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und dife bekorunge ift vil forglich eime ungeftorbenen menfchen, wan fiu gebirt geiftliche hochvart und ein betrogen leben und grôz irrunge in eime geiftlichen fchine.

Die vierde bekorunge ift ein indewendige, îtele, blinde lidekeit funder würclich minne, und begerunge mit eime liplichen niderfitzende, schedelichen widergeböget ûf fich felber, entflåffen oder ein entfinken in ime felber, daz dô gefchiht eime anhebenden oder eime jungen menfchen oder eime ungeftorbenen menfchen, funderlichen alfo dife menfchen zuo vil her zuo kêren wellent, mit einre friheit zuo vil då von halten wellent, und alle zit sich dar în gebent, als obe ez der fride und die gôbe gots fi; und hie inne werdent fiu fwêrlichen betrogen, wanne ez ift der naturen und des vigendes rât und würket in in ein forglich verleiten. Mêr, der menfche, der difen bekorungen entfliehen wil und gotte êrlichen und ime felber nützlichen leben wil nâch difer nôchgefchriben lêre, der fol fich mit eime geordenten ernste ûzewendig und indewendig üeben Ôn alle eigenschaft ûf enkeinre wifen ze bliben, emzlichen befcheidenlichen warnemende des gotlichen tribendes in ime; und die wifen und der materjen, die aller meift reizent ûzewendig und indewendig zuo guoten werken und zuo göttelicher minnen, die enfol er niut balde abe lôzen, biz daz fiu felber abe vallent, wêr noch denne, daz ime ein nêherz gezöiget und bekant würde. Doch alle die wile daz der mensche under finen vierzig jôren ift, fô enfol dekeine, indewendige noch ûzewendige, zuo vil friden noch lidekeit und richfenen zuo genzlichen getriuwen, wenne ez ift noch danne vil vafte mit natûren vermüfchet; und er fol fich mê halten und lôzen zuo der würklicher minnen von innen und von ûzen, und

ouch in allez darben würklicher minne und indewendiger ruowe, in fenftmüetiger dêmüetikeit fich felber dô inne zuo lidende, alfo ez got lêt vallen oder der menfche die üebunge der minnen ernftlichen gefuochet hât nôch fîme vermügende, fo mag er defte ficherlicher fich liden und darben. Und daz alle menfchen den geiftlichen friden und rîcheit niut balde fich dar în lâzen füllent und ime getrûwen füllent, daz bewêret Sanctus Gregorius dô er fprach, daz die priester in der alten ê, als fiu fünfzig jôr alt würdent, daz fiu denne alrêrft würdent hüeter des tempels; mêr, die wile daz fiu under fünfzig jôren wârent, do wôrent fiu trager des tempels mit arbeitender üebunge. Mêr, von welchem alter der menfche ift, der finen indewendigen grunt mit ernste üebet mit einre einvaltiger lûterre göttelicher meinunge in geordenter dêmüetiger blibender vorhten, ist danne daz ime der felbe underwilen entfinket mit gebrûchlicher minne in indewendigem friden ruowende in verlornheit und in vergezenheit fin felbes, der enpfâhet unfprechenliche unbekante rîcheit in göttelicher vereinunge. Und zuo difer wifen und aller ûzewendiger tugentlicher ordenunge fol alle vernunftige richeit ein zuodiende. kneht fîn, und gotteliche heimelicheit fol unbekant bliben. Und diz fprach Sant Dyonîfius: ,,lôz alle finneliche und vernunftige werg und ftant unbekennende ûf zuo der einunge mit gotte, die dô ift über alle vernunft." Der fich alfus ordenlichen indewendig üebet, deme wurt dicke daz indewendige tabernakel unbekantlichen gezöiget gottelicher einikeit inne wonende und ruowende; mêr, gebrüchliche und götteliche fchowende, dem ift niut zuo getrûwende in allen menfchen vor den fünfzig jôren. nu dife vor und nach gefchriben lêre

Wer

verftân wil und gotte êrlichen und ime felber nützlichen leben, der fol fich mit innigem ernfte und mit dêmüetiger tiebunge und gebetten indewendeclîchen zuo gotte kêren und bitten, daz im diz

bekant werde nôch finre notdurft in dem liebeften willen gottes.

