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51. ULRICH VON LICHTENSTEIN.

(Herausgegeben von Lachmann, Berl. 1841.)

Der Frauendienst Ulrich's von Lichtenstein, eine poetische Selbftbiographie (vollendet um 1255), und das zwei Jahre später verfaßte Frauenbuch deffelben, welches ein Gefpräch zwifchen einem Ritter und einer Dame über die Minne enthält, laßen uns einen tiefen Blick in den Verfall der ritterlichen Zucht und Sitte in damaliger Zeit thun. Obwohl Gatte und Vater, erzählt Ulrich in dem ersten der genannten Werke feine Liebesabentheuer mit den Weibern Anderer auf eine fo unbefangene Weife, als wären diefelben bei einem Manne von gutem Tone etwas ganz von felbft fich Verftehendes. Und die Gefchichte diefer Liebesabentheuer und der feinen Damen zu Ehren unternommenen Turnierfahrten, deren eine er als Venus verkleidet macht, bildet den ganzen Inhalt des dickleibigen Buches, in welchem ewige Wiederholungen, die fich sogar bis auf die einzelnen Worte erstrecken, zuletzt auch den geduldigften Lefer zur Verzweiflung bringen. Auch die Minnelieder Ulrich's, deren er eine große Zahl (meift Tanzweifen) in die Gefchichte feines Lebens verwoben hat, zeugen, wie von Mangel an ächtem Gefühl, fo von großer Ideenarmuth, find aber ausgezeichnet durch Glätte und Eleganz der Form. Das Vaterland des Dichters, der dem noch blühenden, seit 1618 fürstlichen Geschlechte der Lichtensteiner angehört, war Steiermark. Geftorben ift er am 26. Jan. 1275 oder 1276. Vgl. v. d. Hagen, Minnefinger IV, 321 ff. Th. v. Karajan's Anmerkungen zu Lachmann's Lichtenstein, S. 661 ff. Gervinus I, 339 ff. Koberftein S. 71. 77. 97. 110. 111.

AUS DEM FRAUENDIENST.
a) Vom Jahr 1223.

Min huld und ouch den dieneft min enbiut ich dir vil willeclichen, und tuon dir kunt, daz ich mich hebe von dem nåhsten måntage von dem hûfe, dâ ich alzan ûf bin, nnd var hinze dem hûfe, als du wol weift, und bin über naht in dem market, der bî dir lît. Nu bit ich

Ich reit von danne få zehant gein Eppenstein, dâ ich vant hern Liutfrit halten ûf dem plân, gezimirt als ein richen man.

dich, daz du des iht lâft, du komeft dar zuo mir: fô wil ich dir alles des antwürten, des du mir enboten hâft. Wil ouch dîn neve dar komen, den fihe ich gern, durch finen munt, wie im der ftê, und durch anders niht. 1)

b) Vom Jahr 1240.

Ich het in Kalocriant genant. 2)
Der riche fprach dô fâ zehant:
,,hie kumt der werde künec Artûs
und wil mich heim fuochen ze hûs.

1) Diefer Brief ift von Ulrich's Dame an eine Verwandte von ihm gefchrieben, welche die Vermittlerin zwifchen beiden macht. Der Schluß bezieht fich darauf, daß Ulrich der Angebeteten zu lieb eine mißgeftaltete Lippe einer Operation unterworfen hatte. 2) Die Herren Ritter legen fich im Frauendienft durchgängig die Namen von Helden der Tafelrunde bei.

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Sin fuochen ift her al mîn ger. Nu reich mir her ein ftarkez fper: ich fol enpfâhen in alfô,

dâ von die fprîzeln vliegen hô. Er wil an mir der vrowen fin dienen nu ift der wille mîn, daz unfer tjoft hie werde guot.

Daz ift min wille und ouch min muot."

Ein fper nam er få in die hant.

Dô ich in fo bereiten vant,

des vreut ich mich und sprach alsô:
,,dêswâr ich bin des harte vrô,
daz her Liutfrit hie tjofte gert.
Er ift ein edel ritter wert."

Dô vreut ich mich ze gefellen fin:
dô bant ich ûf den helm mîn.

Wir waren bêde hochgemuot:
des wart diu tjoft vür wâr dâ guot.
Zwei fper då wurden wol verswant;
dar nach wir fchieden dan zehant.
mit vreuden wir von danne riten,
gekleidet wol nâch ritters fiten,
ze Chrabac ûf den anger breit,
dâ mir diu herberg was bereit.
Mir warn geflagen zwei gezelt
und vier hütte ûf pluomen velt,
ûf einen anger wünneclich.

