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manche kleine besserung zufliessen wird; manches hätte Brandl wohl selbst schon berücksichtigen können, jedoch ich muss bekennen, es ist bei dem ungeheuren materiale für den einzelnen nicht leicht zu vermeiden, dass er hie und da bereits vorgeschlagene besserungen ribersicht; man darf unter diesen umständen nicht erwarten, dass liese für das grosse publikum berechnete ausgabe in jeder einzelheit auch den standpunkt unsrer heutigen forschung wiedergibt. Freilich wäre dies wünschenswert, da ja der genaue sinn dessen, was Shakespeare sagen wollte, auch für den laien nicht gleichgiltig sein kann. So, wenn ich beispielsweise aus Hamlet ein paar fälle herausgreife, wird man wohl zugeben, dass es bei diesem viel kommentierten and erörterten drama, über dessen einzelheiten so viel diskutiert worden ist und noch diskutiert werden wird, nicht einerlei ist, wie ler wortlaut im einzelnen übersetzt und erklärt wird. Die antwort Hamlet's auf die anrede des königs I, 2, 65 » A little more than kin, and less than kind übersetzt Schlegel-Tieck »mehr als befreundet, weniger als freund, was Brandl noch dazu in einer anmerkung als >vortreffliche wiedergabe des englischen wortspieles more than kin geschlechtsverwandt) and less than kind (freundlich gesinnt)< gut heisst; nun ist diese übersetzung aber entschieden falsch (siehe Shakespeare jahrbuch XXXI), und der sinn ist nach englischem sprachgebrauche vielmehr: ein wenig mehr als blos vetter bez. neffe (da er ja auch noch stiefsohn ist), jedoch weniger als wirklicher (d. h. leiblicher) sohn, also metrisch etwa:

>mehr als verwandt, doch weniger als sohn, oder
>wohl mehr als vetter (neffe), weniger als sohn.<<

III 1, 152 sagt Hamlet u. a. zu Ophelia: »and you lisp, and nickname God's creatures and make your wantonness your ignorance,< das heisst nicht und ihr lispelt und gebt Gottes Kreaturen verhunzte namen und stellt euch aus leichtfertigkeit unwissend<; das lispeln 1st zunächst mit wantonness, d. h. hier nicht leichtfertigkeit sondern koketterie, in beziehung zu setzen; das lispeln ist wie andere. affektierte sprachfehler sprachpsychologisch eine altbekannte er scheinung (man vgl. Chaucer, Canterb. T. Prol. 264 f. Somwhat he listed for his wantonnesse To make his english swete up on his tongue). Der sinn ist also wohl der: indem ihr lispelt thut ihr so als ob ihr es in aller unschuld nicht anders konntet, während es doch eigenthich nur aus koketterie geschieht. Die worte gebt Gottes kreaturen verhunzte namen hat hier aber doch gar keinen verstandlichen sinn; to nickname heisst bei Shakespeare mit einem falschen namen

oder unrichtig, mit unrecht benennen oder hier mit unrecht eine benennung herbeiführen, d. h. also ihr macht, dass man euch mit unrecht als Gottes geschöpfe bez. als das bezeichnet, als was Gott euch geschaffen hat, oder ihr macht den namen »Gottes geschöpfe << zum gespött, oder dergl. Es ist dies die natürliche fortführung des vorhergehenden vorwurfes: Gott hat euch ein gesicht gegeben und ihr macht euch ein anderes.

IV 5, 45 Conceit upon her father heisst nicht »anspielung auf ihren vater,<< was an der stelle keinen sinn hat und nur zu einem missverständnis des vorhergehenden führen kann, sondern nach damaligem sprachgebrauche »eine gemüts- oder geistesstörung in folge des todes ihres vaters.« V 2, 214 erwiedert Hamlet auf die meldung des edelmannes: »der könig und die königin und alle sind auf dem wege hierher<<: In happy time, d. h. nicht »in Gottes namen << sondern à la bonne heure oder »eben recht.<<

