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unter dem

Trid., das lutherische Konkordienbuch u. s. w.; Kiesling, Historia de usu symbolorum etc., Lips. 1753). Um gleich das Wichtigste zu bemerken, so brauchen die abendländischen Kirchen und darin sind ihnen die griechischen vorangegangen Namen des Nicäno-CPanums oder schlechtweg des Nicänums nicht das auf der ersten Synode zu Nicäa 325 festgestellte Bekenntnis (,,Bekenntnis der 318 Bischöfe"), sondern 6 eine angeblich lediglich erweiterte, nach traditioneller Annahme zu Konstantinopel auf der sogenannten ökumenischen Synode 381 rezipierte Rezension desselben (,,Bekenntnis der 150 Bischöfe"). Es wird deshalb im folgenden zu handeln sein 1. von dem authentischen Tert des CPanums, 2. von dem nicänischen Symbol, 3. von dem Ursprung des CPanums und seinem Verhältnis zum Nicänum, 4. von der Geschichte des CPanums in der Kirche. 10 Die lezte, auch für den Ursprung des Symbols nicht gleichgiltige Frage kann zur Zeit noch nicht mit wünschenswerter Sicherheit beantwortet werden; doch sind Dank den Forschungen Casparis, Lumbys (mir nur aus der f. Arbeit bekannt), Swainsons und namentlich Horts die Hauptpunkte sicher gestellt. Die älteren Arbeiten sind antiquiert in dem, was sie über den Ursprung und die Geschichte des CPanums beigebracht haben, sofern sie hier auf 15 einer unkritischen Voraussetzung fußen. Vorzügliche Bemerkungen bei Touttée in seiner Ausgabe der Katechesen Cyrills von Jerusalem.

I. Es lassen sich vornehmlich drei Terte des CPanums unterscheiden: 1. der griechische Tert, wie er in den Akten der 2. [hier zu Unrecht und nur in den Drucken] 4. und 6. ökumenischen Synode und in den Werken der späteren griechischen Kirchenväter 20 sowie in den Liturgien enthalten ist. 2. der lateinische Tert, repräsentiert durch eine Reihe von Übersetzungen aus dem Griechischen in verschiedenen Handschriften, unter denen namentlich die sog. Interpret. des Dionysius Eriguus, die in den Akten des Konzils von Toledo 589, und in den Akten der Synode zu Forum Julii 796, sowie die von Papst Leo III. in der Paulskirche aufgestellte zu nennen ist (s. darüber Caspari, Quellen I, 25 S. 213f.; Hahn, Bibliothek d. Symbole, 3. Aufl., § 145 u. Burn, The old Latin text of our Nicene creed in dem Journ. of Theolog. Stud. 1900 p. 102 ff.). 3. der im Abendland gebrauchte griechische Tert, wie er in einigen Handschriften vom 9. oder 10. Jahrhundert ab uns erhalten ist (s. Caspari, Quellen I, S. 236 f., III, S. 475f.; Hahn a. a. D. § 144). Dazu kommen noch einige alte Übersetzungen, wie die syrische (nitrische 30 Handschrift vom Jahre 562 im Brit. Mus.; s. Caspari, Duellen I, S. 100 f.), die arabisch-koptische (s. Wüstenfeld, Synaxarium d. i. koptischer Heiligenkalender 1879 3. 