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mit fîner reinen huote; des liez er im ze guote dar komen eine hinden; an der begunder vinden zehant die lipnarunge fîn; fi ftuont über daz kindelîn des tages iemer drî ftunt

und hienc ir bruft für finen munt: die fuoc der junge füeze knabe und hete fin genist dar abe und den lebetagen fin. Nú daz erwelte knebelin

alfus lac in dem wilden hage, und fîn diu hinde et alle tage nam mit hohem flize war, do was ein hirte komen dar in den walt mit finem vihe, der hôrte, des ich mich verfihe, daz kindelîn dâ weinen. Dô îlt er nach der kleinen jæmerlichen ftimme lût über gras und über krût,

und kam reht in den felben hac, dar inne ûf grüenem rife lac daz kint von hôher art geborn. Nû was fin lip als ûz erkorn und als rehte wunneclich, daz der hirte fröute fich dur fin vil klârez bilde. Er truogez von der wilde

und ûz dem wüesten walde

ze finem hûfe balde,

dar inne er fin vil fchône pflac.

Des hirten wip dâ kindes lac; daz kam ze heile dirre fruht. Diu frouwe leite durch ir zuht und durch fînen klåren fchin an ir bruft daz knebelin und zôch ez minneclichen dran. Ein ander ammen fi gewan, der fi bevalch ir felber kint. Ir trûren wart vil gar ein wint dur den hôch gebornen knaben: fi wolt in verre lieber haben, dann ir kint, daz si gebar. Si nam fin flizeclichen war mit füezer handelunge, fô lange biz der junge wart ein wol gewahlen kneht. Got leit ûf in der gnâden reht und alfo vollecliche tugent, daz edél knabe in fîner jugent nie wart fô zühtec und fô wis. Er bluote fam ein rôfen rîs in manicvalter güete. Sin herze und fîn gemüete ftuont ûf gerihtet unde ftarc, daz er vil felten ie verbarc, swâ manz bewæren solte. Der füeze wænen wolte

für ein gewislich mære,

daz der hirte wære

ân allen fchimpf der vater fin.

Ouch tete er im die triuwe schîn, daz er uf in foltè hân

billich vaterlichen wân.

54. DER SCHWABENSPIEGEL.

(W. Wackernagel's Ausgabe, Th. I. das Landrecht enthaltend. Zürich und Frauenfeld 1840.)

Eines der intereffanteften Denkmäler deutfcher Profa aus dem dreizehnten Jahrhundert ist der Schwaben spiegel, ein dem älteren Sachsenspiegel (entstanden um 1215, und herausgeg. von Homey er. Berl. 1835. 1842.) nachgebildetes Rechtsbuch, welches in zwei Theile, das Landrecht und das Lehenrecht, zerfällt. Man hat von dem Schwabenspiegel mehrere, aus verfchiedenen Zeiten her

rührende Bearbeitungen. Die ältefte, welche W. Wackernagel herauszugeben angefangen hat, fcheint von einem fchwäbischen oder baierifchen Geiftlichen herzurühren und ist noch vor 1276 verfaßt. Vgl. Koch, Compendium der deutschen Literaturgefchichte I, 39 ff.

WER DEN KÜNIC KIESEN SOL.

Den künic fullen drî phaffen vürsten unde vier leien vürften kiefen. Der bifchof von Mênze 1) ift kanzler ze diutfchen landen; der hât die erften ftimme an der kür. Der bifchof von Triere ift kanzler über daz künicrîch Arel; 2) der hât die andern ftimme an der kür. Der bifchof von Kollen 3) der ift kanzler ze Lamparten 4) unde hât die dritten ftimme an der kür. Daz fint driu vürften ampt; diu hærent ze der kür. Under den leien vürften fô hât der phalenzgrâve von Rîne die ersten ftimme an der kür; der ift des riches truhfæze, unde er fol dem künige die êrften fcüzel tragen. Der herzoge von Sahfen hât die andern ftimme an der kür under den leien; der ift des küniges marfchalc, unde fol dem künige fîn fwert tragen. Der marcgrâve von Brandenburc der hât die dritten ftimme an der kür, unde ift des rîches kamerer, unde fol dem künige wazzer geben. Der herzoge von Beiern hât die vierden ftimme an der kür, unde ift des riches fchenke, unde fol dem künige den ersten becher tragen.

