er fie danne tragen wirt, fô gêt er kûme eine wochen dar ûffe. Du trügener! du triugest manigen armen menschen, wanne die richen getarft du niht effen. Du zapfenzieher, du tuoft dime ampte ouch felten rehte: du giuzest etewenne wazzer in den win oder fülen wîn in den guoten, daz ein menfche etewenne grôzen siehtuom dar an trinken mac. Du bist ein diep, wanne du gibft der rehten mâze niht, wanne fwaz du im dar an behabeft, daz hâft du im verftoln, unde dîner fèle wirt niemer rât, du engelteft danne unde gebeft im wider, ob du ez maht geleisten. Ir hêrfchaft, lât ez iuch erbarmen, daz fich got über iuch erbarme, daz fô manigerleie trügenheit ûf ertrîche ift und iuch anders niht fürtreit, wan daz ir iuch dà mite verdampt. Wan fwaz der krâmer gewinnet mit fîner unrehten wâge, daz verstilt im der wînman, der zapfenære, her wider an dem wîne, unde der fnider und fin kneht an dem gewande; wanne fô er fin gewant vor den ougen fnîdet, fô verftilt erz im vor den ougen, wan er legt die gêren lang an den rok unde fnîdet danne dag breite abe unden an dem gêren: fô du wæneft du habest ez wol bewart, fô hât er dirz geftolen, du weift hiute wie; unde fô du wæneft du habeft ein wîtez gewant, fô hâft du sîn niht. Du diep und du velfcher! daz felbe tuot der belzer an dînen vêhen belgen. Zele fie hin und zele fie her, er ftilt dir dannoch dâ von. Mit welhen liften er daz tuot, daz weiz er unde fin herre, der tiuvel, wol. Wie folte ich etelichen diepheit lêren! Jô gelêrt dich einer din genôze vil wol. Alfo ftilt der dem, fo ftilt er dir morgen her wider mit fines amptes trügenheit. Unde då von künnet ir niemer tiurre werden, wanne diu fünde nimpt an iu úf. Wæret ir danne alle getriuwe unde wæren iuwer gewinne reine, und ob ir ein almuofen dâ von gæbet, daz kæme iu ze ftaten an der fælikeit libes unde fêle. War umbe verunreineft du dîn guot mit trügenheit oder mit diepheit mit dînem ampte an dinen bruodern, daz ist an dînen næhften, wan wir folten alle einander gebruoder fin in gote. Sô verunreinet er fich an dir, alfam tuoft du herwider; unde triugest du in, fô triuget er dich herwider; oder du ftilft im, fô ftilt er dir herwider: fô habt ir beide übel gewehfelt. Unde dâ von hât iu got daz pfunt vil hôhe enpfolhen, daz ir ez im wider gereiten künnet, wan ez manic tûfent fêle bringt zer helle, daz ir niemer mêre rât wirt, daz ir des pfundes gebriftet. Und alfo fult ir iu daz pfunt wider reiten zwivalt, wan man muoz ein ieglich pfunt zwivalt wider reiten. Des êrften, daz du dîn ampt mit triuwen folt üeben durch got. Zem andern mâle fult ir iuwer ampt üeben durch des lônes willen, der iu dâ von gebürt, wanne ir möhtet fin umbe fus niht erziugen, wan ir müezet iuch dâ von begên spise unde gewandes. Daz felbe möhten ouch ander, prediger und bîhtiger, fie fîn geistlich oder werltlich; hêten fie niht kirchen oder pfrüende oder daz in nieman opfer gæbe, fie möhten die kriftenheit niht berihten. Alfô müezent geiftliche liute des almuofen leben. Wir fuln unfer ampt durch got üeben und auch durch daz almuofen. Daz felbe suln ouch die rehter und die herren, den der almehtige got geriht unde gewalt hât verlühen ûf ertrîch; wan daz ist ir ampt, daz fie reht geriht haben und witwen und weifen füln fchirmen durch got. Zem andern mâle durch die dienste, die iu' die armen liute dienen müezent. Nemt aber ir zuo vil dienftes, fo wirt iu gebreftende an dem pfunde, und ob ir fie ze rehte niht fchirmt als ir fult und