Obrazy na stronie
PDF
ePub
[merged small][merged small][ocr errors]

Der vollständige Titel diefer Schrift, welche aus der erften Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts stammt und, fo viel bekannt, zum ersten Male 1478 gedruckt wurde, ift: Der felen troft, mit manigen hübschen Exempeln durch die Zehen gebot und mit ander guten lere. Unter den hier mitgetheilten „Exempeln" findet sich auch folgende Erzählung, welche offenbar den Stoff zu Schiller's Ballade: „Der Gang nach dem Eifenhammer" geliefert hat. Vgl. oben Nro. 68,1c. Andre Stellen daraus findet man in Carové's Tafchenbuch für Freunde altd. Zeit und Kunft, und in Wackernagel's altd. Lefebuch Sp. 981 ff.

Liebe kint, wiltu din fier wol halden, fo faltu des tages gern zu kyrchen gan und falt dan erholen, was du des werttages verfumet haft, und ober alle ding faltu die meffe nit verfumen und nit allein des heilgen tages, funder ouch des werttages, wan du iß geflegen kanft, fo foltu gern meffe horen; die zit enkan dir nit geschaden, do von wil ich dir ein glichniß fagen.

Do was ein ritter, der hatte lange zit eim konige gedienet getruwelichen. Do er fterben folt, do beval er dem konige finen fon; do fprach er: , wolt in wol handeln." Der fon hieß Wilhelmus. Der vatter rieff im zu und fprach: „ich fal nu fterben; ich wil dich leren dru ftucke, da bi faltu min gedenken. Das erft ift: du endfalt nummet fin ein tag an messe. Das ander ift: wan du dinen heren oder die fraue fieft betruwet, fo faltu dich mit in betruwen und falt in bewifen, das dir ir betrubnuffe leit ift. Das dritt ift: wo du fieheft einen gehetzten menfchen, der gern achterfprach spricht, den foltu fliehen." Do der vatter doit was, Wilhelmus dient fo woil, das im fin here und fin frauwe und alles das ingefynne liebe hatte. Do was do in des koniges hoiff ein ritter, der plag gern bofe zu fprechen achter der lude ruck; von dem zoch er fich und wolt

kein gefelfchaft mit im haben. Do hette der falfch ritter gemerket: wan die konigin betrübet was, fo betrubt fich auch Wilhelmus; do ging der falfch ritter zum konige und sprach: „Wilhelmus hat die konigynne lieb gewonnen." Er fprach: wolt ir das proben, so betrubent fie, mit wilchen worten ir wollet, fo folt ir das wiffen, das er fich mit ir betrubet." Das det der konig und befant das alfo. Do wart er zornig und nam rait, wie er in von dem tage brecht. Da fprach der falfch ritter : ,,ich wil dir gut rait geben. Sende in morn frue in den walt zu dem kalkoffen und bevel den kalkofferen: wer morn froe komme aller erft zo ene von dinen wegen, das fie denfelben altzuhant in den offen werffen. Alfo det der konig und bevail Wilhelmo des andern tages, das er morn froe folt riden zu den kalkofferen und folt fprechen: „min here enbudet uch, das ir follet doin, das er uch enboden hot." Des morgens froe was Wilhelmus off und reit hien. er uff dem wege was, do hoirte er zu meffe luden; do reit er dar und ging in die kirche und hoirte die meffe als uß. Dwil faß der falfch ritter uff und reit im nach und wolt befehen, wie iẞ im gegangen were, und qwam zu dem offen und fprach: „hait ir das getain, das uch min here bevolen hat?" „Nein,"

Do

Sprachen fie, „wir hoben iß nit getan; wir wollen iẞ nu thun." Do griffen fie den falfchen ritter und worffen in den offen. Do Wilhelmus miffe gehort hatt, do quam er zu dem offen und sprach, das fie doin folten, das in der könig bevolen hette. Da fprachen fie: „iß ift gedan." Wilhelmus reit widder heim zu dem konige und sprach: „iß was gereid gedan, e ich dar qwam." Do

fraget der konig, wo er fo lang geharret
hette. Da fprach Wilhelmus: „ich
han messe gehort.“ „Ja,“ sprach der
konig, „die meffe hat dir din leben be-
halden." Da fraget er fo lang, biß
das er die warheit vernam,
in darnach lieber, dan vor.
diẞ fol dir ein lere fin, und hoir gern
meffe, wan iẞ dir gefcheen mag.

