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scriungon Li. 'verdorrten' (praet.). Die palatale aussprache des r ist natürlich durch das vorausgehende sc verursacht, das demnach damals auch noch palatal1) war [§].

Ausserdem wird anzunehmen sein, dass im Anglischen palatales rr schon in früh-urenglischer zeit gesprochen wurde in äfirran u. dgl., weil VPs., Ru.2, Li. und Rit. übereinstimmend keine brechung zeigen (auch Ru.1 nicht; das einmalige afyrred ist wohl ws.).

Weniger sicher ist palatales rw [rü] in früh-urangl. *smirujan > smirwan (vgl. gesmirwid Corp.). Auch die w-losen formen haben durchweg i; doch steht nicht fest, wann das w geschwunden ist. Das im Rit. belegte part. gesmearvad scheint neu vom subst. gebildet, zumal das verbum sonst im Spätnordh. das w vollständig aufgegeben hat.2)

Ebenso ist die brechung wohl in andern, z. th. von Sievers 3 $ 160 gesammelten anglischen wörtern mit i vor r+cons. unterblieben (hirtan, čirm, čirnel, gesuirbat u. s. w.), weil diese verbindungen palatalisirt waren (= yţ, rm, în u. s. w.) und daher natürlich keine brechung hervorrufen konnten.

Ferner ist so aufzufassen die von Morsbach (Anglia, Beiblatt VII, 325 f., 329) erkannte theilweise erhaltung des wg. a und a vor nasalen oder nasalverbindungen ij; z. b. in *bināmjan, *brāmil > benaman brāmel, und *sandjan *kambjan > sændan camban, auch in ws. *ranni *hranni > ærn hærn (Anglia, Beibl. IX, 97; auch Sievers nimmt in der neuen auflage seiner grammatik i-umlaut in diesen beiden wörtern an: $ 89 anm. 4). Auch hier war durch einwirkung des folgenden i j im Früh-urenglischen m nd my nn u. s. w. entstanden, und vor diesen palatalen nasalen stand nicht

1) Ueber me. wirkungen des palatalen [§] sieh Morsbach, Me. gramm. § 87 anm. 3, § 109, § 109 anm. 7.

2) Dass im Früh-urenglischen w vor i zu [w] geworden war, sieht man an formen wie meowle streowede u. s. w. (Anglia, Beiblatt IX, 92). In diesen hat das w in jener zeit nämlich den übergang von a zu e nicht verhindert (wie in clawe, awel u. s. f.), so dass durch den späteren i-umlaut daraus e und durch w-umlaut hieraus eo geworden ist. Im siebenten jhdt. ist also [w] wieder zu [w] geworden, denn sonst hätte es e nicht zu eo umlauten können. Die palatale articulation ist ja auch bei den meisten anderen consonanten wieder beseitigt. Der schwund des w vor i in anderen formen oder anderen wörtern, z. b im nordh, ede 'grex, ovile' (= ws. eowde), wird auch nur durch vorherigen übergang von [w] zu [w] erklärt. Unter [w] verstehe ich consonantisches ü, oder "mouilliertes" w, d. h. w mit der zungenstellung des i (vgl frz. lui = [live] [li], Prinz Louis Lucien Bonaparte in Ellis, EEPr. IV, 1115).

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wie vor den rein labialen, den dentalen und velaren nasalen ō und å. Man vergleiche mit dieser erscheinung neuniederländisch hand und handje u. dgl., welche phonetisch [hant] und [hȧntja] sind. Vor dem coronal-praealveolaren [nt] steht das gewöhnliche niederländische tiefe [a], vor dem dorso-alveolarpraepalatalen [nt] aber das hohe [a] von badje (sieh oben).

Nach einer bereits einige jahre alten brieflichen mittheilung Morsbach's ist anglisches fellan (namentlich durchs Me. bezeugt), im unterschiede von dem gewöhnlichen fallan (< früh-urangl. *falljan), aus früh-urengl. *fælljan zu erklären, in welcher form die gewöhnliche tonerhöhung von a zu æ durch einfluss des j, trotz des 7, ermöglicht ist, während sonst im Angl. a vor ll erhalten bleibt (fallan u. s. w.). Auch hier haben wir wieder dorso-alveolare oder dorsoalveolarpalatale articulation des anzunehmen. In unsern wenigen anglischen texten der ae. zeit sind formen mit umlauts-e vor / und und cons. selten; doch begegnen z. b. welle brunnen' im VPs. (neben walle; Zeuner s. 15), belg 'balg, sack' in Ru.1 (nämlich je zweimal belgas beligas, Brown s. 29; Ru.2 hat nur je einmal metbælig metbælge, Li. beanbalgum metbalig), eldra ältere' Ru.', ahêlde 'reclinet' Ru.', cwelmap Ru.' (alle bei Brown s. 29 belegt, neben häufigeren formen mit æ).

