daz ich min rede verkêre: ich tuon ez nimmer mêre." Er sprach: „jâ, bin ichz der.“ Der vater fprach: „,nu fagt, wer?" ,,Der då heizet alfam ir." Der vater fprach: „,den nennet mir." ez wart nie gebûre fo riche noch fo wacker, er zæme ûf finem acker. Der ander der heizt Ræme: wart geweten under joch. Den dritten nenne ich iu noch: heizt mir daz tor ûf fliezen!" 43. WALTHER UND HILDEGUNDE. (Mafsmann in Haupt's Zeitfchrift für das Alterthum 2,216 ff.; V. d. Hagen Germania 5,114 ff.) Das lateinische Gedicht „Walther von Aquitanien," zwifchen 920-940 von dem St. Galler Mönche Eckehart dem ältern († am 14. Jan. 973) oder von Geraldus, der gleichzeitig magister scolarum dafelbft war, oder vielleicht auch von beiden zusammen verfaßt, ist schon längst bekannt. Diese Dichtung, bemerkt J. Grimm in feiner neuen fchönen Ausgabe derfelben (Lateinische Gedichte des X. und XI. Jahrhunderts, Göttingen 1838), kann nicht von einem Mönche erfonnen fein, fie muß vorher fchon als deutfches Gedicht unter dem Volke gelebt haben, und auf dieser Grundlage beruht der Verfuch der halbgelehrten Umarbeitung, die Kloftergeistliche zu erheitern und in der Metrik zu üben beftimmt war. Zwei kleine Bruchstücke einer deutschen volksmäßigen Bearbeitung find erft kürzlich aufgefunden worden und beftätigen aufs fchönfte Grimm's Behauptung: das deutsche Lied müße neben der lateinischen Nachbildung und gar nicht einmal von ihr berührt, noch später bis ins dreizehnte Jahrhundert und vielleicht noch länger fortgedauert haben. Der Inhalt des lat. Gedichtes ift mit kurzen Worten folgender. Walther, der Sohn Alpharis (Alpkêr im deutschen Gedichte), Königs von Aquitanien, und Hildegund, die Tochter des burgundifchen Königs Heririch leben als Geifeln am Hofe Etzel's (Attila's) in Pannonien. Sie lernen sich kennen und lieben und entschließen fich zur Flucht, die ihnen auch gelingt. Der fränkische König Gunther, lüftern nach den von Walther mitgenommenen Schätzen, verwehrt ihnen den Durchzug durch sein Land und überfällt fie am Rhein; wird aber fammt feinen Helden, unter denen auch Hagen ist, der feine Jugend mit Walther bei Attila verlebt hat, aber früher schon zu Gunther geflohen ift, von Walther überwunden. Diefer darf nun mit feiner Geliebten ungehindert heimziehen. Die beiden deutschen Bruchstücke gehören dem Schluße des Liedes an. Das erfte erzählt die Heimkehr, unter der Leitung Volkers, eines aus den Nibelungen wohlbekannten Namens; das zweite die fröhliche Hochzeit Walthers und Hildegunden. Was hier zu zwei, vielleicht noch mehr Aventiuren ansgefponnen ist, wird im lat. Gedichte in zehn Zeilen erzählt, wiederum ein Beweis, wie fehr unfere alten Heldensagen im Laufe der Zeit der Veränderung und Erweiterung unterworfen waren. Der poetische Werth unferer Brachstücke ift gering, aber merkwürdig ist der Strophenbau, eine eigenthümliche Fortbildung der Nibelungenftrophe. WALTHERS UND HILDEGUNDEN HEIMKEHR. Si enphiengen Volkeren fehzec finer degene, gevolget von dem Rine Er leitte fô den gaft und ouch die fine und ouch die fine man, die waren mit im dan Dô fprach der ellende: 1) daz wir die twerhen strâzen Wir fuln gen Lengers, durch den Wafechen walt. daz ers vil wênic enkalt. ,,nu helfet mir bewarn, iht in den landen varn. då ift der vater mîn." Des antwurte Volker der vil küene: Swie wir anders riten, daz wir da ze Metzen Ortwîn hete drinne ,,des fol ich huotære fin. fo ift daz diu lêre mîn, gefte niht enfin. wol tûlent küener man: fwaz der künic