und hatte Lieb kint,

76. HERMANN VON SACHSENHEIM.

Unter den allegorifchen Dichtungen, welche feit dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts wie Pilze aus dem deutfchen Boden hervorfchoßen, ift die Möhrin des Hermann von Sachfenheim, eines fchwäbischen Ritters, der 1458 starb und in der Stiftskirche zu Stuttgart begraben liegt, noch eine der genießbarsten. Dieselbe hat, wie die meisten Allegorien des Mittelalters, z. B. die Jagd des Hadamar von Laber, der Minne Lehre von Heinzelin von Constanz (abgedr. in der Weingartner Liederhandfchrift. Stuttgart 1843), die Liebe und der Pfennig (aus der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts) und andere, die Minne zum Gegenstande, und der Verfaßer ift zugleich Held des Gedichts. An den Hof der Venus gezaubert, wird er wegen mehrfacher Vergehen gegen die Majestät der Göttin vor Gericht gestellt und mancherlei Quälereien unterworfen. Seine Hauptgegnerin ist eine Mohrin Brinhild, die zu dem Hofftaate der Venus gehört. Gegen fie vertheidigt ihn der treue Eckart, ein alter grauer Bruder; auch weiß er felbft durch allerlei fpaßhafte Erzählungen den Hof der Göttin für sich zu gewinnen und wird endlich frei gelaßen.— Das Buch erfchien zuerft in Straßburg 1512, und dann in der erften Hälfte des fechszehnten Jahrhunderts noch öfter. Vgl. Koberstein S. 147. Gervinus II, 225 ff.

AUS DER MÖHRIN.

(Ausgabe von 1539.)

Do tratt her inn eim weiffen kleidt, der allerfchwärtzften frawen ein, als mir inn Morenland erfchein: Die truog ein fteblin inn der handt, ganz eitel weiß war ir gewandt, ir mündtlin rot, als ein robein, ir zeen nit weiffer mochten fein, ir augen klar nach falcken art; von weiffer feid ein binden zart war ir verwickelt umb das haupt. Ich weiß nit wol, ob irs auch glaubt,

fo ift es doch nit anders zwar.
Schwarz, kreußlecht alfo war jr har,
in lemblins weiß, als es folt fein;
darauff truog fie ein krentzlin fein
mit perlin groß von Orient:
das leucht, als ob es wer entbrent,
mit gold und mit geftein fo reich,
inn jedem or gar meisterlich
zwen ring mit gold von Arabei.
Und mit ir kamen ritter drei
und vil der werden ftoltzen knecht.

[ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][merged small]

dem fichftu hie gar feer ungleich."
Ich fprach: „zart fraw, das klag ich
euch,

daß man mir gwalt und unrecht thuot.
Seidt ir fraw Venus, die köngin guot,
zu der ich bin geprefentiert ?"
Sie fprach:,,du dunkeft dich gar gfiert.
Wo kompftu her mit dem latein?
do heim magft wol ein bifchoff fein.
Ich bin ir arme dienerin.

Mich dunckt, du pflegst gar kranker sin,
daß du mich für ein köngin nenst
und nit fpeck under erbeiß kenst.
Nuon trag ich doch kein könglich
kron."

Ich sprach:,,zart fraw, die red gethon
hab ich gen euch on argen lift;

fo faget mir zu diefer frift:

was fchaffet ir dann bei mir hie ?"

Do mits ein wenig von mir gie.

