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do kamen ouch die zwêne man,
und folt ir krieg ein ende hân.
Si leiten beide vür ir klage.
Der richter, nâch der vrouwen fage,
geftuont dem, der dâ gap die kuo.
,,Red ochfe!" sprach der ander duo,

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,wiltu nicht reden? ez ist zît.

Zuo mîner fache nicht enbit.

Red an, mîn ochs, des bit ich dich !
dur niut foltu nu làzen mich!"
der herre sprach: „,ez mag nicht fîn,
daż reden müg der ochfe dîn."
Diu kuo den munt beflozzen hât
dem ochfen; als ein ftumme er ftât.
Der vrouwen rûnen und diu kuo
gefigten in der fache duo.
Der ochs verlôr fin fache gar,
des wart fin meifter wol gewar.
Enphangen gåbe binden kan;
gâbe entrichtet mangen man.

1

Gâbe enphangen felten tuot

an yrouwen oder an mannen guot.
Enphangen gâbe daz gebirt,
daz dik unrecht ze rechte wirt.
Wer daz recht dur gâbe lât
und dem unrechten geftât,
der heizet ein zwivalter man:
wer mag fich wol an den gelân?
Ein richter, der recht richten wil,
der bedarf enkeiner gåbe vil.
Dur minne noch dur vigentfchaft,
durch vorchte noch dur vriuntschaft
fol der richter abe lân:
daz recht, daz sol er vaste hân.
Wâ daz küffî rûnet zuo,
und enphangen wirt diu kuo,
dâ mag der arme kûm gesigen.
Diu kuo rette, der ochs gefwigen
was: daz tet des küssîns rât,
daz schaden dik gerâten hât.

63. HERMANN VON FRITSLAR.

(Deutsche Myftiker des vierzehnten Jahrhunderts, herausgegeben von Fr. Pfeiffer. Leipzig 1844. I, 147-151.).

Das Heiligenleben des Hermann von Fritslar ift eine Sammlung von Predigten, die man im Mittelalter mit dem Namen: „fermones de tempore et de fanctis" bezeichnete. Gewöhnlich zerfallen die Predigten in zwei Theile: den mystisch-speculativen und den historischen Theil, worin das Leben des Heiligen erzählt wird. Hermann gesteht felbft, damit „imant wêne daz iz von eigeme finne getichtet fì," daß er ganze Predigten von Andern in sein Buch aufgenommen habe, z. B. von Bruder Gerhart von Sterngaßen zu Köln, Hermann von Schilditz u. A. Von den Lebensumständen Hermann's ift nichts bekannt geworden. Er fcheint Dominikaner gewefen zu sein, wenigftens nennt er diefen Orden den vernünftigsten. Aus feinen eigenen Äußerungen geht hervor, daß er größere Reifen nach Frankreich, Spanien und Italien gemacht hat; namentlich scheint er in Rom längere Zeit verweilt zu haben. Aber auch in Deutschland war er vielfach herumgekommen, und er weiß Ortsentfernungen u. dgl. genau anzugeben.

Hermann's Sprache und Vortrag ift gewandt und belebt, und er verfteht die Kunft, gefällig zu erzählen. Durch die mystischen Unterfuchungen und Lieblingsfragen feiner Zeit ift fein Buch auch für die Gefchichte des innern geiftigen Lebens des vierzehnten Jahrhunderts von nicht geringer Bedeutung. Ein anderes Werk, deffen er gedenkt: die Blume der Schauung, vermuthlich ebenfalls ein Sammelwerk, ist verloren gegangen.

SANCTE PÉTERS TAC UND SENTE PAULUS ALSO SI STORBEN,

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Ir fult wizzen, daz fente Pêter was zu Rôme funf und zwênzic jar bâbist, und fente Paulus der apoftele wart ime gegebin zu eime gehelfen. Wie lip fi fich under einander haten und wie vil zeichen fi tâten und wie vil volkes fi bekarten, dô vone enkan nieman vollefchriben, wanne di zal ift in deme ewigen lebine. Ein keifer was zu Rôme der hiz Nêrô, der was gar ein bôfe menfche. Alfo befchribit Boecius in deme buche von der trôftunge, daz Nêrô Senecam hiz tôtin umme den haz, daz di lûte Senecam wifer haten danne`in; und her liz fine muter ûf fniden und wolde fehen di ftat dô her gelegen hate; und liz Rôme an vir enden anftecken zu burnende, wan her hate gerne gesehen ein schône fùr; und her liz tôtin in einem månden kriftinlûte achte und virzic tûfent, di liz her holen von allen landen. Und dirre bôfe menfche hate einen goukeler der hiz Symôn Magus; der kunde di fwarzen buchere und lut di tûvele und tet grôze zeichen mit den tûvelen, unde hie wider prediete fente Pêter und fente Paulus. Und diz muwite Nêrônem den bôfen menfchen, wan her mit den tûvelen befezzen was, und reizete den goukeler ùffe fi, daz her machte hunde und bant fi in di hûfere, dâ fente Pêter und fente Paulus în gingen; und wanne fente Pêter drîn quême fo foldin fi in zurrizen. Und fente Pêter gebôt den hunden daz fi lifen dô der goukeler was unde vilen ûffe in und heten in al zu mâle zurrizen, wan daz in fente Pêter und sente Paulus ime wertin. Do fprach der goukeler vor Nêrône deme keifere, vor fente Pêter und vor fancte Paulus, daz her wêre gotis fun und daz her wolde fterben und wolde an deme dritten tage irstên und

