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die er in seinem Willen vorbehielt. Letztere können ersteren nicht widersprechen, weil auch erstere auf seinem Willen beruhen, aber sie hangen auch nicht von ihnen ab. Die in die Welt hineingelegten Ursachen lassen noch Raum übrig für nähere Bestimmungen, die allein vom Willen Gottes abhangen. Sie sind so beschaffen, dass die (abstrakte) Möglichkeit dessen, was ihnen als Wirkung entsprechen würde, gesichert ist, aber nicht dessen Nothwendigkeit. Diejenigen Bestimmungsgründe dagegen, die allein im Willen Gottes liegen und zwar verborgen, drücken Einem der mannigfachen Erfolge, deren Möglichkeit die in die Welt verwebten Bestimmungsgründe in sich trugen, den Stempel der Nothwendigkeit auf; und dadurch tritt ein solcher wirklich ein.

Auf diese Weise beseitigt also Aug. in der Sphäre des göttlichen Wissens, Wollens und Wirkens die Antinomie, in welcher die Wunder mit dem Naturgesetze stehen. Seine Argumentation zu Gunsten der ätiologischen Möglichkeit der Wunder hat damit ihren Höhepunkt erreicht. Aber die Möglichkeit derselben bleibt so lange noch zweifelhaft, als nicht ausser dem sie ermöglichenden Grunde auch ihr Zweck nachgewiesen ist. Denn auch im finalen Sinne kann Gott nichts sine ratione thun.

B. Möglichkeit der göttlichen Wunder nach dem Gesichtspunkte des Zweckes.

Ausdrücklich hebt Aug. hervor, dass der Zweck der Wunder nicht etwa Bereicherung unserer Kenntniss der empirischen Welt, nicht Befriedigung unserer Wissbegierde sei, sondern vielmehr irgend ein Heil (confess. lib. X, cap. 35, §. 55 (1). Heilsam wirkt nun Gott z. B. dadurch, dass er die Wunder selbstsüchtiger dämonischer Thaumaturgen durch die grösseren, zweifelloseren und glänzenderen Wunder seiner Engel überbietet und dadurch den gefährlichen Eindruck, den jene auf Schwache machen können, beseitigt (de civ. Dei 1. X, cap. 16). Allein diess ist doch nur ein einzelner Zug des teleologischen Charakters, den er den Wundern beilegt. Den wesentlichen Zweck, den Gottes Wunder verfolgen, findet er dagegen darin: für die wahre Beschaffenheit des göttlichen Wesens und Wirkens

und für die göttlichen Offenbarungsthaten Aufmerksamkeit bei den an und für sich stumpfsinnigen Menschen zu erregen. Um dieses nun einmal vorhandenen Stumpfsinnes der Menschen willen musste einmal schon die objective Anbahnung und Begründung des Heiles durch wunderbare Offenbarungsthatsachen bewerkstelligt werden, sodann aber auch die subjective Aneignung des objectiv Offenbarten oder die Weckung des Heilsglaubens in denjenigen Individuen, welche nicht unmittelbare Werkzeuge der Offenbarung selbst waren. Als Gott das Gesetz offenbaren wollte, musste er mit Donnern und Blitzen herabfahren auf den Berg Sinai, welche wunderbarer Art waren, weil sie darauf aufmerksam machen sollten, dass es sich um eine göttliche Offenbarung handle (de trinit. 1. III, cap. 5 und cap. 10), und alle hervorragenden Werkzeuge der Offenbarung mussten durch Wunder die Aufmerksamkeit und Theilnahme der Leute zunächst auf sich, mittelbar aber auf Gott und seine Wege hinlenken, namentlich auch Christus. Es wäre nämlich ungereimt gewesen, wenn dieser dergleichen, als er mittelbar durch Moses und die Propheten verrichtet hatte, unmittelbar nicht gethan hätte. Ja er musste auch etwas besonderes thun: von einer Jungfrau geboren werden, von den Todten auferstehen und gen Himmel fahren, und dadurch seine göttliche Majestät erweisen (epist. 137, §. 13 f. (vi); in Joh. evang. tractat. 91, §. 2-4). Wie nothwendig und somit zweckmässig es war, dass Gott durch Wunder den Blick der Ungläubigen oder noch Schwachen vermittelst sinnlicher Eindrücke auf übersinnliche und übernatürliche Thatsachen hinlenkte, spricht Aug. nicht selten aus (vgl. z. B. de vera relig. cap. 25 §. 47 (111), cap. 50, §. 98 (1v); sermo 126, §. 4 (xxvi); de trinit. 1. III, cap. 6 (xxxv111). Es gibt Viele, sagt er epist. 120, cap. 1, §. 5 (vi), die durch sichtbare, ihnen unerklärliche Werke Gottes zum Glauben an das Unsichtbare angeregt werden müssen. Sind sie erst vertraut mit der „Wahrheit“, so wundern sie sich nicht mehr. Dann bedürfen sie aber auch der Wunder nicht mehr. Weil die Menschen", heisst es in Joh. evang. tractat. VIII, §. 1 (x111), „auf Anderes gerichtet, die Betrachtung der Werke Gottes aufgegeben haben, bei welcher sie alltäglich dem Schöpfer die Ehre geben würden, so hat sich Gott gewisse ungewöhnliche Thaten gleichsam vorbehalten, um die gleichsam