77. HANS ROSENBLÜT.

Keine deutsche Stadt fcheint das vaterländifche Schauspiel in feinem Beginne fo gepflegt zu haben, wie Nürnberg. Alle bekannteren Dramatiker des fünfzehnten und fechszehnten Jahrhunderts find Nürnberger. So auch der Meifterfänger Hans Rofenblüt und fein Zeitgenoße Hans Folz (ein Barbier), 1) denen wir die älteften auf uns gekommenen Faftnachtsfpiele verdanken. Von der Befchaffenheit diefer Stücke gilt, was wir oben (Nro. 67.) über die Fastnachtsfpiele im Allgemeinen gefagt haben. Bedeutend beßer, als fie, find Rofenblüt's Schwänke, wie denn überhaupt die komische Erzählung nicht nur die beliebteste, fondern auch die am glücklichsten cultivirte Gattung der Poefie im fünfzehnten und noch mehr im fechszehnten Jahrhundert war. Auch feine hiftorifchen Gedichte, z. B. das „vom kriege zu Nürmberg" (1450), das die Kämpfe der Nürnberger mit Albrecht von Brandenburg und feinen Bundesgenoßen zum Gegenftande hat, enthalten hübfche Parthien, find jedoch meift sehr breit ausgeführt. Von Rofenblüt's Fastnachtsspielen, aus welchen um ihres schmutzigen Inhalts willen nicht wohl etwas mitgetheilt werden kann, find fechs abgedruckt in Gottfched's nöthigem Vorrath zur Gefch. d. deutschen dramat. Dichtkuuft (2 Bde. Leipz. 1757

1) Ein Paar von Folzen's Stücken find in Nürnberg 1519 und 1521 gedruckt. Vgl. v. d. Hagen's Grundriß zur Gefch. d. deutfchen Poefie etc. S. 524. Man hat auch poetische Erzählungen von ihm, worüber nachzufehen Altd. Museum II, 317 ff.

und 1765) II, 43 ff., zwei in Tieck's deutfchem Theater (2 Bde. Berl. 1817) I, ff., eines (des Turcken vaßnachtspil) in J. A. Gözen's Hans Sachs (Nürnberg 1829) III, 157 ff. Anderes von ihm findet man in Canzler's und Meißner's Quartalschrift, Jahrg. I. St. 1. S. 51 ff. Jahrg. III. St. 4. S. 27 ff., in Gräter's Bragur V, 78 ff. Wolff's histor. Volksliedern S. 48 ff. und bei Göz a. a. O., wo auch ein Verzeichniß von 46 Rofenblütfchen Gedichten steht.

Rofenblüt war ein warmer Patriot, der in dem von ihm befungenen Kriege felbft tapfer mitfocht. Auch fehlte es ihm, feiner Zoten ungeachtet, nicht an religiöfem Sinne, wie, neben mehreren feiner Gedichte, der Umftand beweift, daß er an den Streifzügen gegen die Huffiten als Freiwilliger theilnahm. Im Übrigen scheint er allerdings, worauf anch sein Beiname „der Schnepperer" (Schwätzer) hinweift, an den Höfen der Fürsten, die er als Wappendichter bereiste, mehr den Poffenreißer, als den Moralprediger gemacht zu haben. Geftorben ist er nach 1460. Vgl. Göz a. a. O., S. LXVIII. ff. Gervinus II, 202 ff. 378. Koberstein S. 147. 149. 161. 165.

1) AUS DEM „KRIEG VON NÜRMBERG."

(Pifchon's Denkmäler der deutfchen Sprache etc. Berl. 1838 und 1840 II, 47.) Die von Nürmberg fchickten auß ein

tier,

das was fo grawfamlich gestalt;
das ging awß in der wochen zwir.
Das tier hat vil irer veinde betzalt:
das haben ritter und knecht eingenomen.
Das tier gab awẞ pley und pfeil,
und ift alltzeit gantz heimhin kumen.
In tag und nacht reift es zwelff meil.
Man hat offt fcharpff auf es gewart
mit rewtern und mit wagenpurgen:
das tier ftund fo veft und hart,
das es konde niemant niderworgen.

Das tier das hett ein riffel voren
mit taufend büchfen und armbruft
schützen.

Ein konig mocht wol fürchten feinen
zoren,

das tier mit feinen meffein sprützen. 1) Zwei tawfent fpießer waren fein zwu feiten

und auch fein pauch, das ift kein schertz; fein zagel waren fechs hunder rewtter, achthundert Sweitzer waren fein hertz. Ein wagepurg fo heift fein nam.

2) DER CLUG NARR.
(Göz, Hans Sachs III, 177.)

