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Ja, de juwen worden gruntlik lovet, de wert gewiffe int lefte fchovet. Juwe worde fyn lôs und vorworn, dat vant ik alfo by deme born, dâr de twe ammere hengeden an. Gy weren in enen fitten gân, dâr were gy mede nedder gedreven, nicht konde gy fulven ju darût heven; gy kermeden fêr, dit was by nacht. Ik fprak: we heft ju hierin gebracht? do ik ju hôrde in deme putte.

Do fpreke gy wedder, it were my nutte, ik fcholde in den anderen ammer ftygen, ja, ik fcholde denne vifche de vulle krygen.

In untyt quam ik den fulven wech dår! ik mende, gy hadyen gefproken wâr; gy fworen enen êt by juwer fele, gy hadden der vifche getten fo vele, dat ju dârvan we dede dat lyf. Des lovede ik ju, ik dulle wyf! ik ftêch in den ammer, do gink he nedder;

dâr gy in feten, gink upwert wedder. Dat wunderde my, dat it gink also. Ik fprak to ju: wo geit dit to? darup fpreke gy to my wedder: ,,,,Alfus geit de werlt up und nedder! dat is nu fo der werlde lôp.

So geit it ôk uns beden tohôp: de ene vorneddert, de ander vorhoget, dârna ên islik heft vele doget.

So is nu der werlde ftate!"" Do fprunge gy up, und lepen juwe ftrate.

Ik blef dår fitten den gantfen dach, dârto entfenk ik mannigen flach, êr dat ik konde komen van dâr, wente twe buren worden myner gewar. Ik fat dår hungerich und bedrovet, in groterem angste wan jennich' lovet; dit bat mofte ik dâr ûtluren.

Do fpreken under fik de fulven twe buren:

,,,,Sü, hier fit de nedden in deme ammer, de jo to tytende plecht unfe lammer!"" De ene fprak:,,,,hale ene up hier boven! ik wil fên, kan ik ene toven;

hier fchal he nu betalen de lammer!"66
Wo he my tovede! das was grôt jammer.
Dar krêch ik flach over flach,
nüwerlde hadde ik drovigeren dach;
doch entquam ik noch int lefte."
Reinke fprach: „dat was juwe beste,
dat gy dâr worden wol geflagen.
Ik konde de flege fo wol nicht dragen,
und unfer én mofte fe jummer lyden;
fo was it gefchapen to den tyden:
den flegen konde wy bede nicht entgan.
Ik lêrde ju gût, wolde gy it vorstân,
dat is, dat gy up ene andere tyt
to bet up juwe hode fyt,

und nymande loven altowol,
wente de werlt is der lôsheit vul."

86. JOHANN GEILER VON KAISERSBERG,

geb. zu Schaffhaufen den 16. März 1445, wurde von feinem Großvater, einem Bürger zu Kaifersberg im Elfaß, erzogen, und erhielt daher den Beinamen „von Kaifersberg." Er ftudirte zu Freiburg im Breisgau und zu Bafel. Am letztern Orte wurde er später Profeffor und 1475 Doctor der Theologie. Nachdem er fodann kürzere Zeit Prediger in Freiburg im Breisgau und Würzburg gewefen war, wurde er 1478 an den Dom nach Straßburg berufen, wo man ihm zu Ehren 1486 die noch jetzt vorhandene prächtige Kanzel im Münster erbaute. Ungemein geachtet als Prediger und Menfch ftarb er den 10. März 1510 und wurde im Münfter gerade

vor der Kanzel begraben. Er war ein Mann von klarem Verftande und edlem Charakter. Mit großer Freimüthigkeit predigte er gegen die Lafter und Mißbräuche feiner Zeit, fprach auch unverholen von den Gebrechen der Kirche und wird daher mit Recht zu denen gezählt, welche die Reformation vorbereiten halfen. Unter feinen zahlreichen Werken find die Predigten über Seb. Brandt's Narrenfchiff das bekannteste. Sie wurden zuerft lateinisch gedruckt (um 1510 oder 1511). Die ältefte deutsche Ausgabe (Straßburg 1520), der wir die unten mitgetheilten Stellen entnehmen, beforgte der Barfüßermönch Jakob Pauli, Verfaßer einer der vorzüglichften Schwänkefammlungen jener Zeit, die unter dem Titel Schimpf und Ernft zum erften Male 1522 zu Straßburg erfchien.