Dife vier fullen tiutfche man fin von vater unde von muoter oder von eintwederme. Unde fwenne fi wellent kiefen, fô fullen fi gebieten eine sprâche ze Frankenfurt. Die fol der bifchof von Meinze gebieten bî dem banne, unde der phalnzgrâve von Rine bî der æhte. Si fullen dar gebieten ir gefellen ze dem gefpræche, die mit in da welent, unde der andern vürften als vil, als fi ir gehaben megen. Dar umbe ift der vür

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ften ungerade gefetzet: ob vier an einen vallen unde drî an den andern, fô fol ie diu minner menige der mêrern volgen; daz ift an der kür reht. È daz die vürften kiefent, fô fullen fi ûf den heiligen fweren, daz fi durch liebe noch durch leide noch durch guotes miete, daz in geheizen fi oder gegeben fi, noch durch niht wellen, daz geværde heize, wan als vil in ir guot gewizzen fage. Swer anders welt, wan als an difem buoche ftêt, der tuot wider got unde wider reht. Unde wirt ir einer dar nâch überreit, als reht ift, daz er guot dar umbe habe gelobet ze nemen oder hât genomen dag ift fymonie; der hât fine kur verloren, unde fol fi nimmer mêr gewinnen, unde ist dâ zuo meineide. Daz fol gefchehen, dâ der künic einen hof gebiutet. Dar fol man dem felben ouch gebieten, er fî leien vürste oder phaffen vürfte; unde kumet er niht dar, man fol im anderftunt ze andern hoven gebieten; unde kumt er ze den dritten niht, fô fol man in meineide fagen; unde fwaz er von dem riche hât, daz ift dem rîche ledic, unde der künic fol in ze æhte tuon. Unde ift ez ein phaffen vürfte, der künic riht über in, als über einen leien, unde fol dem påbefte fchriben, wie übel er gevaren habe, unde wie er fine triwe an der kriftenheit gebrochen habe; unde heize daz bewæren vor dem påbefte; der fol in danne von allen finen phaflichen êren fcheiden, unde fîn bifchtuom einem andern lân; unde fol dar nách leben, als in der pâbeft heizet leben; wan

2) Arles, Arelat (Burgund).

3) Köln.) Lombardei.

der påbest hât vollen gewalt, unde mac im genâde tuon unde mac im fin bifchtuom wider lâzen unde fine pheflich êre: daz stét an finen genåden. Unde wirt der künic der felben fchulden über

komen, fo ift er ze unrehte an dem riche. Daz fol man über in klagen dem phalzgrâven von dem Rine. Nieman mac geziuc über in fin umbe die fchulde, wan die vürften, fi fin geiftlich oder werltlich.

55. HUGO VON TRIMBERG,

(Ausgabe des hiftorischen Vereins zu Bamberg 1833. 4°.)

ift ohne Zweifel in dem zum ehmaligen Fürstenthume Würzburg gehörigen Dorfe Trimberg geboren und war von 1260-1309 Schulrector zu Bamberg. Er fieng erst in seinem fünfzigsten Jahre zu dichten an, hatte aber früher verschiedene profaische Werke, theils Deutsch, theils Lateinisch, geschrieben, wie er denn überhaupt ein eigentlicher Gelehrter war, der nicht bloß eine bedeutende Bücherfammlung, fondern auch einen hohen Grad von Belesenheit befaß. In seinem um 1300 verfaßten Renner, so genannt, „wanne er fol rennen durch diu lant,“ zeigt er eine vertraute Bekanntfchaft mit der Bibel, die er als Quelle aller wahren Weisheit bezeichnet, aber auch mit den Scholaftikern und Kirchenvätern, ja fogar mit den Claffikern. Die Tendenz des nahezu 25000 Verfe umfaßenden Gedichts ift eine religiös-moralifche: es geißelt die im Zeitalter des Verfaßers herrschende Sittenverderbniß ganz in der Weise des Berchtold von Regensburg, und knüpft die Lehre häufig an Fabeln, Gleichniffe und Anekdoten an, die meift etwas breit, aber mit ansprechender Natürlichkeit erzählt find. Eine Überarbeitung des Renners von Seb. Brandt, wurde 1549 zu Frankfurt a. M. gedruckt. Vgl. Gervinus II, 118 ff. Koberstein §. 116. 119. 139.

1) Von hoher tichter lobe.
(Zeile 1211 — 1247.)