als iu got daz pfunt und daz ampt bevalch, do man iu daz fwert fegente. Daz felbe tuot der antwerkman: fwaz im ze lône gevellet, daz hât er mit rehte, ob erz mit triuwen wirket. Und der koufman, swaz im zuo gewinne gevellet an dem koufe, daz er durch gewin koufet âne geværde; daz mein ich, daz er niht für hât gekouft ûf die lenge der zit, ûf daz næher, und niht gedinges git ûf daz jâr umbe daz tiure, oder dâ mite du niemen betriugeft: daz hâftu mit rehte, wanne man dînes amptes in keine wife geraten mac. Wir möhten der koufliute niemer enbern, wanne sie füerent von cinem lande in daz ander daz wir bedürfen, wan ez ift in einem lande daz wolveile, fô ift in eim andern lande jenz wolveile, und dâ von fullent fie daz hin füeren und jenz her; dâ von fullent fie ir lôn zé rehte haben: daz ift ir gewin, den fie ze rehte gewinnent. 53. KONRAD VON WÜRZBURG ift einer der fruchtbarften Dichter des Mittelalters. Wir haben von ihm einen trojanifchen Krieg von etwa 60,000 Versen (zum Theil gedruckt in Müller's Sammlung deutscher Gedichte, Bd. 3.); verschiedene Erzählungen von größerem und kleinerem Umfang, wie: den Schwanritter (abgedruckt in den altdeutschen Wäldern, Bd. 3.), Engelhart (herausgeg. von Moriz Haupt. Leipzig 1844), 1) Otte mit dem Barte (herausgeg. von K. A. Hahn 1388) und andere; eine Legende, Sylvefter (herausgeg, von W. Grimm 1841); ein Lobgedicht auf die Jungfrau Maria, die goldene Schmiede genannt, in 2000 Verfen (herausgeg. von W. Grimm 1840), und eine ziemliche Anzahl lyrischer und kleiner didaktischer Gedichte. Seiner Fruchtbarkeit entspricht aber fein poetisches Talent nicht. Er felbft klagt über den Verfall der Dichtkunft. Und obwohl wir bei ihm eine Gewandtheit und Fülle des Ausdrucks finden, wie fie nur die gereiftefte Kunstfertigkeit zu erzeugen vermag, fo zeigt doch die langweilige Breite, mit der er feine Stoffe behandelt und die überall in feinen Werken fich kundgebende Armuth an neuen Gedanken, die er durch frappant sein sollende Bilder und übel angebrachte Gelehrfamkeit umfonft zu verdecken fucht, wie fich in jener Klage zunächst eben das Gefühl feiner eigenen Unzulänglichkeit ausfpricht. Das Befte, was er hervorgebracht hat, ift Engelhart und feine kleineren Erzählungen, unter welchen besonders Otte mit dem Barte ausgezeichnet zu werden verdient. Von Konrad's Leben ift wenig mehr bekannt, als daß er längere Zeit in Straßburg und Bafel lebte und am letzteren Orte 1287 starb. Er heißt „Meifter“, fcheint alfo bürgerlichen Standes gewefen zu sein. Vgl. Gervinus I, 501 ff. Koberftein S. 92. 95. 96. 98. 113. 114. Museum f. altdeutsche Literatur und Kunst, herausgeg. von v. d. Hagen, Docen und Büfching I, 39 ff. 1) Ein Auszug findet fich in Efchenburg's Denkmälern altdeutscher Dichtkunft 1799. 2) ohne Reif; d. h. der Thau wird nicht mehr zu Reif; der Winter ift vorüber. 3) Kluft = geöffneter Kelch. 4) Bei diefer Wonne, diefem lieblichen der Mann. Wie der Thau die Rofen Beginnen des Sommers. 5) Mannes Leib fchmückt, fo muß fich der Mann mit Ehre fchmücken, wenn er will, daß, wie von jenen die Vögelein, fo von ihm ein verständiges Weib fich angezogen fühle. - 6) Mit preiswürdigen Eigenschaften und Bestrebungen. 7) Auf die falfche, unreine Liebe führt den Dichter wahrfcheinlich die Reinheit des Thaues.) Die Süßigkeit verwandelt fich in Bitterkeit, die Liebe in Haß. 9) Der Meißner, ein berühmter Minne fänger, deßen auch Reinmar von Zweter und Andere gedenken. V. d. Hagen (Minnef. IV, 720 f.) hält das Lob, das ihm hier Konrad fpendet, für Ironie, namentlich wegen des „alfus kan ich liren etc." 10) S. unten Anmerk. 