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Die vorliegende abhandlung ist ein ziemlich unveränderter deutscher abdruck eines englisch geschriebenen programms des gymnasiums zu Stettin vom jahre 1897.

Der verfasser behandelt die englischen schulen bis zum 8. jahrhundert. Er stützt sich hauptsächlich auf die untersuchungen von Arthur F. Leach, der im auftrage der Charity Commission über die älteste geschichte des englischen unterrichts licht zu verbreiten gesucht hat. Die ausbeute ist leider ziemlich gering. Wir erfahren dunkel, dass schon im alten Britannien im anschluss an die kirchen und klöster schulen existiert haben, dass auch die Römer solche in den wichtigsten städten gründeten, bis die angelsächsische eroberung alles wieder vernichtete. Dann erzählt der verf. die bekehrung der Angelsachsen und die gründung neuer schulen, die in domschulen, stiftskirchenschulen und klosterschulen geschieden werden. Es ist anzunehmen, dass dieselben, besonders die beiden ersteren, neben geistlichen auch laien unterrichteten. Die erste bedeutende schule war die von Canterbury, aus der Aldhelm hervorging. Berühmte klosterschulen waren zu Wearmouth und Jarrow. Zu Wearmouth erhielt Beda seine ausbildung. Ausserdem war noch von bedeutung die schule zu York. Man lehrte besonders die klassischen sprachen, daneben aber auch die übrigen mittelalterlichen disciplinen, und zwar in dialogischer form. Dass auch zu Westminster und Winchester vor der gründung der heute noch bestehenden "public schools" schulen bestanden haben, ist jedenfalls höchst wahrscheinlich.

Schade, dass der verfasser mit dem 8. jahrhundert abbricht und nicht die geschichte der schulen bis auf William of Wykeham verfolgt! Vielleicht macht er sich noch einmal an diese allerdings nicht leichte aufgabe.

Berlin, Jan. 1900.

Ph. Aronstein.

Eduard Fechtner: John Locke, ein bild aus den geistigen kämpfen Englands im 17. jahrh. Stuttgart 1898. 310 ss. 8". Pr. brosch. mk. 5.

Das vorliegende buch begnügt sich nicht damit, ein bild von dem philosophen Locke zu geben. Es führt uns den denker in seiner gesamtthätigkeit vor, die sich auf alle geistigen fragen seiner zeit, die philosophie, die religiöse kritik, die pädagogik, die politik, die volkswirtschaft und die angewandten wissenschaften, wie die medizin, den ackerbau u. s. w. erstreckt. Hiermit verbindet der verfasser eine eingehende, aus den quellen, besonders den briefen, geschöpfte darstellung seines lebens und charakters, sowie seines anteils an der politischen geschichte England's im zeitalter der restauration und der regierung Wilhelm's III. Den hintergrund zu diesem portrait bildet die darstellung des politischen und geistigen lebens in England und besonders auch in Holland am ausgange des 17. jahrhunderts, das mit verständnis und gründlichkeit behandelt

ist. So erscheint Locke hier auf der einen seite als mensch in der ganzen liebenswürdigkeit und verständigen klarheit seines wesens, anderseits als denker in seiner vielseitigen, überallhin fruchtbare keime ausstreuenden geistigen thätigkeit, durch die er das gesamte geistige leben des aufklärungszeitalters in England beherrscht und zugleich einen grossen einfluss auf die deutsche und französische litteratur und wissenschaft ausgeübt hat.

Das buch ist einfach und klar geschrieben. Allerdings hat der styl oft härten, und viele störende druckfehler enstellen den text. Doch thun diese kleinigkeiten dem werte des tüchtigen, interessanten werkes keinen wesentlichen eintrag.

Berlin, September 1898.

Phil. Aronstein.

O. Schädel, Edmund Burke. Leipzig, Fr. Wilh. Grunow, 1898. 103 ss. kl. 8o.

Der titel des buches täuscht uns eigentlich über den inhalt. Es ist kein werk über Burke, sondern nur eine auszugsweise ubersetzung seiner betrachtungen über die französische revolution mit anmerkungen über die weltanschauung des grossen englischen politikers. In der einleitung wird der allgemeine standpunkt Burke's gekennzeichnet, und seine historische auffassung vom staate der rationalistisch-phantastischen Rousseaus im Contrat social gegenübergestellt. Der standpunkt des verfassers ist ein einseitig und etwas unkritisch bewundernder, und seine auffassung unterscheidet sich durchaus von der John Morleys in seiner ausgezeichneten biographie Burke's in den English Men of Letters. Die anmerkungen enthalten neben sachlichen erklärungen seitenblicke auf heutige zustände und politische fragen.