Di naht wâr wir dâ vreuden rich.
Så dô der ander tac her gie,
dô zogten zuo uns dort unt hie
gezimirt ritter mit den fpern:
di hôrt man alle tjofte gern.

Ein meffe hete wir vernomen,
ê daz die ritter wåren komen.
Zehant ich wâpen mich began:
ich wart gezimirt als ein man,
der von einer vrowen guot
ift ritterlichen hochgemuot:
alfo was ouch dô mîn lip
vil hochgemuot durch ein wip.
Der reinen wolt ich dienen då.
Dô bant ich ûf den helm fâ,
ein fper nam ich in die hant,
ich reit, dâ ich tjoftiren vant.
Da wart getjoftirt ritterlich;
vür war manc puneiz muotes rich

wart då mit ritters kunft geriten, mit fperes ort kollir verfniten.

Ich hân an difem buoche vil von tjoft gefaget: dâ von wil ich cz kürzen, fwâ ich kan, und wil fi ungenennet lân, die fchône ir vrowen dienten dâ und fit vil ofte anderswâ. Si wåren ritterlich gemuot: des wart då vil manc puneiz guot. Ich fage iu, wie ez dâ gefchach. Ê daz ich fiben sper verftach, do wâren driuzên sper ûf mir verftochen, daz geloubet ir. Dar nach dô reit ich fâ von dan. Zehant ich tihten dô began, dô ich alfô von danne fchiet, difiu ritterlichen liet.

Ein ûzreife, diu ander. Eren gernde ritter, lât iuch schouwen Under helme dienen werden vrouwen. Welt ir die zît vertrîben ritterlich, êren rich

wert ir von guoten wîben.

Ir fült hôch gemuot fîn under fchilde, Wol gezogen, küene, blîde, milde. Tuot ritterschaft mit finnen und fit vrô,

minnet hô:

fô mügt ir lop gewinnen.

Denket an der werden wîbe grüezen, Wie fich daz kan guoten vriunden füezen. Swen vrowen munt wol grüezet,

derft gewert,

fwes er gert:

fîn vreude ift im gefüezet.

Swer mit fchilt fich decken wil vor
fchanden,

Der fol ez dem libe wol enplanden.
Des fchildes ampt gît êre.

imft bereit werdekeit :

fi muoz ab kosten fêre.

Manlich herze vindet man bi fchilde: Zeglich muot muoz fîn dem schilde wilde.

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52. BERCHTOLD VON REGENSBURG.

Berchtold, der berühmtefte Prediger des dreizehnten Jahrhunderts, scheint in Augsburg oder der Umgegend geboren zu fein, und hieß mit feinem Familiennamen Lech. Er war ein Schüler David's von Augsburg und Bruder des Franziskanerklofters zu Regensburg. Seine Wirkfamkeit fällt zwifchen 1247 und 1272, in welchem Jahre er starb. Predigend zog er in Baiern, Öftreich, Böhmen u. f. w. ⚫umher, und fah oft, indem er, wie es damals gewöhnlich war, feine Kanzel auf den Gipfeln der Bäume aufschlug, ungeheure Menschenmassen (ein Chronist redet von 200,000) um fich verfammelt. Obwohl er in feinen Predigten gerne allegorifirt, ist er doch fern von jener Überfchwenglichkeit, welche wir bei Tauler, Seufe und den übrigen Mystikern des vierzehnten Jahrhunderts finden. Er spricht einfach und herzlich; Schade nur, daß der Fluß feiner Rede oft allzufehr in's Breite geht. Einen Theil von Berchtold's Predigten hat Kling herausgegeben. Berlin 1824.

Vgl. Gervinus II, 117 f. Koberstein S. 121. J. Grimm in den Wiener Jahrbüchern 1825. S. 194 ff. W. Wackernagel, die Verdienfte der Schweizer um die deutfche Literatur S. 14 ff, 35 ff.

AUS DER PREDIGT: VON DEN FÜNF PFUNDEN.
(Aus der Heidelberger Hs. 24. mitgetheilt von F. Pfeiffer.)

