den wortten, 2) das unterwegen bleib jr offenbar fünde in difer zeit, wann es jn nimmer hertter leit denn allwegen in der martter wochen. So left du dir alle tag fechs richt kochen, der folt du dir drei brechen ab, das ift got gar ein geneme gab, und gib den armen die felben drey effen, wenn du zu tisch bift gefezzen, wann du mit dreyen richten wol kumft zu: fo haben die armen fo genugk als du. Das vaften und almufen ift got beheglich. Dein gebet, das du sprichst teglich, das folt du teilen in drey teile. Das erfte teile macht dir dein fele heile : Das gib du jr zu einer zerung, wann dein fele hat dort kein ander nerung, dann was du bey lebendigem leibe dar fendeft. Wenn du dein leben on totfünde endeft, das ift dir gar ein gewiß felgeret. Den andern teile an deinem gebet den felben teile folt du geben allen den, die dir bey deinem leben ye veindt fein gewefen und noch fein; wann do got war in feiner groffen pein, da pett er für alle die, die jn quelten, das etlich wurden fein außerwelten. Dasfelbe foltu bedenken ftets. Den dritten teile deines gebets das folt du peten für alle die, die dich und mich erneren hie mit hartter erbeit und ubel effen und dir es doch in den kaften muffen meffen, es flahe der hagel oder der fchawer, noch muß der hecker und der pawer dich und auch alles dein hofgefinde neren; von erbeyter haut muß got her befcheren Etcetera, her, ich wil es befließen: an langer predig hat man verdrießen. 2) In der Meinung, Abficht, daß etc. Nun laße dir mein lere nicht versmehen, (wann die fchrifftweifen und die hohen die lernen von den narren ungern,) und wiffe, daß got hatt zwelf jungern, die waren alle einfeltig ungelert man und haben doch follich hübfche lere getan: wer in hat gevolliget mit jrer lere, der ift dort kumen in die himelifchen ere. Dasfelbe folt du für dich nemen und folt dich meiner lere hie nicht schemen. Zeigt dir ein blinder die rechte pan, volgeft du jm, du tuft nit unrecht dar an. Ich gebe dir gern fo einen guten rat als einer, der zu den heiligen gefworen hat." Der her der fprach: „ich beger der ftangen: dein lere die hat mich fo fere durchgangen, dein wort die kumen von got dem herren. Alle doktores mochten mich nicht baß geleren. Du kanft der katzen die fchellen anbinden. Ich will mich in allen den ftücken laffen vinden, die du mich dann hie haft gelert: kein beßer predig ich nie gehört." Der gefehend ließ fich den blinden füren, wann jn die gnad gotes wurd anrüren, das jm fein lere im herzen beclebet, das er fürbas, die weile er lebet, alle carwochen lude newn follicher gefte und gab jn von feinem effen das befte, das jm infunderheit was bereit. Dar zu er jn follicher lere vorfeit, das fie von allen jren fünden ließen, das fie die gnade gotes wurde begießen, da von jr fele werd glorificirt: dartzu bracht fie der bifchof, ir wirt. Nu fprich ich der noch einen follichen funde, und der der katzen die fchellen anbunde und frölich die warheit getorft ge- und einem kunt fagen fein gebrechen krawen, dann fmeichelrede get awß boßem grunde Ein lügenhaftig mund ift ein zell 78. NEUE BEARBEITUNGEN ALTER EPISCHER STOFFE. Wie tief im fünfzehnten Jahrhundert die deutfche Poefie gefunken war, das zeigen am augenfälligsten die geiftlofen Aufwärmungen alter epifcher Stoffe, die diefes Jahrhundert hervorgebracht