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alfô diu frowe daz trinken fur truoc, der wirt den koph ûf huop,

den win er ir under diu ougen göz,
daz trinken an ir gewæte flôz.

fi ftuont, neic ime gezogenliche;
dô erfmielte der kunich riche.
Diu frowe ilte drâte
wider in ir kemenâte,

fi zierte fih mit michelem flize
in ander wât wîze.

fi fcancte dem wirte den wîn,
fi bat den gaft frô fîn;

fi enphie ime daz goltvaz.
daz tet diu frowe umbe daz,
daz dir wirt fro wære,
unde des gaftes mit êren phlæge.

Alfo die tifke wurden erhaben,

unde fi ze bette folten gâhen,

diu frowe ne wolte den gaft nie verlâzen,

unz er an daz bette gie flâfen:

fi ftuont, neic ime gezogelîche.

do fprach der kunic riche:

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,,des muoze er" fprach fi, haben
der tac was noh hiute fo lanc.
daz er hat gemaket,

daz ih alfo unfanfte bin erwachet!"

diu frowe lac ftille;

fi ne wolte durch finen willen nie von dem bette komen.

der gaft hete die rede wol vernomen.

Der kunic an daz bette zuo ir gefaz: ,,frowe," fprach er,,,wie klageft du daz? wir birn gevarn uerre,

und âzen noh gerne."
,,wolteftu iz, herre, bedenken,

ich enpin weder truhfæze noh schenke,
kamerære noh koch

uber allen difen hof.

ih enweiz waz du mir wizeft:

ih enruoch, ob du immer ihtes enbizest.“ Die helede alfo vermezzen

riten wider zuo dem gefezze.

do die furften den kunic erfâhen,
fi begunden in alle fragen,
wer daz gewette hete gewunnen.
,,ih wil ime der êren wol gunnen,“
fprach der kunic riche;

,,ih fage eu, herren, wærliche,
daz ih ê noh fit

nie gefah ein fò frume wip

an allen ir gebæren:

fi gezæme wol ze einer kuniginnen allen Romaeren."

19. REINHART FUCHS

VON HEINRICH DEM GLICHESÆRE.

(J. Grimm Sendfchreiben an Karl Lachmann. Leipzig 1840. S. 35-38. Ausgabe des Reinhart Fuchs von demf. Göttingen 1834.)

Die Fabeln vom Reineke 1) Fuchs find ihrem Urfprunge nach altfränkisch; die ältesten auf uns gekommenen Bearbeitungen diefer Fabeln aber gehören theils den Niederlanden, theils dem nördlichen Frankreich, theils dem westlichen Deutschland an. Heinrich der Glichefære wie J. Grimm neuerdings vermuthet, ein Elfaßer dichtete feinen Reinhart nach einer franzöfifchen Quelle nach der Mitte des zwölften Jahrhunderts. Früher war das Gedicht nur in einer dem dreizehnten Jahrhundert angehörenden Überarbeitung bekannt. Erft neulich wurden größere Bruchstücke des alten ursprünglichen Gedichtes von J. Grimm aufgefunden und herausgegeben.

Die Thierfabel, deren bedeutendster Repräsentant Reineke Fuchs ift, beruht auf jener poetischen Betrachtung der Thierwelt, welche den Thieren menfchliche Gedanken und Empfindungen zuschreibt und fie daher auch nach Art der Menschen Sprechen und handeln läßt. Diefe Betrachtungsweife ift dem Menfchen auf derjenigen Stufe der Cultur, wo er mit den Thieren noch eines vertrauteren Umgangs pflegt, natürlich, demnach ein befonderer Zweck der Thierfabel, wie ihn z. B. die äsopischen Fabeln haben, durchaus nicht nothwendig. Der Reineke Fuchs, welcher unbestreitbar in der dichtenden Volksfage wurzelt, hatte ursprünglich einen folchen Zweck nicht; je ungezwungener fich aber in einem Gedichte, in welchem die Thiere wie Menschen denken und handeln, die manigfaltigsten Beziehungen auf menschliche

1) Reinke oder Reineke ift die feit dem vierzehnten Jahrhundert übliche niederdeutsche Verkleinerung von Reinhart, das früher Reginhart und noch früher Raginohard lautete und (da regin, ragin confilium ift) einen bezeichnet, der stark

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von Rath ift, alfo einen klugen Rathgeber.

Verhältniffe darbieten, um so näher lag für spätere Bearbeiter der Reinhartsfage die Verfuchung, den behandelten Stoff zu didactischen Zwecken, oder doch zu gelegentlichen Anspielungen auf die Gebrechen ihrer Zeit zu benützen. So finden wir denn auch bei Heinrich dem Glichesære, ja schon in dem noch etwas älteren Isengrimus') (abgedruckt in Grimm's Reinhart Fuchs S. 1 ff.) fatyrische Seitenblicke auf die Umgebungen des Dichters, namentlich auf die Geistlichkeit; und der dem Glichefære ungefähr gleichzeitige Verfaßer des Reinardus Vulpes (herausg. von Mone 1832) fcheint fich ohnehin die Geißelung des Clerus zur Hauptaufgabe gemacht zu haben. Vgl. Gervinus I, 123 ff. Koberstein §. 36. 91.

Ifingrin wånde ez wâre wâr; 2) beide fîn hût unt fin hâr rûwin in vil cleine.

er fprah: „gevatere, nu fol gemeine die âle fin, die da inne fint,

fit wir wurdin gotis kint: fwer mir ein ftucke verfagit,

ez wirt ze Citel 3) geclagit."

Reinhart fprah: „,ez ift dir unverfeit,

fwaz wir hân, daz ist dir gereit in bruodirlichir minne;

hie nift nummê fifce inne.

woltint ir gân

da wir einen wîger hân, dâ ift inne fifce der maht, ir kan nieman wizzin aht; die bruodir leitenfe drin."

