden.

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die ir chriftenlichen anthæiz

mit ander 3) gehæizen habent gemeret, fwie wol fi diu buoch fein gelêret, die fich von dirre werlt habent gezogen, eintweder diu fchrift ift gelogen, oder fi choment in ein vil michel nôt. Si folten in dirre werlt wefen tôt unt folten daz vlæisch an in rêwen, daz ez täglich muofe flêwen, unt die fêle ane fchowen, fam ein, diu ir rechten frowen. 4) Nu habent fi haz unt neit, miffehellunge unt ftreit. Wol chunen 5) fi fpoten unt greinen unt lâzzent ubel scheinen, ob fi die wåren minnen 6) in dem herren fullen gewinnen. Iriu wort fint vil manicvalt. Sine haben ampt oder gewalt, anders dunchêt ez fiu zenichte. Si dienent niewan ze gefichte: durch vorchte, nicht durch minne. Si gefitzent nimmer inne, fi wellent umbetwungen fein. Daz ift an fumlichen fchein, die ir dinc fô schaffent ûzze; die wellent in fô gitâner bûzze,

),leichnamen Maßmann.

Го

2) Dürfte ich euch fagen, was ich weiß, würde ich fagen etc. - 3) 1. andern. 4) 7. rechte frowe.) 7. chunnen. - 6) . minne.

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