9. Hatur und 1. Amschir), zwei angelsächsische (Handschriften des 11. und 13. Jahrhunderts in Cambridge und Orford, s. Heurtly, Harm. symbol., p. 162 sq.) u. s. w. Der lateinische Text des Symbols unterscheidet sich namentlich in seiner jeßigen, vom gesamten Abend- 35 land einhellig rezipierten Gestalt, aber auch schon in seinen ältesten Rezensionen mit Ausnahme derjenigen, welche gelehrte wörtliche Übersetzungen der griechischen Urkunden sein wollen von dem griechischen, abgesehen von kleineren, nicht bedeutenden Varianten, durch drei Eigentümlichkeiten. Doch weicht die Interpretation des Dionysius Exiguus stärker von dem Originaltert ab, indem dort, abgesehen von den gleich zu nennenden abend- 40 ländischen Eigentümlichkeiten, sich nicht unbedeutende Veränderungen und Auslassungen finden. Die drei bemerkenswerten Eigentümlichkeiten sind: 1. Der Zusatz,,filioque" im dritten Artikel, 2. die Weglassung des in (ɛis) vor dem Gliede unam ecclesiam, 3. die singularische Form der Bekenntniswörtchen credo confiteor spero (grie chisch: orεvoμev oμoloyovμev). Ad 1. Der Zusah,,filioque" begegnet im Symbol 45 zuerst in den Akten des 3. Konzils von Toledo 589 (ältere Bezeichnungen sind apokryph), sodann in mehreren spanischen Ürkunden der folgenden Zeit, weiter in Urkunden der karolingischen Reichskirche (Jahr 796). Die Lehrform einer processio spiritus ab utroque ist von Augustin ausgeprägt worden und wurde vom 5. bis 7. Jahrhundert im Abendland herrschend; die Aufnahme derselben in das Symbol ist in Spanien durch den Gegen- 50 satz gegen den westgotischen Arianismus zu stande gekommen; aus Spanien kam sie in das karolingische Frankenreich und war bereits im ersten Decennium des 9. Jahrhunderts dort in die offizielle Form des Symbols aufgenommen. In Rom billigte man zwar längst die augustinische Lehre vom Hl. Geiste, hatte aber noch im Anfang des 9. Jahrhunderts, wie die von Leo III. aufgestellte Tafel und sein Bescheid an die fränkischen Ge- 55 sandten vom Jahr 809 beweist, das Symbol ohne jenen Zusatz (f. Abalard „Sic et Non IV, p. 26 sq. ed. Cousin, Köllner a. a. D. S. 46. 49). Derselbe ist jedoch bald darauf wann und unter welchen Umständen ist nicht anzugeben auch in Rom in das Symbol aufgenommen worden; s. den ordo Romanus de divinis officiis (BM XIII, p. 677a), der vielleicht der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts angehört, und den Streit 60

des Photius mit Rom. Vgl. die ältere Litteratur über den trinitarischen Streit bei Köllner a. a. O.; Walch, Hist. controversiae de process. S. S. 1751; Gaß, Symbolik der griech. K., S. 130f.; Swete, On the history of the procession of the H. Spirit., Cambridge 1876; Langen, Die trinitarische Lehrdifferenz u. f. w., Bonn 1876. 5 Ad 2. Die Auslassung der Präposition „in“ vor „ecclesiam" ist nicht zufällig; sie ist im Abendland so alt, wie die Bezeugung des Symbols selbst; denn sie findet sich schon bei Dionysius Exiguus im Anfang des 6. Jahrhunderts, in den Akten der Synode von Toledo 589 und in der mozarabischen Liturgie; nicht wenige lateinische Formen des Symbole haben das eis allerdings wiedergegeben; allein teils find das gelehrte Übersehungen, 10 teils darf man daran erinnern, daß nach damaligem Sprachgebrauch das „in" lediglich als Exponent des Accusativverhältnisses gelten konnte. Auch diese Variante geht auf die augustinische Theologie zurück, leztlich aber auf die noch ältere abendländische Abneigung, irgend etwas anderes als den dreifaltigen Gott als Objekt des religiösen Glaubens im höchsten Sinne zu bekennen; hierüber, sowie über die interessanten Maßnahmen abend15 ländischer Kirchen, die Beziehung des „es“ im Symbole auf „Kirche“, „Sündenvergebung“, „Taufe", ewiges Leben“ zu verhindern, s. die erschöpfenden Zusammenstellungen bei Caspari, Quellen I, S. 222 f. Die dogmatische Theorie hat dann Augustin durch seine Unterscheidung von credere aliquid, alicui, und in aliquem geliefert. Ad 3. Die Verwandlung des Plural in den Singular, welche sich nicht in den spanischen, wohl aber 20 in den römischen, fränkischen, angelsächsischen ältesten Recensionen findet, stammt aus der traditio und redditio symboli, sofern das Glaubensbekenntnis als das Bekenntnis jedes einzelnen, der es ablegt, gelten soll. Was die abendländisch-griechischen Terte betrifft, wie dieselben sich merkwürdig lange im kirchlichen Gebrauch der Lateiner tro Unkenntnis der griechischen Sprache erhalten haben, so hat Caspari nachgewiesen, daß mehrere 25 derselben an den Eigentümlichkeiten des lateinischen Tertes teilnehmen (s. vor allem die St. Gallener Handschrift saec. X), während der mit lateinischen Buchstaben geschriebene griechische Tert im „Sacramentarium Gelasianum“ sowie in einer liturgischen Handschrift der Wiener Bibliothek mit dem orientalischen Originaltert identisch ist. Der angelsächsische Tert stimmt natürlich mit dem lateinischen; der bei syrischen Monophysiten ge30 brauchte Tert v. J. 562, den Caspari I, S. 102 f. hat abdrucken lassen, ist mit dem griechischen identisch mit den Ausnahmen, daß OTEVε wie im Occident im Singular steht, was auf gottesdienstlichen Gebrauch schließen läßt, und daß das Prädikat: aлoorozý dem anderen: zadokizý vorangestellt ist. Der koptisch-arabische Tert, den Wüstenfeld 1879 aus dem Synararium mitgeteilt hat, stimmt wörtlich mit dem Tert überein, den Caspari I, 35 S. 106, N. 8 aus Beveridge, Zvvodizov I, 683 sq. (Paraphrasis Arabica c. 1400) entnommen hat. Es sind wörtliche Übersetzungen des griechischen Originaltertes des EPanums, nicht, wie Caspari will, interpolierte Rezensionen des Nicänums. Trotzdem werden sie als Bekenntnis von Nicäa eingeführt. Es giebt aber noch eine Reihe von Symbolterten, die sich selbst als nicäno-cpanische resp. nicänische bezeichnen und auch von 40 Caspari zu einem Teile wenigstens für Modifikationen des EPanums gehalten werden, nämlich 1. das revidierte antiochenische, 2. das nestorianische, 3. das philadelphenische, 4. das Symbol in der pseudoathanasianischen éqμyvɛía els tò ovμßolov, 5. das zweite längere Symbol im Ancoratus des Epiphanius, 6. das kappadozisch-armenische, 7. die dem Basilius zugeschriebene Auslegung des nicänischen Symbols, 8. das eine von den 45 beiden in Chalcedon verlesenen Symbolen, welches als „Nicänum“ dort bezeichnet ist. Indessen, so große Verwandtschaft diese Symbole mit dem EPanum haben, so sind sie doch

dies gezeigt zu haben ist ein Verdienst von Hort - nicht als Töchter-, sondern als Schwesterrezensionen jenes entstanden. Sie werden mithin von uns im 3. und 4. Abschnitt zu besprechen sein, da sie nach Ursprung und Form für die Aufhellung des Rätsels, 50 welches über der Entstehung des EPanums schwebt, von höchster Bedeutung sind. Nicht hierher gehören die kurzen armenischen, koptischen und äthiopischen Symbole, sowie das ausführliche Glaubensbekenntnis der Armenier, welche Caspari, Luellen II, S. 10f., veröffentlicht hat.

