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und dabei doch von Willkür freier Geift, und wie trefflich er die Alten zu benützen und zu verarbeiten verstand, zeigt sein Eheftandsbuch, 1) in dem fich beinahe auf jeder Seite erfreuliche Proben feiner claffifchen Studien finden. Außer diefem feinem Hauptwerke, in welches auch mehrere Erzählungen verwoben find, namentlich die bekannte Novelle von Guiscard und Sigismunde, die Albrecht dem Boccaccio nacherzählt, haben wir von ihm eine Überfetzung der Menächmen und der Bacchiden des Plautus und der Philogenia des Ugolino von Parma, 2) so wie verschiedenes Andere von geringerer Bedeutung. Niklas von Wyle hat die (1444) lateinisch geschriebene Novelle des Äneas Sylvius Piccolomini „Euriolus und Lucretia“ (1462) und deffelben Bearbeitung von Guiscard und Sigismunde, fodann den Efel des Lucian und mehrere kleine Stücke von Poggiò und Petrarca und Anderen; 3) Steinhöwel den Apollonius von Tyrus, *) das Buch Boccaccio's: de claris mulieribus 5) und die Fabeln des Äfop ) überfetzt.

Von Niklafens und Steinhöwel's Lebensumständen wißen wir nicht viel mehr, als daß jener Stadtfchreiber zu Eßlingen, diefer Arzt zu Ulm war, und daß beide in freundlichen Beziehungen zu der fürftlichen Literaturfreundin, Eleonore von Öftreich (vgl. Nro. 74. Anm. 5.) standen. Näheres ift uns von Albrecht von Eyb bekannt. Er gehörte dem noch jetzt in Baiern und Würtemberg blühenden Gefchlechte der Freiherrn von Eyb an, deren Wiege im Dörfchen Eyb bei Ansbach zu fuchen ift. Sein Vater, Ludwig IV. von Eyb, war markgräflich brandenburgischer Rath. Albrecht wurde 1420 geboren und von feiner Mutter, Margaretha von Wolmershausen, früh zu wißenschaftlichen Beschäftigungen angehalten. Nachdem er feine Studien vollendet hatte, wurde er Doktor beider Rechte, später Domherr zu Bamberg und Kämmerling von Pius II. (Äneas Sylvius). Er starb 1485. Seine Übersetzung der plautinifchen Stücke kann daher nicht, wie Gervinus meint, erst 1511 entstanden fein. Vielmehr ist sie ohne Zweifel älter als die Translation des Terenzifchen Eunuchus von Hans Nydhart (Ulm, 1486) und die des ganzen Terenz (Terentius der hochgelert und aller bruchlichft Poet von Latien zu Tütfch transferiret etc. Straßb. 1499) von einem Unbekannten.

Vgl. Gervinus II, 258 ff. 338. 385. Koberfte in §. 168. 169. 171.

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Ob einem manne fey zu nemen ein elich Weib oder nit. o. O. u. J. (Nürnb. 1472). 2) Zwo Comedien des fynnreichen poeten Plauti, nämlich in Menechmo und Bachide. Nachuolgent ain Comedien Vgolini, Philogenia genannt. Geteüwfcht durch den wirdigen und hochgelerten Herrn Albrecht von Eybe, Doktor etc. Der ältefte bekannte Druck, ift von 1511. 3) Translation oder tütfchungen etlicher Bücher. o. O. u. J. (Eßlingen, 1478). 4) Der Apollonius von Tyrus, dem ein griechischer Roman zu Grunde liegt, wurde im Anfang des vierzehnten Jahrhunderts von Heinrich von Neuenftadt aus dem Lateinifchen in deutfche Verfe übersetzt. Im fünfzehnten Jahrhundert machte man profaifche Überfetzungen davon. Wann die von Steinhöwel, deren Koberftein §. 169. gedenkt, erschienen, wißen wir nicht. Vgl. Gervinus II, 108. 247. 5) Ulm,

Joh. Zainer 1473. Auch Boccaccio's Decameron wurde um diefe Zeit überfetzt. Die erste Ausgabe erfchien ohne Orts- und Jahresbezeichnung (Ulm, 1475?), eine zweite Augsburg 1490 u. f. f. Koberstein §. 149. Anm. 1. 6) Hir hebt fich an das Buch und Leben des Fabeldichters Efopi etc. o. O. u. J. (Ulm, zwifchen 1476 und 1480).

1) AUS ALBRECHT'S VON EYB EHESTANDSBUCH.
(Erfte Ausgabe. Bl. X. und XI.)

