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Otto war am 4. okt. 1209 zum kaiser gekrönt, aber bald darauf in folge eines angriffs auf das königreich Sicilien mit pabst Innocenz zerfallen. Dieser sprach

am 18. nov. 1210 den bann über ihn aus und reizte die deutschen fürsten zum abfall von ihm. Eine fürstenversammlung zu Nürnberg beschloss im september 1211 die erhebung Friedrichs von Sicilien zum deutschen könig. Ottos rückkehr brachte die aufrührer zunächst wider zur unterwerfung. Aber als Friedrich, der an ihn ergangenen aufforderung folgend, im sept. 1212 in Deutschland erschien, fiel ihm rasch ein grosser teil der fürsten zu. Am 5. dec. ward er zu Frankfurt gewählt und am 9. dec. zu Mainz gekrönt. In dem kampfe der beiden parteien vertritt Walther energisch die sache des kaisers gegen den pabst. Hierher gehören die sprüche 73,13. 48. 75,1-70 und wahrscheinlich auch 69,46. Die spitze kehrt sich dabei überall gegen den pabst und die geistlichkeit, die person Friedrichs wird nirgends angegriffen. Wir wissen nicht, ob sich Walther während dieser politischen tätigkeit dauernd in der umgebung Ottos aufgehalten hat. Jedenfalls ward sie nach seiner eigenen auffassung im dienste Ottos ausgeübt, und er hielt sich für berechtigt, eine belohnung dafür zu verlangen. Seine bitte ihm ein heimwesen zu verschaffen (75,70) 1) blieb erfolglos. Mit entrüstung über den undank Ottos (vgl. 76,1-20) wendet er sich schliesslich wie fast alle früheren anhänger desselben von ihm ab und tritt zu Friedrich über. Wann dieser übertritt erfolgt ist, lässt sich nicht ausmachen. Kurze zeit vor den übertritt gehört vielleicht die strophe 70a,15, in der sich schon unzufriedenheit mit der politik Ottos ausspricht.

Friedrich zeigte sich gleich im anfang freigebig gegen den dichter, welcher selbst bekennt, dass er noch durch nichts eine belohnung von ihm verdient habe (76,3). Diese gunstbezeugungen scheinen aber vorüber

1) Dass es Otto ist, an den sie gerichtet ist, steht allerdings nicht vollkommen fest.

gehend gewesen zu sein, und wir sehen auch nicht, dass Walther dem könige in den ersten jahren durch seine tätigkeit irgend etwas genützt hat, worauf er höhere ansprüche hätte begründen können. Erst kurz vorher, ehe Friedrich zur kaiserkrönung nach Italien zog (im frühling 1220), zu einer zeit, wo er Walthers dienste sehr gut brauchen konnte, scheint sich dieser an ihn mit der nämlichen bitte gewendet zu haben, die ihm früher von Otto abgeschlagen war (76,31). Er erhielt ein lehen von Friedrich, wofür er seinen dank mit lautem jubel ausspricht (76,41). Bald darauf jedoch klagt er, dass ihm nichts davon übrig bleibe, womit er den zehnten bezahlen könne. Jedenfalls aber hatte er nun eine gesicherte existenz, und die periode der unstäten wanderschaft war abgeschlossen. Auf grund der nachrichten über Walthers grabmal hat man vermutet, dass sein lehen in Würzburg gelegen habe.

Wenden wir uns jetzt zu den sonstigen beziehungen Walthers in diesem zeitraume, so ist zunächst hervorzuheben, dass er, wenngleich er den Wiener hof als dauernde heimat hatte aufgeben müssen, doch widerholt auf kürzere oder längere zeit dahin zurückgekehrt ist. 1) Diesem hofe wider anzugehören ist nach einer undatierbaren strophe (71,53) eins von den drei hauptzielen seiner sehnsucht. Nach einer anderen undatierbaren strophe (75,111) ist Leopolds hof einer von den dreien, wo ihm stets ein unterkommen gesichert ist. Daraus lässt sich wol auf ein häufigeres ab- und zugehen Walthers schliessen. Als er mit seinem höfischen gesange kein gehör mehr finden kann, wendet er sich an Leopold als seine letzte zuflucht (75,121. 131). Die bitte an den freigebigen herzog auch seiner zu gedenken (69,16) und der vergleich zwischen dem früheren glanze und dem dermaligen verfall des

1) Vgl. Wackernell, Walther von der Vogelweide in Oestreich. Innsbruck 1876. Dazu Schönbach im anzeiger d. zschr. f. deutsches altert. IV, 1. Wackernell in der zschr. f. deutsche phil. XI, 62.