Solche fälle liessen sich in masse vorführen und wie aus dem besonders viel kommentierten Hamlet auch aus den übrigen dramen. Wenn nun z. b. heute ein schauspieler eine Shakespeare'sche rolle studiert, wird man ihm gewiss vor allem raten, die vorliegende ausgabe zu rate zu ziehen; er wird aber wohl annehmen, dass ein text, den ein spezialist von dem ansehen Brandl's durchgesehen und mit anmerkungen und berichtigungen versehen hat, nun wirklich den sinn des Shakespeare'schen wortlautes so zutreffend wiedergibt, als ihn die heutige wissenschaft überhaupt wiedergeben kann. Dass dies aber nicht der fall ist, dass die berichtigungen nur gelegentlich angebracht und massenhaft unrichtiges unbeanstandet stehen geblieben ist, daraus ist Brandl zwar kein vorwurf zu machen, aber hervorgehoben muss es doch werden. Hätte Brand gar nichts als den revidierten Schlegel-Tieck'schen text und dazu seine einleitungen gegeben, so wäre dies allein schon sehr verdienstlich gewesen; dass er ausserdem noch eine menge notizen, erklärungen und berichtigungen hinzu gegeben, war dann doppelt dankenswert; allerdings hätte m. e. Brandl im vorworte aber dann nicht sagen dürfen: »>wo die übersetzer geirrt haben, ist es in einer anmerkung unter dem text vermerkt, mit beifügung der richtigen übertragung.<< Das muss doch notwendig das publikum irre leiten. Ein in dieser weise durchcorrigierter und durchcommentierter deutscher Shakespeare ist nach wie vor ein dringendes bedürfnis; einen solchen zu liefern ist freilich keine kleinigkeit und erforderte jahrzehnte emsigster arbeit; aber geleistet wird sie einmal werden.

müssen. Dass Brandl diese arbeit in dem ihm eng gesteckten rahmen, dem umfange und der zeit nach, nicht geleistet hat, sei ihm wie gesagt, nicht zum vorwurf gemacht; im gegenteil, ich glaube, wir haben allen grund ihm für das, was er thatsächlich geleistet, aufrichtig zu danken. Rom ist auch nicht in einem tage gebaut worden.

Sehr wünschenswert wäre es, wenn in gleicher weise auch die Poems in guter deutscher übersetzung und erklärung nachfolgten, gedichte die man leider vielfach unterschätzt, weil man sie zu wenig kennt; die einfältigsten urteile schreibt da oft eine litteraturgeschichte oder Shakespeare-biographie der andern nach, und ich glaube beinahe, eine solche neuausgabe würde heutzutage manchen wie eine neue entdeckung erscheinen; ein litterarischer spassvogel könnte damit die probe machen, dass er etwa Venus und Adonis oder Lukrezia anonym erscheinen liesse!

Freiburg i. B., 25. Juni 1899.

A. Schröer.

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Thomas Otway's The History and Fall of Gaius Marius“ und Garrick's,,Romeo and Juliet in ihrem verhältnis zu Shakespeare's ,,Romeo and Juliet" und den übrigen quellen. Dissertation von Willy Schramm. Greifswald. Druck von Julius Abel. 1898.

Although Garrick's version of Romeo and Juliet has no literary value whatever at the present day, and may practically be considered as dead, it is yet of some interest historically; for it fully characterises the period at which it was written a period when the majority of the play-going public was blind to the beauties of the great master's work and shows us Garrick in a twofold light: as an able manager who thoroughly knew the tastes of the time, and as a man with a love for the older dramatists. His version is an outcome of these two qualities: he wanted to bring Shakespeare once more before the public, but knew that the literary taste was too little developed for the public to appreciate Shakespeare in all his freshness and beauty. If we bear this in mind we shall feel inclined to thank Garrick for his work as by it he prepared England for a full appreciation of the finest dramas that have been written.

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Hence it was a good plan of Dr. Schramm and his adviser to examine the version more closely, and to compare it minutely with the original play. Not unfitly he has drawn a second play into the

comparison, Otway's impudent theft The History and Fall of Gaius Marius, a drama which bears such close resemblance to Romeo and Juliet that the author must have been thoroughly convinced of the temporary decay of Shakespeare's fame and the consequent unacquaintance with his work. Otway's play does not stand high enough to make us forget the plagiarism, and consequently it possesses only such importance as can attach to the work of a plagiary who could write fine and original dramas if the chose. As a study of two literary curiosities Herr Schramm's dissertation must be welcomed. We greet in it the first work of a man whom we shall hope to see apply his literary taste and acumen to many a subject of greater importance.

