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29. KAISER HEINRICH.

(V. d. Hagen's Minnefinger I, 3. IV, 3.).

Als Repräsentant der fürftlichen Minnefänger, unter welchen die Manessische Sammlung einen König Konrad den jungen (wahrscheinlich Konradin), den König Wenzel von Böheim, den Markgrafen Otto von Brandenburg mit dem Pfeile und Andere aufführt, mag hier Kaifer Heinrich um fo mehr eine Stelle finden, als die beiden Lieder, denen diefer Name vorgesetzt ist, eines Kaifers ganz würdig find. Welchem Heinrich fie angehören, ist nicht entschieden. Doch Sprechen überwiegende Gründe für Heinrich VI., Friedrichs I. Sohn, der nach kurzer Regierung im 32. Jahre feines Lebens 1197 zu Meffina ftarb. Jedenfalls weift die ungleiche Meßung der Reimzeilen im erften, und die wechselnde Reimstellung im zweiten Liede auf ein höheres Alter hin, als daß fie Heinrich VII. zugefchrieben werden könnten. Wir geben das erste.

Ich grüeze mit gefange die füezen, die ich vermîden niht wil, noch enmac; Do ich fi von munde rehte mohte grüezen, ach, leider des ift manic tac. Swer nu difiu liet finge vor ir, der ich fô gar unfenfteclich enbir, ez fî wîb oder man, der habe si gegrüezet von mir.

Mir fint diu rich unt diu lant undertân, fwenne ich bî der minneclichen bin; Unde fwenne ich gefcheide von dan, fo ift mir al mîn gewalt unt min rîchtuom da hin,

Wan fenden kumber den zelle ich mir danne ze habe: .

fus kan ich an vröuden stîgen ûf und ouch [abe, unt bringe den wehfel, als ich wæne, durh ir liebe ze grabe.

Daz ich fi fô gar herzeclichen minne unt fi âne wenken zallen ziten trage Beide in herze und ouch in finne under wilent mit vil maniger klage: Waz git mir dar umbe diu liebe ze lône? dâ biutet fi mirz fô rehte schône: é ich mich ir verzige, ich verzige mich ê der krône.

Er fündet, fwer des niht geloubet, daz ich möchte geleben manigen lieben

tac.

Ob joch niemer krône kæme ûf mîn
houbet,
des ich mich ân fi niht vermezzen mac:
Verlür ich si, waz het ich danne?
då töhte ich ze vröuden weder wîbe
noch manne,
unt wær min befter trôft beide ze âhte
unt ze banne.

30. HARTMANN VON AUE.

Hartmann von Aue (ein fchwäbischer Ritter, Dienstmann des noch jetzt in Schwaben blühenden Geschlechts der Herren von Ow und Begleiter Friedrichs I. auf deffen Kreuzfahrt im Jahr 1181, † zwifchen 1210-1220) war der Erfte, der mit Glück einige jener bretonischer Gedichte deutsch bearbeitete, deren gemeinfamen Inhalt Liebesintriguen und Abentheuer fahrender Ritter mit fabelhaften Unholden und Zauberkräften der manigfaltigsten Art ausmachen, und deren zum Theil weichliche und unnatürliche Sentimentalität einen merkwürdigen Contraft bildet, mit

der in der deutschen Heldenfage, wie fie uns namentlich im Nibelungenliede entgegentritt, herrschenden Kraft und Einfalt. Schon vor Hartmann waren folche britisch-französische Romane, von Eilhart von Oberg (1189—1207) u. A., auf rohe Weife ins Deutsche übertragen worden; durch Hartmann aber und durch seine jüngeren Zeitgenoßen, Gottfried von Straßburg und Wolfram von Efchenbach, wurden fie zur Modelectüre der deutschen Ritterschaft in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts. An poetischem Talent steht Hartmann ziemlich tief unter Gottfried und Wolfram; dagegen ist er jenem durch einen gewissen fittlichen Ernft, der die Frivolitäten seiner Originale möglichst zu verwischen fucht, überlegen, und an Zierlichkeit im Ausdruck und Versbau thut es ihm wenigftens Keiner zuvor.