Dorsale und mehr oder weniger palatale articulation ursprünglicher "dentale" lässt sich in andern wörtern auch in später zeit noch im Ae. nachweisen. Sie wird durch Cosijn's erklärung von ae. cnicht, siex u. s. w. vorausgesetzt. Ebenso durch die bei Aelfric den formen beah heah dreah leah đeah teah gegenüber eine sonderstellung einnehmenden wörter ehdÿrel, hexsta, nēxsta (Anglia, Beiblatt IX, 73). Dass sie nicht bloss im Ws. vorkam, geht aus altnordh. reht neben cnæht u. dgl. hervor (Anglia, Beiblatt IX 71 ff.). Im Altkentischen vollzieht sich der übergang vor unsern augen. Im Frühkent. haben wir noch Wiohthun (Sweet, OET. s. 636), riaht reoht (s. 536); im spätkent. codex Cott. Vesp. D. VI. aber nur cnihthad, riht, unriht (vgl. Anglia, Beiblatt IX, 69 fussnote). Dass auch im Mercischen in spätae. zeit in der verbindung ht unter ähnlichen umständen (z. b. in riht, liht u. s. w.) dieselbe aussprache bestand, hoffe ich in einem besondern aufsatze zu zeigen.')

Die eben genannte form ehdÿrel bestätigt beiläufig auch das weiter oben über dorso-alveolarpalatales gesagte. Und vielleicht 1) Dieser aufsatz ist inzwischen schon im Beiblatt zur Anglia, bd. X 1 ff. erschienen.

kann dafür auch eine stütze in dem spätmercischen sihpe 'ecce' (für frühmerc. sehde) gefunden werden. Palatales s lässt sich in den im folgenden abschnitt besprochenen ae. wörtern nachweisen.

4. Palatales (mouillirtes) s im Ae.

Ausser in ae. wörtern der eben genannten art (siex, hēxta u. s. w.) lässt sich dorso-alveolarpraepalatales s [s] auch im anlaut an seinen folgen erkennen. Im Beiblatt zur Anglia IX, 95 f. habe ich eine erklärung für ae. silf sylf, sillan syllan, und für solf, sulfer vorgeschlagen, In diesen wörtern und ein paar anderen, die gleich genannt werden sollen, muss s gesprochen worden sein.

Uebergang der verbindung sel- zu sil- lässt sich in ae. zeit im Ws., Merc. und Nordh. nachweisen (neben erhaltenem sěl-). Doch sind die anglischen beispiele wegen unseres sehr beschränkten materials nicht zahlreich, und ausser den schon im Beibl. zur Anglia angeführten kommen wohl keine vor. Im Ws. gilt neben sil- und sel- auch syl-, was auf eine zwischenstufe siel- hinweist. Ausser den schon gegebenen formen sind bei Bosworth-Toller noch belegt syllic (me. süllich sillich) 'seltsam' neben sellic, sylen 'gabe' neben selen, mansilen mansylen 'menschenhandel', sylla 'geber', syllend 'geber' neben selland, Syles ea 'Selsey' neben Seles eu. Ein paar wörter sind nicht häufig genug belegt, so dass wir darum keine nebenformen mit i oder y haben: selma begegnet in den ältesten glossen, seltra in einem spätws. glossar (Wright-Wülker I 260, 17). In andern häufigen wörtern begegnet dagegen nie i oder y.) Namentlich nicht

in sele ‘saal, halle' und seinen zusammensetzungen. Dies erklärt sich daraus, dass sele der umgangssprache früh verloren ging, nur in der dichtung überliefert wurde und daher die lautentwicklung von e zu i, y nicht mehr mitmachte. In den übrigen wörtern mit durchgehend erhaltenem e ist dehnung anzunehmen; nämlich in séld ́sitz, thron', séldan séldum 'selten', séldcup 'seltsam', sélde 'proaula', séldor 'seltener'. Hierdurch gelangen wir zu dem schluss, dass der übergang von sěl-> siel- > sil- syl- nicht bloss jünger ist als der å-umlaut in nordh. seolla sealla, merc. siolla (Anglia, Beiblatt IX, 77 und 96), sondern auch jünger als die dehnung vor ld (Anglia, Beibl. IX, 66 ff.). Die zeitliche folge der veränderungen in den wörtern sellan,

1) Die glosse sylla 'sella' Wright-Wülker 283, 3 ist mir nicht klar. Auch der eigenname Sillende ist noch nicht sicher gedeutet, gehört aber schwerlich hierher.

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K. D. Bülbring, Zur alt- und me. grammatik

seld self ist also seolla, séld, silf. Da nun der älteste beleg für silaus sel-, nämlich sile ich gebe', in einer (mercischen) urkunde erscheint, welche Sweet (OET. s. 454) ums jahr 840 setzt, so erhalten wir auch ein neues mittel zur zeitbestimmung für die vocaldehnungen vor ld u. s. w. Sie hat schon vor dem datum der urkunde begonnen.')