II. Da das Symbol von Konstantinopel heutzutage und schon seit dem frühen Mittel55 alter den Namen Nicäno-CPanum oder auch geradezu Nicänum führt, da es herkömmlich als eine bloße Erweiterung des Nicänums aufgefaßt, ja geradezu mit diesem verwechselt wird, da es endlich unleugbar große Verwandtschaft mit dem Nicänum besit, so muß man auf Ursprung und Geschichte dieses zurückgehen, um die Entstehungsgeschichte des Panum zu ermitteln und richtig zu deuten. Das Nicänum, dessen Originalgestalt, wie 60 schon Walch gezeigt hat, sicher aus vortrefflichen Quellen festgestellt werden kann (s. hierüber

Hahn a. a. D., 3. Aufl., §§ 142, 143; dort auch die alten lateinischen Übersetzungen; die älteste ist die des Hilarius; sie weicht vom griechischen Text an drei Stellen ab, 1. ist im 2. Art. zu,,dominum" das abendländische ,,nostrum" getreten, 2. sind ebendort die 3orte δι' ἡμᾶς τοὺς ἀνθρώπους και unüberfest geblieben, 3. ift für καὶ ἐρχόμενον ,,venturus" gesetzt), ist auf dem Konzil zu Nicäa 325 als erster, relativer Abschluß des 6 trinitarischen Streites unter dem Druck des kaiserlichen Willens, Dank dem moralischen Übergewicht der kleinen alexandrinischen Partei, aufgestellt worden. Die Vorgänge, die schließlich zum Siege der alexandrinischen Theologie und zur Aufstellung und Rezeption des Symbols geführt haben, sind dunkel (s. Hefele, Konzil.-Gesch., 2. Aufl., Bd I, S. 282 f. und A. „Arianismus“ Bd II S. 14f.), da Eusebius absichtlich geschwiegen, resp. die 10 näheren Umstände verschleiert hat (f. den Brief an seine Gemeinde bei Athanasius de decret. synod. Nic., Theodoret h. e. I, 12), die späteren Historiker aber bereits aus der Legende schöpften. Auch über den ursprünglichen Sinn des ouoovoios kann man nicht mit genügender Sicherheit ins Klare kommen (f. die trefflichen Ausführungen Zahns, Marcell v. Ancyra 1867, S. 11-32). Soviel ist indes gewiß, daß Eusebius in der 15 Hauptsache recht hat, wenn er sagt, daß das von ihm vorgelegte Symbol (daß es nicht das Taufsymbol von Cäsarea gewesen ist, darüber s. Bo I S. 748) die Grundlage für die neue Glaubensformel abgegeben hat, wenn auch die näheren Umstände, die er erzählt, wenig glaubhafte sein mögen. Jenes nämlich wird bestätigt durch eine Untersuchung der Komposition des Nicänums. Das Verdienst, diese richtig erkannt zu haben, gebührt Hort 20 (Two Dissertations I, p. 54-72, p. 138 sq.). Die wichtigsten Erkenntnisse in Bezug auf die Komposition des Nicänums sind folgende: I. Das Nicänum ruht, wie eine Vergleichung lehrt, ganz auf dem Symbol des Eusebius (s. dieses bei Hahn a. a. D. § 123). II. Von diesem unterscheidet es sich a) durch einige Weglassungen und kleine Verände rungen, b) durch die Einschiebung der alexandrinischen christologischen Formeln, c) durch 25 eine durchgehende leise Redaktion unter Anlehnung an die jerusalemisch-antiochenischen Taufbekenntnisse (vgl. das Symbol in den Apostol. Konstitut. bei Hahn § 129, das jerusalemische Symbol bei Hahn § 124, antiochenische Symbole bei Hahn §§ 130 ff.). III. Das Nicanum ist nicht als ein Taufsymbol aufgestellt worden, sondern als eine__christologische Glaubensregel mit symbolmäßiger Umrahmung. Ad II, a) Weggelassen sind aus dem 30 Symbol von Cäsarea die Ausdrücke: „τòv Tov dεov lóyov“ (dafür tòv viòv dɛov) πρωτότοκον πάσης κτίσεως, πρὸ πάντων τῶν αἰώνων ἐκ τοῦ πατρὸς γεγεννη μένον" (Safir γεννηθέντα ἐκ τοῦ πατρός) und modifigiert ift δίε βbrafe