hat. Alle jene Sagenkreife, in welchen das ritterliche Epos des dreizehnten Jahrhunderts fich bewegt hatte, mußten fich jetzt, da das deutsche Heldengedicht im Begriffe war für immer zu Grabe zu gehen, noch einmal ausbeuten laßen. Die deutfche Heldenfage bearbeitete der Franke Kafpar von der Rön (1472) in feinem Heldenbuche, 1) das eilf verfchiedene Gedichte (Ortnit, Wolfdieterich, Etzel's Hofhaltung, Ecken Ausfahrt, Riefe Sigenot, Dieterich und feine Gefellen, Zwerg Laurin, Rofengarten, Hildebrandslied, das Meerwunder und Herzog Ernft) in fich begreift. Dem Kerlingifchen Kreise gehören Ogier von Dänemark, Reinald von Montablan oder die Haimonskinder und der Malagis 2) an, die, ursprünglich niederländisch oder flämisch, vermuthlich in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts aus dem Franzöfifchen in ungefchlachtes Deutsch übersetzt wurden. Der Sagenkreis von der Tafelrunde endlich, fammt der Gefchichte des Argonautenzuges und des trojanifchen Kriegs wurde noch 1487 von Ulrich Fürterer, 3) einem Münchener Maler, der auch eine baierifche Chronik gefchrieben hat, abgehandelt. Die Formlofigkeit aller diefer Gedichte ift fo groß, daß wir uns nicht entfchließen können, etwas aus ihnen mitzutheilen. Wir geben daher, ftatt aus ihnen, eine Stelle aus dem noch etwas erträglicheren hörnenen Siegfried, der, derfelben Zeit und demfelben Sagenkreife angehörig, wie die Produkte Kafpar's 3) Dachs. 1) Abgedruckt in v. d. Hagen's und Primiffer's Heldenbuch, Th. I. und II. 2) Noch ungedruckt. Stellen aus Ogier finden fich in Fr. Adelung's fortgef. Nachrichten, S. 55 ff. und Heidelb. Jahrb. 1808. St. 11. S. 416 ff.; aus dem Reinald in Fr. Schlegel's deutfchem Museum IV, 298 ff. 3) Auszüge daraus f. in Michaeler's Ausgabe des Hartmann'fchen Iwein, Wien 1786; in Hofftätter's altd. Gedichten aus den Zeiten der Tafelrunde, Wien 1811 und in dem Neuen literar. Anzeiger 1808. Nro. 4 und 5. v. d. Rön, diefe auch infofern vertreten kann, als er, gleich ihnen, eine höchst karakteristische Probe giebt von der allmählichen Rückkehr des Epos zum historischen Volksliede, aus welchem es hervorgegangen war. Vgl. Gervinus II, 65 f. 74 ff. 104 ff. 252. Koberftein S. 145 f. W. Grimm, deutsche Heldenfage, S. 372 ff. AUS DEM „HÜRNEN SEYFRID.“ (V. d. Hagen's und Primiffer's Heldenbuch, Th. II.) Welche Maffe von weltlichen Liedern das fünfzehnte Jahrhundert hervorgebracht hat, zeigt am Besten das Liederbuch der Clara Hätzlerin 1) (herausgeg. von C. Haltaus, Quedlinb. 1840), eine Sammlung von 219, theils größeren, theils kleineren Gedichten, worunter fich 134 lyrische Stücke befinden. Diese Lieder, die vielleicht fchon früher gefammelt und um 1471 von der Hätzlerin nur abgefchrieben wurden, tragen faft alle einen volksthümlichen Charakter, der jedoch noch vielfach mit fremdartigen, theils dem älteren Minnegefang, theils dem gleichzeitigen Meiftergefang angehörigen Elementen zerfetzt erscheint. Diefelbe Eigenthümlichkeit bemerkt man auch an den übrigen Volksliedern diefer Zeit, die in verfchiedenen Zeitschriften und Sammelwerken, z. B. in v. Auffeßens Anzeiger, Docen's Mifcellaneen, Görres altdeutfchen Volks- und Meisterliedern (Frankf. a. M. 1817), Hoffmann's Fundgruben, v. Erlach's Volksliedern der Deutfchen (5 Bde., Mannheim 1834 ff.), in des Knaben Wunderhorn (3 Bde. Heidelb. 