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Er vuor in vor ze prîfe,
fi nâch in finer wife
befcheidenlichen unde wol:
diu burc diu wart gedanes vol.
Der künec und al diu hovediet,
dô fi daz vremede jageliet
gehörten unde vernâmen,
fi erfchrâken unde erkâmen
vil inneclichen fêre,
wand ez da vor nie mêre
dâ ze hove wart vernomen.
Nu was diu rotte iezuo komen

vür den palas an die tür:
dâ was vil ingefindes vür
geloufen durch den hornfchal.
Si nam grôz wunder über al,
waz des gefchelles wære.
Ouch was der lobebære
Marke felbe komen dar

nemen dirre mære war,

und mit im manic kurtois man. Nu Triftan den künec fehen began, er begunde im wol gevallen; vor den andern allen

fin herze in funder ûz erlas,
Iwand er von finem bluote was:
diu natiure zôch in dar.

Er nam fîn mit den ougen war
und begunde in grüezen schône.
In vremedem horndône
ein ander wife huop er an:
fô lûte er hürnen began,
daz im niemen an der stunde
wol gevolgen kunde.

Nu des was fchiere ein ende:
der wol gezogen ellende
der lie fîn hürnen unde fweic.

Vil fchône er gein dem künege neic und fprach mit füezem munde vil fuoze, als er wol kunde: ,,dé fal roi et fa mehnie: 7) künec unt fin maffenie

die gehalte got der guote!"

7) fa mehnie (von mener), feine Fuhrc

Marke der wol gemuote und al fin ingefinde

die danketen dem kinde

vil tugentlichen unde wol, als man dem tugenthaften fol. ,,“ fprâchens algemeine, grôz unde kleine, ,,dé duin dûz âventûre ,,fi dûze créature: 8) got gebe füez âventiure fò füezer crêatiure!"

Der künec der nam des kindes war: den jeger den befande er dar;

„sage an,“ sprach er,,,wer ist diz kint,
des wort fô wol befniten fint ?"
„‚Â, hêrre, ez ist ein Parmenois,
fo wunderlichen kurtois
und alfo rehte tugentfam,
daz ichŋ an kinde nie vernam,
und giht, er heize Tristan,
und fi fin vater ein koufman;
ichn geloubez aber niemer:
wie hæte ein koufman iemer
in finer unmüezekheit

fô grôze muoze an in geleit?
folt er die muoze mit im hân,
der fich unmuoze fol begân?
â, hêrre, er ist sô tugenthaft,
feht, dife niuwe meisterschaft,
als wir nu ze hove fin komen,
die hân wir gar von ime genomen.
Und hæret wunderlichen lift:
reht als der hirz geschaffen ist,
als ift er her ze hove brâht:
wa wart ie lift fo wol bedâht?
nu feht, daz houbet daz gât vor,
diu bruft dâ nâch in finem fpor,
büege und bein, diz unde daz
daz wart schôner unde baz
ze hove geprîfantet nie.
Seht dort, gefåhet ir ie
fus gemachete furkîe?

ine vernam von jagerie

fein Gefolge, fa fuite.

Dieu donne (une) douce aventure (à une) fi douce creature.

-8) (que)

folher lifte nie niht mê.
Dar zuo liez er uns fehen ê,
wie man den hirz enbeften fol:
diu kunft gevallet mir fô wol,
daz ich niemer hirz noch tier
gehouwen wil in vier quartier,
und folte ich iemer mêre jagen."

Sus begunde er finem hêrren fagen von ende finiu mære,

wie vollekomen er wære

an hövefcher jagerie

und wie er die curîe

den hunden vürleite;

und fwaz der jäger seite,

des nam der künec vil guote war
und hiez dem kinde ruofen dar,
die jägere ze herbergen varn,
ir ambet unde ir dinc bewarn.
Die kêrten umbe und riten dan.
Der jegere meister Tristan
der gap fin hörnelîn dâ wider
und erbeizte zuo der erde nider..
Daz junge hovegefinde
daz lief engegen dem kinde
und kondewiertez schône
under armen vür die krône.

