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fchichte altdeutscher Sprache und Dichtkunft, S. 84 ff. Mohnike, hymnologische Forschungen. Stralfund, 1831.

Der fruchtbarfte Dichter geiftlicher Lieder in diefem Jahrhundert scheint Heinrich von Laufenberg, Dekan des Domkapitels zu Freiburg im Breisgau, gewefen zu fein, deffen literarische Thätigkeit fich von 1415 bis 1458 verfolgen läßt. Vgl. über ihn v. Auffeßens Anzeiger 1832, S. 45 ff. 1833, S. 270 ff. Seine Lieder find abgedruckt in Ph. Wackernagel's deutschem Kirchenlied. Stuttg. 1840. Nro. 746-767.

I. Lied von Heinrich von Laufenberg.

(Ph. Wackernagel's deutfches Kirchenlied. Nro. 751. und 743.)

In einem krippfly lag ein kind, do ftuond ein efel und ein rind, Do by was ouch die maget klar, Maria, die daz kind gebar.

Jefus der herre min der was daz kindelin.

Do fungent im der engel kor mit füeffer ftim gar hoch enbor: Gloria, lob und würdikeit

fy got in hohem rich gefeit.

Jefus der herre min

der was daz kindelin.

Dis wart den hirten fchier verkunt,

dar umb fo liuffend fy zeftunt Gen Bethleem und fundend do daz edle kind und wurdent fro. Jefus der herre min

der was daz kindelin,

Ze stund enbran eins fternen schin, daz es ward kunt den küngen drin In verrem land ze orient,

die koment mit ir gob gerent.

Jefus der herre min

der was daz kindelin.

Sy vielend nyder uff die erd,
fie gobetend dem kinde werd
Gar edel myrren, wirouch, gold:
dem kindly wurdent fy gar hold.
Jefus der herre min
der was daz kindelin.

Do dis vernam Herodes muot,
er gedoht, wie er verguß fin bluot.
Vil tufend kind tot er zehand,
Jefus floh in Egipten land.

Jefus der herre min
der was daz kindelin.

Hie nah wol über driffig jor
do ward dis kindelin für wor
Durch unfer ewig felikeit
ertæt und in ein grab geleit.
Jefus der herre min
der was daz kindelin.

Dar nach zehand am dritten tag
erftuond es nach der lerer fag
Und fuor uff in fins vatter land,
do fitzt es zuo der rechten hand.
Jefus der herre min

der was daz kindelin.

II. (V. Auffefs, Anzeiger f. Kunde des deutschen Mittelalters, 1834. Sp. 100 f. 1835. Sp. 46.)

In dulci jubilo

nu finget und feit fro!

aller unfer wonne

leit in præfepio;

fie leuchtet vor die fonne

matris in gremio;

qui eft A et 0,

qui eft A et O.

O Jefu parvule, nach dir ift mir fo we. træfte mein gemüete,

o puer optime,

durch aller jungfraun güete,

o princeps glorie. trahe me poft te!

trahe me poft te! Mater et filia,

o jungfrau Maria,

hetteft du uns nicht erworben

celorum gaudia,

fo wær wir all vertorben per noftra crimina. quanta gratia ! quanta gratia!

Ubi funt gaudia? nirun wen alda,

da die engel fingen nova cantica

mit iren füeßen ftimmen

in regis curia.

eia, war wir da!

eia, war wir da!

III. (Weckherlin's Beiträge zur Gefch. altd. Sprache und Dichtkunft. Stuttg. 1811. S. 95 f.)

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Bei der Werthlofigkeit der überwiegenden Mehrzahl der Meistergefänge ift es nicht zu verwundern, daß fich noch Niemand die Mühe genommen, eine eigene Sammlung folcher Gefänge zu veranstalten. Einzelne find gedruckt bei Görres (altd. Volks- und Meifterlieder), im altdeutschen Museum I, 123 f. II, 202 ff., in v. d. Hagen's etc. Sammlung f. altd. Literatur und Kunst, Heft I. und in andern Sammelwerken (Nro. 66. 73. 77. in diefem Buche.) Das erfte der unten mitgetheilten Lieder giebt eine Probe, in welchen Künfteleien die Meifterfänger zum Theil fich gefielen. Lieft man es nämlich fo, daß man je am Ende der Zeilen inne hält, fo ift der Sinn geradezu demjenigen entgegengesetzt, den man erhält, wenn man nach der von uns gegebenen Interpunktion lieft. Der Anfang des Liedes heißt dann z. B.: Junck man, hab got vor augen nicht, sprich übel reinen wyben ; die lug foltu zu hertzen fchryben; gar wenig u. f. w.

Vgl. über den Meiftergefang: J. Ch. Wagenfeil, von der Meisterfänger holdfeligen Kunft Anfang, Fortübung u. f. w. Altdorf, 1697. Beifchlag, Beiträge zur Gefch. der Meisterfänger. Augsb. 1807. J. Grimm, über den altdeutschen Meiftergefang. Gött. 1811. Lachmann, über Singen und Sagen. Berl. 1833. Gervinus II, 266 ff. Koberstein §. 142. 143. 153. 154.

1. Das ist ein ebich oder loyca in Meinster Cunrades von Würtzburg aspis ton. 1)

(Altdeutfches Mufeum II, 222 f.)

Junck man, hab got vor augen; nicht

fprich übel reynen wyben;

die lug foltu zu hertzen schryben

gar wenig; biß bereit,

Auch laße dich erbarmen

armen,

da man vil briß und wirdikeit herwerben fol, nach guter tat.