Daz ander pfunt ift daz ander gelit. Swenne du daz ane fihft, fô foltu gedenken, daz du gote des andern pfundes fchuldic bift wider zuo reiten. Daz ist dîn ampt, daz dir got verlihen hât, wan unfer herre hât eime ieglichen menfchen ein ampt verlihen. Er hât niemen zuo müezekeit gefchaffen: wir müezen uns alle eteswes underwinden, dâ mite wir genefen. Ich hân ouch ein ampt: predigen ift mîn ampt. Wan unfer herre alliu dinc mit wisheit geordenet hât, dâ von hât er ouch dem menfchen fin leben geordent und ge

fchaffen, als er wil, und niht als wir wellen. Wan ez wolte etelicher gerne ein grâve fin; fô muoz er ein fchuohfuter fin. So wolteft du gerne ein ritter fin; fô muoft du ein gebûre fin unde muoft uns bûwen korn unde win. Wer folte uns den acker bûwen, ob ir alle herren wæret? Oder wer wolte uns die fchuohe machen, ob du wæreft als du wolteft? Du muoft fin als got wil. Sô hât er den geschaffen daz er bâbest fi; fô fol der ein keifer fin oder ein bifchof oder ein ritter oder ein grêve oder diz oder dag. Und welher leie

ampt du hâft, ez sì hôch oder nider, von dem muoft du gote reiten zwivalt.

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Des erften daz du dîn ampt üeben folt durch got. Daz ift als gefprochen: ob du ein niderz ampt hâst, daz du niht folt mürmeln in dînem herzen noch mit dînem munde: owê, herre got, war umbe hâft du mir ein als arbeitfamez leben gegeben unde manigem fô grôz êre unde guot geben hâft!" Des folt du niht tuon. Du folt fprechen: „herre, wis gelobt aller dîner gnâden, die du mir erzeiget hâft unde noch erzeigen folt." Wan wolter dir ein hoher ampt hân gegeben, daz hête er getân. Sit er dir nu ein niderz hât gegeben, fô foltu dich ouch nidern unde dêmüeten durch got mit dînem ampte, so wil er dir oben ûf dem himele ein vil hôhez ampt geben. Dâ von foltu ez durch got üeben alfo daz du ez mit triuwenunde mit gerehtikeit üebes. Dâ von fprichet der guote Sant Johannes: wis getriuwe biz an dinen tôt, fô gît dir got die crône des lebens." Du folt dînem ampte rehte tuon, oder du folt dich fîn abe tuon; daz ift, daz du ez mit triuwen üebest. Wer fîn ampt mit triuwen niht üebt, der tuot im niht rehte. Dâ von fpriche ich, ir fult iuwerm ampte rehte tuon oder tuot iuch fin abe. Ob im alfô ist, daz du im rehte maht getuon, fô foltu im rehte tuon, oder tuo dich fin abe. Wan ez ift etelich ampt, dem du niemer rehte getuon maht: des folt du dich abe tuon, als würfeler unde schap-peler unde die diu langen mezzer flahent, dâ manic menfche mit ermordet wirt. Wanne die würfeler die mügent ir ampte niemer rehte getuon, fie geben wênic oder vil umb einen pfennic. Du kanft im niemer rehte getuon, dâ von tuo dich fîn abe, oder dîner fêle wirt niemer rât, wan ez gefchiht manic tûfent fünde von würfelspil, die fus niemer gefchehent. Manic tûfent fêle werdent verlorn, die

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fus niemer würden verlorn, der niht würfel mehte. Dâ kumpt von mort unde diepftâl, nît, zorn unde haz unde trâkeit an gotes dienste. Ich wil halt gotes dienft gefwigen: fie werdent halt got fchelten unde die hoch gelobte küniginne Mariam. Du maht ir niht gefchelten, du verfluocheft dich in den êwigen tôt, wan dar umbe fluoc ein engel ahtzic tûfent und hundert tûfent menfchen zuo tôde in einer naht durch eines menfchen fchulde, der got schalt. Nu fich, würfeler, wie vil unfælden von dinem verfluochten ampte kumpt! Du muoft dich fin abe tuon, oder du muoft dich des himelriches erwegen. Daz felbe fprich ich zuo den, die dâ langiu mezzer flahent, unde zuo den, die dâ gefchütze machent.

Du

Sô fint etelichiu ampt, den man wol rehte unde wol möhte getuon, der ez gerne tæte. Man wil ez aber niht tuon. Daz fint rehter unde zöller, daz aber niuwe zolle unde ungelt fin, die niht von rehte gesetzet fîn; die möhte alliu diu werlt niht reht gemachen. muoft dich fin abe tuon, oder dîner fêle wirt niemer rât. Herre, her rihter, ir müget iuwerm ampte wol rchte tuon ob ir wellet. Sô rihtet dem armen als dem richen, dem fremeden als dem kunden, dem lantman als dem mâge, weder durch liep noch durch leit noch durch guotes miete noch durch kein dinc, wan nâch dem rehten; noch nemet von niemen kein guot wan iuwer rehte buoze; die felbe dannoch nâch gnâden. Swer mit rehte von iu überkomen wirt daz er der werlte fchedelich lebende ift, då gib ich iu keine buoze für, ob ir ze rehte urteil über in gebt. Und welt ir des niht tuon, fo tuot iuch iuwer amptes abe, wan iu bezzer ift, daz ir mit eime nidern ampte gên himele vart, danne mit eime grôzen zer helle. Als got felbe fprichet in dem heiligen êwangelio: „dir