Des helfe uns. die ewige wisheit, unfer lieber herre Jêfus Kriftus. Âmen,

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65. HEINRICH DER SEUSE,

ein Zeitgenoße Tauler's und gleich ihm ein Mystiker im edelsten Sinne des Worts, stammt aus dem edeln Gefchlechte der vom Berg im Hegau, unweit des Bodenfees, und ist wahrscheinlich um das Jahr 1300 in Conftanz geboren. Den Namen Seufe (Siufe; latinisiert Suso) nahm er von seiner frommen Mutter an, die eine geborne Seufe war. Er wurde zu Conftanz erzogen und trat dafelbft in feinem 18. Jahre in den Predigerorden. Von Constanz kam er später nach Ulm, wo er viele Jahre fich aufhielt und 1366 ftarb. Sein frommer Eifer, der ihn das unftäte Leben eines Glaubensboten führen ließ, zog ihm manche Verfolgungen zu, fand aber auch, befonders da er von Werken der aufopferndften Liebe begleitet war, vielfach freudige Anerkennung. Nach feinem Tode wurde er wie ein Heiliger verehrt. Dieß beweift unter Anderem die Sage, daß, nachdem er 248 Jahre im Grabe geruht, bei einer Aufgrabung im Kreuzgange des Ulmer Predigerklofters fein Leichnam fammt den Ordenskleidern unverfehrt gefunden worden fei und einen lieblichen Geruch von fich gegeben habe. Seine Zelle wird noch jetzt in der DreifaltigkeitsKirche gezeigt. Die Hauptwerke Seufe's find: sein Leben, von ihm selbst geschrieben, und das Büchlein von der ewigen Weisheit, die mit andern seiner Schriften zuerft zu Augsburg 1482 gedruckt wurden. Neuerdings hat M. Diepenbrock Seufe's Werke in verjüngter Sprache, (Regensb. 1829, zweite Ausgabe 1837), herausgegeben. Auch Seufe giebt fich, obwohl er nicht gerade in die Tiefen der Eckart'fchen Speculation hinabsteigt, überall als ein Schüler Eckart's zu erkennen. Er schrieb für das Volk und fuchte daher, wie auch Tauler, mehr nur den praktischen Resultaten jener Speculation Geltung zu verschaffen. Vgl. Koberftein S. 171. Gervinus II, 134 ff.

1) AUS SEUSE'S LEBEN.
(Mitgetheilt von Pfeiffer.)

Wie er begie dag îngânde jâr.

Als zuo Swâben in finem lande an etlichen ftetten gewonlich ist an dem îngândem jâre, fô gânt die jungelinge des nahtes uz in unwîsheit und bitent des gemeiten, daz ift: fiu fingent lieder und fprechent fchoniu gediht und bringent ez zuo, wie fiu mügent mit

hovelicher wife, daz in iriu liep schappel gebent. Daz viel finem jungen minnerichem herzen alfô vaft în, fô er ez hôrte, daz er ouch der felben naht für fin ewigez liep gie und bat ouch des gemeiten. Er gie vor tage für daz bilde, dâ diu reine muoter ir zartez

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kint, die fchoenen êwigen wisheit ûf irre fchôze an ir herze hâte getrücket und kniuwete nider und huop an zuo fingende in stillem füezem getœne sîner fêle ein fequenzie der muoter vor an, daz fiu ime erloubte ein schappel zuo erwerbende von irem kinde, und dô er ez niht wol kunde, daz fiu ime då hulfe. Und wart ime dik als ernft und alfô nôt zuo weinende, daz ime die heizen trahen über diu wangen ab walten. Sô er dâ ûz gefang, fô kêrte er fich denne gên der herzelieben wîsheit und neig ir ûf die füeze und gruofte fi von dem tiefen abgründe fines herzen und ruomde fiu mit lobe an fchone, an adel, an tugenden, an zartheit, an friheit mit iemer werender wirdikeit über alle fchoenen juncfrowen difer welt, und tet daz mit fingende, mit fagende, mit gedenken und mit begirden, fô er iemer befte kunde; und wunschte denne, dag er in geistlicher wife aller minner und minneclicher herzen ein vorloufer wêri und aller lieplicher gedenken, worten und finnen ein orthaber wêri, dar umb, daz er die wirdigen gnuog minneclich von irem unwirdigem diener kunde geloben.

Und fprach denne ze jungest alfô: „ach du bift doch, liep, mîn frœlicher ôftertag, mîns herzen fumerwunne, mîn liebiu ftunde! Du bist daz liep, daz mîn jungez herze allein minnet und meinet, und allez zîtlich liep durch dich hât verfmâhet. Des lâz, herzen trût, mich geniezen und lâz mich hiut ein schap-. pel von dir erwerben. Ach, miltez herze, tuo ez durch dîn götlichen tugende, durch din natiurlichen gnâde, und lâz mich hiute an difem îngândem jâre niht lêr von dir gân. Eyâ wie ftüende ez dir, füeziu füezikeit! Gedenke, daz ein din lieber kneht uns von dir feit und sprichet, daz in dir niht fi Nein und Jâ in dir fi niuwent Jâ und Jâ. Dar umb, mîns herzen minne, biut mir hiut ein minneclichez Jâ diner himelfchen gabe; und als den touben minnern ein lieplîchez schappel würt gegeben, alfo müeze mîner fêle hiute zuo einem guoten jâre etwaz funderlicher gnåden oder niuwes lichtes von dîner fchoenen hant werden gebotten, zarte, trûte min wisheit!" Diz und des glich begunde er dô und gie niemer ungewert dannân.