Gitikeit, luoder und unkiufche muotwille und unzimlich tiufche habent mangen herren also befezzen, daz fi der wife gar Hânt vergezzen, in der hie vor edel herren fungen: von Botenloube und von Morungen, von Linburg und von Windesbecke, von Nife, Wildonje und von Brûnecke, her Walther von der Vogelweide, fwer des vergæze, der tæt mir leide: aleine er wære niht rich des guotes, doch was er finniges muotes. Her Reimâr und her Peterlin

mugen dirre genôzen an fin wol fin;

des felben wil ich dem Marner jehen.
Swer meister Cuonrâden hât gefehen
von Wirzeburc, oder fin getihte,
der fetze in wol zuo dirre pflihte,
wanne er volget ir aller fpor.
Doch rennet in allen der Marner vor,
der luftic tiutfch und fchon latîn,
frifchen brunnen und starken wîn
gemifchet hât in süeze gedœne.
Meifter Cuonrât ift an worten schoene,
die er gar verre hât gewehfelt

und von latin alfô gedrehfelt,

daz lützel leien fi vernement;
an tiutschen buochen die niht zement.

Swer tihten wil, der tihte alfo, daz, weder ze nider noch ze hô, fines finnes fliege daz mittel halten: fo wirt er wert beide jungen und alten. Swaz der menfch niht verstêt,

2) Zeile 2180

Wê dem lande, des herre ein kint ift und an guoten witzen blint, und des fürften fich des flizent, daz fi gerne fruo enbîzent! So getâner herren râtgeben müezent nâch ir willen leben, wann fie von in belêhent fint, und vürhtent, daz ir wîp und kint gar verderbt werden von in. So getân vorhte und bæfer gwin machet der bæfen râtgeben vil, 'von den ich iu mêr fagen wil.

Swer bæfen herren fich wil lieben, der muoz gar hinder rücke schieben wârheit, zuht, triuw unde fcham: fi werdent fchiere im anders gram. Swer arme liute twingen kan, kaften und biutel in machen wan, und denne zuo finem herren sprichet, fwenn er daz guot in ab gebrichet: ,, herre, diz nemt ir wol mit rehte, fi fint iur eigen unde iur knehte. Nemt ir guot mit fenftem muote: fi nement ez doch von iuwerm guote.“ der ift nu mangem herren wert. Getriuwer diener niemen gert, die gotes und der fêle gedæhten, unde ir herren gerne bræhten nâch dirre erde unftætikeit

zuo der ewigen fælikeit:

der wort und werc fint ungenæme,

træge ez im in die ôren gêt:

des hære ich mangen tôren vernihten meifter Cuonrådes meisterlichez tihten; ich hæer aber fin getihte felten wol gelêrte pfaffen fchelten.

2241.

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VIERZEHNTES JAHRHUNDERT.

56. FRAUENLOB.

(L. Ettmüller's Ausgabe, Quedlinburg und Leipzig 1843; v. d. Hagen, Minnefinger II, 337 ff. III. 111 ff. 355 ff.)

Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob, ift in der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts, wahrscheinlich in Meißen, geboren, lebte aber später in Mainz. Nach der Überlieferung der Meisterfänger, die ihn zu dem erften ihrer zwölf alten Meister machen, war er Doctor der Theologie und Domherr dafelbft. Den Beinamen Frauenlob verdankt er dem Umftande, daß er in einer Reihe von Gedichten gegen Regenbogen den Vorzug des Namens Frau vor dem Namen Weib zu beweifen fuchte, worüber der gleichzeitige Rûmeland fehr gut bemerkt: „zwâre einer hennen vuoz gæb ich niht umbe iuwern kriec, fît daz wîp vrouwe meinet unt vrouwe wîp.“ Frauenlob Starb 1318 zu Mainz und wurde von den dortigen Frauen unter großem Weinen und Weheklagen zu Grabe getragen. Seinen Gedichten, in welchen er fich den Wolfram zum Vorbilde genommen hat, kann eine gewisse Gedankenfülle nicht abgesprochen werden, aber an Schwulft und gefchmacklofer Anhäufung von Bildern übertreffen fie noch Konrad's von Würzburg schlechtefte Producte; und manche von ihnen, in welchen der Dichter fein tiefes Wiffen befonders glänzen laßen will, find schlechthin unverständlich. Das Gekünftelte und Handwerksmäßige feiner Poesien hat den Meisterfängern zum Mufter gedient, daher fie ihn mit Recht als ihren Vorläufer betrachten, wenn er auch keine Meistersängerschule gestiftet hat. Außer einem sehr umfangreichen Leiche auf die Jungfrau Maria, der dem Hohenliede nachgebildet ift, hat Frauenlob eine große Zahl kleinerer Gedichte, meist Sprüche, hinterlaßen. Vgl. v. d. Hagen, Minnefinger IV, 730 ff. Gervinus II, 40 ff. Koberftein S. 78. 94. 113. 114, 115.

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