Vgl. Koberftein §. 165. 171. Gervinus II, 406 ff. v. Ammon, Leben Lehren und Predigten Geiler's von Kaifersberg. Erlangen, 1826. Über Pauli: Koberstein S. 169. Gervinus II, 344 ff.

1) Von kirch narren.

Die andere fchel 1) ift: gotz dienft irren. Es feint ettlich, wan fie in die kirchen wöllen gon, fo rüften fie fich, als wolten fie gon beißen oder jagen, und nemmen die vögel mit den fchellen uff die hend, und ein huffen hünd: fo klinglen da die fchellen unnd beiffen die hund einander, und wirt der predicant geirret, und hært man nit, was man im chor fingt, und künnen die lüt nit betten. O brüeder, es ift nit da ein feld venandi fed veniandi, zejagen, aber zevenjen. Nun wiewol es ynn allen menfchen ftraffbar ift, fo ftot es doch geweichten leuten übeler an, dan anderen als dann vil pfaffen thuontt, die vögel uff den henden tragen, mitt federfpil umbgond; dar umb das fie edel feint, so wenen sie, inen zimm das und anders noch weitter (baz), den anderen priestern; wann am morgen fo feint fie priester, und am andern tagein edelman. Denen fol geantwurt werden, wie ein buer ein mal eim bifchoff ein bequemliche oder guote antwurt gab.

Es reit ein bifchoff uff ein mal über feld mitt viertzig pferden und mit feim zug: Da ließ ein buer den pfluog fton und fach dem zeug zuo, und het das mul offen und die hend jn die feitten geftelt. Der bifchoff der fach es, reit zuo im unnd fprach: „meier, was denckstu, das du uns also zuoluogft?" Der buer fprach: „Her, ich hab gedacht, ob fant Martin auch alfo mitt eim reiligen zeug geritten fei, der auch ein bifchoff was." Der bifchoff wart rott im antlit, schamt fich und sprach: „Ich bin nit allein ein bifchoff, ich bin auch ein weldtlicher fürft; jetz bin ich ein fürft. Wiltu aber ein bifchoff fehen, fo kum uff den tag in die kirchen, fo würd ich das fron ampt haben." Der buer fieng an lachen, das er in einander hotzlet. Der her fraget yn, weß er lachte. Der bur fprach: „herr, da lach ich, da gott vor fei: wan der teuffel den fürften am letften nimpt, was thet dan der bifchoff dar zuo ?" Alfo fuor der bifchoff dar von und het ein antwurt gelæßt.

2) Von predig narren.

Die ander fchel ift: nitt recht predig hæren. Und wie fol man recht

hæren? In dreierlei weg: Zuo dem erften mit fleiß. Ein fchuoler mit großem

1) Die Predigten über das Narrenfchiff find fast durchgängig nach Schellen eingetheilt, worunter Geiler die verfchiedenen Arten von Narrheit versteht.

fleiß lofet er zuo dem doctor, der fiech
dem artzet, und ein lantzman dem bot-
ten. Alfo follen wir fleißlichen zuo-
hæren dem predicanten: der ist unfer
doctor und artzet und bott. Gedenck,
was fleiß und ernft du an kerft, wan
man dir das heilig facrament gibt, das
es nit uf das erterich fal. Selichen
fleiß ker an zuo dem wort gotz, das nit
minder ift, dan der leib Chrifti, feit
fanctus Auguftinus. Zuo dem anderen
fol man predig hæren behaltlich, Matth.
23. Wa für wer es, das man predig
horte, wan man es nit behielte.
umb follen wir fein wie ein fenfter, das
laßt den fonnenfchyn und das liecht
durch fich gon; aber fchne, regen und
hagel laßt es nit hin yn. Aber leider