Ein bifchove eins zu tifche faß, mit allen feinem gefinde er do aß. Dasfelbe effen do gefchach am freitag vor dem palmtag. Da man nun geaß und auf wolt ften und iederman fein ftraß wolt gen, da warde der her eins offenbaren allen den, die do fein diener waren, und fprach:,,nu horet da newe mer,

1) Es find wohl Feuergewehre gemeint.

es get ein heilige zeit da her,
das Criftus fein marter hat geliden
und für uns alle gekempft und geftriten.
In difer heilichen zukünftigen wochen,
ob wir fein gepot ye haben gebrochen,
fo fullen wir uns dife zeit laffen lieben
und fullen das alt leben von uns fchieben
und an uns nemen göttlich vorcht;
was wir das jar here haben verworcht,

das fullen wir in difer woche abrechen und fullen uns an allen leibs lüften abbrechen;

und funder drey dingk ich haben wil: das weinhawfe, frawen und würfel spil. Die drey gepeut ich euch zu meiden umb fchouwng willen Criftus leiden; dan bey weingen und müffiggangk do fucht fich mancher unkewfcher gedank,

bei frawen geftanden oder gefeffen wird Criftus leiden ganz vergeffen, des nachtes lange bey fpil gewandelt dabei wird Got gar ubel gehandelt mit follichen fluchen und fwüren, das fi Got an fein glider rüren. Dar umb fo bite ich ewch flelich, gelert, leien, ledig oder elich, das jr meinem gebot gehorfam feit bis nach der ofterlichen zeit; und wer der dreie ein ubertrette und des nicht halten wolt umb mein bete, den wolt ich von meinem hof laffen fchreiben

und auß meinem biftum ganz vertreiben." Der felb bifchove hatte ein narren. Der wurde fein hern gar fere anplarren und fprach: „du kanft uns alle wol leren, wie wir uns gein Got fullen keren und zu himel faren an der engel fchar: Iwer hilft aber dir hinden nach dar?" Der herre wurde fich zu dem narren dar keren

und fprach: „Heinz, das folt du mich leren,

wan ich awch guten sin dar hab, dor umb folt du nicht laffen ab und folt mich auch ettwas guts leren."

Der narre sprach wider zu feinem herren: ,,folt denn ein blinder ein gefeenden

[ocr errors]

furen,

der felbs keinen wegk kan feen noch

fpuren?

Doch fol man die warheit frolich wittern und fol fie mit lügen nicht vergittern.

Wenn wir das tunen, das du uns gepewtft,

und alles laffen, das du uns verpewtft, dasfelbe hilft dich nit gein got. Wolteft du es nit halten für ein spot, ich wolt dich wol leren, was du tetft, das du das himelreich awch gewis hetft."

Der herr fprach: ,,Heintz, es ist mein ernft,

von dir fo lernt ich aller gernft, wann mir dein lere vil fenffter tet, dann das mich der babft gelert het." ,,So erzeigeft du got lob und ere. Die drey die tu, als ich dich lere, da von dir das reich gots wirt nahen. In diefer wochen folt du anfahen und folt alle tag newn menschen bewirtten.

Des erften folt du laden drey hirtten, die uber jare nimmer zur kirchen kummen und auf dem velde gen als die ftummen und von Got nicht wiffen zw fingen noch zw fagen,

ob Juden oder Heiden in haben erschlagen, oder wie er hab fein blut verert: des werden fie in difer wochen gelert und an der predig wol unterweift, die weile du jn ir narung geift. Wilt du dein fele von fünden paden, fo folt du dann drey fpilpuben laden, die uber jare auch ein grobs leben füren

mit follichen fluchen und mit fwüren: der aller creatur ift ein befrider, dem durchgrunden fie alle feine glider, fein hawbt, fein fweiß, fein pang, fein angft,

das mich wundert, das er nit langst jr tawfend dorumb hat geplagt, wann es einem menner hett verfchmacht. Wenn du die wochen das unterkunft, do mit du deiner fele mer gutes frumft, dann betteft du auf deinen bloßen knyen. Hat dir denn got fein gnade verlieen, fo folt du auch laden drey gemeine weib

« PoprzedniaDalej »