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§. 1. Eigenthümlichkeit des philosophischen Studiums. Mit dem philosophischen Studium beginnt für Jeden, der den Weg wissenschaftlicher Bildung zu gehen entschlossen ist, eine neue Epoche des geistigen Lebens. Der zufälligen Verbindung der im Einzelnen gesammelten Kenntnisse muß eine höhere Einheit, und den Uebungen der geistigen Kräfte in Erwerbung von Kenntnissen muß eine bewußte Absicht zu Grunde liegen. Die Frage nach jener Einheit und dieser zu Grunde liegenden Absicht kann wohl verschoben, aber nicht ganz umgangen werden. Man kann wohl anfangs dem Triebe, sich Kenntnisse zu erwerben, ohne weitere Beantwortung der Frage: wozu das Studium am Ende führen müße, sich hingeben, indem der Geist entweder an dem immer höher gesteigerten Erwerbe sich erfreut, oder mit annoch jugendlichem Sinne die Kenntnisse und ihre Erwerbung als bloße Spielerei betrachtet, um sich des Daseyns Langeweile zu vertreiben, aber es wird doch endlich auch der Augenblick eines tieferen Ernstes erscheinen, und das unabweisbare Verlangen, nach dem leßten Zwecke aller Erkenntniß zu fragen, um so lebendiger sich hervordrängen, je zahlreicher die einzelnen Gewinnste waren, die dem Strebenden im Kreise der Erkenntnisse zugefallen sind. Eine Wissenschaft, die auf diese leßte Frage Antwort gibt, wird darum allen erworbenen Kenntnissen erst die rechte Würde und Weihe ertheilen.

Deutinger, Philosophie. I.

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§. 2. Die Propädeutik als nothwendiges Mittelglied.

Diese unbestimmte Erwartung eines, zur lehten Begründung des bisher stückweise Erlernten nothwendigen, erst noch zu gewinnenden Einheitspunktes der Erkenntniß erfodert daher eben wegen dieser Unbestimmtheit eine vermittelnde Leitung und Zurechtweisung, damit sie das Ziel nicht verfehle, nach dem sie trachtet, — Es ist daher um so nothwendiger, daß der Uebergang von dem bisher betretenen Pfade, Erkenntnisse im Einzelnen zu erwerben, zu jener Wissenschaft, die als erklärender und erleuchtender Mittelpunkt eintreten soll, in rechter Weise vermittelt werde, und nicht per saltum geschehe, je größer von der einen Seite der Unterschied zwischen beiden Reichen und je inniger auf der andern die Verwandtschaft beider seyn muß, da in dem Einen erst gefunden werden soll, was dem Andern fehlet, also etwas bisher Unbekanntes und Neues, und beide doch unmittelbar auf einander folgen, und mit einander Hand in Hand gehen.

Um diesen Uebergang zu vermitteln und eine vorläufige Einsicht in das zu betretende Gebiet der Philosophie zu eröffnen, wird darum den einzelnen Gegenständen des philosophischen Studiums ein einleitender Theil vorausgehen müssen, der um dieser seiner vorbereitenden Eigenschaft willen „Propädeutik" genannt werden mag.

§. 3. Aufgabe der Propädeutik.

Um nun den Studirenden zu dieser erst zu erlangenden Wissenschaft, die sich ihm unter dem Namen Philosophie darbietet, hinzuführen, hat die Propädeutik eine dreifache Aufgabe. Im Bestreben nach einer solchen Wissenschaft kann nämlich das thätige Subjekt in seinen, zur Erlangung jenes beabsichtigten Zieles nothwendigen Eigenschaften selbst betrachtet, oder aber es kann die Beschaffenheit des zu erreichenden Gegenstandes ins Auge gefaßt werden, oder endlich die Propädeutik vergleicht das Verhältniß beider, des erkennenden Subjekts und des zu erkennenden Objekts mit einander. Alle drei Beziehungen verdienen die gleiche Auf

merksamkeit, und die Propädeutik des philosophischen Studiums kann ihre Aufgabe dann erst als völlig gelöset betrachten, wenn sie über alle drei Stufen dieses Verhältnisses hinübergelangt ist.

S. 4. Eintheilung derselben.

Diesen natürlichen Entwicklungsgang einhaltend, zerfällt demnach die Propädeutik in drei Theile: einen subjektiven, einen objektiven und einen subjekt-objektiven Theil.

Anknüpfend an die bisherigen Kenntnisse und Erfahrungen, wird sie zuerst aus diesen die Anlagen des Menschen, in so fern er Erkenntniß und Wissenschaft erwerben will und kann, und aus diesen subjektiven Anlagen die allgemeinen Grundsäße, die ihn bei diesem Bestreben leiten müssen, ermitteln. Den Gang der Wissenschaft in ihrer Subjektivität, d. h. in ihrer durch die Anlagen des Menschen bedingten Möglichkeit zu zeigen, ist daher die Aufgabe des ersten Theils der Propädeutik, den wir mit dem Namen: Einleitung am füglichsten bezeichnen werden.

Ist dann durch die Einleitung in das philosophische Studium das Verhältniß, welches die Philosophie zum Menschen als dem erkennenden Subjekte hat, ausgemittelt, so wird sofort das Verhältniß, in welchem die Theile dieser Wissenschaft aus ihrer innern Verwandtschaft zu einander zu betrachten sind, zunächst auszumitteln seyn. Die Darstellung des objektiven Verhältnisses der einzelnen Glieder der Wissenschaft, wie sie aus einem ihnen selbst innewohnenden Mittelpunkte sich gestalten, und in einen bestimmten Umkreis sich ordnen, gibt dann den zweiten Theil der Propädeutik, die Encyclopädie.

Endlich werden dann noch beide Verhältnisse mit einander verglichen werden müssen, und aus der Vergleichung der subjektiven Anlage mit dem objektiven Verhältnisse der zu erkennenden Gegenstände wird sich der beste Weg und die geeignete Methode, zur Erkenntniß zu gelangen, ermitteln lassen. Aus dieser Einheit beider wird dann der dritte Theil der Propädeutik, die MethodoLogie hervorgehen.

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