υἱὸν μονοyεrn in μovoyεrn — deóv (dazwischen ein alexandrinisches Einschiebsel). Diese Wegγενῆ μονογενῆ lassungen sind für das richtige Verständnis des Nicänums vom höchsten Belang; denn sie 35 beweisen, daß die siegende alexandrinische Partei in der von ihr aufgestellten Glaubensregel jede Zweideutigkeit wie jedes Mißverständnis vermeiden wollte und sich auf keinen Kompromiß eingelassen hat. Die ausgemerzten Phrasen sind nämlich sämtlich zwar biblische, aber zugleich solche, welche die offenen und halben Gegner am meisten im Munde führten. Deshalb entschloß man sich, sie in der neuen Glaubensregel fallen zu lassen. Ad II, b) Die 40 neuen alexandrinischen Einschiebsel resp. Zusäße sind: 1. „tout' ¿otiv Ex tys ovoías tov πατρός", 2. »γεννηθέντα οὐ ποιηθέντα", 3. ὁμοούσιον τῷ πατρί, 4. bie feds christologischen Anathematismen am Schlusse des Symbols. Ad II, e) Alles übrige, in dem sich das Nicänum vom Symbol des Eusebius unterscheidet, ist nicht dogmatischer Natur, sondern sind redaktionelle Änderungen. Diese Modifikationen sind aber sämtlich 45 der Art, daß sie mit dem Wortlaut der jerusalemisch-antiochenischen Taufsymbole übereinstimmen. Man hat also anzunehmen, daß sie undogmatische Konzessionen an die auf der Synode dominierenden Patriarchen von Antiochien und Jerusalem sind. Es sind folgende: 1. in erften Mrtifel πάντων für ἁπάντων, 2. δίε 2lufeinanberfolge ber 23orte: δι' οὗ τὰ πάντα ἐγένετο, 3. ber 3ufag: τά τε ἐν τῷ οὐρανῷ καὶ τὰ ἐν τῇ γῇ, 4. ber Bujag το δι' ἡμᾶς τοὺς ἀνθρώπους, 5. ber 3ufat κατελθόντα, 6. ἐνανθρωπήσαντα für ἐν ἀνθρώποις πολιτευσάμενον. 7. εἰς τοὺς οὐρανούς für πρὸς τὸν πατέρα, 8. ἐρχόμε vov fuit ἥξοντα πάλιν, 9. δίe Borantellung δεν ἅγιον bor πνεῦμα im britten Mirtifel. Ad III) Daß das Nicänum zunächst kein Taufsymbol, sondern eine christologische Glaubensregel sein will, ergiebt sich 1. aus der Kürze des dritten Artikels, 2. aus der Hinzufügung der 55 Anathematismen am Schluß. Durch diese Zusäße und jene Kürze, sowie durch die unverhältnismäßige Ausführlichkeit im zweiten Artikel, endlich durch die Ausmerzung der zweideutigen biblischen Stücke hat das Bekenntnis einen theoretisierenden, unliturgischen und unbiblischen Charakter erhalten. Dies ist für die nächste Folgezeit mit ein Hauptanlaß geworden, dasselbe zu bekämpfen. Nicht nur die Arianer und Eusebianer griffen es unter dem Vor- 60

geben, es sei unbiblisch, an, sondern auch im Grunde homousianisch gesinnte Männer konnten sich zu einer vollen Zustimmung nicht entschließen. Andererseits, überlegt man, mit welcher rücksichtslosen Entschiedenheit und mit welchem Ernste dieses Bekenntnis in seinem positiven und in seinem negativen Teile den Arianismus ausschließt, wie es zu6 gleich die stärkste Verurteilung aller Halbheiten, die gedacht werden können, enthält, und daß es ja eben als Lehrordnung und allgemeines Kirchengeset, zunächst nicht als Taufsymbol, gemeint war, so liefert es allein für sich den stärksten Beweis für die Energie der fleinen alexandrinischen Partei. Aber diese Partei hatte selbst die Probleme noch nicht so weit durchgedacht, daß sie das Bekenntnis nach allen Seiten hinreichend zu decken verstand. 