Ob dû iht von mir geruocheft, daz ift allez getan." Ich fprach:,,ich wil dich wizzen lân, ich fuoche âventiure." Dô fprach der ungehiure: ‚âventiure? waz ift daz?" „Daz wil ich dir befcheiden baz. Nú fich, wie ich gewâfent bin: ich heize ein rîtr und hân den fin, einen man, der mit mir strite, fô hât man mich vür einen man, wand ich nach anders nihte envar." fô biftû wol ein vrum man: Waz vrumt, ob ich dir mêre fage? ich weiz wol, und bistû niht ein zage, fo gefiheftû wol in kurzer vrift felbe, was diu rede ift. Noch hœre, waz fîn reht fi. Dâ ftêt ein capelle bî, diu ift fchone und aber cleine. Kalt unde vil reine. ift der felbe brunne: in rüeret regen noch funne, irn schadet der winter noch envrumt an ir fchone niht ein hâr, fine ftê geloubet durch daz jâr. von golde ein becke her abe: des herze wære då gevreut. Si was mit vogelen beftreut, daz ich der efte schîn verlôs und ouch des loubes lützel kôs. Die ftimme gap in widere Den brunnen ich dar under fach Do erlafch diu funne, diu ê fchein, und zergienc der vogelfanc, alss ein fwarz weter twanc. Diu wolken begunden in den felben stunden von vier enden ûf gân: daz ich die linden kûme gesach. Sich huop ein hagel unde ein regen, wan dag mich der gotes fegen daz er stuont, der wart blôz Die felben vreude ich prîfe vür alle, die ich ie gefach. Ja wând ich vreude ân ungemach unangeftlichen imer hân: feht, dô trouc mich mîn wân; mir nâhte lafter unde leit. Nû feht wâ dort her reit ein rîter des geverte was fô grimme und alfô herte, daz ich des wânde, ez wære ein her. Iedoch bereite ich mich ze wer. Sin ros was ftarc, er felbe grôz; des ich vil lützel genôz. Sîn ftimme lûte fam ein horn: ich fach wol, ime was an mich zorn, Als ab ich in einen fach, mîn vorhte und mîn ungemach wart gefenftet iedoch, und gedâht ze lebenne noch, do was er komen, daz er mich fach. Mirn wart von iu niht widerfeit, Nu wie fihe ich mînen walt stân! Iu fi von mir widerfagt: ir fult es mir ze buoze stân ode mir den lip lân. Daz kint, daz dâ ist geslagen, daz muoz wol weinen unde clagen: alfus clag ich von fchulden. Ichn hân widr iuwern hulden mit mînem wizzen niht getân: åne fchulde ich grôzen schaden hân. Hien fol niht vrides mêre wefn: wert iuch, ob ir welt genefn!" Do bột ich min unfchulde und fuochte fine hulde, wand er was merre danne ich. Done fprach er niht wider mich, wan daz ich mich werte. Wand ich mich gerne nerte, dô tete ich daz ich mohte; daz mir doch lützel tohte. Ich tjoftierte wider in: des vuort er mîn ros hin. Daz befte heil, daz mir gefchach, daz was, daz ich min fper zebrach. Vil fchône fatzte mich fin hant hinderz ros an daz lant, daz ich vil gar des vergaz, ob ich ûf ros ie gefaz. Er nam min ros und liez mich ligen, daz er mich wolde ane gefehn. zehenftunt gefchæhe alfame. Der pris was fin und min diu fchame. done mohten mir diu were den muot des muoft mir miffelingen. Dô mir des rôffes wart verzigen, ichn moht niht imer dâ geligen : do geruocht ich gên von dan als ein êrlôfer man, unde gefaz ab zuo dem brunnen. Der unzuht fult ir mich verkunnen, fwie niugerne ich anders fi, und fæz ich ie mê dâ bî, ichn begüzze in nimer mêre: ich engalt es ê fô fêre. Do ich gnuoc lange dâ gefaz unde betrahte daz, waz mir ze tuonne wære, min harnafch was ze fwære, daz ichz niht gênde enmohte getragen: nû waz mag ich mêre fagen? wan ich fchuttez abe