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Th. A. Fischer, Leben und werke Alfred Lord Tennyson's. Gotha,
Perthes, 1899. IV, 290 pp. 89. Pr.: geb. mk. 5.
Emil Koeppel, Tennyson. (Geisteshelden 32. bd.). Berlin, Ernst
Hofmann & Co., 1899. 174 pp.
8'. Pr.: mk. 2.40.

Als Hallam Tennyson's Memoir im Oktober 1897 eine mächtige fulle neuen materials zur lebensgeschichte des verstorbenen poet laureate brachte, da lag die hoffnung nahe, diese veröffentlichung könnte den anstoss dazu geben, dass ds leben und wirken des englischen dichters dem deutschen volke in guter darstellung vorgeführt und so der englischen literatur ein zuwachs an freunden gewonnen würde.

Diese hoffnung ist nun erfü lt. Zwei gute Tennysonbiographien liegen vor uns. Ein glücklicher zufall ist's, dass beide arbeiten, die so ziemlich gleichzeitig erschienen, sich gegenseitig ergänzen.

Fischer schildert uns in erster linie, wie der dichter lebte, Köppel zeigt uns vor allem, wie der dichter schrieb.

Es ist dem ersteren prächtig gelungen, die mannigfachen, zerstreuten und zerfahrenen einzelzuge, die das Memoir zusammengetragen, zu einem lebensvollen, plastischen bilde zu vereinigen. Er führt uns in den familien- und freundeskreis des dichters ein, lasst uns selbst in dem poetenhaus heimisch werden, versteht es durch saubere, korrekte und doch künstlerisch warme k einmalerei uns das leben Tennyson's, das so sturmlos und stille dahinfloss wie kaum je eines andern dichters dasein, fesselnd und anziehend zu machen.

Auch Köppel weiss uns zu fesseln, ebenso stark, wenn nicht noch stärker, aber durch ganz verschiedene mittel. Vom privatleben des dichters bringt er nur das unumgänglich nötige. Dafür lässt er uns fleissig dem dichter bei der arbeit zuschauen und lehrt uns alle vorzuge und fehler der aus der künstlerwerkstatt hervorgegangenen erzeugnisse wurdigen. Um uns eine getreue anschauung von dem werden und wachsen des dichtertalents zu geben, scheut Koeppel nicht die muhe, auch die schwer zugänglichen jugendgedichte grundlich zu prufen und uns zu lehren, wie wir an dem selbstgeschnitzten kinderspielzeug den kunttigen bildner erkennen können. Er geht den einflussen nach, die von aussen her auf die schoptangen des jungen pfarrerssohnes gewirkt haben, und schildert uns diese schöpfungen, wie die der spateren jahre in knapper und klarer form. Wie kurz ist Godiva charakterisiert, und doch wie deutlich tritt jedem, der sich schon an dieser kostlichen dichtung gefreut hat, das keusche J. Hoops, Englische studien. XXVI. a

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bild vor augen, das der dichter in uns erstehen liess. Wie wirkungsvoll sind die gegenüberstellungen von Queen Mab und Timbuctoo von Love's Labour Lost und The Princess!

Fischer behandelt nur zwei dichtungscyklen ausführlich, diese aber weit ausführlicher wie Koeppel: die Königsidyllen und In Memoriam. Die besprechung beider dichtungen ist vollständig von der biographie getrennt und füllt die zweite hälfte des buches. Bei der schilderung des gedichtes Merlin and Vivien ist die mitteilung Fischer's sehr wertvoll, dass Tennyson in einem briefe an A. Haman die stelle:

Then fell on Merlin a great melancholy;

He walk'd with dreams and darkness and he found

A doom that ever poised itself to fall,

An ever moaning battle in the mist

World-war of dying flesh against the life,
Death in all life and lying in all love,

The meanest having power upon the highest,

Gerade hier

And the high purpose broken by the worm. als grundgedanken der König sidyllen aufgestellt habe. wäre es sehr dankenswert gewesen, wenn Fischer den wortlaut der briefstellen gegeben hätte.

Bibliographische angaben bringen beide arbeiten, Köppel mehr wie Fischer, dafür finden wir bei Fischer auch ein verzeichnis von deutschen übersetzungen einzelner werke des dichters.