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Do fprah Ifingrîn :

,,in nomine patris, waz fol diz fîn ?“
,,ir funt den eimer hie în lân,
wan ih wil pfulsin gân,
unde ftânt vil fempfticliche,
wir werdin vifce riche,

wande ih fihe fie durh daz is."
Reinhart was lôs, Ifingrîn unwis.
,,fage, bruodir, in der minne,
ift dehein âl hie inne ?"

,.jâ ez, tûfint, die ih erfehin hân."
,,daz ift mir liep, wir fuln fie vân."
Ifingrin pflac tumbir finne :
ime gefror der zagil drinne.
diu naht was kalt unde lieht,
fin bruodir warnetes in nieht.
Reinhartis driuwe wârin laz,
er gefrôr ie baz unde bag.
,,Dirre eimir fwârit" fprah Ifingrîn.
,,dâ hân ih gezellit drin
drizic âle" fprah Reinhart;
,,diz wirt ein nuzze vart;
kunnint ir ftille geftân,
zehinzic wellint drîn gân."

Alfez dô begunde dagen

Reinhart sprah: „ih wil iu mâre fagin,
ih furhte wir unfir gîticheit
vil fêre engeltin; mir ist leit,

1) Ifengrim ( grimm [fcharf] wie Eifen), der Wolf, ift bekanntlich der beftändige Gegner Reinharts. 2) Reinhart hat Aale gebraten. Ifengrim geht an feiner Höhle vorbei und wird von dem köftlichen Geruche angezogen. Reinhart, der Mönch zu sein vorgibt, fagt ihm, wenn er ebenfalls Mönch werde, fo werde es ihm nie an Braten fehlen. Ifengrim willigt ein, und R. ertheilt ihm die Tonfur, indem er ihm den Kopf mit heißem Waffer begießt, und den klagenden verf.chert, das Paradies fei eben nicht „mit fenfte" zu erlangen. Hieran fchließt fich das oben Mitgetheilte an. 3) Cifteaux, Sitz der Ciftercienfer.

daz fo vil vifce drinne ift;

ih neweiz derzuo neheinen lift.
ir mugint fie niht ûz erhebin,
fehint, ob ir fie mugint irwegin."
Ifingrin geriet zucken,
daz is begunde drucken
den zagel, er muofe då stân.
Reinhart fprah: „ih wil gân
nâh unfirn bruoderin vor heim,
dirre gewin wirt niht clein."

Der dac begunde ûf gân,
Reinhart huop fih dannân.
Ifingrin der vifcâre

der vernam leidiu mâre:

er fah einen riter komen,

der hâte hunde ze ime genomen.
-Ifingrîne kom er ûf die vart,
daz fifcen ime ze leide wart.
Der riter hiez her Birtin,
an jagin kêrtir fìnen fin,

daz kam hera Ifingrîne ze fcadin,
ûf der vart begunder drabin.
Alfer Ifingrinen gefah,"
zuo den hunden er dô sprah:
,,zuo !" unt begunde fie fcuffin,
fie gerietin in fêre rupfin.
Ifingrin beiz umbe sih,
fin angift der was grôzlih.

Hêrre Birtin kam gerant,
daz fwert krifter mit der hant
unde irbeizte, des was ime gåh,
ûf daz is lief er så,

daz fwert huober harte hô,

des wart der fifcâre vil unfrô :

er hâte ze vafte geladen.

fwer irhebit daz er niht mac getragen, der muoz ez under wegin lån:

als was ez ouh umbe Ifingrînen getân. Ifingrin was befezzin,

her Birtin hâte ime gemezzin,

den rucke wolter ime inzwei flahin,
do begunden ime die fuoze ingân,
vonme fliffe er nider kam,
diu gleti ime den fwanc nam.
umbe den fturz er niht enlie,
an den kniwin er wider gie,
diu gletin im aber den fwanc nam,
daż er reht ubir den zagel kam;
den fluoc er ime garwe abe:
fie irhuobin beide grôze clage.
Her Birtin dô clagete
daz er vermiffet habete;
ouh clagite fêre Ifingrin
den vil liebin zagil fin;
den muofer dâ ze pfande lån.
dô huober fih dannân.

20. DIETMAR VON EIST UND DER VON KÜRENBERC. (V. d. Hagens Minnefinger I, 97 ff. IV, 109 ff. Kürenbergii et Alrami Gerftenfis carmina carminumque fragmenta recenfuit etc. Guil. Wackernagel. Berol. 1827.)

Die in der Überfchrift genannten Männer find unter den uns bekannten Minnefängern die älteften: beide fallen in die 70. Jahre des zwölften Jahrhunderts. Man findet in ihren Liedern noch einen sehr unvollkommenen Reim und keine eigenthümliche lyrifche Form. Dietmar bedient fich in dem einzigen Liedchen, das von den 16 ihm zugefchriebenen sicher fein Eigenthum ift, der einfachen Reimpaare, die wir im Reinhart, Rother, Rolandsliede und andern wahrscheinlich gleichzeitigen Epen finden, und bei Kürenberg begegnet uns die fogenannte HeldenStrophe, nur noch in unausgebildeterer Form, als z. B. im Nibelungenliede. Die fehr verftümmelten und durcheinander geworfenen Lieder des Letztern in der Maneffichen Sammlung hat Wackernagel in beffere Ordnung zu bringen gesucht.

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1) Der Gedankengang ist wohl der: wie auf den traurigen Winter der freudenreiche Sommer folgte, fo hoffe ich, daß auf meinen jetzigen Kummer ebenfalls Freude folgen werde.

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