1806 ff.) und sonst zerstreut, zum Theil aber (z. B. bei Görres, v. Erlach und im Wunderhorn) in fehr verdorbener und modernisirter Gestalt mitgetheilt find. Zwanzig gefchichtliche Lieder aus dem fünfzehnten Jahrhundert finden fich unter den „Einhundert deutschen hiftor. Volksliedern," welche F. L. v. Soltau, Leipz. 1836, herausgegeben, andere, aber in viel schlechteren Texten in 0. L. B. Wolff's Sammlung hiftor. Volkslieder und Gedichte der Deutfchen, Stuttg. und Tübing. 1830, manche auch in v. Hormayr's Taschenbuch für die vaterl. Gefchichte, in Auffeßen's Anzeiger und andern der oben angeführten Werke. Vgl. Koberftein S. 150. 156. 157. Gervinus II, 177 ff. Gräter's Bragur III, 207 ff. und Soltau a. a. 0. S. V. ff. 1) Die Hätzlerin lebte in Augsburg. Gewöhnlich gilt fie für eine Nonne, weil vorzugsweise Nonnen mit dem Abfchreiben von Büchern fich befaßten. Es gab aber auch weltliche Abfchreiberinnen, und daß die Hätzlerin eine folche gewesen, dürfte bei dem höchft weltlichen, zum Theil obfcönen Inhalt der meiften von ihr abgefchriebenen Lieder fast als gewiß angenommen werden. 1. (Hoffmann's Fundgruben I, 338.) Was ich hewer das iar anvach, das get alles hinder fich; ungefell das get mir nach, des kan ich nicht erweren mich. wol hin! es fol nicht anders gan. Das ich das iar kain gelükch fol han, das wil ich leiden gedultiklich. Wer czu gelügk nicht ift geporn, an dem ift kunft und wicz verlorn, welichen weg er keret fich. Yedoch fo wil ich nicht verczagen, ich wil harren auf das leczt. Ich hæret ie dy weifen fagen: got tuet all dink durch das pest. Wolt got ein gleicher fchiedmann fein, fo red ichs auf dy trewe mein, es möcht noch wol geraten mir. Wer czu gelügk nit ift etc. Wer alle dingk czu herczen feczt, es ist nicht wunder und wirt er gra; hercz, muet und fin wirt im geleczt, und volget allezeit im hinnach. 1) Seint ich mich des befinnen kan, 2) fo wil ich alles trawren lan und wil beleiben ftæt und veft. Wer czu gelükch etc. 2. (Hoffmann's Fundgruben I, 338.) Der herbft mit füeßen trawben mir mein hawben machet strawben, 3) fo ich klawben wirt 4) als ein tawben Mir zu ainem kroph manigen troph aus dem koph, meinen fchoph machet waiben als ein toph. Soleich faft hat kraft und fchaft, das haft mein czung, das fi nicht klaft. Ain weil pin ich fangwineus und fecz mein fynn, wie ich beginn, das ich gewyn die lieben mynn; Dar nach ein træg flegmaticus, czam als ein schaf; ich fchlach noch rawf, ich spring noch lawf: ich ficz und flaf; Dann fraydig als ein colericus : ich fchilt und fwer, mit ftarker wer ain großes her ich pald verker; Nw trawer ich melancolicus, fchier 5) in ein klaws hin gein garthaws in goteshaws; ich leb in faws allain 6) und wain vaft umm mein fünd. fölich fünd erdengk ich, wann ich trungken bin. 2) Nachdem ich einsehe, daß 1) Der kranke Muth begleitet ihn überall hin. es zu nichts frommt, wenn man Alles fo fehr zu Herzen nimmt. 3) Der Sinn ift wahrscheinlich: der Herbft mit feinen Trauben macht, daß fich meine Haube, d. i. mein Kopf, stolz emporrichtet. — 4) Wenn ich klauben, herausnehmen werde: ich herausnehme. 5) Man erwartet hier ein Zeitwort. Oder follte fchier" so viel sein, als unfer „ich schere mich,“ „ich eile fort.“ ?6) Während Andere im Saufe leben, lebe ich allein. wenn |