von

-

Hartmanns Hauptwerke find: Erek (herausgeg. von M. Haupt 1839) und Iwein (herausgeg. von Beneke und Lachmann 1827, zweite Ausgabe 1843), welche beide dem Kreise der Artusfagen angehören. Außerdem haben wir von ihm mehrere lyrische Gedichte und zwei kleinere poetische Erzählungen: Gregorius vom Stein (herausgeg. von Lachmann 1839) und den armen Heinrich (herausgeg. von den Brüdern Grimm 1815; von Lachmann, Auswahl 1820; von W. Wackernagel im Lefebuch; von Wilh. Müller 1842, von M. Haupt 1842), welchen die letztere wohl das Schönfte fein dürfte, was Hartmann hervorgebracht hat. Der Iwein, wahrfcheinlich das jüngfte unter Hartmanns erzählenden Gedichten, fcheint noch vor 1203 gefchrieben zu feia. Neben ihm ift der Wigalois des Wirnt von Gravenberg (verfaßt etwa um 1212 und herausgeg. von Beneke 1819) zu erwähnen, deffen Herausgeber mit Recht bemerkt, er wiße unter unfern altdeutfchen Gedichten kein Paar zu nennen, das durch eine folche Familienähnlichkeit überraschte, wie der Iwein und der Wigalois. Auch der Wigalois ift bretonifchen Ursprungs; der deutsche Bearbeiter begleitet aber die Erzählung feiner Quelle ftäts mit feinen eigenen Bemerkungen und fetzt fich oft fogar in Oppofition gegen diefelbe, wodurch er fich von Hartmann, der nie feine perfönlichen Aufichten und Empfindungen hervortreten läßt, wesentlich unterfcheidet. Vgl. Gervinus I, 381 ff. Koberftein §. 94.

1) EIN KREUZLIED.

(Hartmann's Lieder und Büchlein herausgeg. von M. Haupt. Leipzig 1812. S. 9 — 10. Vgl. v. d. Hagen's Minnefinger I, 330.).

Dem kriuze zimt wol reiner muot

und kiufche site:

fô mac man fælde und allez guot erwerben mite.

Ouch ift ez niht ein kleiner haft

dem tumben man,

der fime libe meisterschaft

niht halten kan.

Ez wil niht, daz man fì

der werke drunder fri:

waz touc ez uf der wât,

ders an dem herzen niene hât?

Nû zinfent, ritter, iuwer leben und ouch den muot

durch in, der iu dâ hât gegeben

lip unde guot.

Swes fchilt ie was zer werlte bereit

uf hohen pris,

ob er den gote nù verfeit,

der ift niht wîs.

Wan fwem daz ist beschert,
daz er da wol gevert,

daz giltet beidiu teil,

der werkte lop, der fêle heil.

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1) Der Inhalt diefes kleinen Gedichts ift folgender: „Ein Ritter, Heinrich von Aue, leidet an der Mifelfucht (= dem Ausfatz). Kein Arzt vermag ihm zu helfen. Endlich findet er zu Salerno einen weitberühmten Jünger Aefculaps, der ihm fagt, daß er durch das Herzblut einer reinen Jungfrau, wenn eine folche fich entschließen könnte, ihm zu Liebe zu sterben, genefen würde. Von diefem Ausfpruche des weifen Manues hört die Tochter eines von Heinrichs Dienstmannen, und entschließt fich, für ihren Gebieter das Leben zu laßen. Die rührendsten Vorftellungen ihrer Eltern und des Ritters felbft vermögen fie nicht von ihrem Entfchluße abzubringen. Sie geht mit dem Ritter nach Salerno, um fich das Herz ausfchneiden zu laffen. Schon fchleift der Arzt das Meßer, mit welchem er fie tödten will; da ftürzt Heinrich herein, und erklärt, daß er lieber feine Krankheit behalten, als um einen folchen Preis genefen wolle. Von diefer Großmuth gerührt, gibt Gott dem Ritter feine Gefundheit wieder, und diefer macht fofort das hochherzige Mädchen zu seiner Frau. Das oben Mitgetheilte enthält die dem entscheidenden Moment unmittelbar vorangehende Erklärung des Mädchens, daß fie trotz der fchauerlichen Schilderung, welche ihr der Arzt von den fie erwartenden Qualen gemacht, bei ihrem Entfchluße beharre. 2) Ihr benehmet Euch auf eine Eurer großen Meisterschaft wenig entfprechenden Weife.

wan daz ich mich weste des muotes also veste, daz ich ez wol mac dulden. Mir ift bi iuwern hulden

díu bræde varwe gar benomen, und ein muot alfô vefter komen, daz ich als engeftliche stân, 3) als ich ze tanze füle gân: wan dehein nôt sò grôz ist, diu fich in eines tages frift an mîme lîbe geenden mac,

mich endunke, 4) daz der eine tac genuoc tiure fi gegeben um daz êwige leben, 5) daz dâ niemer zergât.

Iu enmac, als mîn muot ftât, an mir niht gewerren. 6) Getrûwent ir mîm herren

fin gefunt wider geben,

und mir daz ewige leben, durch got daz`tuont enzît: lât fehen, welch meifter ir fit. Mich reizet vafte dar zuo. Ich weiz wol, durch wen ichz tuo: in dez namen ez gefchehen fol, der erkennet dienst harte wol und lâts ouch ungelônet niht. Ich weiz wol, daz er felbe giht, fwer grôzen dienst leiste, des lôn fi ouch der meiste. Dâ von fô fol ich difen tôt hân für eine füeze nôt nâch fus gewiffem lône. Liez ich die himelkrône, fo het ich alwæren fin,

wand ich doch lihtes künnes bin.“ 7)

3) AUS DEM IWEIN.