So nun ein fruchtpere fraw kinder gepirt, was forge, was vleyß, müe und arbeit, und was lieb da ift! schreibt Macrobius, also das die liebe der kinder über alle fache uns die natur geben hat, die felben mit forgen und arbeit zu erneren, zu ziehen, zu undterweyfen und lernen zu laßen; und fpricht, das vater und muter nit liebers noch leiders mag gefchehen dann an den kinderen, wann kein lieb und kein begire ift græffer dann des vaters gen dem fone. Der Vater hat den fon lieber dann fich felbs; der vater wirt ferer geftrafft an dem fone dann an im selbst; der vater und der fone werden gefchatzt und gehalten für ein perfon und fein ein fleifch, und ift der fon ein teyl des leibes feines vaters, und der vater nach feinem tode wirt bedeutet in der perfon des fones. Darumb fchreibt Paulus der zwelfpot, das die veter föllen fammen und fchetz machen den fönen und nit die füne den vetern, als föllichs vor und nach gefchriben, auch gefchribne recht außweifen und leren. Und der vater, der fein gut und hab übel außgibt und verzert, den fon des zu berawben, der thut wider das gesetze der natur und ist zu hefftig und ungüttig feinem fone. Der vater foll alzeit auff gütigkeit und parmhertzigkeit gen dem fone geneigt fein und foll gedencken, das er ein vater fey und nit ein richter, als Therencius fchreibt. Und für groffe

funde und fchulde des fons foll ein kleine ftraff und peinigung genug fein dem vater gen dem fone. So aber ein fon nit wolt volgen noch gehorsam sein dem vater, und die ftraff der zungen und ruten nit ersprießen noch behelffen wollten, als Petrarcha fpricht, fo mag der vater den fon im kerker und gefenncknus behalten, als Caffius und Fulvius und andere Romer haben gethan, die ire kinder zum letzten auch mit peynigung des todes geftrafft haben, und mag alfo die herttigkeit des vaters nütze und heilfam fein dem fone, so zu vil lindigkeit schedlich ift; und wenn fich der fon left beduncken, er hab einen hertten vater, fo hat er einen nützen vater und hat dabey er die lieb des vaters und fein fcham und forcht, undtertenigkeit und gedult mag erkennen und beweren. Aber die iugendt wil nit bedencken, dann das vor augen ift, fo das vernünfftig alter alle ding, die do ergangen, gegenwertig und zukunftig fein, außmiffet. Es ift kein gewalt auff erden gerechter dann des vaters gen dem fone, und kein dinstperkeit erberger dann des fons gen dem vater: fo ift nichtz als eygen als der fon des vaters, und wirt nichtz unzymmlicher genommen dann der fon dem vater. Dar umb foll der fon nit clagen, das im fein vater zu hertt fey, funder vor bedencken, ob er das verfchuldet hab.

2) AUS ALBRECHT'S VON EYB DEUTSCHEM PLAUTUS.

(Augsburger Ausgabe von 1518, Bl. 2. Bl. 31.)

a) Prologus ain vorred in den erften tayl difes buchs, der da fagt von den Comedien Plauti des poeten in Menechmo.

Es haben Plautus, Terentius und ander Comici Poeten gewonlich vor ein

gang und anfahen jrer Comedien fich gebraucht aincr fræelichen fchimpflichen

vorred und ermanung, dadurch fy das volck zu fleiffiger auffmerkung die Comedien zu hæren möchten bewegen und des volcks gunft und wolgefallen erlangen. Alfo will ich auch ain fchimpflich vorred geben nach jrer gewonhayt mit diefen worten: Vil gruß, hayl und gefundthait fey mit uns allen! ich bring euch yetzund freud und frolichayt mit der zungen und nit mit den henden, bitt euch, jr wöllet darzu gütlich verleihen die oren. Ob ich in kurtzer zeit getruncken hett und villeicht zu vil, fölt jr alle gegenwertig richter fein, so ich barbarifch, kriechisch und nit verstentlich reden würd. Der kriechisch kaifer laßt euch allen gebieten zu fchweygen und zu hæren und mit gutem mut nider zu fitzen, jr feit hungerig oder gefätigt

1) Scene aus (Als Götz der Schulmaister was gewefen mit Lentzen in Bachis hauß und fahe alle ding, und außgieng in zorn und wolt es dem vater fagen. Hie kompt er zuo dem vater und fagt jms und fürt jn in das hauß, und der vater ift gütig gen dem fun u. f. w.)

Götz: Nun will ich innen werden, ob du feyeft faur als ain effich, ob du habeft ain ftarckes hertz in deinem leichnam. Komm und volg mir nach.

Kuntz: wohin? wo füreft du mich nun hyn?

Götz: zu der, die dir ainig deinen ainigen fun hat verloren, verfürt, verderbt und zu nichten bracht.

Kuntz: ey, mein Götz, biß nit fo heftig. Leut, die gütig fein, die fein verftanden und weiß. Es ift minder wunder, ob mein fun ain folichs thut, wann er jung ift, dann ob ers nit thet. Ich habe es auch gethon, do ich jung

was.

