Er tete fô willecliche fint an der fuone gar betrogen, daz im der künec gebôt, ift hie gelegen tôt. wem ir nû gebieten welt. gedienet Rüedeger der helt. Welt ir daz niht gelouben, man fol iuchz fehen lân." man truoc den helt verhouwen dâ in der künic fach. Den Ezelen degenen fô rehte leide nie gefchach. Dô fi den marcgrâven ez enkunde ein fchrîbære die manegen ungebærde diu fich von herzen jâmer tôten fâhen tragen, gebrieven noch gefagen von wibe und ouch von man, alda zeigen began. Der Ezelen jâmer als eines lewen ftimme mit herzeleidem wuofe: Si klageten ungevuoge der wart alfo grôz, der riche künec erdôz des guoten Rüedegêres lip, 37. THOMASSIN VON ZERCLÆRE. Thomassin Tirkler oder Zerclære verfaßte, obwohl aus Friaul gebürtig, im J. 1216 ein umfangreiches didactifches Gedicht in deutscher Sprache, das er nach feinem Vaterlande den welfchen Gaft betitelte. Diefes Buch, von dem wir eine kritische Ausgabe durch Frommann zu erwarten haben, 1) verbreitet manches willkommene Licht über die Ideen, welche die damalige Zeit bewegten, und zeugt von einer ziemlich genauen Bekanntschaft mit der claffifchen Literatur. Im Gegensatz gegen die meisten Dichter feiner Zeit predigt Thomassin eine strenge, ftoifche Moral, empfiehlt als die Krone aller Tugenden die Stätigkeit (das Handeln nach festen Grundfätzen), bezeichnet die Ritterromane als eine Lectüre für die Jugend, woran kein gesetzter Mann Freude finden könne, und tadelt, obwohl er gegen die Lafter der Geiftlichkeit mit allem Ernfte zu Felde zieht, die Angriffe Walthers v. d. Vogelweide auf das Oberhaupt der Kirche. (S. dafelbft Nr. 14. 15.) Wir heben hier diefe Stelle aus, einmal, weil sie an und für sieh höchst merkwürdig ist, und dann weil wir die gewaltige Würkung von Walthers Liedern daraus kennen lernen. Thomassin's Darstellung ist im Allgemeinen trocken und selbst durch die eingeflochtenen Bilder und Allegorien vermag er ihr nur felten einen höheren Schwung zu verleihen. Vgl. Gervinus I, 456 ff. Koberstein §. 116. 119. 139. (Lachmann, Walther v. d. Vogelweide S. 160 ff., Hagen's Minnefinger IV, 183 ff.) Er 2) het fin brediger gefant durh daz vil heilige lant, dâ Krift was lebendic unde tôt man möht der helfer mêr ervarn 1) Einzelnes daraus findet man in Efchenburgs Denkmälern altd. Dichtkunft S. 121 ff. v. Auffeß Anzeiger f. d. Kunde des deutschen Mittelalters. 1834. S. 260 ff. J. Grimm, Reinhart Fuchs S. 383 ff. W. Wackernagel altd. Lesebuch 2te Ausg. S. 501 ff. 2) Pabst Innocenz III. då, dâ manz gefamnet heit, unz manz in gotes dieneft leit. Des bâbftes bot den brief las dâ manic biderb man was. Nu wie hât fich der guote kneht an im gehandelt âne reht, der då fprach durch finn höhen muot daz der bâbeft wolt mit tiufchem guot füllen finen welfchen fchrîn. Hiet er gehabt den rât mîn, er hiet daz wort gefprochen niht, då mit er hât gemaht enwiht manege fine rede guot, daz man ir nimmer war tuot. Die herren und die tihter, und dar zuo ouch die brediger fuln fprechen mit grôzer huot. Swenne ein herre iht sprichet oder tuot, er enfol niht fô harte gâhen, er merke ê, wie manz müge vervâhen. daz man fin rede niht müge verkeren wan beide er und der brediger mit eim wort mê ze schaden kumen Ich wæne daz fin gefanc, ez fi kurz oder lanc, müge got niht fo wol gevallen fô im daz ein muoz miffevallen. Wand er hât tûfent man betæret, daz fi hânt überhæret gotes und des bâbftes gebot. Uns kument boten unde bot beidiu von himel und von der helle: fwar man nû varen welle, dâ empfahet man uns wol dar nach, als man tuon fol. bî allem dinem leben fo vil almuofes geben, fô dû hâft verirt in kurzer zit in der werlte vil wit? kanft dû dich nâch mîner rede verstån, dû muoft fin grôze fchame hân. Zewâre, ez ift mir leit umb in: er hât erzeigt zuht unde fin an maneger finer rede guot; dâ von ez mir noch wirfer tuot. Wan miffefprichet ein man, der fich niht verftên kan, man aht drûf lützel ode niht: anders dem wifen man gefchiht: wan fwaz er fpricht, des nimt man war. Dâ von fol er fich hüeten gar, daz man nin fpreche, daz er ist worden tobent ze der vrift. 