Von den worten: Surfum corda.

Er wart gefråget, waz fîn gegenwurf wêri, fô er meffe fünge, und er vor der ftillen meffe die prêfacion an hüebe: Surfum corda. (Wan diu wort nâch gemeiner hellunge fprechent ze tiusche alfo: Surfum corda! Siufent ûf in die hohe alliu herzen zuo gotte! Diu wort giengen ime als reht begirlich ûz finem munde, daz die menfchen, die ez hôrten, eine fundere andâht dar abe möhten hân genomen.) Difer fråge entwurte er mit einem inneclîchen fiufzen und fprach alfo : wenne ich diu felben lobrichen wort Surfum corda fang in der meffe, fô geschach gemeinlich, daz mîn herze und sêle zerfluzzen

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von gotlichem jâmer und begirde, die mîn herze ûz ime felbe an der stunde verflougten, wan ez erhuoben fich denne gewonlich drîerleie hôch ûf tragender meinungen. Etwenne kam einiu, etwenne zwô, etwenne alle drî, in den ich wart ûf gefwenket in got, und durch mich alle crêatûren.

Diu êrfte înlûhtende meinunge was alfô. Ich nam für mîniu inren ougen mich felber nach allem dem, daz ich bin mit lîbe und fêle und allen mînen kreften, und ftalte umb mich alle crêatûren, die got ie gefchuof in himelrich und in ertrich und in den vier elementen, ein ieglichez sunderlich mit namen,

ez wêre vogel des luftes, tier des waldes, vifch des wazzers, loub und gras des ertriches und daz unzalliche grien in dem mere, und dar zuo allez daz geftüppe, daz in der funne glanze schînet, und alliu diu wazzers tröpfelîn, diu von touwe oder von fnê oder von regen ie gevielen oder iemer me gevallent; und wunfchte, daz der ein ieglichez hêti ein füezez ûf tringendez seitenfpil, wol gereifet ûz mins herzen innigestem saffe, und alfo ûf klenkten ein hochgemuotez lob dem geminten zarten gotte von êwen zuo êwen. Und denne in einer frælichen wifen zertâten und zerfpreiten fich die minnerichen arme der fêle gên der unfaglichen zal aller der crêatûren, und was mîn meinunge, fiu alle früetig dar inne zuo machende, reht als fô ein frier wol gemuoter vorfenger die fingenden gefellen reizet, fræelich zuo fingende, und iriu herzen zuo got ûf zuo bietende: Surfum corda!

Diu ander meinunge was alfo, 66 fprach er. ,,Ich nam her für in mînen gedenken min herze und aller menfchen herzen und hinderdâhte, waz luftes und fröuden, waz liebes und frides die ge

brûchent, die iriu herzen gotte allein gebent; und da wider, waz fchaden und lidens, waz leides und unruowe zerganclichiu minne întreit iren undertânen, und ruofte denne mit grôzer begirde zuo mînem und zuo den felben herzen, wâ fiu fint über alle ende difer welte: wol ûf, ir gevangenen herzen, ûz den engen banden zerganclîcher minne! Wol ûf, ir flâfenden herzen, ûz dem tôde der fünden! Wol ûf, ir üppigen herzen, ûz der lêwikeit iuwers trêgen hinlêzigen lebendes! Habent ûf iuch mit einem ganzen lidigen kêre hin zuo dem minneclichen gotte: Surfum corda!

Diu dritte meinunge was ein friuntlicher ruof aller guotwilliger ungelâzener menfchen, die verirret gânt in in selber, daŋ siu weder an got noch an der crêatûre hangent, wan ir herze hin und her mit der zit verftröuwet ift: den ruoft ich und mir felb ûf ein getürftigez leben und wâgen unfer felbes mit einem ganzen abkêr von uns und von allen crêatûren." Und diz was fin gegenwurf in den worten: Surfum corda!

2) AUS DEM BÜCHLEIN DER EWIGEN WEISHEIT.

(Mitgetheilt von Pfeiffer.)