Götz: o wee, o wee, Kuntz! folch dein gütigkait und loben haben deinen

herkommen. Wer geeffen und getrunncken hatt, ift weiß geweßt, ob jm die fune auf die glatzen fcheynen würde; und wer noch nüchtern ift, der werd gefetigt mit difer fabeln und mit worten, wann ain yeder hæren wirt, das jm luftig zu effen ift. Aber der hat tæerlich gethon, der nüchtern herkommen und nyder gefeffen ift. Nu nemet hin das argument und materi difer Comedien mit kurtzen worten, enpfahet fy mit eueren fynnen und vermercket, was folhe und andere nach volgende Comedien von guten und pœfen fitten der menfchen fagen und außweifen; mane ich euch durch euer aller gütikait im aller beften, die guten zu umbfahen und zu behalten und die pœfen fitten zu verachten und zu vermeyden.

den Bacchiden.

er

fun verderbt, wann wæreft du nit gewefen, fo wolt ainen gerechten frommen und geleerten man auß jm gemacht haben; nun durch dich, durch dein getrawen und gütigkait ift Lentz dein fun zu aim fchalck geworden.

Entz (fteet haymlichen an ainem ort und hæret nennen und fchelten Lentzen feinen gefellen und redet alfo mit jm felbs:) 0 lieb got, Götz nennt da meinen gefellen Lentzen: was mag er nur gethon haben, das er jn alfo fchilt?

Kuntz (antwortet auf feine wort und fpricht:) 0 Götz, es ift ain klayne und kurtze zeyt, da ain mensch mag frolich gefein: die felben zeyt fol man jm überfehen; es kompt die zeyt, das es fich felbs werct, das jm ain menfch felbs veindt wirt. Laß es gut fein und gibe Lentzen nach, die weil er funft recht thut, und nit tut, das græffer fchand ift.

Götz: ich gib jm doleft nach; ich laß es nit zu geen, das er verderb, die

weil ich leb. Sag an, Kuntz, fo du dein bæfen fun alfo entfchuldigeft: hateftu auch folh freyhait, die weil du jung wareft? freylich nit. Du heteft under 20 jarn nit gewalt ains fingers lang, torft nit ainen tritt geen von deinem fchulmaifter. Alfo war dein leben: des morgens frü vor der funnen auffgang giengeftu in die fchul, da man geradikait und behendigkait innen verfucht: dafelbft verfuchen fich jung leut mit lauffen, mit ringen, mit fpringen, mit dem fper, mit dem fchwert, mit dem puckler, mit kempfen und mit dem pal, und nit in finfteren und haimlichen ftetten mit hübschen frawen, mit halfen und mit kuffen. Dar nach giengestu zu dem pferdßlauf, und wenn du darvon kameft, fo theteftu bald dahaimen ain ander klaid an und faft zu deinem fchulmaister und laft in dem buch, und heteft du in ainer filben gefält, fo het man dir dein haut fo rot gemacht, als da ift ain gefchundes kalb..

Entz (hort folchs und spricht mit jm felbs) Freylich, folches fchelten fol als fein von meinen wegen. Sicher, der arm Lentz erbarmet mich, wann er unfchuldiklich darhinder kompt von meinen wegen.

Kuntz: es ift fürwar, Götz, nu ain andre welt und andre gewonhait.

Götz: ich waiß das wol, wann vor zeyten was ain junger undertænig feinem maifter, biß das er erheht war zu ainer wirdikait. Aber nu, ee er fiben jar alt wirt, rürt jn an mit ainer hend fein fchulmaifter, von ftund an zerschlecht er jm die tafel am kopf; klaget es dann der fchulmaifter dem vater, fo fpricht der vater: hab danck, mein fun, wer dich redlich, wenn man dir unrecht wil tun. Zürnet dann der fchulmaifter, fo fpricht der vater: gee hin, du alter unnützer man, und rür mir meinen fun nit an von der fach wegen, wann er hat ritterlich geton, daz er dich gefchlagen hat. So get dann der fchulmaister von dannen, als wær jm das maul gefchwollen. Wie möcht ain fchulmaister machen fromm junger, fo eram ersten wirt gerauft.

Entz (redt mit jm felbs:) Fürwar, das fein häftige mære. Als ich die fach I verftee, fo nympt mich wunder, daz Lentz feinen fchulmaifter nit wol zertrifcht mit guten feuften. Doch, wenn jm got wol wil, was acht er fein?

3) AUS STEINHO WEL'S TRANSLATION DER SCHRIFT BOCCACCIO'S: DE CLARIS MULIERIBUS.

(Ulmer Ausg. von 1473 fol.)

Von Yfiphile der frowen küngin. Das XV. capitel.