38. GUDRUN. (Ausgabe von Vollmer. Leipz. 1844; von Ziemann. Quedlinb. u. Leipz. 1836; von Ettmüller. Zürich 1841.) Man hat das Verhältniß der Gudrun zum Nibelungenliede nicht unpaßend dadurch bezeichnet, daß man diefes die deutsche Ilias nannte, jene die deutsche Odyffee. Nur findet zwifchen dem Inhalt der beiden Epen nicht derfelbe Zusammenhang Statt, wie zwifchen dem der beiden griechischen. Die Gudrunfage bildet ein für fich bestehendes Ganze und ftreift weder an die Nibelungenfage, noch überhaupt an die fonftige deutsche Heldenfage merklich an. Entftanden fcheint unfer Gedicht auf diefelbe Weife zu fein, wie das Nibelungenlied. Sein letzter Ordner (deffen - Arbeit wahrscheinlich noch in die erften Decennien des dreizehnten Jahrhunderts fällt) wußte aber durch größere Gleichmäßigkeit der Darstellung und Vermeidung von Widersprüchen feiner Arbeit in höherem Grade, als dieß bei dem Nibelungenliede der Fall ift, den Schein eines aus einem Guße kommenden Originalwerks zu geben, Überhaupt ift in der Gudrun größerer Fleiß auf die Form verwandt, als im Nibelungenliede, die Sprache ift gewandter, die Darstellung lebendiger, die Gedanken manigfaltiger nur die Größe des Gegenstands fehlt. Der Hauptinhalt unferes Gedichts ift folgender; Gudrun, die Tochter Hettels von Hegelingen und der Königstochter Hilde von Irland, wird mit Herwig von Seeland verlobt, von Hartmuth aus der Normandie aber geraubt und nach feiner Heimath geführt. Da fie fich hartnäckig weigert ihn zu heirathen, fo erfährt fie von feiner Mutter Gerlind die härteste Behandlung, die sie viele Jahre hindurch standhaft und mit Adel erträgt. Endlich, da fie eben auf Befehl ihrer Peinigerin barfuß im Schnee an dem Meeresufer fteht, um Wäsche zu reinigen, erfcheinen ihr Verlobter Herwig und ihr Bruder Ortwin mit einer Flotte, und nach einem harten Kampfe schlägt die Stunde ihrer Erlöfung. Vgl. Gervinus I, 372 ff. Koberftein S. 101. XXVI. AVENTIURE, WIE HER WIC UND ORTWIN WIDER zuo DEM HERE KOMEN. (Strophe 1335-1565). Nú hæren wir ein mære, des habe wir niht vernomen. Ortwîn unde Herwic dâ fi ir recken vunden dô liefen in engegene wären balde komen noch ûf dem wilden fande, die helde ûz Hegelinge lande. Die boten fi wol enpfiengen waz fi mære bræhten: und bâten in daz fagen, fi folteng niht verdagen. Ortwîn den küenen, den man dar umbe fande, fi vragten: „lebet noch Gûdrûn Dô fprach der ritter edele: in des künic Ludewiges lande ?“ ,,ich mac iu niht gefagen allen befunder, ja muoz ich iuch verdagen, unz unfer befte vriunde bî mir geftênt vil nåhen: ê ez tage morgen, daz wir fin ze Ludewiges felde." Si wurden harte unmüezic ê fî zen fchiffen bræhten Sî îlten, fwaz fi mohten, ê daz ez tagen begunde, Wate der bat fwigen daz fi fich fanfte legten Den wazzermüeden helden fi ftrakten nider die fchilde. durch den Waten rât, ir ros unde ir wât. < des nahtes zuo dem lande: fi waren vor der bürge ûf dem fande. daz her über al, uf den griez ze tal. den wart daz erloubet: Dar af legten fumeliche ir houbet." ,,Swer an dem morgen vrüeje gerne welle gefigen," |