wolde an deme virzigeften tage zu himele varn. Und diz gloubete der keifer Nêrô, aber fente Pêter und fente Paulus di widerfprâchen diz. Do liz der goukeler unde der keifer alliz daz volk famenen, und lizen eime sterren daz houbit abe flahen, und daz dûchte allez daz volc, daz iz der goukeler wêre, und vorbare fich. Und an deme dritte tage ginc her her ûz, und fagete daz her irftanden wêre von deme tôde. Dô liz ime der keifer bûwen einen grôzen turm von mermelin steinen, und liz fammenen alliz daz vole daz in Rômêr lande was unde dar umme, und liz den goukeler dar ûf fetzen, und fente Pêter und fanctus Paulus ftunden ûffe der erden und fahen zu. Dô quâmen di tûvele unde nâmen Symôn Magum und vurten in in di wolken. Dô fach fancte Paulus fancte Pêter ane und fprach: „du bift ein gebiter, fô bin ich ein beter." Dô fprach fanctus Pêtrus: „ich gebite ûch tûvele in deme namen unfes herren Jefu Krifti, daz ir lâzet vallen difen bôfen menfchen den ir furit." Zu hant kêrete her daz houbit niderwart und begunde zu vallende und zurreiz al zu mâle und ftanc fò fère, daz des volkes vil fich wart und starb. Und der keifer Nêrô wart zu mâle zu fchanden und di apofteln predieten kriften glouben und bekarten vil volkis. Und diz hazzete der keifer Nêrô, und in den leften tagen des brâchmândes fô liz her vâhen fente Pêtern und fanctum Paulum unde liz fi legen in den kerker und liz fi wider vor fich brengen, und gebôt in von rômifcher gewalt daz fi nicht predien folden Kriftum. Und diz enwolden fi nicht lâzen, unde dar ume gap her urteil uber fi, daz, man fi folde tôten. ᎠᎴ ᏝᎥ von deme richtehûfe gingen von Can

patonjen, dô gingen fi vrôlîchen mit einander, und diz hazzete der keifer und fine gefellen und fchiden fi von einander; und ftêt ein kirche di heizet zu der fcheidunge fente Pêters und fente Paulus. Wie fruntlichen und wie gutlichen und wie vrôlichen fi fich fchiden dô fpreche ich nicht vone. Und fente Pêtern vurte her in daz westin und hinc in dâ an ein krûze und karte ime daŋ houbit niderwart und di fuze zu berge. Eteliche fprechen: her wolde nicht hangen alfô Kriftus. ᎠᎥ anderen fagen: her wolde den himel ane fehin. Di dritten fprechen: wan her ein houbit der kriftenheit was fô neigete her fich mit libe in di kriftenheit. Alfo irftarb her an deme krůze. Sanctum Paulum vurte man in daz ôften und fluc ime då fin houbit abe. Und dô ime daz houbit wart abe geflagen, dô ginc ime von fime lîbe milch und blut, und daz houbit fpranc drie fprunge und fprach drîwerbe: „Jefus Kriftus!" Und dô iz rurete di erden, dô vluzzen drie fchône burnen her ûz di noch dô ftên, und ir wazzer tribit ein mulerat wol, und difer burnen stêt iclicher von deme anderen wol funfzic grôzer fuze, und der diz hât lâzen fchriben, der hât iz wol gemezzen und hât iz wol vierzicweide gefehen und hât des wazzers getrunken. Wiltu mêr lefen von difen apofteln fô fuche vor vaftnacht ûffe fancte Paulus tage und ûf fente Pêters tage.