Yfiphiles was ain hoch gerücmte frow, baide von güetikait ierem vatter befchenhen, und von unsæligem ellend, und dem unfæligen tod deß küngs Nemei kind, ir befohlen, ouch von der notturfftigen hilf wegen ieren kinden by zyt erzöget. Sie was ain tochter Thoantis, deß künigs der Lemniadum. Zuo den zyten, do das grimmig wüeten der frowen gemüet befeffen het, den mannen gancz nit mer wellen-undertonig fyn, wann in verachtung deß geScholl, Literatur - Gefchichte I.

walts und regierung deß alten künges zugen fie in ir gefelfchafft Ysiphilem, und mit veraintem rôt kamen fie dar zuo, daz sie in der nechsten nacht alle man wölten mit den waffen ertætten, das ouch befchach nach ierem fürniemen von allen frowen, on allain Yliphili. Die felb bedacht fich güetigers rôtes und betrachtet, wie unmenfchlich were, die hend mit vetterlichem bluot ze vermalgen, und öffnet ierem geberer das grimm übel der andern frowen. Und

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zehand fendet fie in gen Chium in ainem fchiff, daz er dem gemainen zoren der wyber entrünne. Und ließ fürderlich ainen groffen fchyterhuffen zuorichten, als ob fie ieren vatter dar inn verbrennen wölte nach ierer gewonhait, da mit die frowen mainten, fie hete in ouch getætet. Und do alle frowen das geloubten, faczten die felben mörderische wyber Yliphilem in ieres vatters tron und machten fie zuo küngin. On zwifel das aller güetigft werk wyt für andere zebryfen ift fenftmüetikait der kind gegen ieren geberern. Wann was ift zimlicher, was gerechter, was loblicher, was menschlicher, dann denen mit eren und güetikait widergelten, von den wir jung und unmügelich die narung hand enpfangen? von deren flyß wir befchirmet fynd, von deren ftæter lieby wir zuo unferen tagen komen, in künften und fitten gelert fynd? von deren guot und ere wir gemeret und gehecht werden? Nichcz on zwifel. So aber die ding alle von Yfiphile betrachtet ierem vatter mit flyß erbotten find, fo würt fie nit unbillich an die zal der durchlüchtigen frowen gefetzet. Die wyl fie aber alfo regieret (ob das ouch von krafft der wind befcheche oder mit fürfacz waiß ich nit), füeget es fich, daź Jason mit den Argonauten, die in Colchon faren wolten (doch mit widerstôn der wyber) an ier geftad lendet, der von der küngin nit allain in herberg, funder ouch an ir fchloffbet früntlichen engfangen ward, und gebar nach fyner hinfart zwen fün von im uferhebt. Als nun der wyber von Lemnia gefaczt was, muoft fie die felben kind uß dem land fchiken; dar umm gedacht fie, ierem anherren die zefenden, daz der fie ernerte und in tugenden lerte ze leben, das ouch

also befchach. Aber die wyber wurden dar durch erkennen, daz Yliphile ieren vatter behalten het und fie gelaichet waren, darum fie alle fo ungestüem glich ylten, fie zevahen, daz fie mit not in ain fchiff entrinnen mocht, zuo ierem vatter und kinden in Chium zefaren. Doch ee daz fie da hin kam, ward fie von den merroubern gefangen und in aigenschafft verfüeret, und nach vil und mancherlay helgung dem küng Ligurgo Nemeo zuo fchankung gegeben, die er ouch wol enpfieng, und ward ir forg fynes ainigen funes Opheltis befolhen, in flyßlich ze erziehen. Und uff ain zyt, als fie im in flyfligem diensten ußwartet, füeget fich, daz Adraftus, der künig in Kriechen, in heres krafft gen Thebas ziechen wolt, die von groffem durft merklich gefchwechet waren, fragten Yfiphilim umm waffer zetrinken. Sie verließ den fun in dem gras und bluomen fcherczend und zaiget inen ain wafferflüßlin. In dem fie der künig Adraftus fragen ward ieres wefens, und die wyl fie im daz ze erkennen gabe, wurden die zwen jüngling, Eunoes und Thoantes, die nun gewachsen waren und mit dem künig der ritterschaft pflagen, merken, daz fie ir baider muoter was von Jafone geboren, dar durch fie beffers gelükes hoffend ward. Aber als fie fich zuo ierem kind wendet, fint fie es in todes næten zabeln, von ainem natterbiß im befchenhen; darumm von ierem wainen und klagen das gancz heer betrüebet ward. Und als Ligurgus umm fynen fun in zorn über Yfiphilim erwüetet, ward fie von dem heer enzogen und hin gefüeret, dar mit ir leben gefriftet ward. Aber von ierem end waiß ich nit gelesen haben.

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