Ouch kunde er felbe fchône gân.
Dar zuo was im der lip getân,
als ez diu minne gebôt.
Sin munt was rehte rôferôt,

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(Mafsmann 116,31

fîn varwe lieht, fîn ougen klâr; brûn lûter was im fin hâr, gekrüpfet bî dem ende; fin arme und fine hende wol geftellet unde blanc; fin lip ze guoter mâze lanc; fine vüeze und finiu bein, dar an fin fchone almeiftec fchein, diu ftuonden fô ze prife wol, als manz an manne prifen fol. Sîn gewant, als ich iu hân gefeit, daz was mit grôzer hövefcheit nach finem libe gefniten.

An gebærden unde an fchonen fiten
was im fô rehte wol gefchehen,
daz man in gerne mohte fehen.

Marke fach Triftanden an: „vriunt“ sprach er,,,heizestu Tristan ?“ „jâ, hêrre, Tristan; dê us fal!“ ,,de us fal, bêas vaffal!“ 9) ,,merzi“ sprach er, „gentil rois, edeler künec Kurnewalois: ir und iuwer gefinde

ir fit von gotes kinde
iemer gebenediet!"
dô wart gemerzîet

wunder von der hovediet.

Si triben niwan daz eine liet: ,,Triftan, Triftan li Parmenois, cum eft béas et cum curtois !" 10)

122,20. Hagen Z. 4668

Wie gevâhe ich nu mîn fprechen an,

daz ich den werden houbetman Triftanden fô bereite

ze finer fwertleite,

daz man ez gerne verneme

und an dem mære wol gezeme?
ine weiz, waz ich dâ von gesage,
daz iu gelîche und iu behage
und fchône an difeme mære ftê;
wan bî mînen tagen und ê
hât man fô rehte wol gefeit
von werltlicher zierheit,

4898.)

von richem geræte,
ob ich der finne hæte
zwelve, der ich einen hân,
mit den ich umbe folte gân,
und wære daz gevüege,

daz ich zwelf zungen trüege
in mîn eines munde,
der iegelichiu kunde

fprechen, als ich sprechen kan,
ine wefte, wie gevâhen an,
daz ich von rîcheite

fô guotes iht gefeite,

9) beau vaffal. 10) comme eft beau et comme courtois.

man enhæte baz dâ von gefeit. Jâ, ritterlîchiu zierheit

diu ift fô manege wîs befchriben
und ift mit rede alfô, zertriben,
daz ich niht kan gereden dar abe,
dâ von kein herze vröude habe.
Hartman der Ouwære,
ahî, wie der diu mære
beide ûzen unde innen

mit worten unt mit finnen
durchverwet unt durchzieret!
wie er mit rede figieret
der âventiure meine!
wie lûter unt wie reine
fin kriftalliniu wörtelîn
beidiu fint und iemer müezen fin!
fi koment dem man mit fiten an,
fi tuont fich nâhe zuo dem man
und liebent rehtem muote.
Swer guote rede ze guote
und ouch ze rehte kan verstân,
der muoz dem Ouwære lân
fin fchapel und fîn lôrzwi.
Swer nu des hafen gefelle fi
und ûf der wortheide
hôchfprünge und wîtweide
mit bickelworten welle fîn
und ûf daz lôrschapellekîn
wân âne volge welle hân,
der lâze uns bî dem wâne stàn,

wir wellen an der küre ouch wefen.
Wir, die die bluomen helfen lefen,
mit den daz felbe loberîs
undervlohten ift in bluomen wîs,
wir wellen wizzen, waz er ger :
wan fwer es ger, der fpringe her
und ftecke fine bluomen dar:
fô neme wir an den bluomen war,
ob fi fo wol dar an gezemen,

daz wirz dem Ouwære nemen
und geben ime daz lôrzwi.
Sit aber noch niemen komen fi,
der ez billicher füle hân,

fô helfe got, fô lâze wirz stân.
Wirn fuln ez niemen lâzen tragen,
fin wort enfin vil wol getwagen,
fîn rede enfi eben unde fteht,
ob iemen fchône und ûfreht
mit ebenen finnen dar getrabe,
daz er dar über iht befnabe.
Vindære wilder mære,
der mære wildenære,

die mit den ketenen 11) liegent
und ftumphe finne triegent,
die golt von fwachen fachen
den kinden kunnen machen
und ûz der bühsen giezen
ftoubine mergriezen,

die bernt uns mit dem ftocke fchate, nilt mit dem grüenen linden blate, mit zwigen noch mit eften. Ir fchate der tuot den geften vil felten in den ougen wol. Ob man der wârheit jehen fol, dane gât niht guotes muotes van,

dane lit niht herzeluftes an:

ir rede ift niht also gevar,

daz edele herze iht lache dar.