2 zur goldenen Schmiede. 1) Der Inhalt des Gedichts ift kürzlich diefer: Bei einem Fefte, das Otto der Große (von der Sage wahrscheinlich mit Otto II. verwechselt, Scholl, Literatur - Gefchichte I. 11 daz er bluotic worden ift?" Mit zorne fprach der keifer dô: „Jâ,“ sprach der keifer rîche, ich wil in vragen, war umb er mit zorn er wider in dô fprach: von iu ze tôde erlempten." an mir vil armen hiute: Der keifer übel unde rôt welchem das Prädikat der Graufamkeit, das Konrad fo fehr hervorhebt, mit größerem Rechte beigelegt wird, als feinem Vater) zu Bamberg veranstaltet, nimmt der junge Sohn eines Schwäbifchen Großen ein Stück Brod von der gedeckten Tafel und wird deßhalb von dem Truchfäßen des Kaifers über den Kopf gefchlagen. Darüber ergrimmt der „Zuhtmeifter" des Knaben, Ritter Heinrich von Kempten, und es entSpinnt fich ein Wortwechfel, in Folge deßen Heinrich den Truchfäßen erschlägt. Jetzt folgt die oben mitgetheilte Scene. Heinrich kehrt in die Heimath zurück und vermeidet fortan, dem Kaifer unter die Augen zu kommen. Als aber diefer zehn Jahre später in Heinrich's Nähe von treulofen Feinden überfallen wird, da eilt der heldenmüthige Ritter, der gerade ein Bad hatte nehmen wollen, nackt, und nur mit Schild und Schwert bewaffnet, dem Kaifer zu Hilfe und rettet ihn, fein eigenes Leben auf's Spiel fetzend. Mit einer rührenden Verföhnung endigt fofort die Gefchichte. den hie mîn truhfæze treit, lid ich mit fulcher arbeit, daz ich niht muotes hân dar zuo, Ir arnet ez, sam mir mîn bart, Der werde ritter Heinrich Då von sprach er: „nû merke ich wol, daz ich benamen sterben sol; des hân ich reht, daz ich mich wer und daz leben mîn gener, al die wile daz ich kan.“ Hie mite der ûz erwelter man gelwinde für den keifer fpranc. Er begreif in bî dem barte lanc, er zucte in über finen tifch: ez wære vleisch oder visch, daz man dâ vür in hete brâht, daz wart gevellet in ein baht. Als er in bi dem barte dans, daz kinne wart im unt der vlans vil hâres dâ beroubet; fin keiferlichez houbet wart fêre entschumpfieret: diu krône wol gezieret, diu dar ûf gesetzet was, ein mezzer wol gewetzet, daz het er im gefetzet vil fchiere an fine kelen hin: mit der hant begond er in vaft umb den kragen würgen; er fprach: „nû lât mich bürgen enphâhen unde ficherheit, daz iuwer gnâde mir bereit und iuwer hulde werde: ir müezet ûf der erde daz leben anders hân verlorn; den eit, den ir hât gefworn, den velfchet, ob ir welt genefen, od ez muoz iuwer ende wefen." Sus lag er ûf im an der zît und roufte in fêre en widerftrît mit finem langen barte; er wurgte in also harte, daz er niht mohte sprechen. Die werden unt die vrechen fürften alle ûf sprungen, fi liefen unde drungen algemeiniclichen dar, dâ der keifer tôtgevar lag under dem von Kempten: an kreften den erlempten hætens an den stunden von im vil gerne enpunden. Dô fprach der ritter Heinrich: ,,ift ieman der nû rüere mich, fô muoz der keifer ligen tôt; dar nach fô bringe ich den ze nôt, der mich zem êrften rüeret an. Sit daz ich niht genefen kan, fô kumt der wirt ze vreifen: ich ftich im abe den weifen mit difem mezzer vefte; ouch müezen fîn die gefte engelten, die mich wellen flahen: ich giuze ir bluotes manigen trahen, ê daz ich müge verderben. Nû dar! fwer welle fterben, Sus trâtens alle hinder fich, |