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68. HEINRICH DER TEICHNER UND PETER SUCHEN WIRT. (Wiener Jahrbücher 1818. Bd. I. Anz. Bl. S. 26 ff. P. Suchenwirt's Werke, herausgeg. von A. Primiffer. Wien 1827.)

Teichner und Suchenwirt, zwei öftreichische Dichter, lebten in der zweiten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts zu Wien und fcheinen in fehr freundfchaftlichen Verhältniffen zu einander geftanden zu haben. Von dem Erfteren haben wir eine Reihe von Spruchgedichten, die ein schätzbares Sittengemälde jener Zeit entwerfen, von denen aber nur einzelne bis jetzt gedruckt find. 1) Auch der Letztere verfuchte fich in der didaktischen Poefie; doch behandelt er in den meisten feiner Gedichte hiftorifche Stoffe, namentlich die Großthaten öftreichischer Fürften. Er trieb das an den Höfen der damaligen Zeit beliebte Gewerbe eines Wappendichters, welches darin bestand, gereimte Wappenbeschreibungen zu verfertigen, und zugleich die Träger der befungenen Wappen zu verherrlichen. Vgl. Gervinus II, 181 ff. Koberftein §. 139. 141. 165.

1) DER TEICHNER.

a) Von hôchvart der pater nofter.

Ich verdien wol vientschaft,
wan ich der welt ir wârhait künd; 2)
fwig ich dann, des hab ich fünd;
doch wil ich die wârhait fagen,
und würd ich halt dar umb erflagen.
An der hochvart heb ich nu an:.
diu hât kainen winkel lân,
fi hab fi alle durchfloffen;
klôfter und kirchen ftêt ir offen,
dar in trîpt fi irn muot.

Daz man nicht als etwann tuot, 3)
do man gie in andâcht

und man got fin opfer bråcht,
daz hât diu hôchvart nu vertriben.
Der pater nofter ift nicht bliben,
als in got felb gemachet hât.

b) Dag niemant

Ein pûr über einen market rait, der was grôz, lank unde brait, und daz röffel klein und smal.

Dem bûren hiengen die füez ze tal paidenthalben ûf daz môs.

Dô fprachen die liut : der rît ein ros,

Wann diu fraw gên kirchen gât,

fo muoz der pater nofter vor progen;
er ift fpælich überzogen

mit geftein und mit anderm ding:
daz machent die übrigen pfenning,
die man armen liuten folt lån.
Als fi zuo dem opfer wil gân,
fo ift daz al ir fin und fliz,
daz niur der pater nofter gliz
für die andern verre und wit.
Alfo prangens wider ftrît.
Ir fwatzen ift gar manigerlai,
als einer henne mit aim ai,
diu vil mê gefchrai begât,
dann ein kuo mit dem kalb hât.

der welt gevallen kan.

ez ift klainer vil, dann er:
er trüeg ez vil lichter her,
danne ez in mag getragen."
Do gedacht er im: daz wil ich wâgen.“
Dô er an die herberg kam,

daz röffel er ûf die achfel nam,

1) Außer in den Wiener Jahrb. auch in Docen's Mifcellaneen II, 228 ff. 2) Wenn ich der Welt fage, was in Wahrheit an ihr ift. - 3) Das ist nicht, wie es ehemals_war.

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(Liederfaal III, 317 ff., verglichen mit der Münchener Hs. Cod. germ. 574.)

Man lift von ainem edelman, daz der ftach úff ainer pan,

dem wart ain aug geftochen her ûz dem kopf mit ainem sper, daz ez im ûf dem wange lag.

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Dô fprach der knecht: ,nu wê der clag, lieber herre, funder zorn,

daz ir daz auge habt verlorn!

daz lit iu ûf dem wang her nider."