Die felben wildenære

si müezen diutære

mit ir mæren lâzen gân:

wir mugen ir dâ nâch niht verstån,

als man fi hæret unde fiht; fone hân wir ouch der muoze niht, daz wir die glôfe fuochen in den fwarzen buochen. 12) Noch ift der verwære mêr: vcn Steinahe Blikêr 13)

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11) ketenen (Ketten) find hier f. v. a. alte Bücher, müße man nun an Catena patrum und ähnliche Ausdrücke, oder daran denken, daß koftbare Bücher an Ketten gelegt wurden, um nicht entwendet zu werden. - 12) Es ift klar, daß diefer Ausfall gegen fchwerverständliche Dichter dem Wolfram von Efchenbach gilt. — 13) Von Blicker von Steinach, deffen Name in Urkunden von 1142 1225 vorkommt, ftehen drei treffliche Lieder in der Maneffifchen Sammlung. Sein oben von Gott

diu fìniu wort fint luffam.

Si worhten vrouwen an der ram
von golde und ouch von fiden,
man möhte fe underfniden
mit kriechifchen borten.

Er hat den wunfch von worten:
finen fin den reinen,
ich wæne, daz in feinen
ze wunder haben gefpunnen
und haben in in ir brunnen
geliutert und gereinet:
er ift benamen gefeinet.

Sin zunge, diu die harphe treit,
diu hât zwô volle fælekheit:
daz fint diu wort, daz ift der fin.
Diu zwei diu harphent under in
ir mære in vremedem prife.
Der felbe wortwife,
nemet war, wie der hier under
an dem umbehange wunder
mit fpææher rede entwirfet:
wie er diu mezzer wirfet 15)
mit behendeclichen rîmen.
Wie kan er rîme limen,
als ob fi dâ gewahsen fin!
ez ift noch der geloube mîn,
daz er buoch unt buochstabe
vür vederen an gebunden habe,
wan, welt ir fin nemen war,
fin wort diu fweiment als ein ar.

Wen mac ich nu mêr ûz gelesen ? ir ift und ift genuoc gewefen vil finnec und vil rede rich. Von Veldeken Heinrich der sprach ûz vollen finnen. Wie wol fanc er von minnen! wie fchône er finen fin befneit! ich wæne, er fine wisheit ûz Pegafes urfpringe nam, von dem diu wisheit alliu kam. Ine hân fin felbe niht gefehen, nu hære ich aber die besten jehen,

die dô bi finen jaren

und fit her meifter wåren,
die felben gebent im einen pris,
er inphete daz êrfte ris
in tiutefcher zungen:

dâ von fit efte erfprungen,
von den die bluomen kâmen,
dâ fi die spæhe ûz namen
der meifterlichen vünde;
und ift diu felbe künde
fo wîten gebreitet,
fô manege wis geleitet,
daz alle, die nu sprechent,
daz die den wunfch då brechent
von bluomen unt von rifen,
an worten unde an wifen.

Der nahtegalen der ift vil, von den ich nu niht fprechen wil: fine hærent niht ze dirre fchar. Dur daz sprich ich niht anders dar, wan daz ich iemer fprechen fol: fi kunnen alle ir ambet wol und fingent wol ze prife ir füeze fumerwife;

ir ftimme ift lûter unde guot, fi gebent der werlte hohen muot und tuont reht in dem herzen wol. Diu werlt diu wære unruoches vol und lebete rehte als âne ir danc, wan der vil liebe vogelfanc : der ermant vil dicke den man, der ie ze liebe muot gewan, beide liebes unde guotes und maneger hande muotes, der edelen herzen fanfte tuot. Ez wecket vriuntlichen muot; hie von kumt inneclîch gedanc, fô der vil füeze vogelfanc der werlte ir liep beginnet zaln. Nu fprechet umb die nahtegaln: die fint ir dinges wol bereit und kunnen alle ir fenede leit