10 Das Symbol war in jeder Beziehung verfrüht, und das rächte sich. Verfrüht im Hinblick auf den theologischen Standpunkt seiner Vertreter; denn diesen war die Abgrenzung und Sicherstellung ihrer Theologie gegenüber dem Modalismus selbst noch nicht klar und die Bedeutsamkeit der zu präzisierenden Lehre vom Geiste war ihnen noch nicht aufgegangen. Verfrüht auch in seiner Aufstellung als allgemeines kirchliches Gesez; denn die kirchliche 16 Hierarchie stand noch zum größten Teile wider dasselbe. In den folgenden Jahrzehnten wird um das Nicänum auf das heftigste gestritten und eine ganze Reihe von Symbolen wird ihm bis zum Jahre 341 von den Gegnern entgegengestellt. Der Kampf war recht eigentlich ein Kampf um dieses Bekenntnis. In demselben lernten seine Verteidiger den Wortlaut desselben schäßen und hüteten sich, auch nur in einem Worte von ihm zu weichen; 20 ja auch jede erklärende Erweiterung im Sinne der Orthodoxie wurde abgelehnt; man hätte den sicheren Rechtsboden verlassen, sobald man selbst ein nur irgendwie anders formuliertes Symbol zugelassen oder aufgestellt hätte (s. dazu Caspari I, 39, 41; Vincenzi, de process. S. S. p. 80 sq.). Die Hauptstellen bei Athanasius selbst; dazu Hilarius, ad Ĉonstant. Aug. II, 5; Hieronym., ep. ad Damas. ann. 381; Amphilochius [MSL XXXIX, 25 p. 93]. So ist denn auch auf der Synode zu Sardica 344 lediglich das Nicänum repetiert worden (Athanas., ad Antioch. c. 5, Opp. I, 2, p. 616); die sogenannte sardicensische Glaubensformel ist zwar orthodox und ist in Sardica vorgelegt, nicht aber von der Synode rezipiert worden. Mit leichter Mühe könnte man aus den Synodalakten, aus den Werken der Kirchenväter und heterodoxen Theologen zwischen 350 und 450 Dußende 30 von Stellen nachweisen, welche das unerreichbar hohe Ansehen des Nicänums, wie es als Inhalt der apostolischen Tradition unter dem glorreichsten Kaiser Konstantin von der ehrwürdigsten Synode aufgestellt worden ist, und seine absolute Unantastbarkeit bezeugen. Indes eines nur machte Schwierigkeiten und führte zu Differenzen auch unter den Anhängern des Nicänums das war die Frage, wie man fortan bei der Taufe zu ver35 fahren habe. Wir haben oben gesehen, daß das Nicänum kein Taufsymbol ist, sondern eine Glaubensregel, und es giebt keine Zeugnisse dafür, daß man irgendwo in der Kirche zwischen 325 und 361 mit dem Nicänum getauft hätte, vielmehr blieben zunächst die älteren provinzialkirchlichen Taufsymbole im Gebrauch. Als aber seit der Thronbesteigung Julians die orthodore Partei sich wieder erholte, als von den berühmten Synoden im 40 Anfang der sechziger Jahre ab sich rasch und sicher die große Restauration der Orthodoxie durchsetzte, als entschiedene Bischöfe in Kleinasien und Syrien für sie eintraten und mit Überlegenheit, Kraft und Weisheit das Werk ausführten und die orthodore Position nach allen Seiten sicher stellten, da wünschte man auch bei dem solennen Taufakte die reine nicänische Lehre zum Ausdruck zu bringen. Dies konnte in dreifach verschiedener Weise 45 geschehen: indem man nämlich entweder die nicänischen Stichworte in die alten provinzialkirchlichen Taufsymbole aufnahm, oder indem man das Nicänum für den speziellen Zweck zu einem Taufsymbol erweiterte, oder endlich indem man es selbst troß seiner Unvollständigkeit und seiner polemischen Haltung als Taufbekenntnis unverändert in den kirchlichen Gebrauch nahm. Diese drei Wege sind in der That sämtlich in dem Jahrhundert 50 zwischen der Synode von Alexandrien und von Chalcedon eingeschlagen worden, wie im folgenden gezeigt werden wird, und in die Geschichte dieser Versuche gehört seinem Ursprung nach das Symbol, welches den Namen „CPanum“ führt.