Der herr fprach zuo dem knecht her wider:

,,tumber knecht, gelaubstu daz,
daz dem aug gefchæch kein haz
oder kainer flacht ungemach,
daz finen schöpfer hiut an sach,
fo bift du nit gelaubhaft."
Und von des grôzen glauben kraft
muoft der knecht daz fehen und wizzen,
daz daz aug her ûz gerizzen

in die höl hin wider gie
und ftuont alfo fchôn als ie,
fam ez nie verrücket wær.
Nu fpricht unfer schöpfær:
,,waz ir habt ze würkend muot,
fô fölt ir daz ebrôst guot
an dem anfange fuochen,
fo wil ich iuch beruochen
alles des ir dürftig fit."
Mit der meff man nit verlit
dehain geschefte nützhaft,
ez wirt wol då mit verschaft

und verfùmpt daz fchedlich wær. Sölt ain menfch gevallen in fwær, daz verfùmpt er mit der meff, daz des ungelückes preff wirt verwandelt in ain guot, die wil er meffe hæren tuot. Daz wart an aime wol bekant, der ze fterben wart gefant unwizzend zuo ainem kalch, dâ man vefteclich enphalch dem, der des kalches meister hiez, daz er den in den kalch stiez, der im kæm des êrften zuo an dem felben morgen fruo. Dar umb fô weft er nit ain wort, daz er liden folt daz mort. Dò het er die gewonheit, wan er für ain kirchen rait, då er meff gehaben kund, då beleib er uf die ftund, daz diu meffe ain ende nam. Alfo fuogt fich, daz er kam under wegen in der gâch, dâ ein briefter meffe fprach: då blaib er unz ûf den fegen. Då mit het er daz verlegen, daz ain ander kom getraft mit der erften botschaft, den der maifter dâ verbrüet. Alfo blaib er ungemüet: daz kom von der meffe dar.

*) Jedermann treibe feine Sachen fo, wie es ihm am besten dünkt. laße die Leute reden, was fie wollen.

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2) SUCHEN WIRT.

a) Aus dem Loblied auf den Teichner.

Nu dar, her finn, feit ir berait

mit willichleicher arbait,

fo faumbt eu nicht, des ift czeit.

Der tugende fchacz begraben leit
hie in des todes zimmer;
den fcholten chlagen immer
priefterfchafft und werde weib.
Er hat mit cheufchait feinen leib
uncz an fein end behalten;
gottlicher weisheit walten
begund er für der werlde fpot.
Im liebet in dem herzen got
für alle werltleich êre.
Sein rât, fein weife lêre
ift in der werlde garten
gefæt mit worten czarten,

der werlt zu trôft und gott zu lob.
Mit guten fitten fwebt er ob
allen den, die getichtes phlegen.
Spil, lueder liez er underwegen;
fwern, fchelten, pœfe wort
Ward nie chainz von im gehort.
Was den êren nicht enczam,
dar auf het er vorcht und fcham.
Got fürchten und minnen
mit herczen und mit finnen
von gewonheit er nicht lie.

Des morgens, wann der tag her gie, fo was czu dinft er berait

b) Die Schlacht

Vil chlagunder nôt fich füegen wolt fchir in churtzen tagen: von Ofterreich hertzog Leuppolt laider wart erfchlagen. Daz unvermeffenleich gefchach zu Ergaw in der gegent: ein ftat gehaizzen ift Sempach, då man mit chrieg was phlegent. Die Schweitzer wolten nicht enlân,

mit ganczes herzen innerchait got und aller engel fchar,

piz alle meff ein ende gar

in gottes dienste nâmen.

Wes im gott het hie befchert, daz wart nicht uppichleich verzert. Spital, kirchen nam er war, und tailt ez mit der armen schar in gottes lieb mit milter hant. Marîâ, muter, bis gemant der lieb, die er czu dir het mit vaften, wachen, mit gebet. Geruch fein feel begnaden, daz fi dort werd entladen vor immer werndem fmerczen, feind under deinem herczen gott felber wont durch unfer hail, den du gepört an alle mail; den bit für in, daz er im dort geb den immer wernden hort, då freud mit freuden ift gecziert! Mit trewen bit ich Suchenwirt gott für die feel andæchtichleich. O Teichner, biderber Hainreich dein leben was rain und guet, des werd die feele dein behuet vor hiz der hellen flammen. Durch gott nu fprechet Amen!

bei Sempach.

fi zogten durch befchawen), ')
(die wart man fchir då fichtig an:)
Daz was von miffetrawen.

Ain veint weft von dem andern nicht, fo fi zu velde châmen:

ez gefchach ân zuverlicht. Ich clag den edeln stamen!