Die Fischer'sche biographie bringt die photographische auf nahme des greisen Tennyson von Elliot & Try, die dem deutschen publikum durch die holzschnittreproduktion bei Wülker bekannt ist, in guter heliotypie, die Koeppel'sche des von Rudolf Leemann gezeichnete brustbild in autotypischer wiedergabe.

Beide bücher werden viel dazu beitragen, Tennyson und mit ihm die englische literatur der neuesten zeit den deutschen lieb und wert zu machen.

Kaiserslautern, Juni 1899.

Br. Schnabel.

Poems by the late John Lucas Tupper. Selected and edited by William Michael Rossetti. London, Longmans, Green & Co., 1897. I bd. XI 80. 102 SS. + Pr.: 5 sh.

John Lucas Tupper ist gewiss in dem strahlenden freundesbunde der Präraphaelitischen brüderschaft die unbedeutendste er

scheinung. Als bildender künstler hat er fast nichts geleistet. Man kennt von ihm kaum mehr als sein denkmal für Linné im museum der Oxforder universität. Er hat sich mit dem bescheidenen amte eines technischen zeichners und zeichenlehrers begnügen müssen. Obwohl er schon vor gründung jener berühmten künstlergenossenschaft verse schrieb, ist doch bis vor kurzem nur äusserst wenig von seinen gedichten bekannt geworden. In der kurzlebigen zeitschrift der präraphaeliten The Germ hat er vier gedichte veröffentlicht: 'A Sketch from Nature', 'Viola and Olivia', 'An Incident in the Siege of Troy' und 'Smoke'. Nunmehr, beinahe zwanzig jahre nach dem tode Tupper's, hat sich William Michael Rossetti der muhe unterzogen, den poetischen nachlass seines freundes zu sichten, um das beste daraus in dem vorliegenden bändchen zu vereinigen. Dieses beste ist nicht immer gut. Einige gedichte sind völlig unreif, andern fehlt die letzte feile, wieder andere sind zu lang ausgesponnen und zeigen zu wenig scharfe pointierung. Tupper's starke liegt im entwerfen farbenprächtiger landschaftlicher stimmungsbilder, nicht in der gefühlslyrik. In der schilderung der waldespoesie findet er oft köstliche töne. So sind 'A warm February' und ‘In a wood' in ihrer art vorzüglich. Das von Dante Gabriel Rossetti so sehr gelobte gedicht 'Eden after sixty centuries' weist manche verwandte zuge mit der dichtweise des verfassers von Eden Bowes auf. Auch das schöne sonett 'Unachieved' erinnert uns stark an denselben dichter, der das gleiche motiv der wunschlosen liebe in so inniger weise besungen hat. Die anmerkungen am schlusse des bandes. geben einige wenige erläuterungen zu verschiedenen gedichten. Zu dem gedichte "The Debit Side' bemerkt der herausgeber richtig, es sei eine parodie zu dem sonett, das er selbst im jahre 1849 verfasst habe, und das auf dem umschlag aller nummern von "The Germ' gedruckt worden sei. Da dies launige gedicht den, der William Michael Rossetti's ernstes sonett nicht kennt, ganz unverständlich 1st, so hatte der herausgeber sein sonett in den anmerkungen abdrucken mussen. Weil dies unterblieb, so will ich hier fur die leser des vorliegenden bändchens das parodierte sonett beifügen.

When whoso merely hath a little thought

Will plainly think the thought which is in him,

Not imaging another's bright or dr

Not mangling with new words what others taught,

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A thing I might myself have thought as well,
But would not say it, for it was not worth"

Ask: "Is this truth?" For is it still to tell
That, be the theme a point or the whole earth
Truth is a circle perfect, great or small!
Memmingen, März 1898.

Br. Schnabel.

GESCHICHTE UND KULTURGESCHICHTE.

Fritz Roeder, Die familie bei den Angelsachsen. Eine kultur- und litterarhistorische studie auf grund gleichzeitiger quellen. I. Mann und frau. (Studien zur Engl. philol. hrsg. v. L. Morsbach IV.) Halle, Niemeyer, 1899. X und 184 s. [S. 1--46 auch dissert. Göttingen 1899].