Man glichit fi der funnen und dem mânen; man glichit fi wol zwein fchônen oleiboumen; aber Kriftus unfer herre der hiz fi hirten, di ire schôf vlizeclichen weiden folden und wol bewarn. Moyfes treib fine schâf in daz innerfte in di wuftenunge. Dâ fach her einen bufch burnen und vorbrante doch nicht. Moyfes fprichit alfe vil alfe einer der dô genomen ift von den

wazzern, und bedûtet einen abe gefcheidenen menfchen, der poben daz gefturme dirre werlde irhaben ift. Di schâf di bedûtent di ûzzewendigen sinne und di innewendigen sinne. Di wuftenunge bedûtet den grunt des geiftes, då dife krefte în getriben fullen werden. Der burnende bufch bedûtit di muter Krifti; di brante an meitlicher kûfcheit und bleip doch unverlefchit an muterlicher fruchtbêrikeit; fi brante an muterlicher vruchtbêrikeit und bleip doch unverftôrit an meitlicher kuifcheit. Got fprach ûz deme bufche zu Moyfe: „zûch ûż dîne fchuhe! di ftat dô du ftêft di ift heilic." Diz wirt eime abe gefcheiden geifte zu gefprochin, wan heilic fprichit alfo vile alfo daz, då ift âne erden ader ein unbefleckite lûterkeit. Sal dirre geift in die wuftenunge fô muz her virleie fchuhe ûz zihen. Zu deme êrften muz her vergezzen aller der dinge di bûzen ime fin. Daz andere her muz fin felbis vorgezzen. Daz dritte: her muz finer vornunftigen werke vorgezzen und ouch fîner vornunftigen krefte. Daz virde her muz fines vorworfis vergezzen alfô verre alfe her bilde und formen inne treit, unde muz fich blôz heften in got. Diz ift die wilde wuftenunge dô inne got phliget zu fprechene mit der fêle, wanne alle krêaturen fint ime zu enge, her kan fich dinne nicht geregen. Her fprichit durch den propheten Ôfee: „ich wil fi leiten in di wustenunge und wil ir fprechen zu irme herzen." Eteliche heizen iz ein ubervart des geiftes. Di anderen heizen iz eine fremedekeit des geiftes ader ein blôzheit des geiftes. Hir ûf gevallen funf vrâge. Di êrfte: ab der geift in dife blôzheit von willen gê ader ob her von willen drîn gefurt wirt. Di andere ift: wan der geift in dirre blôzheit ist, ab her drûz gê von willen ader âne willen. Di dritte ift:

war ûffe fich der geift inthalde in dirre blôzheit, wanne her alle dinge vorloukenet hât und fîn felbes. Di virde ift: wie lange dirre geift in dirre blôzheit fweben muge wan her dar în kumet. Di funfte ift: welich di êrften bilde fint di deme geifte vor vallen wanne her ûz der blôzheit gelâzen wirt.

Dar ume fult ir wizzen waz gotis geburt in der fêle fi. Iz ift ein funderlich zuneigen gotis zu der fêle. Daz andere: ein enteken oder ein enplôzen ader ein uffenbâren gotis in der fêle. Zu deme dritten mâle: geburt in der fêle inift nicht mê danne ein funderlich bekentniffe und ein funderlich gevulunge und ein funderlich vortrûwunge der fêle mit gote. Man vrâget, wie dirre geift daz ewige wort geberen fulle wan her iz enphangen hât. fal iz zu deme êrften geberen in fich felber in finen willen, alfo eine gute in fine vornunft, alfe eine wârheit in fin gehugnisse, alse ein bilde gotgeformeter glicheit in fin wefen, alfe ein tûrin fchatz finer ewigen behaldunge. Zu deme anderen mâle fal der geift daz êwige wort wider tragen in den vater

Her

in grôzer dangbêrikeit und ouch in den wefelichen urfprunc der gotberinden perfônlichkeit des vater. Zu deme dritten mâle fal der geift daz ewige wort geberen in di werc. Alle di werc

dâ got den menfchen zu vormanet und di Kriftus geubit hât, di fal der mensche daz êwige wort geberen mit Marien finer muter, wanne daz ir ift von werken daz ist unfer von libe und von irkennende und von glouben. So underftêt daz êwige wort difen geift und einiget in zu ime und gibit ime ein klår fchowen di wârheit und gibit ime, daz alle fine werc ûz gote und mit gote fint. Zu deme funften mâle fô ordent dirre geift alfô fine werc wider in got, daz di libe wirt enprant in fime geiste und gevangen deme êwigen worte. Daz gehucniffe wirt uberbildet und di begerunge wirt irfullit und di vornunft wirt ubir fich felber geruckint. Diz fint di gâben, di daz êwige wort gibit dem geiste, dâ iz inne geborn wirt. Daz uns di felben gåben ouch werden, des helfe uns der almechtige vater von himelriche. Âmen.

64. JOHANN TAULER.

(Karl Schmidt, Joh. Tauler von Strafsburg. Hamburg 1841.)