Berlin, April 1899.

Phil. Aronstein.

CHRESTOMATHIEN UND SCHULAUSGABEN.

English Poems and Proverbs. Für den schulgebrauch ausgewahlt und bearbeitet von J Ph Offermann. Mit anmerkungen und wörterbuch Dresden. Gerhard Kühtmann. 1897. X + 137 ss geb. Anmerkungen 8 ss und wörterbuch 47 ss. gen. P.: mk. 1.20.

Die sammlung ist für das zweite und die folgenden englischen eterichtsjahre an höheren lebranstalten, vornehmlich machenschalen im stane der Leen

ist uninteressant, da das ganze fast nur aus gesprächen besteht, und von characteristik kann kaum die rede sein, da die personen nur verkörperungen von ansichten sind. Der roman ist vielmehr eine philosophische abhandlung im gewande einer erzählung, die wie Voltaire's in demselben jahre (1759) erschienener roman Candide, gegen den seichten optimismus der damaligen philosophen und dichter zu felde zieht und diesem die kehrseite des lebens gegenüberhält. Beide schriftsteller, der Franzose wie der Engländer, kommen zu dem schlusse, dass das einzige, was dem menschen gegenüber dem nicht wegzuleugnenden elend des lebens übrig bleibt, ist, zufrieden zu sein mit dem, was er hat, und ohne klage zu arbeiten oder, wie Voltaire sagt, seinen garten zu bebauen“. Im übrigen aber sind die beiden schriften so verschieden, wie der character des geistvollen witzigen Franzosen, der gegen staat wie kirche die giftigen pfeile seines spottes richtete, von dem des melancholischen englischen moralisten, der in denken und fühlen durchaus conservativ, selbst am aberglauben zu rütteln sich scheute. Einen befriedigenderen eindruck hinterlässt entschieden Johnson's buch, welches voll ist von aussprüchen tiefer und echter lebensweisheit und ganz den stempel der tüchtigen, ernsten natur seines verfassers trägt, den Carlyle nicht mit unrecht in die gallerie seiner helden aufgenommen hat.

Die vorliegende ausgabe ist in jeder beziehung musterhaft. Der text ist nach dem ersten druck (März oder April 1759) hergestellt, nur unter modernisirung der orthographie und interpunction. Die ausführliche einleitung giebt erschöpfenden aufschluss über die abfassungszeit des werkes, seine historische grundlage und quellen, seinen character und seine tendenz und vor allem seinen styl. Johnson's schreibweise mit ihrer vorliebe für lange, ungewöhnliche wörter, besonders fremdworte, und für abstracte, der gegenüberstellung von worten und sätzen, meist in der figur der antithese und oft unter zuhülfenahme der alliteration, ist durchaus characteristisch für den schriftsteller, sowohl was seine stellung zur damaligen als auch zur heutigen litteratur angeht. Seine prosa ist klar, kräftig und wohlklingend, allerdings auch einförmig und etwas schwerfällig.

Die anmerkungen am schlusse geben sachliche und worterklärungen, weisen die quellen im einzelnen nach und führen parallelstellen an aus den übrigen schriften Johnson's, besonders den zeitschriften, sowie aus den aussprüchen in seinem leben von Boswell.

Berlin, Febr. 1897.

Ph. Aronstein.

Essays on the Novel as illustrated by Scott and Miss Austen, by Adolphus Alfred Jack. London, Macmillan, 1897. XIII, 297 SS. 8. Pr.: 5 sh.

Was wir hier vor uns haben, ist nicht, wie man erwarten möchte, eine gründliche studie über die stellung Scott's und der Austen in der entwicklung des englischen romans und über den einfluss, den ihre vorgänger auf beide geübt, sondern nicht viel mehr als eine reihe von recht lesbaren aber nicht allzu tiefen feuilletons über die

kunst beider autoren. Scott wird hier stark überschätzt, Miss Austens bedeutung wird nicht mit vollem verständnis gewürdigt. Es fehlt dem buche nicht an einer reihe guter gedanken. Wissenschaftlichen wert besitzt es nicht.

Kaiserslautern, Okt. 1898.

Br. Schnabel.

