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Verhalten Abraham's war eine That, also ist er um einer That willen gerecht und ein Freund Gottes geheißen worden. (Aehnlich V. 25. von der Rahab.) So werden nun auch sonst biblische Exempel als Beweise angeführt, 5, 10. 11, 17. die Propheten, Hiob und Christus als Beispiele der ausharrenden und von Gott reich belohnten Geduld (denn daß das Télos xvolov nicht das Ende sein kann, das Gott den Leiden Hiob's gemacht hat, sondern der Tod Jesu, ist uns außer Zweifel, f. Jahrb. f. D. Th. Bd. III. 1858. S. 665. Note; wir freuen uns, hier auch mit Lange uns in Uebereinstimmung zu finden, Theolog.homilet. Bibelwerk, 13. Theil des N. T. S. 108.)- und Elias als Beispiel von der Kraft des eindringlichen Gebets. Aber wie er die beiden ersten Beispiele einfach hinstellt, sie durch sich selbst, durchs bloße Hören und Sehen (jenes auf den einer grauen Vorzeit angehö rigen Hiob, dieses auf den der Gemeinde so nahe stehenden gekreuzigten Heiland bezüglich) wirken läßt, so knüpft er an den Elias V. 17. eine echt jacobeische Reflexion: Elias war ein Mensch wie wir; in solcher Weise stellt sonst die Schrift die Propheten uns ja nicht gleich. Luc. 9, 54-56 z. B. wird den beiden erzürnten Jüngern jedes Recht abgesprochen, sich mit Elias vergleichen zu wollen. Jenes Demonstriren ad oculos ist besonders glücklich ausgeführt 3, 3—12.4, 13—17.; Jeder, der gesunde Sinne hat, muß gestehen: „Ja, so ist's", und wenn nur die Gedankenlosigkeit, das Nicht-Aufmerken des großen Haufens daran Schuld ist, daß erst ein Jacobus daran erinnern muß, so ist das ja eben der Unterschied zwischen dem, der eine Lebensanschauung, eine Lebensphilosophie hat, von dem, der keine hat, daß jener, weil er vom höheren Standort das Wirkliche betrachtet, Vieles und Wichtiges erblickt, was dieser, ins Nächste und Augenblickliche versunken und verstrickt, gar nicht gewahr wird.

Beachtung verdient ein dem Jacobus ebenfalls eigener Ausspruch, der auch einen Beweis aus der vor Augen liegenden Wirklichkeit nimmt. Cap. 5, 11. werden die Leidenden damit zum geduldigen Ausharren ermuntert, daß ihnen in Erinnerung gebracht wird: Siehe, wir preisen selig die Dulder. Nicht die wirkliche Seligkeit, sondern die Seligpreisung dient hier als Motiv; diese aber findet statt in der Gemeinde, sei es, daß Jacobus schon bestimmte Hymnen zu Ehren der Märtyrer und überhaupt der im Glauben Heimgegangenen vor Augen hat, was aber schon ein Zeichen späterer Abfaffung des Briefes wäre, oder sei es, daß er nur die Art und Weise im Auge hat, wie in der Gemeinde öffentlich und privatim von den Hingeschiedenen ge

sprochen wird, ein Punkt übrigens, in dem sich ebenfalls eine andere Anschauung kundgibt als z. B. 1 Thess. 4, 13 ff. Der Werth aber, den dieses Seligpreisen der Vollendeten als Motiv für die noch im Leiden Stehenden hat, besteht nicht darin, daß man, um dereinst auch selig gepriesen zu werden, also um des Ruhmes willen, ausharren soll, sondern die Seligpreisung, obwohl sie der Ausdruck subjectiver Empfindung und Gesinnung ist, trägt doch die Bürgschaft ihrer Wahrheit, also die Gewißheit, daß die Seliggepriesenen wirklich selig sind, in sich selbst, weil wir Christen es sind, die solche Seligpreisung aussprechen; dieses auf des Herrn Verheißung sich stüßende Gefühl kann nicht täuschen ein Argument, das Paulus 1 Kor. 15, 17. 18. ebenfalls anwendet; auch ihm ist der Gedanke, daß die in Christo Entschlafenen sollten verloren sein, daß unser Glaube eitel sei, so unmöglich, daß er eben aus dieser subjectiven Unmöglichkeit, dieser Unerträglichkeit des Gedankens auf die objective Wahrheit des Gegentheils schließt. Bei Jacobus nun ist jener Ausspruch darum so charakteristisch, weil es gerade zu der von ihm repräsentirten praktischen Lebensweisheit gehört, in alledem, was thatsächlich vorliegt, auch den Sinn und die Bedeutung wahrzunehmen, die dasselbe in sich trägt. Der Alltagsmensch und ebenso der Idealist, dessen Auge von der Wirklichkeit sich abwendet, weil er in dieser nur das Schlechte, das Geringe sieht, fie gehen gleichgültig an tausend Erscheinungen im Leben, in Natur und Geschichte, in Religion, Wissenschaft, Kunst und Staatsleben vorüber; die praktische Weisheit dagegen findet überall etwas zu lernen, sie sieht im Einzelnen, Zufälligen einen Zusammenhang, eine Bedeutung. So ist dem Jacobus der Umstand, daß die Gemeinde die Vollendeten selig preist, nicht etwas nun einmal Vorhandenes, Uebliches; sinnig betrachtet er diesen Zug im Gemeindeleben und findet in ihm jene Bürgschaft des Seligseins und jenen Impuls zur Geduld und Treue.