Du hab zu bæfen dingen pflicht gar wenig; folt belyben,

da man vil tugend, er wil tryben, da biß gar unverzeit ;

mit bofen worten byß gemeit gar felten; volg der wyfen rat. Du folt in diner jugent

tugend

myden, ift min gir,
nymmer; lafter du verbir,
wilt du genad herwerben;

den milden foltu lan verderben
gar felten; volg du mir
gar one zwyfel, fag ich dir;
din lop das grüenet, als die fatt.

Jung man, laß red vor oren gan nit; myn in, der dich mynne; aller unfure du begynne gar felten; hab des pflicht, fo das unfride werd geflicht. und wiltu mynes rattes pflegen,

Du folt ein ftetes hertze han, mit ungetrüwen fynnen

gein nieman, gutes yn herynnen; 2) und wer da gutes tut,

vor des lere byß wol behut nymer; laß schande underwegen.

witwen, weyfen; nicht

nymmer hab die zuverlicht
nach lobelicher wirde;
unrecht gewynn fy din begirde
gar felten; hab das pflicht,

fo das das gute wert geticht,
wilt du verdienen gottes fegen.

Jung man, du fchalt got nit, schon fin;

fin lyden du verfwere

nit; bitt in, das er dich ernere,

und dir din fund vergeb,

die dir an diner fele cleb;

lieb du yn, nit brich fin bott.

Dar zu fo brich die truwe din an nieman; halt din ere; zu untugenden dich kere felten; in friden leb;

wider das recht gar fere ftreb gar wenig, und hab das vor spott. Nu folge myner lere

fere:

nymmer bichte nicht,
des foltu haben zuversicht;
die ebencriften nyde

nymmer; du tugentlichen lyde,
was dir zu leyd gefchicht;
byẞ valfcher zug an dem gericht
gar felten; wirb nach rechter tatt.

2. In der korwise.

(Görres, Volks- und Meifterlieder.)

Frelich wil ich heben an mit meinem gfang uff difer ban. 3)

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in meiner hand füer ich ein fan, dar an findt man gezieret stan

1) Der Name Afpiston" schreibt sich vermuthlich von einem in diefem Ton gefchriebenen Gedichte her, das mit den Worten anfängt: „Aspis ein flang geheißen ift." S. altdeutfches Mufeum II, 218. 2) Statt "yn" ift wahrscheinlich zu lefen "fy". "Gutes fei drinnen, -3) Auf diefem Kampfplatz, oder in dieser Weise.

ein kranz von rofen wol getan: wer mir den abgewinnen kan, mit fchallen und mit fingen!

Ich hab ein krenzlin ausgehenkt; wie fchon es an der ftangen schwenkt! wer fich nach feinen blumen lenkt, der wird an künften unbekrenkt; 4) und ob er die rechten maß erdenkt, dem wird das krenzlin hie gefchenkt: ich wil ims felber bringen.

Das krenzlin ift gebunden da mit einem feiden faden gra, rot rofen dar in und veiel bla, mit ganzem fleiß gemachet, nach luft gefpigelt als ein pfa. und wer das krenzlin ane fah, der denkt in feinem herzen: ja, Iwer ich mit kunft befachet! fein kunft er dennoch fließen la züchtiglich an alle dra, das er der blumen nit verjah, da durch er werd gefchwachet.

Hat er zu gueten kunften fleiß, fingt er züchtig und auch weis,

er fei jung, alt oder greis,
der hie fchon gewinnet preis:
fo bin ich felber wol fo weis,
ich biet im meines kranzes reis,
er wird im uffgefetzet.

Wer umb ein krenzlin fingen well,
der tracht, das er die reime ftell,
zal 5) und maß dar von nit fel;
weis und wort er nit vertrell,
das recht gefang von herzen schnell
und auch kein falfcher ton nit grell,
da durch er werd geletzet.

Ich wil im geben weife ler, wie er fich zu dem krenzlin ker, das er die bletter nit verfer, wenn er fingens wil pflegen. fingt er von der keufchen maget her, eines teils von gotes leiden mer, 6) der ift für uns gemartert fer und an dem kreutz gelegen; fingt er von dem planeten her, die element 7) und die acht fpher: fo wirbt er umb des kranzes er; den trag ich im entgegen. 8)

83. ALBRECHT VON EYB UND HEINRICH STEINHOWEL.

Diefe beiden bilden mit Niklas von Wyle ein Kleeblatt von Überfetzern, das uns den wohlthätigen Einfluß recht anschaulich machen kann, welchen das von Italien aus neu belebte und in Deutschland hauptfächlich durch Rudolf Agricola und Johann Reuchlin geförderte Studium der Claffiker auch auf die deutsche Sprache und Literatur ausübte. Zwar find Niklafens und Steinhöwel's "Translationen" noch fehr fklavifche und daher großentheils undeutfche Nachbildungen der lateinifchen und italienifchen Werke, die fie überfetzten; aber auch in diefer unvollkommenen Geftalt trugen fie wefentlich zur Hebung der bis dahin fo dürftigen vaterländifchen Profa bei, und auf die Bildung des Gefchmacks mußten fchon die von ihnen bearbeiteten Stoffe vortheilhaft einwirken. Dagegen waltet in den Überfetzungen des Albrecht von Eyb fchon ein viel felbständigerer

4) Wer feine Blumen erringt, der ift an Kunft nicht fchwach, zeigt, daß er ein rechter Künftler ift. 5) Die Zahl der Zeilen oder der Sylben. 6) Eines teils mer fodann weiter. 7) Sollte heißen: den Elementen u. f. w. 8) Es folgt noch eine Strophe, die aber in derfelben langweiligen Weife, wie die beiden erften fortfährt, zum Kampfe um das Kränzlein einzuladen, weshalb wir fie weglaßen.

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