Heinrich Gillardon, Shelley's einwirkung auf Byron. Heidelberger doktorschrift. Karlsruhe, M. Gillardon, 1899. pp. 114. 8". Dem verfasser ist es gelungen, die regen wechselbeziehungen und den geistigen gedankenaustausch der beiden dichter, der sich noch in ihren werken dokumentiert, in ausführlicher weise und mit einer reichen fülle von einzelnen beispielen uns vor augen zu führen. Er gruppiert die einzelnen partieen seiner beweisführung in einwirkungen 1) im persönlichen verkehr, 2) in ihrer weltanschauung, 3) in sonstigen motiven und 4) des Shelley'schen jugendromanes St. Irvyne auf Byron's Manfred, eine von Gillardon neu aufgedeckte hypothese von der mutmasslichen quelle des vielumstrittenen dramas.

Nach sehr knapper erledigung des persönlichen verkehrs der beiden poeten wendet sich G. zu, ihrer weltanschauung, von Donners monographie über diesen gegenstand ausgehend, und weiss hiebei besonders den einfluss Shelley's auf die 2. hälfte von Childe Harold III sehr klar und richtig darzustellen. Beachtenswert ist seine wiederholte hervorhebung des umstandes, dass Byron motive, die zweifellos von Shelley ausgehen, vor diesem litterarisch verwertet; so das prometheus-motiv, das Byron von Shelley hergenommen hat (p. 33), wenn wir auch die p. 35 aufgestellte hypothese for unwahrscheinlich halten. Auch die grundzuge der entwicklung in Shelley's pantheismus sind folgerichtig vorgeführt, sowie das resumé (p. 53) der auffassung Shelley's uber substanz, Gott, natur, und wieso Byron von ihr beeinflusst ward. Bei der philosophie uber leben und tod scheint uns autor jedoch zu weit zu gehen, wenn er direkte beeinflussung Byron's wahrnehmen will bei gedanken, die in der weltlitteratur allgemein zu finden sind, die Byron in ähnlicher weise schon früher ausgesprochen hat, die bei dem innigen geistesund gemüts-zusammenleben der familie Shelley mit dem dichterLord in Genf ihren ausdruck bei beiden in ahnlicher oder derse,ben weise finden mussten, ohne dass sich immer bestimmt nachweisen

lässt,

wer der geistige urheber gewesen. So decken sich die schilderungen des gewitters im hochgebirge in bildern und similes so ziemlich, wobei allerdings auffällig ist, dass diese schilderung mit einer solchen in dem längst vergessenen jugendroman Shelley's St. Irvyne (p. 69) übereinstimmt. Doch ist dagegen wieder anzuführen, das die darstellung der hochalpen-scenerie bei dichtern von gleicher geistiger und gesellschaftlicher bildung auch ungefähr ähnliche ausdrücke und motive zeitigen mochte.

Damit kommen wir zu Gillardons Novum: die langgesuchte haupt-quelle zu Manfred sei jener jugendroman Shelley's. Wir müssen gestehen, dass die einzelnen deduktionen und zur beweisführung fast zu reichlich angeführten parallelen scharfsinnig und meist schlagend nachgewiesen sind. Jedoch konnte G. uns nicht sicher überzeugen, dass St. Irvyne wirklich diese gesuchte quelle sei, was er übrigens in richtiger zurückhaltung auch nicht beansprucht, da er uns » die Manfred-frage, wenn auch nicht gelöst, so doch den weg zu ihrer lösung gezeigt zu haben glaubt,« ein anspruch, den wir ihm mit dank für seinen wertvollen beitrag zur quellen- und stoffkunde der beiden grossen romantiker jedenfalls zuerkennen müssen. Dazu kommt, dass er besonders die geistigen beziehungen zwischen Shelley und Byron's Cain, auf die ja schon Thomas Moore hindeutete, in systematischer weise (bs. p. 76–80) entwickelt und im anschluss an Kölbing eine überzeugende fülle von übereinstimmung (cf. p. 71), besonders der auf Shelley zurückgehenden pantheistischen anschauung in Manfred gegeben hat. Sein fingerzeig zur lösung der quellen-frage des Manfred wäre so zu deuten, dass man die ungefähre summe von episoden und motiven aus der jugendlektüre Byron's kennen lernen muss, um mit sicherheit das eventuelle vorbild zu Manfred festzustellen, da ja bekanntlich solche gestalten, scenerien und hyperromantische begebenheiten, wie sie in St. Irvyne spuken, in den vom jungen Byron verschlungenen romanen jener zeit zahlreich aufzufinden sind, und zunächst die zwei oder mehr quellen zu St. Irvyne selbst festgestellt werden müssen, die dann vielleicht als die gemeinsame für beide sich erweisen. Möge der junge gelehrte fortfahren, seine forschungen diesem dankbaren gebiete auch ferner zuzuwenden!

Bamberg, 30. Dez. 1899.

Richard Ackermann.

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