fried erwähntes Gedicht der Umhang" ift verloren gegangen. 15) Megger werfen" ift ein gefährliches Kampffpiel, das z. B. Wolfdieterich, im Heldenbuche, gegen einen Heiden besteht; hier bildlich von den wie Wurf und Schuß zufammenfchlagenden und treffenden Reimen. (V. d. Hagen im Wörterbuche zu Gottfrieds Werken.) Scholl, Literatur - Gefchichte I. 7

fo wol befingen unde befagen.
Welhiu fol ir banier tragen,
fit diu von Hagenouwe, 16)
ir aller leitevrouwe,

der werlde alfus gefwigen ist,
diu aller done houbetlift
verfigelet in ir zungen truoc ?
von der gedenke ich vil und gnuoc,
ich meine ab von ir denen
den füezen den schoenen,
wâ fi der fô vil næme,
wannen ir daz wunder kæme
fo maneger wandelunge.
Ich wæne, Orfeufes zunge,
diu alle done kunde,
diu dœnete ûz ir munde.

Sit daz man der nu niht enhât,

fo gebet uns etelichen rât

(ein fælec man der fpreche dar): wer leitet nu die lieben fchar? wer wifet diz gefinde?

ich wæne, ich fi wol vinde,

diu die baniere vüeren fol:
ir meifterinne kan ez wol,
diu von der Vogelweide.
Hei, wie diu über heide
mit hoher ftimme fchellet!
waz wunders fi geftellet!
wie fpæhe fe organieret!
wie fe ir fanc wandelieret!
ich meine ab in dem dône
då her von Zitherône,
dâ diu gotinne Minne
gebiutet ûf und inne:
diu ift ze hove kamererin,
diu fol ir leiterinne fin;
diu wifet fi ze wunfche wol;
diu weiz wol, wâ fi fuochen fol
der minnen mêlôdie.

Si unde ir kompanie

die müezen fo gefingen,
daz fi ze vröuden bringen

ir trûren unde ir fenedez klagen:
und daz gefchehe bî mînen tagen!

36. DAS NIBELUNGENLIED.

(Der Nibelungen Noth und die Klage, herausg. von Lachmann, zweite Auflage. Berl. 1841.Der Nibelunge Nôt mit der Klage, herausg. von Al. J. Vollmer. Leipz. 1843.)

Die deutsche Heldenfage, welche, in die Zeit der hunnischen Weltherrschaft zurückführend, zuerst im Hildebrandsliede uns begegnete, verfchwindet mit dem lateinisch gefchriebenen Walther von Aquitanien (920—40) 1) aus der deutschen Literatur, deren Pflege bis in die Mitte des zwölften Jahrhunderts in den Händen der Geiftlichkeit lag. Daraus darf man aber nicht fchließen, daß fie vom zehnten Jahrhundert an überhaupt verfchollen gewefen fei. Vielmehr lebte fie beständig im Volke fort, und bildete den Gegenstand zahlreicher Volkslieder, die von Munde zu Munde giengen. Diese Lieder fieng man im zwölften Jahrhundert an zu sammeln, zu feilen und mittelst Einschiebung theils größerer, theils kleinerer Verbindungslieder zu größeren Gedichten zu vereinigen, unter welchen das Nibelungenlied das bedeutendste ift. Von einem Dichter des Nibelungenlieds kann man nach dem eben Gefagten nicht reden, ja nicht einmal von einem Sammler der demfelben zu Grunde liegenden Lieder, indem es auch als Ganzes mehrere Überarbeitungen erfahren zu haben scheint, ehe es (etwa um 1210) feine jetzige Geftalt erhielt. Was

16) Sieh Nr. 31. Reimar der Alte. V. d. Hagen (Minnesinger IV. 487.) fucht zu beweifen, daß es Liutolt von Seven fei; was wir aber bezweifeln. 1) Vgl. W. Wackernagel, die Verdienfte der Schweizer um die deutsche Literatur, S. 26. und W. Grimm, deutsche Helden fage, S. 36.

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