man fülle gelten mit finer eiginen kofte ?" Sô fprichet er: „jâ, ich weiz wol." ,,Sô biftû gar unwife, daz dû nit dar kanft komen, ald aber alfô trêge, daz dû dar nit wilt, und fint niuwan zwêne fchritte dar, und wirt den liuten ân erbeit; wan ez ift gemalen golt, und man darf ez nit houwen: man grifet niuwen drîn und nimet wie vil man wil, reht als der in fimel mel grîfet." Alfo ift daz hochgültig wirdig verdienen unfers herren Jefu Krifti. Daz ist hie nâhe bi uns und ift alfô guot und alfô kreftig der fich iut mit minnen derzuo gefüegen kan und wîslich drîn kan grîfen, der giltet alle fine fchulde mit frömeder kofte. Er leit nit alleine fchulde abe, er wirt ouch gerichert dâ von an innerlicher minne und gnâde. Er bedarf des finen nit ein Avê Marîâ; wan allez, daz mîn lieber herre ie getet ald geleit in drîn und drîzig jâren, daz was allez unfer, er bedörfte fin nit. Und wizzent, daz daz minnefte fmêhe wörtelin, daz mîme lieben herren ie erbotten wart, daz wêre vollent kreftig gewefen ze bezzerende alle unfer schulde, jâ für tûsent tûfent welt, jâ für alsô vil túfent als man in eime jâre gezellen mag, für die wêre ez gnuog gebezzert. Nû fün wir fprechen: „,0 mîn herre Jêfus Kriftus, des lebenden gottes fun! ich bekenne mîner fünden fwârheit und manigvaltikeit, mit den ich dicke und umbillich dich, mînen lieben herren, erzürnet habe; ich bekenne ouch mîner buoze kleinheit gegen miner fünden grôzheit ze zellende; ich bekenne ouch wol die hochgültigkeit dins wirdigen verdienendes, und bitte dich, daz dû von dem unmêzigen fchatze diner bezzerunge ze ftiure lâzeft rinnen ze miner kleiner buoze, daz fi mit kraft dînes verdienendes kreftig werde ab ze legende und ze vergeltende alle die fchulde die ich ie getet." Wan hie mitte fô binden und knüpfen wir unser fchulde und buoze und unfer bezzernnge an daz wirdige verdienen unfers herren Jêfu Krifti, der fô überflüzzeklich für uns gebezzert hât. Ja könden wir wîslich difen unmêzigen fchatz finer bezzerunge, wir würden lidig aller fchulde. Er ift wol ein tôre, der mit sîner eiginen kofte giltet und wol mit frömder kofte gelten möhte. Daz wir alfô heften und grifen in den unmêzigen fchatz mit minnen und begirden, daz wir vergelten unfer fchulde, des helfe uns got. Âmen. Die öftreichische Chronik Ottokar's von Horneck, eines gebornen Steier. märkers, bildet einen interessanten Übergang von den chronistischen Werken der Minnelängerzeit zu den trockenen Reimchroniken der folgenden Jahrhunderte. Während fi nämlich vor jenen (z. B. der Weltchronik Rudolf's von Ems und den Chronike Enenkel's 1), die ähnlich der Kaiferchronik mehr dem poetischen, al D 1) Johann der Enenkel, ein Wiener Bürger, schrieb um 1250 eine g reimte Weltchronik und später ein öftreichisches Fürftenbuch. letztere hat Rauch dem 1. Theil feiner Scriptor. Rer. Auftr. einverleibt; aus Weltchronik findet man Stellen bei Pez a. a. O. II, 541 ff. Vgl. Gervinus 508 ff. II, 70 f. Koberftein S. 97. dem hiftorifchen Gebiete angehören, die gefchichtliche Treue voraus hat, fo unterscheidet fie fich dagegen von diefen dadurch, daß der Verfaßer häufig feine eigenen Reflexionen und Empfindungen einmischt, was an die beßere alte Zeit erinnert, wo man fich nicht mit dürftigen Relationen des Gefchehenen begnügte. Ottokar's Vorbild, das er öfters mit großer Ehrerbietung citirt, ist Wolfram von Efchenbach. Er ift aber freilich ein ziemlich geiftlofer Nachahmer, der nur durch feine naive Gemüthlichkeit hie und da einen wohlthuenden Eindruck hervorbringt. Abgedruckt ist die öftreichische Chronik, die am Ende des dreizehnten und im Anfang des vierzehnten Jahrhunderts verfaßt wurde, in Pez Scriptor. Rer. Auftriac. Vol III., wo fie über 800 Foliofeiten einnimmt, obwohl fie bloß den Zeitraum von Friedrich's II. Tode (1250) bis zum Jahr 1309 umfaßt. Einen Auszug daraus gibt Th. Schacht in der Schrift: Aus und über Ottokar's v. Horn. Reimchronik. Mainz 1821. Ein älteres Werk Ottokar's, die Weltchronik, ift verloren gegangen. Vgl. Gervinus II, 70 f. Koberstein S. 97. Nu prüeft und merkt ein dinc, daz übersterkt alle die manheit, von der ich ie hân gefeit. und vor zageheit erfterben, 2) Rudolf von Habsburg. noch fünf Tage zu leben habe. er urloubt fich fô fchône ze Germersheim von dem gefind. dô der künic von dannen hin wider komen vürbaz. und wolt von danne rîten. mit finer gefiht kraft finer tôden eiger vruht: alfo wart alliu diu fuht diu von krankeit des muotes kumt, Und dô er kom gein Spire hin, daz im nutz wær ze tuon, då mit er gotes fuon und fin hulde erwurb, daz tet er, ê er sturb: er gab wider und galt, fwaz man im vor zalt, daz er ze gelten wær gebunden. fin ding het geschaffen, dem lichnam und der fêl. Ei! füezer engel Sant Michel, aller engel erztian, lâ dich niht dringen hin dan den argen tievel fwind! dins ambts dich underwind, in der werden engele kôr. die man in finem dienft hie tuot; ift er alfo gemuot, als ich die pfaffen hær predigen, fô fchol er billich erledigen fin fêl ûz allem trüebefal. 