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III. Nach gemeiner Meinung, wie sie sich seit dem 6. Jahrhundert festgestellt hat und im Abendland sowie in der griechischen Kirche und in den meisten orientalischen Kirchen 55 einhellig bezeugt wird, ist das CPanum auf der ökumenischen Synode von 381 redigiert worden. Diese Synode, berufen von Theodosius I., um den Arianismus zu vernichten und den macedonianischen Streit zu schlichten, habe das Nicänum durch eine antipneuma= tomachische Erweiterung des dritten Artikels ergänzt und so sei das Symbol entstanden, welches den Namen Nicäno-CPanum führe; dieses Symbol sei dann sofort in den all60 gemeinen kirchlichen Gebrauch übergegangen. Im späten Mittelalter taucht die Notiz auf

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(bei Nicephor. Callist., h. e. XII, 13), Gregor von Nyssa sei der Verfasser jenes cpaniichen Zusages zum Nicänum; Marcus Eugenicus nennt wahrscheinlich die Namen verwechselnd auf dem Florentiner Konzil den Nazianzener als Verfasser (Conc. Flor. sess. XXIII. Harduin IX, p. 264): auf beide Nachrichten hat man aber nirgendwo in der Kirche ein Gewicht gelegt. Das erste, was die gemeine Meinung erschütterte, war 5 die Einsicht, daß in dem Ancoratus des Epiphanius, der auf das Jahr 373/74 datiert ist, ein Symbol sich findet der Bischof empfiehlt es der Gemeinde von Syedra in Pamphylien als kirchliches Taufsymbol und legt deshalb auf seine wörtliche Einprägung Gewicht welches, abgesehen davon, daß ihm die nicänischen Anathematismen angehängt fins, jid von sem panum nur burd bie beiden Thrafen τουτέστιν ἐκ τῆς οὐσίας του 10 ratoós und tá te ev toïs ovoavois xai tà ¿v tỷ rn unterscheidet, sonst aber mit ihm völlig identisch ist. (Über sein Verhältnis zum CPanum und daß wahrscheinlich die uns bewahrten Handschriften des Ancoratus es nicht ganz treu wiedergegeben, s. Hort a. a. D. S. 831). Diese Sachlage erheischte mindestens eine leise Modifikation der traditionellen Meinung, wenn man nicht jenes Symbol im Ancoratus entiveder für einen von Epipha- 15 nius selbst nach dem Jahre 381 gemachten Zusaß zu seinem Werke halten (so Franzelin, De Deo trino p. 556) oder es als Interpolation einer viel späteren Zeit im Ancoratus für unecht erklären wollte (so Vincenzi in seinem später zu beleuchtenden Werke de processione S. S. etc., Romae 1878). So nimmt denn Hefele nach dem Vorgang von Tillemont (Mém. IX, p. 222, art. 78) und R. Ceillier (Hist. des aut. sacrés V, 20 p. 646) an (a. a. D. II, S. 10), daß das Konzil nicht eigentlich ein neues Symbol aufstellte, sondern nur ein bereits übliches eben das des Epiphanius rezipierte und an einzelnen Stellen veränderte, namentlich ins kürzere 30g. Leßteres konnte Hefele nur hinzufügen, weil er das betreffende Symbol im Ancoratus mit einem zweiten längeren in derselben Schrift verwechselte (a. a. D. N. 5). Diesem gegenüber ist das CPanum aller- 25 dings kürzer; aber mit ihm hat es überhaupt wenig oder nichts gemein, während es mit dem von Epiphanius an erster