Der furft wolt raumen nicht daz velt den veinden dâ zu tratze;

1) Sie unterließen nicht auf Recognoscirung auszuziehen.

chlain was fein her, grôz was die welt auf feinem widerfatze. 2)

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Man riet im: herre, reit då von: wir wellen mit in vechten,"

Er sprach: „di schand tet mir gedan 3) vor fürften, ritter und knechten. Biderby helt, nu rat dar zue, (wir fullen preys erwerben,) daz iederman daz beste tue. Genefen oder sterben

wil ich mit eu in difer nôt:
Des fult ir mir getrawen;
pezzer ift mit êren tôt,

den fchentleich ftên vor frawen."
Swåben und Etfcher 4) hetten stôz:
daz was umb daz vorvechten;
igleicher nach dem alten lôz
wolt bleiben bey den rechten.
Die piderben helt die vielen ab
und trâten zu dem hauffen. 5)
Ain veint dem andern lutzel gab
fein harnafch dâ tzu chauffen.
Mordax, fwert und auch die fpiez
fach man nicht vermeiden,
den veinden man zu widerdriez
daz leben chund versneiden,
daz fi lågen in dem bluot
tôt mit tiefen wunden.

So wart der edl fürfte gut

mit wernden henden funden,
piz daz er fien ende nam
pey feinen getrewen herren.
Der hochgeteurt edl stam
chund fich von fchanden verren.
Grâfen, ritter, edl knecht
mit êren då verdurben,

di mit gantzen trewen flecht
pey dem fürften sturben.
Got der hab ir aller fél,

die mit im find verfchaiden;
der heilig engel fand Michel
fol fi zu himel chlaiden! 6)
Ir hielten vil zu roffen ftill,
und fachen zu mit fchanden;
ir hertz und auch ir aigen will
het tzegleich mut beftanden.
hieten all die recht getân,
die mit dem fürften riten,
den veinden wær gefiget an:
die fælde fi vermiten.

Herzog Leuppolt von Ofterreich, got hab fein fêl in hute! Er hat gelebet wirdigleich mit êren und mit gute.

Daz fechs und achtzigst jår 7) regnirt

mit maniger hande fmertzen:

daz chlag ich Pêter Suchenwirt

mit trewen in dem hertzen.

69. AUS HALBSUTER'S LIED AUF DIE SCHLACHT VON

SEMPACH.

(Follen's Harfengrüfse aus Deutschland und der Schweiz. S. 167 ff.)

Halbfuter war ein Luzerner und befand fich in der Schlacht von Sempach, die er befang, felbft unter den Kämpfenden. Näheres ift von feinen LebensumStänden nicht bekannt. Sein 67 Strophen umfaßendes Siegeslied gehört zu den beften Erzeugniffen des vierzehnten Jahrhunderts und fteht noch weit über den eben

=

2) Bei Joh. v. Müller ift das Gegentheil zu lefen. (S. Gefch. fchweiz. Eidgenoff. Buch II. Kap. 6.) 3) 1. gedon. 4) Etfchländer Tyroler. 5) Sie mifchten fich unter die Kämpfenden. Joh. v. Müller weiß davon nichts. Er fagt bloß: der Herzog habe die Vorhut, unter Friedrich von Zollern, hinter das Heer geftellt. 6) kleiden, oder geleiten?

7) Das Jahr 1386.

falls fchönen Liedern des hundert Jahre jüngeren Veit Weber auf die Siege der Schweizer über Burgund. 1) Vgl. über Halbfuter Gervinus II, 196 ff. über Veit Weber Gervinus II, 204. Koberstein S. 151. und Mone's badifches Archiv, 1826. S. 70 fl.

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1) Sie find herausgegeben von H. Schreiber unter dem Titel: Kriegs- und Siegeslieder aus dem fünfzehnten Jahrhundert von V. Weber. Freiburg 1819. 2) Die Ritter unter Herzog Leopold. 3) kartend Leopold mit feinen Rittern. 5) Die Schweizer.

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+) Herzog 6) Du thuft, was mir eben

1) 1339. — ) 1314. — 9) Du mußt erwarten, daß ich dir den

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