4) Wahrscheinlich ift zu lefen: „diu von krankeit des muotes kumen, zevuort und zekrumen;" denn krimmen ift ein Zeitwort der starken Conjugation. 61. DAS ALTE HELDENBUCH. Wann die volksthümlichen Epopóen: Ortnit (ed. Ettmüller, Zürich 1838), Hug- und Wolfdieterich, Rofengarten und Laurin (ed. Ettmüller 1839), die später im Buch der Helden 1) vereinigt wurden, und unter diesem Titel in vielen alten Drucken auf uns gekommen find, entstanden feien, ift noch nicht mit Sicherheit ermittelt. Daß Bearbeitungen diefer Gedichte schon im dreizehnten Jahrhundert vorhanden waren, kann nicht bezweifelt werden. Die Geftalt aber, in welcher wir fie befitzen, haben fie keinen Falls vor dem vierzehnten Jahrhundert erhalten. Wir reihen daher hier ein Paar Proben aus dem Rofengarten und aus Hug- und Wolfdieterich an, ohne damit über die Entstehungszeit der Dichtungen etwas Näheres beftimmen zu wollen. Als verwandte Gedichte nennen wir noch den Biterolf (v. d. Hagen's und Primiffer's Heldenbuch, Bd. I.), Dieterich's Flucht (ebd, Bd. I.), die Ravennafchlacht (ebd. Bd. II.) und das Eggenlied, aus welchem unten ebenfalls eine Probe folgt. Die beiden letzteren Dichtungen gehören auch der Zeit nach hieher; dagegen ift Biterolf (vom Verf. der Klage gedichtet) weit älter, und auch die Bearbeitung, in der wir Dietrich's Flucht haben, ftammt noch aus dem dreizehnten Jahrhundert. Vgl. Gervinus II, 92 ff. Koberftein §. 103. 104. 145. 1) AUS DEM ROSENGARTEN. (W. Grimm's Ausgabe. Göttingen 1836. S. 86 ff.) Zum Unterfchiede vom Laurin, der auch der kleine Rofengarten heißt, wird unfer Gedicht, das zu den beften Produkten feiner Zeit gehört, gewöhnlich der große Rosengarten genannt. Daßelbe ift (worüber Grimm's Einleitung S. II. ff. nachzusehen) in sehr verschiedenen Bearbeitungen vorhanden; der allen Bearbeitungen gemeinfame Hauptinhalt aber ist folgender. Die übermüthige Kriemhild, welche in einem Rofengarten zu Worms ihren Hofhalt hat, wünscht sich zur Feier ihrer Vermählung mit Siegfried (f. d. Nibelungenlied) ein großartiges Schaufpiel zu bereiten, und läßt daher an Etzel und Dieterich von Bern die Aufforderung ergehen, mit ihren Mannen nach Worms zu kommen und fich mit den Hütern des Rofengartens, worunter Krimhild's Vater, Gibich, ihre zwei Brüder und ihr Verlobter Siegfried, im Zweikampfe zu meßen. Den Siegenden werden Rosenkränze und Küffe verheißen; die Befiegten follen Lehensleute der Sieger werden. Etzel und Dieterich machen fich auf den Weg und fenden, vor Worms angelangt, Rüdiger von Bechlaren zu Kriemhild, um ihre Ankunft zu melden. Kriemhild heißt fie kommen, und der Kampf beginnt. Die Burgunden unterliegen; felbft Siegfried wird von Dieterich befiegt und verdankt sein Leben nur der Fürbitte Kriemhild's; mehrere feiner Genoßen finden im Kampfe den Tod, und Gibich muß fein Reich von Dieterich zu Lehen rehmen. Dô hiez der künec Etzel blåfen daz herhorn. dem meifter Hiltebrant: Über die verfchiedenen Ausg. des Heldenbuchs vgl. v. Hagen's Grundriß S. 11 ff. Nu ift der felbe vêrge unt hât ouch zwelef füne, Den er fol über vüeren," ,,von dem wil hân der verge Dô fprach der von Berne: den kenne ich wol; über varen fol, fol er behalten fîn leben; ob er uns vrift wil geben. gar ein grôzer man, „daz wære ein übel pfant, folte ich im lâzen einen vuoz und eine hant." Dô fprâch der von Berne, Do sprach der münich Ilfan: zuo dem langen rifen gein der wunderküene man: ,,ich wil ein bote fîn Wormez an den Rîn. sprach der münch Ilfan, der felbe grôze man." Wolfhart fchiere sprach; diz groze ungemach gên eim einigen man! Wir wellen ime vlêhen, fwenner niht wil fecke tragen, unt fuln denne fprechen: daz dir der tiuvel lône, zwelven gefigen an! mit eime knütel guot, geriten unt gerant, Sie waren lange wile .die recken von den Hiunen, wie fi unverzaget wæren Dô fach man ûf dem velde die tæten fich bekant, in fturm unt ftrîtes nôt. manec banier rôt. |