Stelle aufgenommenen so gut wie identisch ist. Die Tillemontsche Hypothese ist von Caspari (ThZ Bd III, Quellen I, 1f.) mit bekannter Gelehrsamkeit weiter ausgeführt worden. Auch nach ihm ist das von Epiphanius im Ancoratus mitgeteilte Bekenntnis vom Konzil zu Konstantinopel zum allgemeinen Kirchensymbol er- 30 hoben worden; er sucht dies durch das außerordentliche Ansehen des Epiphanius in seiner Zeit zu begründen und nachzuweisen, woher sich die Bekanntschaft des cpanischen Konzils mit dem chprischen Symbol schreibe. Was den Ursprung des Symbols selbst betrifft, so zeigt er unwiderleglich, daß es nicht von Epiphanius selbst verfaßt, auch nicht auf Cypern entstanden sein könne, vielmehr einige Jahre vor 373 und zwar in Syrien aufgestellt 35 worden sei. Wir werden also zwar für den Ursprung des CPanums bereits vom cpanischen Konzil weggeführt und auf eine mindestens um 15 Jahre frühere Zeit verwiesen, aber mit der Rezeption in Konstantinopel 381 soll es doch seine Richtigkeit haben. Indessen von einer hervorragenden Rolle, die Epiphanius auf der Synode von 381 gespielt haben soll, geschweige von der Rezeption eines von ihm vorgelegten Symbols, ist in keiner 40 Urkunde die Rede. Entweder also gilt die freilich erst spät auftauchende Nachricht, die 150 Väter hätten auf der Synode ein neues Symbol aufgestellt, resp. das Nicänum von sich aus durch Zusäße erweitert dann aber ist das Symbol im Ancoratus als Interpolation zu streichen, oder aber, wenn dieses gilt, scheint es um die Zuverlässigkeit der Tradition von der Aufstellung des CPanums im Jahre 381 geschehen zu sein. Dem ist 45 nun auch in der That so, und es läßt sich ihre Unrichtigkeit, ganz unabhängig von dem Urteil über das Symbol des Epiphanius aus äußeren und inneren Gründen beweisen. 1. Die Synode von Konstantinopel war überhaupt keine ökumenische; Kaiser Theodosius hat, wie Theodoret h. e. V, 8 angiebt, nur die Bischöfe seines Reichsanteils zur Synode berufen und es sind in der That nur Morgenländer anwesend gewesen (Hefele a. a. Ó. II, 50 S. 3); aber auch der Orient selbst war sehr unvollständig vertreten. Die Synode war hauptsächlich aus thracischen, kleinasiatischen und syrischen Bischöfen zusammengesett; sie wurde eröffnet, bevor der alexandrinische Patriarch und die wenigen ägyptischen Bischöfe kamen, und diese haben auf ihr überhaupt keine Rolle gespielt. 2. Die Kanones von Konstantinopel sind in die ältesten griechischen Kanonensammlungen nicht eingetragen gewesen; 55 schon die Ballerini haben dies richtig daraus erschlossen, daß in der ältesten lateinischen Uebersehung der Kanones, der Prisca (2. Hälfte des 5. Jahrhunderts) die Kanones von Konst. erst nach denen der 4. allgemeinen Synode gestellt sind (f. Mansi, VI, p. 1174; Ballerini, Opp. Leon. I, T. III, p. 553; Hefele a. a. D. II, S. 13). Man darf hieraus mit Recht folgern, daß die Beschlüsse der Synode von 381 erst nach dem Jahre 60 Real-Encyklopädie für Theologie und Kirche. 3. A. XI.

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