Lauda anima mea dominum, laudabo in vita mea,

Ouwê got, wer gît mînem vollen herzen, daz ez sîn begirde erfülle vor mînem tôde in dînem lobe! Wer gît mir, daz ich in mînen tagen gelobe wirdeclich den geminten herren, den mîn fêle då minnet! Ach zarter herre, wan gienge als menig fchonez getœne ûz mînem herzen, als menig frömder füezer feitenfpil ie wart, und als menig loup und gras ift, und diu elliu ûf gerihtet wêrin für dich in den himelifchen hof, daz von mînem herzen ûf trungi ein fo wunneclichez ungehærtez lop,

daz ez den ougen dins herzen gevellig wêri und allem himelfchen her fröude bêri! Minneclicher herre, bin ich dîns lobes niut wirdig, fô begert doch mîn fêle, daz der himel dich lobe, fô er in finer wunneclichesten schônheit mit der funnen glafte und mit der liehten sternen unzallichen mengi in fîner hôhen clârheit widerliuht; und die fchoenen heiden, fô fiu in fumerlicher wunne in menigveltiger geblüemter gezierde nâch irm natiurlichen adel in luftlicher fchonheit wider glenzent; ach und alle die

füezen gedenke und inbrünftig begirde, die kein rein minnendez herze ie nach dir gewan, fô ez in heiterlicher fumerwunne dins înliuhtenden geiftes umbgeben was!

Herre, fô ich alleine an dîn hôhez lop gedenke, fô möhti min herze in mînem libe zerfliezen; mir vergênt die gedenke, mir gebriftet wort und elliu wife engât mir. Ez liuhtet neiswaz in dem herzen, daz nieman geworten kan, fô ich dich, daz wifelôs guot, loben wil. Wan gân ich in die aller schoenften crêatûr, in die hohften geifte, in die lûterften wefen, daz übergêst du allez unfaglich. Gân ich denne in daz tief abgründe dînes eigenen guotes, herre, dâ verfwindet allez lop von kleinheit. Herre, fô ich hübfchiu lebendiu bilde, liutfêlige créatûren anblicke, fô sprechent si zuo mînem herzen: „eyâ, luog, wie reht liutfêlig der ift, von dem wir ge

flozzen fin, von dem alliu schonheit komen ift!" Ich durgan himel und ertrich, die welt und daz apgründe, walt und heiden, berg und tal, diu fchrigent elliu fament in mîniu ôren ein rîlich getæne dins grundlôfen lobes. Sô ich denne fih, wie grundlôs fchône und ordenliche du elliu ding ordenest beidiu übel unde guot, fo wird ich wortlôs. Herre, fwenne ich aber gedenke, daz du daz lobliche guot bift, den mîn fêle hât ûz erwelet, und den min fêle ir felber hât allein ûz erkorn zuo einem einigen geminten liep, ouwê herre, fò möht mîn herze von lobe in im felber zerspringen. Eya zarter herre, nu fih an die minneclichen begirde mines herzen und mîner fêle, und lêr mich dich loben. Lêr mich, daz ich dich wirdeclich gelobe, ê daz ich von hinnan fcheide, wan dar nâch dürftet min fêl in mînem lîbe!

66. GEISTLICHE LIEDER.

In früheren Zeiten hatte das chriftliche Volk faft nur bei Wallfahrten und ähnlichen Gelegenheiten geiftliche Lieder oder Leifen 1) gefungen. Im vierzehnten Jahrhundert fieng man da und dort an, auch in den Kirchen einen Gemeindegefang einzuführen. Dieß beförderte die Entstehung volksmäßiger geiftlicher Lieder, deren denn auch dieses Jahrhundert eine ziemliche Anzahl, meist von mystischallegorischer Richtung, hervorgebracht hat. Viele derfelben findet man in Hoffmann's Gefchichte des deutfchen Kirchenlieds bis auf Luther's Zeit. Bresl, 1832. Auch religiöfe Lieder in Meistertönen wurden vielfach zu Tage gefördert (fieh Hoffmann S. 132 ff.); ebenfo gegen Ende des Jahrhunderts Überfetzungen lateinifcher Hymnen, 2) worin befonders der Mönch von Salzburg sich verfuchte. (Sieh unten.) - Vgl. Koberftein S. 158.

1) Das abgekürzte Kyrie eleifon. 2) In Profa wurden fchon im achten Jahrhundert lat. Kirchenhymnen, z. B. der bekannte ambrofianifche Lobgefang, überfetzt (S. J. Grimm, Hymnorum veteris ecclefiæ XXVI interpretatio theotisca. Götting. 1830.). An metrische Übertragungen aber scheint man vor dem vierzehnten Jahrhundert nicht gedacht zu haben.,

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