Dar

vil feint gleich eim fibi, oder eim büttel und eim feythuoch: da bleiben fliegen

und wuoft darin, aber das guot laufft
als da durch; alfo das guot an der
predig ift von inen verloren, aber was
lecherlich ist und fpöttig und bæß, das
behalten fie, und feint gleich eim
hündle der edlen, wan man ym etwas
guotz beut zeeffen, fo laufft es etwan
einer mucken nach; und feint gleich
eim fifchen garn, die weil es im waffer
ift, fo ift es vol waffer, fo bald es uẞ
dem waffer kumpt, fo ift es ler. Von
denen feit der weiß (Pred. 21.): eins
narren hertz ift wie ein zer-
brochen faß, es behalt kein
wyßheit, und ein zerbrochen
faß kein wein.

Zuo dem dritten foll man hæren ge-
horfamlich, wan fo dar umb prediget
man, das man es fol thuon u. f. w.

87. DER THEUERDANK.

(C. Haltaus' Ausgabe, Quedlinburg 1836.)

Der Theuer dank enthält eine allegorisch ausgefchmückte Befchreibung der ritterlichen Thaten und abentheuerlichen Schickfale Kaifer Maximilian's I., angeknüpft an die Gefchichte feiner Werbung um Maria von Burgund. Nach den Unterfuchungen von Haltaus, über welche er in der umfaßenden Einleitung zu feiner Ausgabe des Theuerdank Rechenfchaft giebt, ift dem Kaifer felbft nicht nur der Plan des Werks, fondern auch der größte Theil der Ausführung zuzuschreiben. Derfelbe übertrug jedoch, von Regierungsgefchäften gedrängt, die Ordnung und Vervollständigung des Ganzen zuerst seinem Sekretär Treitzfaurwein von Ehrentreiz, der auch den von Maximilian begonnenen Weiß Kunig 1) vollendete, und Später dem von ihm fehr hoch geachteten Probfte Melchior-Pfinzing (geb. zu Nürnberg 1481, † als kaiferlicher Rath zu Mainz 1535). Der Letztere führte einzelne Parthien des Gedichts weiter aus, fetzte einige Abentheuer, deren die kaiferliche Handschrift nicht erwähnte, hinzu und gab überhaupt dem Ganzen diejenige Geftalt, in welcher es 1517 zu erften Male gedruckt wurde. Aus feiner dem Ge

1) Der Weißkönig, der neben der Gefchichte Maximilian's die feines Vaters Friedrich's III., ebenfalls in allegorischem Gewande, enthält, ift nie fo berühmt geworden, wie der Theuerdank, und wurde erft 1775 (zu Wien, in Fol.) gedruckt.

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dichte beigefügten Clavis erfahren wir auch, warum Maximilian in demselben Theuerdank genannt wird, nämlich weil er von Jugent auf all fein gedannckchen nach Tewerlichen (d. i. großen, herrlichen) fachen gericht." Das Buch machte, wohl nicht wegen feines poetifchen Gehalts, der höchft unbedeutend ift, fondern wegen feines kaiferlichen Helden und Autors und der prachtvollen Ausstattung, in der es zuerft erfchien, ungemeines Glück und erlebte nicht nur verfchiedene deutsche Überarbeitungen, fondern wurde auch in's Lateinische und Französische, ja sogar in's Spanische übersetzt. Vgl. Gervinus II, 235 ff. Koberstein S. 147. 168., befonders aber Haltaus a. a. 0.