Nun begegnet auch zweimal die form sylla 'besser' (je einmal in der sammelhandschrift von Exeter und in der von Vercelli), für gewöhnliches sella selra salra. Sie scheint auf sella mit gekürztem vocal hinzuweisen. Für diese kürzung kann man vielleicht eine stütze in den im Nordh. vorkommenden leassa 'kleiner' (Li. Ri.) finden, dessen räthselhaftes ea noch nicht erklärt ist. Ich finde nur éinen ausweg hierfür, nämlich die annahme, dass ea d-umlaut von ǎ ist (wie in nordh. geadriga geadrung atgeadre gifreatvad gefeasta; sieh Anglia, Beibl. IX 76 f.).

Im Ae. ist der übergang von e zu i oder y nach s nur in der verbindung sel- belegt, aber nie in secg, secgan, sefa, segn, segnian, segne, seht, sehtan, semnendlice, semninga, sencan, senep, sester, set, seten, setl sepel sedl (jedoch einmal sitlu Metr. Boet. 9, 42), setlan, setnes, settan, segl (siglan geht auf wg. *sigljan zurück) u. ä.2) Es ist daher nicht zu verkennen, dass das s erst durch das folgende / befähigt worden ist, auf das zwischen beiden stehende e zu wirken. Vereinzelt scheint jedoch palatales s auch in secgan gewirkt zu haben. Wenigstens wüsste ich für das bisher völlig dunkel gebliebene me. süggen, das mehrmals in südwestlichen texten (neben siggen und seggen) belegt ist (Stratmann, Dict., und Morsbach $ 109 anm. 4), keine andere erklärung zu geben.

In solf 'selbst' (Ru.) und sulfer 'silber' (Li. Ri.) nehme ich als ursache des übergangs von eo zu o, bezw. von iu zu u palatales s an, weil seine wirkung auf den folgenden diphthong der in geolca > ne. yolk u. ä. gleich ist. So wird man auch annehmen müssen, dass in dem leosan, welches zu leōsan > ne. lose führte, dorsalpalatalesgesprochen wurde.

Der übergang des s zu s ist natürlich durch das folgende e oder i veranlasst und der älteren, urenglischen palatalisation der wg. velare vergleichbar.

1) Und wenn man weiter auf das Nordh. schliessen darf, so ist dort der übergang von swěord > sword (Anglia, Beibl. IX, 68 f.) daher auch älter.

2) Sinod neben senod beruht auf gelehrter beeinflussung durchs Lateinische.

Eine weitere parallele zur entstehung von solf und sulfer ist ac. sotol 'sessel', welches bei Bosworth-Toller mehrmals neben seotol belegt ist, aus dem es hervorgegangen; auch wohl ae. sufona (gen. plur.) 'sieben' welches bei Bosworth-Toller einmal neben siofona seofona nachgewiesen ist und nicht wohl ein schreibfehler sein kann. Ausserdem finde ich bei Stratmann-Bradley soven 'sieben' aus den Lambeth-predigten belegt; doch ist auf diese schreibung nicht zu bauen, da die hs. z. b. auch bore (ae. beoran) hat. Ferner, ebenfalls bei Stratmann-Bradley, je einmal sove ‘sieben' und sovede 'siebente' aus T. Wright's "Popular Treatises on Science", welche ich hier nicht nachsehen kann, so dass ich diesen formen vorläufig nicht traue. Groningen, Niederlande, Febr. 1899. K. D. Bülbring.

DER URSPRUNG DER NEUENGLISCHEN AI-, AU

DIPHTHONGE.

Die frage, wie sich die diphtongirung der me. i, u vollzogen hat, gehört zu den interessantesten und schwierigsten problemen der englischen lautgeschichte. Sarrazin hat ihr im letzten band dieser zeitschrift (XXVI, 229 ff.) einen aufsatz gewidmet, in dem er eine bestimmte gegend als ursprungsort zu erweisen sucht. Er geht von dem gedanken aus, dass ähnlich wie im Deutschen die diphthongierung in in den dialectgebieten, wo sie noch nicht durch alle fälle durchgeführt oder erst bei ei, ou angelangt ist, jünger sein dürfte als dort, wo durchaus volles ai, au gilt oder gar weitere entwicklungsstufen wie a erscheinen. Unter diesem gesichtspunkt prüft er die modernen dialecte, durchmustert hierauf das Mittelenglische, um bestätigung zu finden, und gelangt so zu dem ergebniss, dass die diphthongirung zuerst im westlichen mittelland eingetreten ist und sich von dort über die anderen landschaften verbreitet hat.

Ich kann natürlich nicht ermessen, ob diese lehre beifall finden wird. Da ich mich aber mehr als die meisten fachgenossen mit den modernen dialecten beschäftigt haben dürfte, fühle ich mich verpflichtet, sofort darauf aufmerksam zu machen, dass in Sarrazin's darstellung des dialectischen thatbestandes sich ein irrthum an den

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