Tauler, der berühmtefte unter Eckart's Schülern, ift der gewöhnlichen Annahme zufolge im Jahr 1294 zu Straßburg geboren. Er gehörte, wie fein Meister, dem Dominikanerorden an und predigte mit ausgezeichnetem Beifall, zuerft in Cöln, dann an mehreren anderen Orten Deutschlands, vorzüglich aber in Straßburg, wo er den 16. Juni 1361 ftarb. Durch die Reinheit feines Wandels fowohl, als durch die Kraft und Innigkeit feiner Vorträge fetzte er fich bei dem Volke in folches Anfehen, daß man fich nach feinem Tode von Wundern erzählte, die bei feinem Grabe follten gefchehen fein. Dagegen zog ihm fein Freimuth auch manche Verfolgungen und fogar von Seiten des Pabftes einen Bannfluch zu. Luther dachte fehr hoch von ihm, und betrachtete ihn mit Recht als Einen von Denen, die der

Zurückführung des Chriftenthums zu feiner ursprünglichen Reinheit kräftig vorgearbeitet. Unter Tauler's Werken find feine Predigten das bekanntefte; aber das Vorzüglichste was er gefchrieben hat, ift die Nachfolgung des armen Lebens Christi (Straßburg 1621, erneuert 1833). Die Predigten wurden zuerst 1498 zu Leipzig gedruckt. In erneuter Sprache find fie 1825 in drei Bänden zu Frankfurt erfchienen. Der in denfelben ftets wiederkehrende Hauptgedanke ift der, daß der endliche Geift fich in den unendlichen verfenke müße, um zum Frieden mit fich felbft und zu wahrer Glückseligkeit zu gelangen. Ob Tauler auch geiftliche Lieder gedichtet habe, ift ungewiß; wenigftens rühren die ihm zugefchriebenen fechs Lieder (Phil. Wackernagel, das deutfche Kirchenlied Nr. 724-729.) nicht von ihm her.

Vgl. Schmidt a. a. O. Koberstein §. 158, 171. Gervinus II, 135.

VORREDE ZU DER NACHFOLGUNG DES ARMEN LEBENS CHRISTI. Die materje funder titulus und ône themâ, ift geheizen ein büechelîn, seit von vier gar förglîchen fubtilen bekorungen und ouch mit waz üebungen men fiu fürkummen fol und in an gefigen mag.

Diz ift ein nütze und ein nôtdürftige minnecliche rede, in allen vernunftigen tiutfchen buochen und zuo eime indewendigen, lidigen, abe gescheiden, geistlichen lebende.

In der ewiger wisheit unfers herren Jefu Krifti fullent wigen alle die diz büechelin lefent oder hærent lefen, wie daz die nôchgefchriben lêre gantz lûtere einvaltige wôrheit fî, fò ift fi doch gar forglich allen den zuo lefende und zuo wizende, die ir felbes niut willeklichen zuo môle verzigen und gelôzen hânt, gegenwürteklichen und künfteclichen, in einer fterbender üebunge irs bluotes und irs fleifches, irre finne und irre vernunftiger werke, nôch dem alfo fiu von gotte und von finen heimelichen friunden vermanet werdent und getriben werdent. Aber nuo richfent vier grôze bekorunge in der welte. Daz êrfte : ûzewendig zuo wonende nâch naturlicher wisheit der sinne, mit einer lêwer unahtfamkeit alles indewendigen geiftlichen ernftes, und unrâtfamkeit, und niut mit grôzer indewendiger minne, gotte ôn underlôz zuo lebende wirclichen und gegenwerteclichen, und an

ime alleine blôzlichen zuo hangende mit lûterre einvaltiger meinunge und mit lüftlicher liplicher neigunge in fime allerliebeften willen, und dar inne stôn in habende und in darbende liplicher und geiftlicher dinge.

Die ander bekorunge ift indewendig oder ûzewendig offenbôrunge von lichten und formen und fprechende und vifionen nôch frömder ungewonlicher wifen; und wie doch ift daz got finen friunden under wilen ettewaz wôrheit offenbart hie, und fô ift doch dife wife niut balde zuo gloubende noch zuo ge-` trûwende, wanne des menschen geistlich nutz lit wenig dar an, wen manigvaltiger grôzer geiftlicher schade und ouch liplicher begegent den menfchen, die von difen wifen vil halten wellent.

Die dirte bekorunge ist ein grôz vernunftig flogieren von wârheit mit alleme underfcheide uz zuo fprechende, aber mit indewendigen vernunftigen werken an zuo fehende nôch bewegunge und reizunge des grôzen luftes natürliches liehtes, mit eime unbekentniffe fîn felbes wol gevallen; und har zuo fint alle menfchen von natûren geneiget;

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