Wie Tewrdannckh durch Fürwittig aber in ein geferlichait mit einem Löwen gefüert ward. 2)

Eines tags da fuort Fürwittig den Helden mit jm velfchigklich umb fpatziren durch ein gaffen, dar inn ein Leo, aus dermassen groß und freiffam, gefanngen lag. Als pald den Fürwittig erfach, fiel jm in feinen fyn: möcht jch zuo difem löben bringen dich in das kleine hewslein hinein, fo hoffet jch, es folt in pein der felb löb bringen dich für war. In den gedannckhen khamens dar, fing der Fürwittig an und fprach: „Her, in difem hültzem gemach man ein löben gefanngen helt. Warlich der möcht werden gezelt für tewrlich, freydig unnd manhafft, der dem felben löben aus krafft griff trutzlichen in feinen mundt, dann er khenndt zuo der felben stundt geleich einen freydigen man unnd left jn widerumb weg gan von jm genntzlichen on alles leyd. Doch fo rat jchs bey meinem ayd nit, das Ir folt Eüchs unnderfahen;

dann wurdt Ir fchaden empfahen, fo mocht mir darinn werden die fchuld gegeben, dardurch jch Ewr huld verlur, das het jch nit geren. Wolt Irs aber nit emperen, fo mügt Ir das thuon, ob Ir welt. Aber der künigin es gefelt wol, wann fy hært von einem man fagen, der fich darff unnderstan der geleichen erlich fachen. Ewren namen wurdt Ir machen

in gar vil manchem frembdem lanndt durch folch that mit eren bekanndt." Der Tewrheld zuo dem löwen ging unnd fich das zuothuon unnderfieng, bedacht die fachen auch nit paß, dann er darfür hielt, alles das, fo jm der Fürwittig fagt vor, es befchech on lift und wer war, greyff da mit den löwen in fchlundt. Der ftundt vor jm, als ein zam hund, dann er des Helds mandlich gemüet erkannt, dar umb er mit nicht wüet gegen jm, als er vor het than; Tewrdannck gieng on schaden darvon.

2) Vgl. Sebaftian Franck, Teutfcher Nation Chronik (Frankf. bei Egenolff) Fol. 281: „Als er (Maximilian) zu Mümchen in Beyern einn fechs jærigen Lewen fahe in feiner plüenden jugent, kam jm zu gemüet des Sampfon's handlung, trat darauff, diß auch zu verfuchen, zum Lewen, riß im das maul auff, vnd zohe jm die zungen herauß, er aber, wie ein lemblin, regt fich nit." Fürwittig, eine der allegorifchen Perfonen, die den Helden auf feiner Fahrt an den Hof der Königin Ehrenreich (Maria ven Burgund), in allerlei gefährliche Abentheuer verwickeln, bedeutet nach Pfinzing's Erklärung den jugendlichen Fürwitz.

Des wundert fich Fürwittig feer, gedacht heimlich: jch fich, das nit mer mich wellent mein rennck und anschleg helffen, jch gedenņck wol der teg, er wer ye nit khomen darvon. 3) In den danncken fach er hergon gegen jm den tewrlichen Held. Zuodem er fprach: herr, Eüch erwelt billichen mein fraw zuo der ee, dann jch der gleichen fach nit mee gehæret hab von eim fagen

bey allen meinen lebtagen.

Unnd die weil jchs felbs hab gefehen, fo mag jchs mit warheit iehen unnd öffnen der edlen künigein, die wirt darob vol freuden fein." Mit den worten fy hin khamen widerumb zuo haus unnd namen von einander ein guotte nacht. Fürwittig fich weyter bedacht, wie er mocht durch fubtilig weg den Held bringen, das er niderleg. Sein poßheit die lernet jn das, wie wol es als verlorn was.

3) Würden mich meine Anfchläge etwas helfen, fo denke ich, er wäre in den letzten Tagen nicht davon gekommen.

Gedruckt auf einer Schnellpreffe bei K.. F. Hæring & Comp.

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