und gienc dan. 31. REIMAR DER ALTE. Reimar der Alte (fo genannt zur Unterfcheidung vom spätern Reimar v. Zweter) ist nach Walther v. d. Vogelweide der berühmtefte und trefflichste unferer alten Liederdichter, und wahrscheinlich Eines mit dem von Hagenau, den Gottfried in feinem Tristan preißt. Seine zahlreichen Lieder haben in der Regel etwas Schwermüthiges, zeichnen sich aber vor den meisten spätern durch Frische und Gedankenfülle vortheilhaft aus. Seinen Tod beklagen Gottfried, Walther und Hein rich vom Türlin: er muß demnach um das Jahr 1220 erfolgt sein. Vgl. Haupt zu Hartmann v. Aue Lieder u. Büchlein S. XII. XIV. und Lachmann zu Walther (zweite Ausgabe) S. 198. 200. Gervinus I, 326 ff. Koberstein §. 111. 114. DREIZEHNTES JAHRHUNDERT. 32. WALTHER VON DER VOGELWEIDE. (Lachmann's zweite Ausg. Berl. 1843. V. d. Hagen's Minnefinger, Leipz. 1836. Bd. I. S. 222 ff. Bd. III, 321 ff.) Walther von der Vogelweide, der größtend (nächft Nithart) fruchtbarfte Lyriker des Mittelalters, mag zwischen 1165 und 1170 geboren fein. Sein Geburtsort, ja felbft fein Geburtsland ift unbekannt. Seine erften Gedichte machte er in Öftreich, wo er überhaupt einen großen Theil feines Lebens zubrachte. Er war ein treuer Anhänger des hohenftaufifchen Haufes, mithin ein Feind des Pabftes. Als fahrender Sänger machte er weite Reifen und fcheint fogar an dem Kreuzzuge Friedrichs II. 1228-29 Theil genommen zu haben. In dem Sängerkrieg auf der Wartburg (1207), in welchem ihn die Sage eine Hauptrolle spielen läßt, wollten ihm die Kampfrichter, Reimar der Alte und Wolfram von Efchenbach, den Sieg über Heinrich von Ofterdingen zu erkennen. Da aber der Unterliegende mit dem Strange beftraft werden follte, fo wurde auf den Wunfch der Landgräfin Sophia von Thüringen Klingsor von Ungerland als weiterer Kampfrichter herbeigerufen; dieser erklärte fich für Ofterdingen, und der Streit blieb unentschieden. Walther ftarb zu Würzburg und ist daselbst begraben. Die Zeit feines Todes weiß man nicht; doch fcheint er das Jahr 1230 nicht überlebt zu haben. Was J. Grimm von den Minnesängern im Allgemeinen mit Recht behauptet, daß ihnen die Befonderheit abgehe, das leidet auf Walther lediglich keine Anwendung, vielmehr gilt von ihm gerade das Gegentheil. Alles ift bei ihm concret, voll Leben und Anschaulichkeit. In den manigfaltigsten und vollendetsten Formen behandelt er die manigfaltigsten Gegenstände: religiöse und weltliche Dinge; kirchliche und politische Zustände; des Vaterlands Ehre und Schande, wie des eigenen Herzens Luft und Schmerz; des Frühlings Pracht und des Winters Tücke, wie die geheimften Vorgänge im Innern des Menfchen; fo daß er ohne Frage der vielseitigfte Dichter genannt werden muß, den das Mittelalter hervorgebracht hat. Dabei Spricht fich in feinen Producten eine fo durch und durch ehrenhafte, wahrhaft deutsche Gefinnung aus, daß Walther als Menfch in demfelben Grade unfere Bewunderung in Anspruch nimmt, in welchem wir fie dem Dichter zollen müßen. Vgl. Gervinus I, 329 ff. Koberstein S. 57, 77. 107. 109. 111. 113, 114. 1. (Lachm. S. 39.) Uns hât der winter gefchadet über al: heide unde walt fint beide nû val, dâ manic stimme vil fuoze inne hal. fæhe ich die megde an der ftrâze den bal werfen! fô kæme uns der vogele fchal. Möhte ich verflåfen des winters zît! wache ich die wîle, fò hân ich fin nît, |