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Wir haben das Gemeindeleben genannt. Dieses tritt in der Moral des Jacobus sehr zurück hinter dem, was dem christlichen Leben des Einzelnen als Norm und Motiv vorgehalten wird. Wo vom Zusammenleben die Rede ist, da hat er nur das Sittliche, nicht das Kirchliche, also nicht Fragen über Verfassung und Cultus, sondern die Tugenden der Friedfertigkeit, der gegenseitigen Schonung, der leiblichen und geistlichen Hülfleistung im Auge. Nur die oben herausgehobene Stelle über die Seligpreifung der Todten von der es aber, wie gesagt, zweifelhaft ist, ob sie auf ein Moment des Cultus bezogen,

liturgisch und hhmnologisch verstanden werden darf - und die Stelle 5, 14. 15. deuten nach kirchlicher Seite hin. Hier werden die noεαπρεσβύτεροι τῆς ἐκκλησίας genannt, bie man aut einem Sranfen rufen foll, damit sie über ihn beten und ihn mit Del falben. Es liegt allerdings nahe, hier an die Presbyter und eine amtliche Function derselben zu denfen; man könnte hier einen neutestamentlichen Ausdruck für die Pastoralpflicht des Krankenbesuches finden. Wenn diese Auffassung richtig ist, so ist auch die von Schneckenburger gemachte Bemerkung richtig, daß, da nur die Presbyter und nicht der Bischof genannt ist, die Abfassung des Briefes in eine frühe Zeit fallen muß, wo sich der Bischof noch nicht aus dem Presbytercollegium hervorgehoben hat. Aber es ist auch wohl zu beachten, daß 1) die Salbung mit Del und das Gebet eine Heilwirksamkeit ausüben sollen, welche niemals Sache eines Amtes, sondern nur eines vom Amte ganz unabhängigen (1 Kor. 12, 11: πάντα ταῦτα ἐνεργεῖ τὸ ἓν πνεῦμα διαιροῦν ἰδίᾳ ἑκάστῳ zadas Povλetα) Charisma ist; daß 2) V. 15. nicht gesagt wird, das Gebet der Presbyter und ihre Salbung, sondern das Gebet des Glaubens werde dem Kranken helfen, und daß 3) V. 16. nicht ges fordert wird, der Kranke müsse den Presbytern seine Sünden bekennen, sondern es soll Einer dem Anderen, ả22ý2015, dieses Bekenntniß ablegen, was also wie die folgende Ermahnung: „Betet für einander", jede amtliche Superiorität und Autorität ausschließt und volle brüderliche Gegenseitigkeit anzeigt. Deshalb ist wohl die Ansicht von Theile nicht zu verwerfen, der unter den noɛoßórego nicht ein amtlich bestehendes Collegium, sondern die Alten, die Greise in der Gemeinde, also die Männer der Erfahrung, denen persönlich eine väterliche Würde beiwohnt, verstehen will. Es paßt dies insofern besser zum ganzen Charakter des Briefes, als dann auch in dieser Stelle nur eine sittliche, nicht eine kirchliche Function verlangt ist, nur eine brüderliche Handreichung, die gegenseitig werden soll, nicht ein kirchenamtlicher Act, der zur Prärogative Einzelner gehörte. Freilich bleibt immer eine Schwierigkeit übrig in der Salbung mit Del. Als Universalmittel gegen alle Krankheiten konnte am allerwenigsten ein Mann wie Jacobus das Del empfehlen; aber auch wenn er (s. Huther im Comm. S. 209.) das Salben mit Del nicht eigentlich anordnet (was er unseres Erachtens doch eigentlich thut), sondern es blos als einen Gebrauch stehen läßt, oder wenn er dasselbe nur als Symbol der Geistessalbung beizog, die beides, sowohl die leibliche Genesung als die Sündenbergebung, bewirken sollte, so bleibt es immer höchst auffallend,