ift bezzer mit eime ougen zuo himele varn, danne mit zwein zer helle." Daz ift alfo gefprochen: ob du ein ouge hâst, daz dich des himelrîches irret, daz foltu uz brechen. Dir ift bezzer mit eime ougen zuo himelriche varn, denne mit zwein zer helle. Alfo ift ez ouch umbe die hant unde den fuoz, der dich des himelriches irret. Dir ift wæger túfentftunt, daz du mit eime gên himelriche kumeft, danne mit zwein zer helle. Alfo ift ez ouch umbe dîn ampt. Hâft du ein ampt, dem du niht rehte getuon maht, dir ist bezzer, daz du âne daz ampt zem himelriche kumeft, dan mit dem ampte zer helle. Wie, gitiger, war wiltu mit dinem ampte? Ez ist aber kein ampt: du hâst dirz zuo einer verdampniffe genomen. Wuocher und fürkouf, dinges geben, satzunge und trügenheit, roup unde diepheit daz mac kein ampt gefin. Du muoft dich fin abe tuon oder dîn wirt niemer rât.

Sô næme ich für guot, daz der fîme ampte rehte tæte, der ein wol geordentz ampt hât, wan ez ift nu liegen unde triegen als gemein worden, daz fich fin niemen fchemen wil. Sô ift der ein trügener an finem koufe. Der gît wazzer für win. Der verkeuft luft für brôt unde machet ez mit gerwen, daz ez innen hol wirt. Sô er wænt er habe ein brofeme drinne, fô ist ez hol und ift ein læriu rinde. Sô gît der fiuwîn für bergîn fleisch; daz mac ein frouwe im eim kintbette oder einz in eim âderlâzen oder in anderre krankeit ezzen, daz ez den tôt dâ von nimet; oder unzîtic kalpfleifch. Du trügener, du morder, du wirft fchuldic an den liuten! Sô hât der unrehtez gewiht in fime krâme. Der habt fus die wâge einhalp, fô daz fi gein dem kouffchatze fleht, und jenz wænet ez habe, fo enhât ez niht; unde wendet fî mit der hant reht. Wie fol ich dich trügenheit lêren!

fô kanft du ir felber zuo vil der trügenheit. Sô hât der ein unrehtez elmæz, fô hât der daz, wahs gevelfchet, der daz olei. Wê dir manteler! du kanft ouch dinem ampte niemer rehte getuon: du macheft einen alten hadern, der fûl ift und ungenæme unde då mite man billicher eine want verftieze wan ez zuo anders iht nütze fî: dag vernâdelt er unde machet ez dicke mit sterke unde git ez eim armen knehte zuo koufe. Der hât vil lihte ein halbez jâr dar umbe gedienet, und als erz an geleit, fô wert ez in niht vier wochen, ê daz er aber ein anderz muoz koufen. Du trügener, du velfcher! du muoft dich dîns amptes abe tuon oder dîner fêle wirt niemer rât, wanne du maht im niemer rehte getuon. Sô fint gebûre als wol trügener fumelich als die in der ftat. Füeret er ein holz dar în, er leget daz krumbefte zuo mittels în unde daz flehte ûzen, unde verkouft den luft für holz. Sô leget der daz höu ungetruckent in den wagen unde verkouft ouch luft für höu. Du rehter trügener und velscher! du möhteft dinem ampte lihte reht getuon, daz du då mite behalten würdeft. Ir pfragener und ir pfragenerinne, ir tuot iuwerm ampte felten rehte. Ir velschent daz olei, ir velfchent daz unflît; fô ir niht mêr zuo valscheit müget getuon, fô kêret ir dem apfel unde der birne daz fûle hin under unde daz schone her ûz. Nu feht, wie maniger leie trügenheit man erdenket! Müller, du tuoft dinem ampte ouch unrehte, du hâst ouch manigerleie trügene unde diepheit. Dar zuo ouch die tagewürken, die wirkent ouch gar guot, die wile ez der meifter fiht: zehant aber fô er den rücke bekêrt, fô ftêt er wol halben wec müegic. Du bist ein rehter trügener!

Du fchuohwürke, du brenneft die folen und ouch die flecken, und sprichest: ,,feht, wie dicke!" fo fie herte fint. Sô

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