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schlafenden Menschen durch Wunderbares zu seiner Verehrung anzuregen". Und zwar zielen die Wunder bald mehr auf eine heilsame Erschütterung des vorhandenen Gemüthszustandes („den Einen demüthigend, den Anderen aufrichtend", enarrat. in Psalm. 110, §. 4 und 5 (xx), bald auf Belehrung, bald auf Erregung des Willens ab. Die Wunder sind, heisst es de civit. Dei 1. X, cap. 17, „für Gott etwas Kleines, aber gross als Mittel, den Sterblichen heilsamen Schrecken und heilsame Lehren einzuflössen" (Deo parva sunt, sed magna terrendis salubriter erudiendisque mortalibus). Christus gab Blinden die Augen wieder (sermo 88, §. 1 (xxiv), welche doch in jedem Falle der Tod einmal wieder schliessen sollte. Er erweckte den Lazarus, der doch wieder sterben sollte. Und Alles, was er zum Heil der Leiber that, that er nicht zu dem Zweck, um ihnen ewige Dauer zu verleihen, wiewohl er doch auch gerade dem Leibe am Ende ewiges Heil verleihen will. Aber, weil man das, was man nicht sah, nicht glaubte: so erbaute er durch dieses Zeitliche, was man sah, den Glauben (ad illa), was man nicht sah.“

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zu dem hin

Also die Wunder sollen Glauben wecken; aber sie sollen auch den vorhandenen Glauben stärken. Wir dürfen", heisst es in Joh. evang. tractat. 49 (xv11), „nicht vergessen, dass (zur Zeit der Erweckung des Lazarus) sogar der Glaube der Jünger selbst, welche schon gläubig an ihn geworden waren, noch durch Wunder erbaut wurde, nicht damit derselbe, noch nicht vorhanden, entstehen sollte, sondern damit er, schon begründet, wachsen sollte."

Insofern die Wunder auf dem Wege der sinnlichen Wahrnehmung die Einsicht in das Wesen Gottes (in Joh. evang. tractat. 24, §. 1 (xvi) und in die Oekonomie seines Reiches fördern sollen, kommt theils in Betracht, was sie unmittelbar, theils, was sie allegorisch lehren. In beiden Beziehungen aber ist ihr Lehrgehalt Ausfluss einer Autorität mit dem Charakterder Untrüglichkeit, weil Gott hinter ihnen steht. Was sie unmittelbar bekunden, ist theils die Machtfülle, theils die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes oder Christi (de ordine l. II, cap. 9, §. 27). Aber ausser dem, was sie unmittelbar offenbaren, deuten sie auch noch auf Anderes hin. „Sie haben, wenn sie verstanden werden, ihre Sprache" (habent, si intelli

gantur, linguam suam: in Joh. evang. tractat. 24, §. 2). Eine allegorische Bedeutung hat z. B. das Wunder der Speisung der Fünftausend (ebendas.), die Geschichte des Propheten Jonas (epist. 102, §. 35), die Verwandlung des Wassers in Wein (in Joh. evang. tractat. 9, §. 1 (xıv): „wir müssen erforschen, was das Alles soll, d. h. was es bedeutet“). „Unser Herr Christus wollte, dass das, was er leiblich that, auch geistlich verstanden würde. Denn er that nicht nur um der Wunder willen die Wunder, sondern damit das, was er that, wunderbar sei für die Schauenden, wahr für die Verstehenden" (sermo 98, §. 3). Vgl. übrigens das oben S. 29 bemerkte.