daß er hier ein solches Symbol anordnet und Gewicht darauf legt, während er doch z. B. 1, 18. nicht einmal die Taufe neben dem Worte der Wahrheit nennt und ebenso wenig im Zusammenhange mit der Sündenvergebung an das Abendmahl erinnert. Auch in den Evangelien wird nur Marc. 6, 13. von den ausgesandten Jüngern berichtet, daß sie zu ihren Heilungen Del angewendet hätten; da der Herr selbst dieses Mittel niemals angewendet hat (die anderen Evangelisten wissen freilich auch von den Jüngern nichts dergleichen zu berichten), so wäre wohl zu sagen, die Jünger hätten solch ein äußeres Medium noch bedurft, weil ihnen noch der Muth, die Glaubenskraft fehlte, durchs Wort allein eine Heilung zu vollbringen, in ähnlicher Weise hätten nun auch später die Apostel solches Mittel nicht mehr bedurft, wohl aber die Gemeindeglieder. Vielleicht jedoch ist bei der Jacobusstelle nicht sowohl an Marc. 6, 13. als (da dem Verfasser ohnehin die Bergpredigt am meisten präsent ist) an Matth. 6, 17. zu denken, wo das Salben (natürlich mit Del) als eine Art Festschmuck, als Zeichen freudiger, getroster Stimmung erscheint, was in unserer Stelle insofern passen würde, als es der Ausdruck des gläubigen Vertrauens wäre, sich schon wie ein Genesener, der ein Freudenfest feiert, salben zu lassen, noch ehe die Genesung wirklich eingetreten ist. Diese Auffassung hat wenigstens das für sich, daß sie in die ganze Denkweise des Jacobus, wie sie sich uns oben dargestellt hat, am ehesten paßt, während bei jeder anderen eine gewisse Inconsequenz kaum zu leugnen sein würde 1).

Fassen wir schließlich noch die speciellen Sittenregeln ins Auge, die Jacobus giebt, so tritt, gemäß jener auf Erfahrung, Beobachtung und Reflexion gegründeten Lebensweisheit, eine große Anzahl Sentenzen hervor, die entweder dem Jacobus ganz eigenthümlich angehören oder die, auch wenn sie an alt- und neutestamentliche Säße sich anlehnen, denselben doch irgend eine concretere Bestimmtheit, eine schärfere Fassung, eine praktische Wendung und Deutung geben, die sich dann eben in dieser Form ganz dazu eignen, christliche Sprüch

1) In einer von der Jungfrau Trudel gegründeten, seit ihrem Tode von Samuel Zeller fortgeführten, alle Medicamente ausschließenden Heilanstalt in der Schweiz wird der Kranke damit geheilt, daß ihm mit Gebet die Hände aufgelegt und er mit Del gesalbt wird, und zwar geschieht dies in den Versammlungen. Ob das Del wirklich als wesentliches, unentbehrliches Ingrediens gilt, ist uns nicht bekannt; der Grund der Anwendung ist eben nur die Vorschrift des Jacobus.

wörter zu werden. Wir machen. in dieser Beziehung noch auf Folgendes aufmerksam.

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Cap. 1, 19. steht die Regel, es solle jeder Mensch schnell sein zu hören, langsam zu reden, langsam zum Zorn. Man kann nicht schöner, bündiger, behältlicher die Art des Weisen man möchte sagen, die christliche Diplomatie zeichnen, als mit diesen wenigen Strichen. Ueberall aufmerksam sein, Alles, was dem Auge und Ohr sich darbietet, wahrnehmen und sofort still im Herzen bewegen, dagegen aber kein unüberlegtes Wort sprechen, Andere sich ausspre= chen lassen und still sich das Seine merken (sein Theil denfen" sagt man in Schwaben) und erst reden, wenn ein Beruf dazu vorhanden und wenn man seiner Sache gewiß, wenn man auch der Wirkung, die das gesprochene Wort auf Andere ausübt, sich klar bewußt ist: das ist das Verhalten der christlichen Besonnenheit, das uns viel Sünde, viel Verdruß erspart. Welch vielsagendes Wort ist aber auch die Forderung, langsam zu sein zum Zorn! Derjenige Zorn, δεν δικαιοσύνην θεοῦ οὐ κατεργάζεται, ber fein geeignetes Organ der Gerechtigkeit Gottes ist" (Lange), durch den wohl vermeintlich das Unrecht gestraft, in Wahrheit aber vielmehr neues Unrecht gethan, Böses mit Bösem vergolten wird, dieser Zorn pflegt nicht lang= sam zu kommen, er heißt Jähzorn, wie ein Tiger fährt er los und auf seine Beute zu; habe ich also gelernt, zum Zorne langsam zu sein, so kommt es gar nicht bis zum Zorn. Andererseits ist nicht aller und jeder Zorn damit ausgeschlossen (wie Eph. 4, 26.); es giebt auch ein Zürnen, das mich nicht überwältigt, nicht in plötzlicher Hiße ausschlägt, sondern dessen ich vollkommen Herr bleibe, das eben darum erst dann eintritt, wenn das Böse als wirkliches Böses in seinem schlechten Grunde und in seiner Hartnäckigkeit offenbar wird; ein solcher Zorn kann dann im Namen Gottes schelten und strafen, et αlo κατεργάζεται δικαιοσύνην θεοῦ.

Nach 1, 27. besteht der rechte, Gott wohlgefällige Gottesdienst darin, Wittwen und Waisen in ihrer Trübsal zu besuchen und von der Welt sich unbefleckt zu erhalten. Wie schön ist hier das Wort des Herrn individualisirt: Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht! Unzähligemal warnt das A. T. in Gesez, Propheten und Weisheitssprüchen davor, der Wittwen und Waisen Recht zu beugen; Wittwen und Waisen werden damit getröstet, daß Gott ihr Richter, ihr Vater sei; aber durch Jacobus' Wort wird nun der Christ zum Träger und Ausrichter solcher Barmherzigkeit Gottes bestellt. Und

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