(Zweite Ausgabe von Benecke und Lachmann. Z. 396

779.)

Dan fchiet ich 1) und reit vil vruo

ze walde von gevilde.

Dâ râmet ich der wilde

und vant nâch mitten morgen

in dem walde verborgen
ein breitez geriute
âne die liute.

Dâ gefach ich mir vil leide

eine fwære ougenweide,
al der tiere hande,
die man mir ie genande,
vehten unde ringen
mit eislichen dingen.
Då våhten mit grimme
mit griulicher stimme
wifente und ûrrinder.
Dô gehabt ich hinder,

und rou mich, daz ich dar was komen.

Und heten i min war genomen,

fone triut mich niht erwern,

wan ich bat mich got genern.

Vil gerne wold ich von dan.
Do gefach ich fitzen einen man
in almitten under in:
daz getrôfte mir den fin.
Dô ich aver im nâher quam
und ich fin rehte war genam;
dô vorht ich in alfo fêre
als diu tier, ode mêre.
Sin mennefchlich bilde
was anders harte wilde.
Er was eim môre gelich,
michel unde als eislich,
daz ez niemen wol geloubet.

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3) Daß meine Angst nicht größer ift, als wenn ich follte etc. 4),mich endunke ift der Conjunctiv und entspricht unserem: mich däuchte, ich dächte. 5) Der einzige Tag ist um einen hinlänglich hohen Preis angebracht, wenn dadurch das ewige Leben gewonnen wird. 6) Mein Sinn ift fo befchaffen, daß er Euch nicht hindern darf, mich zu tödten. ") weil ich hinfälligen, Sterblichen Gefchlech

tes bin, mir alfo der Tod gewiß ift.

1) Es erzählt Kalogreant, ein Ritter am Hofe des König Artus, und veranlaßt durch feine Erzählung Iwein, den Helden des Gedichts, daffelbe Abentheuer aufzusuchen.

Zware ime was fin houbet grazer danne eim ûre. Ez hete der gebûre ein ragendez hâr ruozvar: daz was im vaft unde gar verwalken zuo der fwarte an houbet unde an barte, fîn antlütze wol ellen breit, mit grôzen runzen beleit. Ouch wären ime diu ôren als eime walttôren vermiefet zewâre

mit fpannelangeme hâre, breit alfam ein wanne. Dem ungevüegen manne wâren granen unde brå lanc, rûch unde grâ;

diu nafe als eim ohsen grôz, kurz, wit, niender blôz, daz antlütze dürre, vlach; (ouwî, wie eiflicher fach!) diu ougen rôt, zornvar. Der munt hât ime gar bêdenthalp der wangen mit wîte bevangen. Er was starke gezan,

wære übel ode guot,

als ein eber, niht als ein man: ûzerhalp des mundes tür ragten fi im her vür, lanc, fcharpf, grôz, breit. Im was dez houbet geleit, daz ime fin rûhez kinnebein gewahlen zuo den brüften schein. Sîn rüke was im ûf gezogen, hoveroht und ûz gebogen. Er truoc an feltfæniu cleit: zwô hiute het er an geleit, die heter in niuwen ftunden zwein tieren abe gefchunden. Er truoc ein kolben alfô grôz, daz mich da bi im verdrôz.

Dô ich im alfô nâhen quam, daz er min wol war genam, zehant fach ich in ûf ftân unde nâhen zuo mir gân. Weder wider mich fin muot

Scholl, Literatur - Gefchichte I.

desn wefte ich niht die wàrheit, und was iedoch ze wer bereit. Weder erne fprach noch ich.

Do er fweic, dô verfach ich mich, daz er ein ftumbe wære,

und bat mir fagen mære.

Ich fprach:,,bift übel ode guot?" er fprach:,,fwer mir niene tuot, der fol ouch mich ze vriunde hân." ,,mahtû mich danne wizzen lân, waz creatiure biftù ?"

,,ein man, als dû gefiheft nû.“ ,,Nú fage mir waz din ambet fi." ,,Då ftên ich difen tieren bî." ,,Nú fage mir, tuont fi dir iht ?" ,,Si lobetenz, tæt ich in niht." ,,Entriuwen vürhtent fi dich ?" ,,Ich pflige ir, und fì vürhtent mich als ir meifter unde ir herren." ,,Sage, waz mac in gewerren din meisterschaft und din huote? fine loufen nach ir muote

ze walde und ze gevilde?

wan ich fihe wol, fi fint wilde, fine erkennent man noch fin gebot. Ichn wande niht daz âne got

der gewalt iemen töhte

dêr fi betwingen möhte

âne floz und âne bant."

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