her nâch dar umbe geredete, mit ftrite wurde wir beftân!" vor im geraten deheiniu leit. næmen durch diu lant Wa fi die nahtfelde Ûz Ortwînes lande brâhte fi dô Volker Ob man daz fin geleite muote dag er sîn wênic verliez. durch Burgonde dan der vil küene man. fô ftare niht hête gefehen, fô müefe im uf der felben ftrâze dicke fin michel arbeit gefchehen. Nu hært ouch, wie der recke Die boten, die er hête frumt in finiu lant.. dem künige gefant, die riten ros diu guoten und fuorten fpæhiu kleit, die fagten in dem lande, daz er kæme 1) Walther. und ouch vrou Hildegunt diu meit. und ouch des küneges recken driu hundert oder baz. Do bat er fin gefinde zuo im gâhen: die tåten willeclîchen dag. Dô hiez ouch fich bereiten des edelen küneges wîp. Diu küneginne fuorte die aller fchæneften, wol fehzec megedin die der mohten fîn, und ouch der hohften mâge, die man dô bî in vant. Do fuorten ouch des alten küneges helde Ê fi vol drie mile von der ftat ze Lengers, oder dannoch mêre, vil harte hêrlich gewant. komen waren dan die zuo den geften riten, in volgten tûfent man wande fi der küniginne hêre heten vlizeclich gebiten. 44. GOTTFRIED VON NEIFEN UND ULRICH VON WINTER STETTEN. (V. d. Hagen, Minnefinger I, 41 ff. 134 ff.) Die Minnelieder diefer beiden schwäbischen Dichter bilden eine Mittelelaffe zwifchen den bäurifchen „Neidharten" und den zarten Poesien eines Morungen und feiner Geiftes verwandten. Zwar findet man bei ihnen auch feinere, höfifche Lieder; aber man fühlt es diefen an, daß fie nicht ihr eigentliches Element find. Viel ungezwungener und origineller bewegen fie fich in ihren Tanzweifen und andern mehr volksthümlichen Dichtungen, worin freilich nicht felten (namentlich bei Neifen) auch Unanftändigkeiten mit unterlaufen. Die Blüthezeit unfrer Dichter, welche beide dem hohenstaufischen Hofe befreundet waren, fällt zwischen 1235 und 1270. Der Name von Gottfried's Gefchlecht, das später in den Grafenstand erhoben wurde, lebt noch jetzt in dem würtembergischen Städtchen Neufen fort. Der Stammfitz der Schenken von Winterftetten liegt unweit des Bodenfees im jetzigen Donaukreis des Königreichs Würtemberg. Ein Konrad von Winterstetten, wahrscheinlich der ältere Bruder unferes Ulrich, galt zu seiner Zeit für den reichften Edelmann in Schwaben. Er veranlaßte den Ulrich von Thürheim zur Vollendung von Gottfried's Tristan, und den Rudolf von Ems zur Übersetzung des Wilhelm von Orlens aus dem Franzöfifchen. Vgl. v. d. Hagen's Minnefinger IV, 80 ff. 132 ff. Gervinus I, 328 f. Koberstein §. 109. 111. I. 1) LIEDER DES VON NEIFEN. Nu ift diu heide wol bekleidet mit (vil) wünnenclichen kleiden: rôfen fint ir besten kleit; Dâ von ir vil forgen leidet, wan fi was in mangen leiden; gar verfwunden ift ir leit Von des liehten meigen blüete, wil fi, daz ich vrô belibe, fi mac mir wol fwære ringen, nach der ie mîn fendez herze ranc, Süeze minne, mahtû binden die, von der ich bin gebunden, die ich doch hân felten vunden, fit ich fi in dem herzen vant fi ift den lieben wîben gar gelich. II. Sol ich difen fumer lanc bekümbert fîn mit kinden, fo wær ich (vil) lieber tôt; Des ift mir mîn vröude kranc. fol ich niht ze den linden reigen, ouwê dirre not! Wigen wagen, gigen gagen! 'wenne wil ez tagen? minne, minne, trûte minne, fwig: ich wil dich wagen. Amme, nim daz kindelin, daz ez niht enweine; dû maht mich aleine mîner forgen machen vrî. Wigen wagen, gigen gagen! wenne wil ez tagen? minne, minne, trùte minne, fwig: ich wil dich wagen. |