hofes (69,31) werden jetzt gewöhnlich noch in die zeit von Walthers ständigem aufenthalt in Wien gesetzt, sind aber wahrscheinlich bei späteren besuchen entstanden. Bestimmtere anhaltspunkte für die zeitbestimmung geben uns 69,1. 75,141. 76,21. 69,1 ist wahrscheinlich bei gelegenheit der schwertleite Leopolds verfasst (pfingsten 1200). 76,21 ist zur begrüssung des herzogs bei seiner rückkehr vom kreuzzuge verfasst, aus 75,141 geht hervor, dass Walther sowol zu einer zeit, wo Leopold die kreuzfahrt noch nicht angetreten, aber schon beschlossen hatte, als auch einige zeit nach seiner rückkehr in Wien gewesen ist. Daraus folgt aber nicht, dass er auch in der ganzen zwischenzeit während der abwesenheit Leopolds dort verweilt hat. Leopold brach im juni 1217 nach Palästina auf und kehrte im juli 1219 zurück. Indessen muss bemerkt werden, dass sich die beiden sprüche auch auf den kreuzzug beziehen könnten, den Leopold im jahre 1212 gegen die spanischen Sarracenen und die Albigenser unternahm. Er entledigte sich damit eines gelübdes, von dem schon in einem an ihn gerichteten schreiben des pabstes vom 25. febr. 1208 die rede ist, wobei es ursprünglich und noch im jahre 1210 auf eine fahrt nach Palästina abgesehen war. Die sparsamkeit Leopolds, auf die 75,141 gedeutet wird, lässt sich demnach schon auf die zeit von 1208 an beziehen. Noch ist ein an Leopold gerichteter spruch zu erwähnen (75,151), welchen Lachmann als den ausdruck eines definitiven zerwürfnisses zwischen diesem und dem dichter auffasst und daher als den letzten auf den östreichischen hof bezüglichen spruch betrachtet. Man kann dabei aber auch an einen harmlosen scherz denken und dann fehlt jeder anhalt zu einer zeitbestimmung. Ein aufenthalt Walthers in Oestreich ist uns endlich durch die reiserechnungen Wolfgers (vgl. oben 8. 6) für den 12. nov. 1203 bezeugt. Es ist wahrscheinlich, dass er sich damals auf dem wege von oder nach Wien befand.

75,111 ff. preist Walther neben Leopold zwei an

dere gönner, bei denen ihm stets ein unterkommen gesichert ist. Den einen bezeichent er als den veter, d. h. nach dem gewöhnlichen sprachgebrauch oheim Leopolds. Gemeint ist wahrscheinlich herzog Heinrich, bruder Leopolds VI, der zu Mödling seinen sitz hatte, gestorben 1223. Dass mit dem biderben patriarken Berthold von Andechs, seit 1218 patriarch von Aquileja gemeint sein müsse, ist eine annahme, die man ohne grund immer widerholt hat. Es liegt näher an seinen vorgänger Wolfger zu denken, zumal da jetzt bezeugt ist, dass derselbe schon als bischof von Passau den dichter beschenkt hat. Ein anderer benachbarter fürst, dessen freigebigkeit Walther häufig erfahren hat (nach 75,91) ist der herzog von Kärnthen (Bernhard 1202-56). Aber dass er sich längere zeit hinter einander an dessen hofe aufgehalten habe, ist aus den beiden auf ihn bezüglichen strophen (75,91. 101) nicht zu schliessen.

Neben dem Wiener ist es der glänzendste unter den deutschen höfen dieser zeit, der des landgrafen Hermann von Thüringen, an welchem Walther am meisten verweilt zu haben scheint. Wir haben darüber ausser seinen eigenen gedichten das zeugniss Wolframs von Eschenbach. Dieser beschwert sich in seinem Parzival über die vielen unwürdigen unter dem hofgesinde Hermanns und fährt dann fort (297,24): des muoz her Walther singen 'guoten tac, bose unde quot'; offenbar der anfang eines verlorenen liedes, das Walther am Thüringer hofe vorgetragen hat. Die zeit, in welcher Wolfram diese anspielung machte, lässt sich ungefähr danach bestimmen, dass er an an einer späteren stelle (379,17) von den noch sichtbaren spuren der verwüstung des Erfurter weingartens spricht. Diese verwüstung war offenbar die folge der kämpfe des jahres 1203, in welchem Erfurt durch Philipp eingenommen wurde, der dann darin von den anhängern Ottos belagert wurde. Da demnach diese stelle nicht lange nach der belagerung gedichtet ist, so ist auch die frühere spätestens nicht lange nach

derselben entstanden, vielleicht sogar noch etwas eher. Da wir nun Walther im nov. 1203 in Oestreich finden, so ist sehr wahrscheinlich, dass er schon vorher einmal am Thüringer hofe verweilt hat. 1) Dass er mehrmals dort war, geht aus 75,84 klar hervor. Nach dem ersten, vielleicht nur kurzen, chronologisch nicht genauer bestimmbaren aufenthalte scheint die schilderung des hofes entworfen zu sein, die 68,49 gegeben wird. Bei einem späteren aufenthalte bezeichnet sich der dichter als ingesinde des landgrafen (75,81); das deutet auf längeres verweilen. Nach Eisenach weisen noch die spottgedichte auf Gerhard Atze (71,66. 72,1). Walthers freundschaftliche beziehung zu Hermann zeigt die fürbitte, die er im jahre 1212 für ihn bei Otto einlegt (74,29).

Engere beziehungen hat Walther auch zu dem schwiegersohne Hermanns, dem marggrafen Dietrich IV M von meissen (1195-1220) gehabt. Im interesse desselben wirkt er bei Otto IV nach dessen rückkehr aus Italien (73,10). Vielleicht hatte er sich unmittelbar vorher an Dietrichs hofe aufgehalten. Dieser bringt ihm ein problematisches geschenk aus Franken (70°,1), vielleicht bei der rückkehr nach hause, wo er Walther gelassen hatte; notwendig ist das aber nicht aus den worten zu schliessen. Später beschwert sich Walther über die undankbarkeit des Meissners 74,1-28. Auf aufenthalt in Meissen deutet die erwähnung des klosters Toberlû (55,21).

Die beziehung zu dem grafen von Katzenellenbogen (78,1. 9) setzt man gewöhnlich in die zeit nach der belehnung Walthers, aber ohne zureichenden grund. Die art, wie sich dieser um des grafen gunst bemüht, weist eher auf eine zeit, wo er derselben noch recht bedürftig war. Es ist daher auch nicht ganz sicher, dass Diether II gemeint ist und nicht vielmehr etwa sein vorgänger Diether I. Wann Walther den 77,1 erwähnten abstecher nach Tegernsee gemacht hat,

1) Vgl. Wackernell, Germania XXII, 280.

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