In both cases Dr. Schramm investigates which editions of Shakespeare the two authors used. In the case of Otway he carcfully points out which parts of Romeo and Juliet were copied by the plagiary. He also examines where Otway sinned against the rules commonly observed by tragic poets, and gives an exhaustive account of the contents of the play, which contains two plots. The contents of Garrick's version are of course not given but the resemblances and divergences are minutely examined. The divergences are chiefly caused by omissions and alterations; only in two cases by important additions. The best known of these changes are those of the 5 th act, especially the version of the death-scene (V 111. 118) in which Juliet awakes for a moment and Romeo dies in Juliet's arms under these words:

She is my wife, our hearts are twin'd together.
Capulet, forbear; Paris, loose your hold;
Pull not our heart-strings thus: they crack,
O Juliet Juliet!

they break.

Dr. Schramm not merely states the divergences but also gives his opinion about the literary value of these changes; in most cases I quite agree with him, but in the case of Garrick's omission of Romeo's love for Rosaline I am on the side of those who consider this first love as a proof of Shakespeare's great knowledge. of the human heart and character. It was in Shakespeare's source, and Herr Schramm thinks the dramatist was mistaken in introducing it into his play. Here is his opinion: »So war es wohl kaum notwendig, Romeo als in Rosaline verliebt darzustellen, und doch viel natürlicher, wenn Romeo wie bei Garrick, Julie sieht, und seine ganze, leidenschaftliche liebe entflammt wird, die dann ewig bis zum

ende fortdauert, als wenn Shakespeare uns einen schwärmerischen, über seine eigenen inneren gefühle nicht klaren jüngling vorführt.«< Perhaps Herr Schramm will find out, when he has grown a little older, that most people do not marry their first loves, and that Shakespeare showed he knew man when he told us of Romeo's calf-love.

Much care has been bestowed upon this dissertation, which deserves the attention of all interested in the English drama. Nymegen, 1899. A. E. H. Swaen.

Gray's English Poems, original and translated from the Norse and Welsh, edited with introduction and notes by D. C. Tovey. Cambridge, University Press, 1898. XVI, 290 ss. 80. Pr.: 4 sh.

D. C. Tovey, dessen vorzügliche Thomson - ausgabe ich in diesen blättern besprochen habe, und dem wir bereits eine wertvolle arbeit über Gray und seine freunde verdanken, bietet uns im vorliegenden bändchen einen reichhaltigen und guten kommentar zu Gray's dichtungen. Die entstehungsgeschichte der verschiedenen gedichte, die lesarten der einzelnen handschriften, die lebensgeschichte der in den gedichten erwähnten personen, die erklärung seltener worter, die hinweise auf parallelstellen und auf die vorlagen Gray's, welche Mitfords gründliche forschungen auf diesem gebiete vielfach erganzen, füllen nicht weniger als 210 enggedruckte seiten, während die gedichte in weitem druck auf nur 79 seiten platz finden. Zu tadeln wäre nur an zwei stellen (s. 81 u. s. 91) die ungenaue form diplomatischer angaben. Der verfasser gebraucht beide male bei angabe von lesarten den ausdruck »Wenn ich mich recht erinnere«. Sehr bemerkenswert sind die hinweise auf die beeinflussung von Macpherson durch Gray's dichtung s. 207).

Kaiserslautern, Okt. 1898.

Br. Schnabel.

S. Joanson, History of Rasselas, Prove of Abycunia. Edited with 1troducion and notes by O. F Emerson New-York, Henry Holt and Company

1895 LVI + 179 ss 16 m

• Von

Johnson's philosophis e roman, die geschitte des pritizen Rassi Abyssinen, ist em duas characteristis hes erzeugnis de, kunst des 18 jär derts. Scine Fedeut..g ist keine eiger'a h dichters he, denn die he.. 1

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