Dieses lohnende thema findet hier die bisher ausführlichste darstellung. Fleissig und gelehrt sind die stellen der gesetze und der poesie, aber auch der sonst oft übersehenen predigten gesammelt, ferner wohl zum ersten male in solcher vollständigkeit alle ausdrücke des wortschatzes, die sich auf die ehe und die stellung der frau beziehen. Sie schon erlauben z. b. den wichtigen schluss, dass die braut, und nicht der mann, verlobt und getraut wird. Freilich eine grosse anzahl von citaten und wörtern ergibt keinen sachlichen fortschritt; dass sie dennoch nicht fortblieben, wird künftigen forschern unnützes suchen sparen; sie durften aber mehr zusammengedrängt werden. Eheliches güterrecht bleibt ausgeschlossen, einem zweiten teile wergeld, gerichtsfähigkeit, landeigen der frau, todesstrafe an ihr, Vormundschaft vorbehalten. Hoffentlich erscheint dann index oder inhaltsverzeichnis; denn unter 'capitel 1: Verlobung und heimführung' verbergen sich jetzt u. a. liebe, schönheitsideal, ehemotiv, untreue, ehehindernis (aus heidenglauben, nonnenweihe, verwandtschaft), bestrafung unerlaubter ehe, zeitliches verbot für heiraten, einsegnung, concubinat, frauenraub, vielweiberei.

Unter den quellen sind die poetischen am besten gesichtet; hier versucht verf. eigene erklärungen, abweichend von neuesten autoritäten, z. b. betreffend Klage der frau und Botschaft des ge

mahls, und schweift bisweilen in die litteraturgeschichte und die lexikographie ab (hadswæpe 50; gegadorwist 71), gestützt auf gute sprachkenntnis und vertrautheit mit neuester philologie. Fein bemerkt er, Cynewulf idealisire Julianen aus hochachtung mehr vor der heiligen als der frau [teilweise auch aus seinem allgemeinen stil], und die Eva im Satan dürfe nicht zu folgerungen verleiten, weil der dichter ciner ihm mit dem Blickling - Homileten gemeinsamen quelle nur folgt. Er lässt die frauengestalten der dichtung an uns vorüberziehen und trägt keine schuld, wenn sie dem rechtshistoriker nichts zu sagen wissen. Vernachlässigt sind die urkunden, in denen die frau keineswegs so unmündig erscheint, wie sie der verf. schildert. Auch über die frau in der thronfolge wäre einiges zu sagen: Wilhelm I. und Heinrich I. legten wert auf die verwandtschaft mit englischen fürstinnen. Bei den gesetzbüchern hat verf. leider Fränkisches mit Theodors und Egberts namen als echt genommen. In die schwierigen rechtsgeschichtlichen controversen, die sich gerade den ältesten gesetzen anhängen, wagt er sich nicht hinein. Der deutschen litteratur darüber ist er aber aufmerksam gefolgt und versteht die hauptsachen richtig.

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Beim abdruck der quellen sollte er die wortabteilung normalisieren, statt riht ymbrenum, to riht awe (vgl. 69) zu trennen. Dass er jedes citat deutsch übersetzt, verdient lob. Nur brauchte er nicht seine bessere kunde früheren zu unterwerfen: geude landes gab von dem lande' 28, (wo er Kingston und den dom von Canterbury verkennt); swa-swa 'und' 45, borh VI Atr 25 ‘bürgschaft', ueddian sich erwetten' sind fehler seiner vorgänger. Im text versteht er peodcwen richtig, wiederholt aber Grein's 'volksfrau'; er druckt 98 ten Brink ab, um ihn dann in drei punkten zu korrigieren. Eigene übertragungen liefert er tadellos. Also mehr kühnheit!

Der vergleich mit andern germanischen culturen hatte er recht zu unterlassen; nur hätte er manchen allgemeinen gedanken germanischer rechtsgeschichte gangbaren lehrbüchern entnehmen sollen, z. b. dass verstümmelung die todesstrafe ersetzt. Bisweilen trifft er mit historischem blicke richtiges: der concubinat bestand auch rechtlich und ward sogar von der kirche anerkannt (he beo on anre gehealden, beo hit cyfes beo hit awe); bei Wihtræd umfasst unriht hæmed mehr als adulterium und concubinat; bei Cnut II 76, 1 erscheint die frau selbständiger als bei Ine; in den diebstahlbedrohungen spricht der gesetzgeber meist von armen, während die dichtung meist von reichen aristokraten handelt; die hohe achtung vor der frau in der

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