Noch in einer anderen Beziehung sollen aber die Wunder bald mittelbar, bald unmittelbar die Ehre Gottes und das Heil der Genossen seines Reiches fördern. Nicht selten haben sie nämlich die Bestimmung, die Schauenden zunächst für den Wunderthäter selbst, welcher Werkzeug der Offenbarung ist, einzunehmen und somit nur einen Mittelzweck, dessen Erreichung jedoch immer zugleich die Erreichung des letzten, eigentlichen Zweckes beschleunigt. Diess gilt sogar von einem Theile der Wunder Christi, der freilich nicht nur Werkzeug, sondern auch Gegenstand der Offenbarung war. „Die Wunder", heisst es de utilit. credendi cap. 16, §. 34 (xxxv11), „zerfallen in zwei Arten: nämlich einige erregen nur Bewunderung, einige verschaffen aber auch grosse Gunst und Wohlwollen. Denn, wenn Jemand einen Menschen fliegen sieht, so staunt er eben nur, da dieser Vorgang, abgesehen von dem Schauspiel selbst, dem Zuschauer gar keinen Nutzen bringt. Wenn aber ein schwer und hoffnungslos Kranker auf geschehenes Geheiss sofort gesund wird, so wird er sich nicht nur über seine Wiederherstellung wundern, sondern auch den, der ihn heilte, lieben. Dergleichen geschah zu jener Zeit, wo Gott in einem, der wahrhaft Mensch war, soweit es erforderlich war, den Menschen erschien. Kranke wurden geheilt, Aussätzige gereinigt, Lahmen das Gehen, Blinden das Gesicht, Tauben das Gehör wiedergegeben."

Diess sind die Grundzüge der Argumentation, durch welche Aug. die ätiologische und teleologische Möglichkeit der Wunder zu erhärten weiss. Alles diess bezieht sich aber zunächst nur auf die im Namen Gottes verrichteten Wunder, und es übrigt

daher die Frage, wie denn nun die dämonischen Wunder, welche doch auch bezeugt sind, nach Grund und Zweck begriffen werden können.

C. Möglichkeit der dämonischen Wunder.

Auch auf diese Frage bleibt uns Aug. die Antwort nicht schuldig. Was die Aetiologie der dämonischen Wunder betrifft, so bereitete diese ihm schon desshalb keine besondere Schwierigkeit, weil dieselben sämmtlich nur relative Wunder sind. Die Gründe ihrer Erklärung finden sie daher im Allgemeinen in denselben Thatsachen, aus denen auch die relativen Wunder der guten Engel begreiflich sind (s. oben S. 58). Es fragt sich nur, wie die Einheit und Harmonie des göttlichen Regiments bestehen kann, wenn zu widergöttlichen Zwecken widergöttliche Mächte Wunder verrichten können. Diese Harmonie stellt nun Aug. dadurch sicher, dass er auch die Wunderkraft der Dämonen als einen Ausfluss der göttlichen Macht hinstellt. Ohnehin ist dieselbe eine beschränkte (de trinit. 1. III, cap. 7 (xxxvi), cap. 8, §. 13). So weit sie aber vorhanden ist, haben sie die Dämonen und der Teufel nicht minder, als die guten Engel, von oben, von Gott empfangen (de divers. quaest. octog. tribus quaest. 79, §. 5 (xxx11), de trinit. 1. 1.), und wenn man die Absichten erwägt, welche Gott hatte, indem er sie ihnen ertheilte, ergibt sich auch eine teleologische Begreiflichkeit der dämonischen Wunder. Sie erhielten nämlich die Wunderkraft entweder behufs Täuschung der Täuschenden (z. B. der ägyptischen Zauberer) oder behufs Ermahnung der Gläubigen (damit diese sich abgewöhnten, die Wundergabe für etwas sonderlich begehrenswerthes zu halten) oder, „um die Geduld der Gerechten (z. B. Hiobs) zu üben, zu bewähren und in's Licht zu stellen" (de trinit. 1. III, cap. 7 (xxxviii). Auch Verbrechern, die zu Arbeiten in Bergwerken verurtheilt sind, dient Wasser und Feuer und Erde, damit sie daraus machen, was sie wollen, aber nur, so weit es erlaubt wird." So werden auch die Dämonen von Gott controlirt und überwacht, und indem sie von ihrer Fertigkeit Gebrauch machen, thun sie, obwohl sie subjectiv aus bösem Willen, mit böser Absicht handeln, etwas objectiv Gutes, von Gott Gewolltes und

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